Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit

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Geheimnisse Gottes
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (1988)

Diese Schrift ist vergriffen und nicht mehr erhältlich

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Geheimnisse Gottes

9. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit

Paulus in Thesssalonich

Das 17. Kapitel der Apostelgeschichte (Apg 17) berichtet uns von dem Auftenthalt Paulus in Thessalonich. Entsprechend seinem Auftrag führte ihn dort, wie üblich, sein Weg zuerst in die Synagoge, seine Botschaft war die des Königreichs. In Apg 17:4 lesen wir, dass ihm einige von den Juden, sowie eine große Menge Gott verehrender Griechen und nicht wenige Frauen aus den ersten Kreisen zuhörten und ihm glaubten. Diese Schar Gläubiger bildete die Grundlage jener Gemeinde, der die beiden Briefe galten.

Diese beiden Briefe an die Thessalonicher (die frühesten, die Paulus schrieb, ca. 51 n.Chr.) fallen in die 2. Dienstphase Pauli, also in die Zeit des Übergangs. Seine Botschaft war noch mit Königreichselementen durchsetzt.

Pauli erstes Geheimnis

Im dem ersten Brief an die Thessalonicher belehrte er diese über die Entrückung und die damit verbundene Bereitschaft zur Erwartung. Im zweiten Brief sind es dann die Zeichen, die dem Kommen des Herrn vorausgehen. Hierbei sprach er erstmals von einem Geheimnis, nämlich dem der Gesetzlosigkeit (2Thes 2:7).

Vier wichtige Punkte umkleiden dieses Geheimnis, die wir wie folgt festlegen:

  1. Lasst euch nicht so schnell in eurem Sinn erschüttern, noch seid darüber bestürzt, weder durch einen Geist noch durch ein Wort, noch durch einen Brief, als angeblich von uns, als ob der Tag des Herrn gegenwärtig sei (2Thes 2:2).
  2. Erst muss der Abfall kommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit enthüllt werden (Vers 3).
  3. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon wirksam (Vers 7)
  4. Der bis jetzt noch aufhält, muss aus der Mitte genommen werden (Vers 7).

Irreführung nach Punkt 1

Wir dürfen annehmen, dass die Thessalonicher während des etwa 3-wöchigen Aufenthaltes Pauli in Thessalonich mit dem Erwartungsgut Israels vertraut gemacht wurden. Da der Hintergrund ihrer Erkenntnis also Königreichsbotschaft war, wussten sie auch um das Kommen des Herrn zu Israel. So mag sie manch spätere Aussage Pauli verwirrt haben, gerade auch im Hinblick auf das Kommen des Herrn.

Die Thessalonicher hatten es also nicht einfach, da sie in der Phase des Übergangs laufend umdenken mussten.

Nun waren sie zwar über die Entrückung in die Luft schon belehrt worden (1Thes 4:13-18), aber Unsicherheit bestand in der Frage des Zeitpunkts. Hier war ein geeignetes Feld für den Widerwirker, um Unruhe und Angst zu säen.

Ein klares Wort Pauli war notwendig, um die falschen Einflüsterungen des Widersachers aufzudecken, welche durch falschen Geist, falsches Wort und falschen Brief wirkten. Da auch wir den gleichen Einflüssen ausgesetzt sind wie dortmals die Thessalonicher, gelten die Ermahnungen und Zusprüche Pauli in gleicher Weise uns.

An die Korinther schrieb Paulus: „... denn Satan selbst verstellt sich zu einem Boten des Lichts. Daher ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener als Diener der Gerechtigkeit verstellen...“ (2Kor 11:14).

Auch Boten aus dem Himmel können uns etwas anderes sagen, als das, was Paulus uns durch sein Evangelium zu verkündigen hat (Gal 1:8).

Wenn wir an die vielen durch Geister inspirierten Aussagen in der Vergangenheit denken, auf deren Grund sich viele Sekten, ja Weltreligionen bildeten, so erkennen wir die große Macht und Gefahr, die sich dahinter verbirgt. Auch die immer weiter um sich greifende Welle des Okkultismus baut auf dem Lügenwerk böser Geistesmächte auf.

Es gibt für uns nur eine Wahrheit, und diese ist in vollkommener Weise im Wort Gottes niedergelegt, und zwar durch den Geist Gottes!

Wenn Paulus weiter vor dem falschen Wort warnt, so steht hier die trügerische Botschaft des Hymenäus und Philetus vor uns, „die von der Wahrheit abgeschweift sind und behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen, und so den Glauben etlicher zerrütten“ (2Tim 2:17-18).

Dass schon bei den Thessalonichern versucht wurde, durch Briefe mit gefälschtem Absender Verwirrung zu stiften, mag uns verwundern. Doch es ist und bleibt die Taktik des Vaters der Lüge, durch Unwahrheiten und Halbwahrheiten das Wort Gottes zu verwässern oder gar unglaubwürdig zu machen. Darum wollen wir nochmals darauf hinweisen, dass das Evangelium Christi vollständig ist und keinerlei neuer Offenbarungen mehr bedarf. Jegliche Zu- oder Wegnahme ist strikt abzulehnen.

Abfall nach Punkt 2

Was Papulus unter dem Abfall versteht, schreibt er in 1Tim 4:1: „... dass in den nachmaligen Fristen etliche vom Glauben abfallen werden, weil sie auf irreführende Geister und Lehren der Dämonen achtgeben“.

Die unter Punkt 1 aufgeführte Irreführung durch Geister hat heute ein schreckliches Ausmaß erreicht. In zweifacher Weise steht der Abfall vom Glauben vor unser aller Augen, einmal unter den Gläubigen selbst, die zwar nicht von Christus und seiner Erlösung abfielen, dafür aber vom nackten Glauben ohne Schauen gemäß 2Kor 5:7. Es stimmt uns sehr traurig, wenn wir erleben, wie die Gläubigen an jene Orte strömen, wo „etwas los ist“. Zeichen und Wunder sind dort weit höher geachtet als das geschriebene Wort Gottes.

Als der Verfasser dieser Zeilen einmal vor Jahren in seiner Heimatgemeinde gewisse Dinge beanstandete und dabei auf das Wort verwies, bekam er von einem dienenden Bruder die Antwort: „Wirf deine Bibel weg... du solltest mehr mit Jesus erleben, als in der Bibel zu lesen!“

Aber auch ein weiterer Abfall vom Glauben und hiermit verbunden eine totale Absage an Gott Selbst, ist unter den sogenannten christlichen Völkern zu beobachten. War vor wenigen Jahrzehnten doch noch eine Gottesfurcht und Gottesglaube vorhanden, so finden wir heute kaum mehr dergleichen.

Dieser Abfall ist für uns ein alarmierendes Zeichen, dass die Zeit der Wiederkunft Christi nahe herbeigekommen ist.

Die hier noch genannte Enthüllung des Menschen der Gesetzlosigkeit werden wir unter Punkt 4 behandeln.

Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit nach Punkt 3

Satan ist als Gott dieses gegenwärtigen bösen Äons eingesetzt worden. Seine Absicht ist es, Gottes Pläne zu hintertreiben und selbst die Zügel in die Hände zu nehmen. Als Werkzeuge dienen ihm willfährig die immer gottloser werdenden Menschen. Ein Großteil der Menschheit leugnet die Existenz Gottes und hat sich stattdessen damit abgefunden, dass alles nach den Naturgesetzen abläuft, die nicht zu ändern sind. Als Folge solcher Denkart wächst das Verlangen nach Lebensfreude und Genuss. Die göttlichen Gesetze bildeten in der Vergangenheit immer noch eine Schranke, die jedoch heute zunehmend fällt, und damit sind Tür und Tor zur Gesetzlosigkeit geöffnet.

Es ist nicht notwendig, hier aufzuzählen, in welchem Grad und Umfang diese Gesetzlosigkeit heute schon um sich gegriffen hat. Es genügt, wenn wir auf die Unruhe, den Aufruhr und die Rebellion der Völker rund um den Erdball hinweisen, die sich vor unser aller Augen tagtäglich abspielt. Da das Urteil dieser bösen Taten erst später vollzogen wird, werden die Ausmaße immer schlimmer und die Herzen der Menschen werden voll, um Böses zu tun, wie schon in Pred 8:11 vorausgesagt wurde.

Das Aufhaltende nach Punkt 4

In Vers 3 unseres Leittextes hat Paulus die Enthüllung des Menschen der Gesetzlosigkeit angekündigt. Hier in 2Thes 2:7 macht er die Einschränkung, dass erst „der aus der Mitte genommen werde, der sie bis jetzt noch aufhält“.

Das Aufhaltende wird, für uns leicht erkennbar, in 1Thes 4:16-17 beschrieben. Es ist die Körperschaft Christi, die durch Verwandlung und Entrückung weggerafft und damit aus der Mitte genommen wird.

Ist dieses Hemmnis für den Widerwirker hinweggenommen, so ist der Weg für ihn frei, um sich offen zu entfalten und in der Gestalt des Menschen der Gesetzlosigkeit sein übles Werk auf die Spitze zu treiben.

Welch ein Zuspruch darf es uns hier doch sein, dass uns Gott von Anfang an vorgezogen hat zur Rettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit (2Thes 2:13).

Lies weiter:
10. Das Geheimnis des Glaubens