Das neue Leben unserer Ureltern

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Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 3)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1969

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Satans Ursprung, Werke und Ziel

Beginn der Heilsgeschichte der Menschheit

5. Das neue Leben unserer Ureltern

Geistliche Segnungen

Nachdem wir nun so lange bei unseren Ureltern im Paradies verweilten und im Geist die dortigen Vorgänge miterlebten, wollen wir jetzt in derselben Weise auch an ihrem Leben nach ihrer Austreibung aus dem Paradies teilnehmen. Wenn wir fragen, wie sich dasselbe gestaltete, so können wir im voraus sagen, dass es in wahrem und guten Sinne des Wortes ein neues Leben war. Gewiss, die gerichtlichen Folgen ihres Ungehorsams blieben ihnen nicht erspart. Es wäre aber unzutreffend anzunehmen, sie hätten die ihnen verbleibenden Lebenstage nur noch bedrückt, reuevoll und hoffnungslos, in Mühsal und Leiden vollbracht, wie dies in Wort und Bild fast ausnahmslos dargestellt wurde.

Dass Gott sie einem unglücklichen Dasein übergeben hätte, konnte aber schon deshalb nicht sein, weil ja die Tat ihres Ungehorsams nicht ursächlich von ihnen ausgegangen war, war sie doch von Gott zuvor in Seinem Vorsatz eingeschlossen. Es ist deshalb verständlich, dass Adam und Eva auch außerhalb des Garten Eden noch weiter unter den Erweisen von Gottes Liebe und Barmherzigkeit standen. Diese waren ihnen ja auch so unmittelbar vor ihrer Austreibung widerfahren, dass ihr Segen sich unmöglich nur auf die ganz kurze Aufenthaltsdauer im Garten beschränken konnte. Hierzu ist auch bedeutungsvoll, dass der größte Barmherzigkeitsakt, die Verheißung des Retters mit der Bekleidung durch Tieropfer, nach ihrem Fall von Gott vollbracht wurde.

Wie wahr das ist, können wir auch feststellen, wenn wir ihr neues Leben von der seelischen und der geistlichen Seite aus beurteilen. Von der ersten aus gesehen hatten sie zwar einen großen Verlust erlitten. Dieser kann, in beschränktem Sinne, mit dem Wort aus Offb 18:14 beschrieben werden, wie es zu Babylon geredet ist: "Und deine (ihre) Obstzeit, die Begierde der Seele, ging dahin von dir (ihnen)..." Ja, diese von seelischem Luxus überreichen paradiesischen Genüsse mussten sie dahinten lassen. Denn statt des Gartens Gottes wurden sie nun auf einen Acker mit Dornen und Stechkraut gestellt.

Wenn wir aber ihrem Leben vom geistlichen Standpunkt aus nachforschen, so sehen wir sie nun unendlich bereichert im Osten wohnen. Kurz vor ihrer Austreibung hatte ihnen Gott mit der Verheißung des Retters und mit der Gabe der ersten Tieropfer und der damit verbundenen Bedeckung ihrer Blöße eine reiche geistliche Segensquelle eröffnet. Diese floss nun gleichsam aus dem Heiligtum weiter für sie ins wahre Leben. Sie standen wohl noch wie während ihres anfänglichen Wohnens im fortdauernden Genuss köstlicher, ihnen verbliebener rein seelischer Früchte. Aber zu diesen kamen jetzt auch erstmalig reine geistliche Segnungen. Trotzdem Gott Seine ersten Menschen von nun an auf einen von Gerichtsauswirkungen beschatteten Weg stellte, war dies aber zugleich auch der Pfad, auf dem Er sie innerlich, also geistlich, vorwärts bringen konnte. Für diese weisheitsvolle Erziehung hätte sich das Paradies mit seinen vor der Kränkungstat empfangenen nur seelischen Segnungen gar nicht geeignet. Zum Erkennen dieses vorzüglicheren Lebens unserer Ureltern, zu dem nun besonders geistliche Segnungen gehörten, bedarf es einer Umstellung auf geistliche Gesinnung. Leider sehen heute viele seelisch orientierte Gläubige in den früheren paradiesischen, allein seelischen Gaben, das Höchste.

Nun enthielten die Tieropfer neben den geistlichen auch eine ganz praktische Gabe für das tägliche Leben der ausgetriebenen Menschen. Von dem Tage ihres Ungehorsams an benötigten sie Kleider, nicht nur zur Bedeckung ihrer Blöße, sondern auch als Wetterschutz, woraus hervorgeht, dass zu der Lebensmühsal auch Wetterunbill gehörte. Ihre selbst angefertigten Schurze aus Blättern waren ja ohnehin auch dazu völlig untauglich. Doch mit den ersten Tierfellen hatte sie Gott zur künftigen und rechten Anfertigung ihrer Bekleidung angelernt, denn es heißt 1Mo 3:21, dass Er ihnen Röcke aus Fellen machte. Ja, so väterlich sorgte Gott auch für ihren äußeren Menschen. Doch welch einen Reichtum geistlicher Segnungen gab Er ihnen erst auf den neuen Lebensweg für den inwendigen Menschen mit! Dieser stand nun schon unter Seinem Heilprinzip: Gnade durch Gericht.

Im Folgenden wollen wir die geistlichen Segnungen der Reihe nach durchgehen. Wir beginnen mit den:

Segnungen des verfluchten Ackerbodens

1Mo 2:15 lesen wir, dass der Mensch den von Ieue Alueim Selbst gepflanzten Garten (V. 8) zu bedienen und zu bewahren hatte. Wie mühelos erntete deshalb Adam damals die mannigfaltige und gute Frucht des Paradieses, wenn wir an die wunderbare Bewässerung (1Mo 2:6.10) und den reichlichen Sonnenschein denken. Keine Dornen und Disteln, noch irgendeines dergleichen entzogen dem Boden die Kräfte und kosteten den Menschen Mühe und Arbeit zu ihrer Niederhaltung. So wuchsen Adam dort herrlichste Früchte geradezu in den Mund. Gott vollbrachte zum Lebensunterhalt Seiner beiden Menschenkinder sozusagen alles Selbst, so dass für Adam nichts mehr zu tun übrigblieb, als zu pflücken. Doch was auch heute noch gilt: "Was nichts oder nicht viel kostet, wird im allgemeinen wenig geschätzt", das war wohl auch auf Adam anwendbar.

Außerhalb des Gartens Eden war dies jedenfalls für Adam anders gekommen, denn fortan aß er auch das Kraut des Feldes. Jetzt musste er sich um sein tägliches Brot selbst mühen, und zwar im Schweiße seines Angesichtes. Gott ließ ihm auch auf dem fluchgetroffenen Ackerboden die hartnäckigsten und mit erstaunlicher Vermehrungsfähigkeit ausgerüsteten Unkräuter wachsen: Dornen und Stechkraut (Disteln). Jetzt erst mag ihm die Schönheit des Gartens Eden so recht aufgeleuchtet sein, und es wird ihm schmerzlich bewusst geworden sein, wie Ieue Alueim nach seiner Erschaffung so väterlich treu für ihn gesorgt hatte.

In seiner Intelligenz wird er aber auch eingesehen haben, dass er bei stetem Bleiben im Paradies mit seinem Überfluss nie zur Wertschätzung dieser Gaben gelangt wäre, und dass diese ihm durch die Erfahrung des Üblen und den damit verbundenen mühseligen Kampf ums tägliche Brot aufgeschlossen wurde. Weiter hätte er auch dem Schöpfer und Geber dieser Gaben niemals so dafür danken können, wie er dies nachher tun konnte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er diesen versäumten Dank dann draußen nachholte und Gott damit eine erste bedeutende, Ihn erquickende geistliche Frucht von den ihm geschenkten Segnungen erntete.

Einen weiteren Segen der mühevollen Arbeit auf dem verfluchten Acker erkennen wir darin, dass Gott den Adam nicht zu zurechtbringender Züchtigung in irgend ein Gefängnis einsperrte, wo er unter harten und seine Gesundheit schädigenden Bedingungen hätte arbeiten müssen. Im Gegenteil, Er begegnete ihm in Gnade mit dem Auftrag des gesündesten und schönsten aller Berufe, dem des Landmannes, denn die Arbeit in Gottes Schöpfung unter dem Himmel und in der reinen Luft erhält den Körper in Gesundheit und Kraft und wirkt dem Tod entgegen. Dazu hatte der Mensch auch noch erfahren, dass gerade bei solchem Werken die von Gott geschenkte Körperkraft noch weiter entfaltet wird, und dass man auch bei fleißigem Niederhalten des Unkrautes durch sieghaftes Überwinden in den Genuss dankenswerter Freude kommt.

Ein göttliches Erziehungsmittel

Hier ist die noch wichtige Wahrheit zu erwähnen, dass Gott nicht nur bei den ersten, sondern bei allen Menschen Dornen und Stacheln als Erziehungsmittel anwendet. So drohte Ieue auch Israel (4Mo 33:35): "Wenn ihr aber die Bewohner des Landes nicht vor euch austreibt, so werden diejenigen, welche ihr von ihnen übrig lasst, zu Dornen in euren Augen und zu Stacheln in euren Seiten werden, und sie werden euch bedrängen in dem Lande, in welchem ihr wohnt. Und es wird geschehen: so wie Ich gedachte ihnen zu tun, werde Ich euch tun."

Und wie schmerzlich bekam dann Israel diese Stacheln zu spüren (Ri 2:3). Und in der kommenden Drangsal, der großen, sendet Gott Heuschrecken mit Stacheln, mit denen sie die Menschen stechen und ihnen Qualen wie vom Stich des Skorpions verursachen werden (Offb 9:3-10).

Aber ausnahmslos alle Menschen bekommen einen Stachel (wörtlich Stecher) zu spüren. Das ist der Stachel des Todes (1Kor 15:55). Dieser wirkt nicht erst beim Abscheiden. Schon während des ganzen Lebens sticht er die Menschen, bis er ihnen zum Schluss noch den letzten todbringenden Stich versetzt.

Dies alles erdulden aber nur sündige Menschen. Im Gegensatz zu ihnen litt aber auch der Sohn Gottes, der Sündlose, Reine und Heilige unter diesem doppelten Gericht. Bei seiner Versöhnung setzten Ihm die Krieger nicht nur den Dornenkranz auf (Mt 27:39), sondern schlugen Ihn noch mit einem Rohr auf das Haupt (Vers 30), so dass die Dornen in Ihn eindrangen. Und wie hat Er hernach erst unter dem Stachel des Todes am Kreuz gelitten. Dieser musste ihm, dem Lebensfürsten, unbeschreiblich mehr Schmerzen bereiten als uns von Sünde und Tod gezeichneten sterblichen Menschen.

Aber o Wunder der Gnade Gottes! Im Sohn ist dem Tod der Stachel genommen! Es ist der Grund dieser gewaltigen Wahrheit, dass Paulus jubelnd die Frage ausspricht (1Kor 15:55): "Wo ist, o Tod, dein Stachel?", um aber sofort die tröstliche Antwort zu geben: "Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesum Christum (V. 57)." So wie Israel für sein Leben im Millennium die Verheißung gegeben ist (Hes 28:24), dass es für sie nicht mehr einen stechenden Dorn und einen schmerzenden Stachel geben wird, so haben alle Menschen für die Vollendung noch eine viel herrlichere Verheißung. Denn, wenn nach 1Kor 15:26 der letzte Feind, und zwar der zweite Tod, abgetan sein wird, sind alle Menschen ins unsterbliche, allem Leid und Todeswesen entrückte Leben eingegangen. Und weil zuvor alle durch Züchtigung mit Stacheln erzogen wurden, wurde dadurch der Dank für das Leben und seinen Genuss in der Herrlichkeit erhöht.

In der Vollstreckung des Gerichtsurteils mit dem verfluchten Boden ist auch

Eine neue Gemeinschaft

mit Adam eingegangen. Obwohl Ieue Alueim ihn von der Stätte vertreiben musste, wo Er ihm zuerst erschienen war und Gemeinschaft mit ihm gepflegt hatte, hat Er Sich nun noch viel enger mit ihm verbunden. Jetzt machte Er Adam zu Seinem Nachahmer und erzog ihn zum verständnisvollen Mitwerker, was im Anfang nicht der Fall gewesen war. Dies geschah durch die Mehrarbeit auf dem Acker. Gott leistete jetzt nicht mehr den Hauptanteil und Adam fast nichts, sondern in erhöhtem Maße arbeitet dieser nun mit Gott zusammen an den Ernten.

Als fortan Dürftiger erlebte der Mensch Ieue, der ihm als Säendem Samen darreichte und Brot zur Speise, und der da wachsen ließ und vermehrte das im Glauben ausgestreute Saatkorn. Nun lernte Adam im Schweiße seines Angesichts sein Brot essen, und mit schmerzenden, ja blutenden Händen in ausdauernder Geduld musste er sich der Dornen und des Stechkrautes, dem Samen des Bösen, erwehren, so dass ihm die Erträge des Bodens nicht mehr umsonst in den Schoß fielen wie ehedem. Da mögen wie nie zuvor aufsteigende Bitten und Danksagungen im Wechselgang Ieue Alueims Herz als Gebenden unendlich erquickt haben. Nun wurde der Mensch sich der allein beglückenden und beseligenden Abhängigkeit und Gemeinschaft von und mit seinem Gott bewusst, welche ihm im vergangenen Paradies kein noch so großer Luxus schenken konnte!

Zu dieser neuen Gemeinschaft hatte Sich Gott auch noch in einer anderen, segensvollen Weise mit Adam verbunden, indem Er ihn in

Eine neue Gestalt

zu Ihm erhob. Schon seine Erschaffung und Formung geschah im Bilde und nach der Gleichheit Alueims (1Mo 1:26), welche darin bestanden, dass er, wie Alueim, als ein Unterordner über die Tiere walten sollte.

Doch auf einem anderen Gebiet stand Adam noch sehr ungleich Gott gegenüber. Das war Adams hindernisloser Lebenslauf in Eden. Dieser harmonierte noch gar nicht mit dem von Gott gegen Sich Selbst in Gang gesetzten Widerstand, der zur Entfaltung der Offenbarung Seiner Liebe und Gnade mitwirken sollte.

Nun war ja Adam auch schon im Paradies durch Satans Vorgehen ein großer Widerstand entgegengesetzt worden. Diesem sollte er aber nach Gottes Vorsatz noch gar nicht siegreich widerstehen können, sondern vielmehr von ihm überwunden werden. Gerade durch diese Niederlage ließ Gott den Menschen auf die Stufe fallen, von welcher aus Er ihn dann erst zu einem Überwinder ausbilden konnte. Für diese Schulung hatte Gott Sein wunderbarstes und tiefstes Heilsprinzip, Kampf gegen Widerstand, nun auch in das materielle Leben Adams gelegt. Als Widerstand ließ Er ihm Dornen und Stechkraut auf dem Acker wachsen, gegen die er sich wehren musste.

Da es bei diesem Kampf um den Erwerb des täglichen Brotes ging, also um die Stillung eines Bedürfnisses der Seele, so war notgedrungen dieselbe stark in Mitleidenschaft gezogen. Jetzt fielen dieser ihre Genüsse nicht mehr mühelos zu, sondern sie musste darum kämpfen. Auf dieser Elementarstufe fing Gott mit Adam die Ausbildung zu einem Überwinder an. Mit Absicht gewährte Ieue Alueim diese nicht schon im Paradies, da zu jener ersten Frist Adam diese göttliche Handlungsweise mit Dornen und Stechkraut als Lehrmeister zum Überwinden gar nicht begriffen und sie nur als eine unliebsame Störung in seinem ruhig dahinfließenden Leben empfunden hätte. Doch durch seine Übertretung war er für eine solche Schulung vortrefflich vorbereitet, denn nun sah er in diesem ihm verordneten, mit Leiden und Trübsal verbundenen Kampf eine von ihm verdiente, aber mit Gnade verbundene Gerichtsauswirkung (Jes 38:17).

Aber es war ja weit mehr als nur das, denn im tiefsten Grunde war nun Adam in Gottes weisheitsvollstes Heilsprinzip eingeführt und damit auch in dessen segensvolle Auswirkungen gestellt. Diese bestanden in einer heilsamen Erziehung und Ausbildung zu wachsender innerer Erstarkung für ein siegreiches Stehen und Widerstehen in Satans weiteren Angriffen.

Adam war es klar, dass die ihm auferlegte Bekämpfung des Unkrautes Gottes Wille war. Auf seinem mühevoll gewordenen Weg ließ ihm aber Gott nun unerwartete Segnungen zuteil werden, welche er im Paradies noch gar nicht gekannt hatte. Er musste sich nun das ihm bisher gedeckt gewesene tägliche Brot selbst erwerben. Dadurch erfuhr er aber durch die intensive Betätigung seiner Glieder eine wachsende Entfaltung seiner ihm vom Schöpfer geschenkten Körperkräfte. Zu diesen körperlichen Segnungen kam nun aber auch eine geistliche. Durch das Niederringen der sich ihm entgegenstellenden Widerstände wurde er zu einem Überwinder und kam so erstmalig in den Genuss des Siegeslebens. Damit begann Gott ihn für die ihm bevorstehenden geistlichen Kämpfe zu schulen und auszurüsten. In welch liebevolle und väterliche Erziehung hat doch Gott Seine ersten Menschenkinder gleich nach Beginn ihres neuen Lebens in der Fremde außerhalb des Gartens genommen!

Doch über dies alles weit hinaus hat nun Gott ihr Leben mit der herrlichsten aller Segensgaben erfüllt und bereichert. Um diese Seinen Geschöpfen mitteilen zu können, musste jedoch Gott zuerst die Ausfüllung des in Eden noch bestehenden Mangels verwirklichen: die Erwartung ihres Erlösers!

Aufgrund des ihnen gewordenen Auftrages (1Mo 1:26) hatten sie ja eine große Zukunft vor sich. Aber im Vergleich mit der größten aller Gaben, der des Sohnes Gottes und all der Herrlichkeit, die Gott durch Ihn in Rettung und Aussöhnung noch der ganzen Menschheit schenken wird, war doch all ihre bisherige Zukunftserwartung verschwindend klein. Diese höchste Erwartung eines Retters war ihrem Verständnis vorerst gänzlich verschlossen, da ihnen gerade für diese jede Voraussetzung fehlte. Aber, o Tiefe der Weisheit Gottes! Gerade durch ihre Übertretung konnte Gott ihre Herzen verständnisvoll und empfänglich machen für

Die herrlichste Erwartung

die es für sterbende, dem Erdreich zueilende Menschen geben kann, die Verheißung eines Retters, der die eingebrochene Herrschaft des Todes aufhebt und Leben und Unvergänglichkeit ans Licht bringt.

Aber jetzt, da der verheißene Retter die Erwartung der Herrlichkeit des unauflöslichen Lebens wurde, der sie als Sünder gänzlich ermangelten (Röm 3:23), sehen wir sie ganz dicht und lebensnah an unserer Seite. Denn was an Heilsgeschehen seit damals auch schon alles erfüllt ist - und dazu gehört ja auch die angekündigte Geburt des Retters in Niedrigkeit (Lk 2:11), als des Eva verheißenen Samens -, so sind wir doch auch heute zusammen mit unseren Ureltern noch immer Menschen gleicher End-Erwartung. Wie sie damals so warten auch wir nach Phil 3:20-21 noch immer auf den Retter in Herrlichkeit, der ja umwandeln wird den sterblichen Körper der Erniedrigung. Somit waren Adam und Eva je und je ein Vorbild für alle ihre Nachkommen, welche seither auf ihren Retter warten.

Doch noch in einer anderen Beziehung besteht zwischen den ersten Menschen und uns eine Gleichheit. Vor ihrer Übertretung lebten sie im Paradies vorherrschend in der Wahrnehmung ihrer Sinne, in Sonderheit der der Augen und Ohren. Darin glich ihnen weitgehendst das Volk Israel. Doch mit der Aufnahme der Verheißung ihres Retters kann ihr Glaubensleben gleich dem unsrigen, denn "durch Glauben wandeln wir, nicht durch Wahrnehmung" (2Kor 5:7). So begannen also schon unsere Ureltern auf demselben erwartungsvollen Pfad des Glaubens zu wandeln wie wir.

An diesen Gleichstellungen mit uns wird doch so offenbar, dass unsere Ureltern außerhalb ihres ersten Heimes, in feindseliger Fremde, auf einer höheren Heilsstufe und in tieferer Heilserkenntnis lebten als zuvor im Garten Eden. Satan wollte zwar Adam und Eva in eine solche Gottentfremdung und Feindschaft stürzen, dass Er ihnen, außer Gericht und Tod, nichts anderes mehr hätte geben können. Doch damit erwies sich der Widerwirker gerade als bestes Werkzeug des großen Unterordners, und zwar ganz gegen seinen Willen. Diese teuflische Handlungsweise benutzte aber Gott, um die Menschen auf den von Ihm gewollten Weg zu bringen und sie, überein mit Seinem äonischen Vorsatz, zu erhabener Glaubenshöhe zu führen!

Nachdem Adam und Eva zuvor von Gott ein Gebot ohne Verheißung erhalten hatten, fielen sie bei der ersten Prüfung durch die Schlange dem Unglauben anheim. Als ihnen aber Gott eine Verheißung ohne Gebot gab, glaubten sie derselben, ohne in diesem Glauben unter schwersten Erprobungen wankend zu werden. Um diesen vorbildlichen Glauben zu erkennen, sind wir nicht auf Vermutungen angewiesen, sondern erfahren dies durch Glaubensbekenntnisse, die sowohl Adam als auch Eva ablegten.

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6. Adams Glaubensbekenntnis