Das Zeitgeschehen im Scheinwerfer der Prophetie III.

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

119. Das Zeitgeschehen im Scheinwerfer der Prophetie III.

Die Bibel sieht die gesamte Menschheit in der Dreiteilung: Nationen, Juden, Christen.

Zahlenmäßig und weltgeschichtlich gesehen haben die Nationen den Vorrang. Sie stehen an der Spitze aller Aktionen und sind bis zum Ende hin der Hauptfaktor.

Die Juden sind eine geheimnisvolle Nation unter den Nationen, und spielen zu allen Zeiten eine große, oft entscheidende Rolle. Ihre Einflussnahme ist meistens hintergründig, aber gerade deswegen von großer Bedeutung. In der Endzeit treten sie führungsmäßig mehr in den Vordergrund. Aus diesen und anderen Gründen werden sie zuletzt ein Weltärgernis werden.

Die Christen, mit ihrem übernationalen Charakter und ihrer transzendenten Einstellung, sind seit ihrem Anfang „den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit“. In der Endzeit werden sie wegen ihrer abgesonderten und reaktionären Haltung ein „Pfahl im Fleisch“ sein, und werden von der gesamten Menschheit als „das Aufhaltende“ angesehen, und dementsprechend behandelt. Deswegen wird man sie zu überwinden suchen mit allerlei geistreichen Künsten, die sich dann unter den Christen im „Abfall“ auswirken werden. Die Abgefallenen werden der Welt, bzw. ihrem Fürsten, Satan, und seinem Statthalter, dem Antichristen sehr nützlich sein.

Das Wesen der Aufhaltenden

Weil die Christen bis zum nahen Ende wesensmäßig „die Aufhaltenden“ sein werden, rücken sie darum auffällig in den Vordergrund. Die Aufmerksamkeit der ganzen Welt wird spontan auf sie gerichtet sein. Die glanzvolle Entwicklung des gesamten Weltgeschehens wird durch sie eine bedauernswerte Hemmung erfahren. Auf sie werden alle Augen argwöhnisch gerichtet sein. Die Christen werden darum im Ablauf des Endgeschehens der nächstliegende, zwar kleine, aber sehr widrige und herausfordernde Weltfaktor sein.

Beachten wir die Tatsache: Die „Mission“ der Christen muss vor dem Endakt der Nationen erfüllt sein. Also sind in der Endzeit erst die Christen in der Vollendung, danach die Nationen (samt den Juden). Wir werden uns darum bei der endgeschichtlichen Klarstellung zuerst mit den Christen befassen müssen. - Der nächstliegende Gegenstand muss auch zunächst gesehen werden. Andernfalls ersteht eine unklare Schau.

Die Hauptmerkmale der Christen haben wir bereits genannt: „Aufhaltende“ und „Abfall“. Diese beiden Merkmale sind nicht nur für die Christen, sondern durch sie auch für die gesamte Menschheit von größter Bedeutung!

Der schlichte Ausdruck „Aufhaltende“ (2Thes 2:6.7) besagt eigentlich alles. „Der Mensch der Sünde“ wird nach der paulinischen Darstellung sich erst dann offenbaren können, wenn der und das Aufhaltende hinweggetan sein wird. - Was muss doch das „Aufhaltende“ für ein Hindernis sein, wenn die Offenbarung der größten Weltpersönlichkeit, mit ihren fantastischen und einmaligen Weltmaßnahmen, von der „Hinwegnahme der Aufhaltenden“ abhängig wird.

Wer sind die Aufhaltenden?

Das Wesen „der Aufhaltenden“ braucht wohl nicht viel erklärt zu werden. Man denke nur an den Umstand, wer aufgehalten wird: „Der Mensch der Sünde“ (= der Antichrist). Demnach werden die Christen der antichristlichen Entwicklung radikal entgegenstehen. Sie werden im zunehmenden „Unheil“ kraftvoll das „Heil“ bezeugen! Und das nicht nur zeugnismäßig (= auf der Kanzel), sondern auch lebensmäßig (= auf dem „Altar“). „Der Aufhaltende“ wird nicht nur im Widerspruch, sondern auch im Widersatz stehen. Damit ist das Wesen der „Aufhaltenden“ genau gekennzeichnet. Es ist sonnenklar, dass „die Aufhaltenden“ nur die wirklich Gläubigen, die Wieder-Geborenen (= Ekklelsia) sein können! -

Weiter muss uns klar werden, dass „die Aufhaltenden“ es nicht mit „dem Menschen der Sünde“ (= dem Antichrist) zu tun haben werden, - weil sie v o r seiner Offenbarung hinweggetan (= entrückt) sein werden, - sondern mit „den Menschen der Sünde“, d. h. mit dem ausreifenden Antichristentum! Die Tätigkeit der „Aufhaltenden“ liegt in der Ausreifezeit des Antichristentums!

Eine weitere Tatsache ist, dass „die Menschen der Sünde“ (= das Antichristentum) nicht nur zu überwinden, sondern auch zu gewinnen suchen werden. Paulus stellt fest, dass der endgültige „Mensch der Sünde“ erst dann offenbar werden kann, wenn der „Abfall“ stattgefunden hat. In dieser Sicht erkennen wir, dass der „Abfall“ nicht nur die Überwindung des Christentums bedeutet, sondern erst recht dessen Gewinnung und Nutzbarmachung für das Antichristentum! „Die Menschen der Sünde“ benötigen die abgefallenen Christen wegen ihrer Sachkenntnis und Zweckdienlichkeit.

Die Menschen der Sünde

Und nun ist es sehr wichtig, „die Menschen der Sünde“ (= das Antichristentum) in ihrer Wesenhaftigkeit zu erkennen. Denn sie haben es mit den Christen entscheidend und endgültig zu tun. Was sind das für „Menschen der Sünde“? Etwa die waschechten Atheisten? Oder die skrupellosen dunkeln Gestalten des Abgrunds? Wir täuschen uns wohl sehr, wenn wir das annehmen. Der nackte, mittelalterliche, rationalistische Atheismus ist eine überwundene und überstandene Angelegenheit. Die wenigen noch verbleibenden Atheisten sind bedeutungslos. Und die Gauner und Spitzbuben des Abgrunds werden im hoch entwickelten ethischen Lebensraum der Endzeit keine große Bewegungsfreiheit haben.

Um „die Menschen der Sünde“ verstehen zu können, denke man an die Tatsache, dass der letzte „Mensch der Sünde“ (= der Antichrist) eine streng religiöse Persönlichkeit mit einer erstaunlichen, und sehr würdigen kultischen Haltung sein wird. (2Thes 2:4). Zweifellos ein Weltkirchenmann größten Formats! Er wird „das Bild anbeten lassen“ (Offb 13:15). Man überlege, was „anbeten“ bedeutet! Das ist nicht nur eine völkisch politische, sondern vornehmlich eine geistig religiöse Angelegenheit! Die „Zeichen“ und der „falsche Prophet“ (Offb 16:14; Offb 19:20) sind dafür beste Bestätigung. „Der Mensch der Sünde“ wird sich in titanischer Weise auf streng geistig-religiösen und kirchlichen Bahnen bewegen. Er wird darum vor der Welt nicht der Antichrist sein, sondern der Anstattchrist! Er wird der christlichen Welt der ersehnte Christus sein. - Übersehen wir nicht die Tatsache, dass der Stamm-Vater der Antichristen noch nie ein Atheist war. Seine Theologie lautet: „Ihr werdet sein wie Gott!“

Auf diesen Bahnen sind „die Menschen der Sünde“ zu sehen. Sie sind ja der tragende Organismus des Antichristen, und haben darum sein Wesen (Mt 24:5.24). Sie sind gleichfalls nicht im antichristlichen, sondern im anstattchristlichen Sinne zu verstehen. Das Antichristentum ist das vortäuschende Christentum! Es führt die Behauptung, treu an Stelle des Christus zu stehen. Das Antichristentum ist, kurz und deutlich gesagt, das vereinigte, und darum beglückende Weltchristentum, das das sektiererische pietistische Winkelchristentum mit seinen überlebten Lehrbegriffen bewusst überwinden will. - Man verkennt das Antichristentum vollkommen, wenn man es nicht im Sinne des „Anstatt“ sieht.

Das Antichristentum

Damit haben wir die Art und Weise des „Abfalls“ festgestellt. Der eigentliche „Abfall“ ist nicht so sinnfällig, so plump, so massiv, so atheistisch, wie die meisten es sich vorstellen (2Kor 11:13-15). Äußerlich gesehen ist das überhaupt kein Ab-Fall, sondern eine harmlose und notwendige Wandlung. Eigentlich auch keine Wandlung, sondern eine zwangsläufige Modernisierung, eine erforderliche Anpassung an die Ansprüche der Zeit. „Zeitnahes Christentum“ mit einer zeitnahen Theologie und einer zeitnahen Soteriologie (= Heilslehre). Man merke sich genauestens die Tatsache, dass der von Paulus genannte „Abfall“ nur vom göttlichen Standpunkt aus zu sehen ist. Vom weltlichen Standpunkt wird dieser Vorgang ein Zu-Fallen sein. Die verdeckt und versteckt von Gott Abgefallenen werden „den Menschen der Sünde" (= Welteinheits-Kirchentum) zufallen und ihre Front gewaltig stärken.

Verfalle darum niemand der Idee, dass das Antichristentum in seiner Erscheinung, und in seinem Wachsen und Werden, eine ausgesprochene Endangelegenheit ist. Im Ende erhält der ausgewachsene Körper (= das Antichristentum) sein Haupt (= der Antichrist). Jedoch der Körper ist schon lange da, und lange im Wachsen.

Der Anfang des Antichristentums liegt im Anfang des Christentums. Lies aufmerksam 1Jo 2:18-23; 2Jo 1:7. Da liegen die Fundamente. Und weil die Anfänge des Antichristentums schon in der Zeit der Urgemeinde zu sehen sind, ist es überaus wichtig, sie da zu erkennen. Denn der Fortgang und das Ende des Antichristentums sind nur auf diesem Fundament und in dieser Wesensart zu sehen. Da Ende ist nur der vermehrte Anfang. Und im Anfang ist das Ende begründet.

Wenn wir uns die angeführten Schriftstellen ansehen, und zur Ergänzung die „Historie“ hinzunehmen, so stellen wir hinsichtlich der Erstehung des Antichristentums unschwer drei Beweggründe fest: Verchristlichung, Sakramentalismus, Entmythologie. Sehen wir uns die Gründe kurz, aber unmissverständlich an.

  1. Die Verchristlichung aller Menschen ist äußerlich gesehen eine gute Sache. Warum sollte man nicht „Kind und Kegel“ der ewigen Segnungen des Christentums teilhaftig werden lassen? Welcher Christ möchte nicht, „dass allen Menschen geholfen werde“? Bei diesem großen Vorhaben sind Familienangehörige auch im frühesten Alter, Verwandschaftskreise, Volksgruppen, Nationen usw. zu Christen gemacht worden! „Und machet sie zu Christen, indem ihr ...“ Diese Verchristlichung, oder etwas deutlicher gesagt, diese Vermassung des Christentums, ist als ein triumphaler Siegeszug des Christentums angesehen und gefeiert worden! Innerlich gesehen erstand das erschreckende Resultat: Christliche Welt oder weltliches Christentum. Aus diesem Christentum erwuchs zum größten Teil das Namen- oder Scheinchristentum.
  2. Der Sakramentalismus hängt mit der Christanisierung engstens zusammen, weil er sie realisiert. Die Sakramentenlehre wurde bei den ersten Christen sehr ernst genommen, weil sie erstens in den Sakramenten eine Forderung Gottes sahen, und zum anderen in ihnen die Möglichkeit des Heilsempfangs erkannten. So wurden die Sakramente zur „Heilsursache“ und zu „Heilsspendern“ sanktifiziert. Alle Menschen, automatisch die unter diese „Spendung“ gestellt wurden, erlangten das Heil des Christus. Die biblischen „Verordnungen“ als Mittel zum Zeugnis des persönlichen Heilserlebens in Christus wurden „verwandelt“ und gesetzt zur Ursache des Heils vor (oder bei) Christus. Damit war das Auch-Christentum endgültig begründet und besiegelt. Dem Formchristentum wurden Tür und Tor geöffnet.
  3. Die Entmythologie ist eine zwangsläufige Folgeerscheinung, weil die Auch- oder Scheinchristen die revolutionierende und erneuernde Heilsbotschaft nur mit innerem Widerstreben hörten und ihre Annahme aus selbstsüchtigen Gründen verweigerten. Die umgestaltenden und grundlegenden Heilsgeschehnisse: Mit Christus sterben, in Christus leben, Wiedergeburt, Gotteskindschaft, Gottessohnschaft Christi, Geisteszeugung, Jungfrauengeburt, Wunder, Sühnetod, Auferstehung, Himmelfahrt, Verbalinspiration usw. waren für diese Auch- und Formchristen mythische Lehren, genauer gesagt, Utopie! Diese überspitzten unlogischen, und dem natürlichen Leben widersprechenden Lehren, mussten symbolisiert und normalisiert werden. Schon in der Urgemeinde war neben der kraftvollen Theologie auch die Mythologie und die Entmythologie vertreten (1Jo 2:22). Daraus erwuchs das weltumspannende Anstatt- Christentum.

Schein-, Auch- und Anstatt-Christentum

So entstand durch die Verchristlichung das Schein-Christentum, durch den Sakramentalismus das Auch-Christentum, durch die Entmythologie das Anstatt-Christentum. Wie eine Flut ergoss sich das buntscheckige und schillernde „Christentum“ über ganze Erdteile. Sakrale Ämter, Titel und Kittel haben zur Verherrlichung dieses Massenchristentums ungeheuer beigetragen. Immer neue „heilige MIttel“ und immer neue Symbole haben das „christliche Bewusstsein“ gefordert. Die weltliche Obrigkeit, zuweilen mit dem blanken Schwert, hat „im Namen Gottes“ allen christlichen Errungenschaften den nötigen Nachdruck verleihen müssen.

Und wo sich „Aufhaltende“ bemerkbar machten, was immerhin nicht selten war, wurden sie als Phantasten, Abtrünnige, Schwärmer und Irrlehrer gestempelt und oft dem Scheiterhaufen übergeben. - Man sehe sich diesbezüglich die frontale und kategorische Ablehnung und Missachtung des Pietismus an.

Diese Vorgänge verliefen, und verlaufen in stark zunehmender Weise bis ans Ende. Das sind klare Abfallserscheinungen, die schon in der Urzeit nicht als solche angesehen, und je länger je mehr als unentbehrlich und grundlegend durchgeführt werden. Dieses jedermann sympathische und beglückende Anstatt-Christentum wird sich als das End-Christentum (= Anti-Christentum) in großer Selbstgefälligkeit und Selbstherrlichkeit etablieren. Im Ende wird kaum ein Mensch diesem selbstgefälligen Allerweltschristentum entsagen können oder wollen. „Sie werden glauben der Lüge.“

Beachtet muss noch werden, dass diese totale Verchristlichung nicht nur alle Menschen, sondern auch alle Belange der Menschen betreffen wird. Verchristlicht wird das ganze gesellschaftliche Leben, die Politik, die Wirtschaft, die Wirtschaftsverbände, die Kultur, die kulturellen Einrichtungen: Theater, Kino, Rundfunk, Sehfunk, Schrifttum, Technik, auch wenn sie noch so teuflisch ist usw. Damit wird das Christentum unbestritten Weltgeltung erlangen und weltumfassend werden. Die gegenwärtige Entwicklung ist hierfür das beste Spiegelbild.

Die totale Verchristlichung des ganzen menschlichen und weltlichen Seins wird nicht schwer durchzuführen sein. Wie das unbewusste Kind unter der „ursächlichen Wirkung der Sakramente“ das volle Heil erlangt, so werden im Ende ganze Völker mit ihren Lebensbelangen ohne ihr Wissen unter den umfassenden „sakramentalen Segen“ der Welt-Einheits-Kirche gestellt. Ob Buddhisten oder „Fallangisten“ (= Täuscher), oder sonst welche „isten“, sie alle werden über Nacht (Anti-)Christen.

Sie alle müssen schon auf diese Christenlinie geführt werden, weil sie im Ende gemeinsam gegen den Christus Gottes marschieren werden. Irgendwie müssen sie für diesen heroischen Kampf, wenn auch unter falschen Vorzeichen, informiert und interessiert sein. Die (anti-)christliche Weltanschauung wird zweifelsohne da eine große, oder sogar ausschlaggebende Rolle spielen. In dem „vergeistigten Endkampf“ muss eine „vergeistigte Armee“ marschieren. Alles muss dem Armeeführer - allerdings auf beiden Seiten - entsprechen. Das ist sehr zu beachten.

Auf dieser Linie

Auf dieser Linie ist „der (oder das) Aufhaltende“ zu sehen. Er wird sich zeugnis-und lebensmäßig gegen jede christliche Lehr- und Lebensänderung stellen. Er lehnt ab jede nur nominelle Kirchenzugehörigkeit. Er lehnt ab jede Vermassung des Christentums. Er lehnt ab jedes Symbol, das als Heilsursache angesehen wird. Er lehnt ab jede kultische Übung, die sich als eine geistliche Fessel erweist. Er lehnt ab jede Menschenverehrung. Er verkündet in aller Wahrhaftigkeit und Deutlichkeit jedermann Buße und setzt den lebendigen Glauben an den Christus Gottes, den alleinigen Retter und Seligmacher in den Mittelpunkt. - Lies Eph 4:14.

Auf dieser Linie ist auch der „Abfall“ zu sehen. Er kommt nicht bei den Heiden, oder bei den Atheisten, nicht mal bei den Namen- und Formchristen in Frage, sondern bei den bewussten Christen! Abfallen kann nur, der dran ist! Dieser „Abfall“ vollzieht sich also im christlichen Raum und auf christlichen Bahnen. Wie z.B. beim abgefallenen Apfel beginnt der Abfall mit einer verborgenen Fäulnis und mit einem versteckten Wurmstich. Der Abfall hat in der Regel eine lange Geschichte. Ähnlich ist es mit dem christlichen „Abfall“. Er beginnt mit einer geheimen Zuwendung zur „christlichen Welt“, und einer geheimen Abwendung von Christus, und endet dann im offenbaren „Abfall“, d. h. im offenbaren Zufallen zum Antichristentum. - Der Anfang des „Abfalls“ ist beim verdeckten Wurzelwerk, das Ende ist in der Frucht. „An den Früchten sollt ihr sie erkennen.“

Auf dieser Linie ist auch das Massen- und Weltchristentum (= Antichristentum) zu sehen. Es ist nach außen hin in christlichem Glanz. Der „Schein der Gottseligkeit“ ist beglückend. Das ganze Kirchen-Wesen ist gewinnend und zwingend, weit mehr als beim Auswahl-Christentum. Das Welt-Christentum ist weltgefällig, weltverbunden und weltdienend. Diese weltumfassende Erweiterung wird als ein lobenswerter Fortschritt angesehen. Fortschrittliches Christentum! - Hier liegt „die Sünde“. Hier sind „die Menschen der Sünde“. Hier ersteht schließlich „der Mensch der Sünde!“ Zur Bestätigung lies Mt 24:5; 1Tim 4:1.

Auf dieser Linie muss die Scheidung und Entscheidung (sprich End-Scheidung) zwischen dem Auswahl-Christentum (= die Ekklesia) und dem Massen-Christentum fallen. Hier stehen sich Christus und Antichristus in geistiger und geistlicher Weise gegenüber. Hier prallen „christlicher Organismus“ und „christliche Organisation“ aufeinander.

Im Zeichen des Weltbundes

Wenn wir bedenken, dass im Ende die „christliche Welt“ im Zeichen des Weltbundes steht, und dem zufolge die Welt-Einheits-Kirche stellen wird, dann können wir in etwa ermessen, was den Auswahl-Christen für ihre „schandbare Haltung“ blühen wird. Sie werden erst in aller Güte zum „Abfall“ (sprich: Zu-Fall) genötigt. Soweit das nicht fruchtet, haben sie die ganze Konsequenz auf sich zu nehmen. - Hier liegt für die Auswahl-Christen die größte und schwerste Bewahrung. Und sie ist längst im Anbruch.

Das Welt-Christentum stellt die kategorische Forderung zur „Gleichschaltung“, weil solches seinem Grund- und Zielwesen entspricht. Die „Aufhaltenden“ können unmöglich geduldet werden, denn sie halten die letzte Ausgestaltung - Paulus sagt: Offenbarung - der Welt-Einheits-Kirche auf.

Es wird aber geschehen, dass die „Aufhaltenden“ auf dem Höhepunkt dieser Vorgänge hinweggetan (= entrückt) werden. Dann ist der Augenblick der letzten Offenbarung des Welt-Einheits-Christentums mit dem anbetungswürdigen Welt-Kirchen-Fürsten da! 2Thes 2:4; Offb 17:15.18.

Damit haben wir in etwa die gegenwärtige Religions-Politik aufgezeigt, die mit der Entrückung des Auswahl-Christentums und dem Offenbarwerden des Weltkirchenführers, der gleichzeitig der Weltführer (= Tier) sein wird, wie nach Offb 17 das „Tier von der Hure geritten“, und wie schließlich die Hure der Peinigung des Tieres und der 10 Hörner unterworfen wird.

Lies weiter:
120. Die Bedeutung der Erwählung