Der Fluch treffe die Feinde! Ein Psalm voller Verwünschungen nach Ps 109

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aus HSA: "Die Psalmen Israels"

Der Fluch treffe die Feinde!
Ein Psalm voller Verwünschungen
(Ps 109)

Sinn: Man hat in den David-Psalmen 7, 35, 69, 109 eine "furchtbare Stufenleiter" gesehen, auf der gleichsam die Verwünschung und Verfluchung der Feinde hinaufsteigt und sich immer unverhüllter, konkreter, krasser zu Wort meldet. Wer aber insbesondere in den Versen (6-19 unseres Psalms Äußerungen "wilder Fantasie" oder "ohnmächtiger Wut" erblickt, hat den Psalm nicht verstanden. - Aber kann auch ein solcher Psalm "Gottes Wort" sein? Hätte man ihn nicht besser weggelassen? Ist er nicht unvereinbar mit der Ethik Jesu, etwa in der Bergpredigt? - Hier zeigt sich wieder einmal, wie entscheidend wichtig es ist, die Bibel heilsgeschichtlich zu verstehen. Nicht alles liegt auf einer Ebene und führt im gleichen Maß zur Erkenntnis Gottes und Christi. Manche Texte enthüllen vielmehr das Wesen des Menschen. Es gibt eine fortschreitende Enthüllung Gottes und seiner Pläne vom AT zum NT und von den Evangelien zu den Apostelbriefen und der Offenbarung. Am deutlichsten enthüllt Gott sein Wesen im Johannesevangelium und im 1. Johannesbrief und seine Pläne und Geheimnisse und Ziele in den Paulusbriefen.

Weil man sich so schwertat mit den Versen 6-19, sind manche Ausleger dem Gedanken gefolgt, hier handele es sich um ein Zitat. Es seien nicht Worte des Beters, sondern der Psalmist zitiere hier die bösen Worte seiner Feinde. (So fassen es z. B. E. Kautzsch, A. Weiser, H.-J. Krause auf, während A. König, H. Lamparter, A. Dächsel u. a. es ablehnen.) Ich stimme Lamparter zu, wenn er fragt, ob bei dieser Auffassung (6-19 sei ein Zitat) "nicht der Wunsch der Vater des Gedankens war", und wenn er darauf hinweist, es finde sich zwischen V. 5 und V. 6 "nicht die Spur einer Andeutung, dass der Psalmist im Folgenden nicht mehr seine eigenen Gedanken aussprechen wolle". - Außerdem ist zu sagen: Wenn der Wunsch nach Vergeltung böser Taten der Feinde nicht wirklich im Sinne Davids und anderer Psalmisten sein könnte, dann müsste man sehr vieles in den Psalmen zum Zitat erklären! Nein, das Denken in den Kategorien "Lohn - Strafe - Vergeltung" (negativ, aber auch positiv) hat seinen festen Platz im Worte Gottes - von den Psalmen über Mt 6:18 - Mt 7:21-23 - Mt 25:45-46 - Röm 2:5-10 bis ins letzte Kapitel der Bibel (Offb 22:12). Sogar im Munde Jesu gibt es Fluch (Mt 25:41) und bei seinem Kommen tritt er als Vergelter auf (2Thes 1:6-10 - Offb 19:11-16). Bei seinen Jüngern, in seiner Gemeinde aber soll Neues, Besseres gelten: Gnade - Liebe - Vergebung statt Lohn - Strafe - Vergeltung (vgl. Joh 13:34 - Röm 12:9-21 - Gal 5:22). Wo Gottes Geist Einzug hält, wird es möglich.

Unser Psalm enthält auch Prophetie, die hinweist auf den Verräter Judas (V. 8, er wird in Apg 1:20 zitiert). Weitere Psalmworte, die prophetisch auf Judas hinweisen, sind Ps 41:10 - Ps 55:13-15 und Ps 69:26.


Siehe auch:
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📕 Der Fluch treffe die Feinde! Ein Psalm voller Verwünschungen nach Ps 109 (H. Schumacher)