Verhöhnung des Schöpfers - Spr 17:5

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
zurück zu: 193. Reden und Hören - Spr 17:4+7


194. Verhöhnung des Schöpfers - Spr 17:5

Wer des Armen spottet, verhöhnt seinen Schöpfer; wer über Unglück sich freut, wird nicht ungestraft bleiben!

In der menschlichen Geschichte hat es - unabhängig von der jeweiligen Wirtschafts- und Regierungsform - immer Arme und Reiche gegeben, selbst im sozialistischen und kommunistischen System der "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit". Fast möchte man aus Spr 17:5 schließen, Gott habe den Armen dazu vorherbestimmt, arm zu sein, den Reichen aber, reich zu sein. Dies ist keineswegs so gemeint! Wenn es heißt, dass Gott der Schöpfer der Armen sei, dann bezieht sich das auf sein Menschsein "im Bilde Gottes", das ihn dann völlige mit dem Reichen und Mächtigen gleichstellt. Gerade wenn man diese wesentliche Aussage übersieht, kann man als Reicher dazu kommen, den Armen zu verspotten und damit seinen Schöpfer zu verhöhnen. Dem Hohnlachen (BA) und Beschimpfen (DEL) des Rechtlosen begegnet Gal 6:7 mit dem ernsten Wort "Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht verspotten; denn was immer ein Mensch sät, eben dies wird er auch ernten!" Nur "die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht (Jak 2:13). So werden wir zurückgeführt auf den ursprünglichen "Adel des Herzens", der - unabhängig von Stand und Rasse - "im Bilde Gottes" erschaffen wurde, das heißt aber in Christo, der Ebenbild des Vaters (Kol 1:15). Das wird uns auch in Spr 22:2 bestätigt. "Reiche und Arme begegnen sich: ihrer aller Schöpfer ist JAHWEH!" Elihu aber bezeugt in Hi 34:19 von Gott, dass Er "die Person des Fürsten nicht ansieht und die Reichen nicht vor dem Armen berücksichtigt, weil sie alle das Werk Seiner Hände sind!

Mitleid oder Schadenfreude ist das Thema der zweiten Verszeile; wer sich über das Unglück seiner Mitmenschen und über ihr Scheitern (BUB) freut, wird nicht ungestraft bleiben! Wir leben in einer Zeit, wo es schnell geschehen kann, dass man in Leben und Beruf scheitert und durch einen Konkurs oder Naturkatastrophen auf das Existenzminimum zurückgeworfen wird. Wir haben schon darauf hingewiesen, dass der Ursprung des amerikanischen Kapitalismus in der calvinistischen Lehre der doppelten Prädestination (Vorherbestimmung) zu suchen ist die in Wohlstand und Reichtum ein Zeichen dafür sah, dass jemand unter dem göttlichen Wohlgefallen stehe; in gewissen charismatischen Kreisen wird das heute noch als Ausweis des rechten Glaubens gesehen! Ist ein solches Denken nicht auch ein Spotten und Hohnlachen über den Armen und Gescheiterten? Wie sehr diese Haltung die Frömmigkeit vergiften kann, zeigt die Lehre der Pharisäer, die in Krankheit und Unglück eines Menschen die wohlverdiente Strafe Gottes sahen; die Jünger Jesu machten sich zum Sprachrohr dieser Anschauung. "Und als Jesus vorüberging, sah er einen Menschen, der von Geburt an blind war. Und Seine Jünger fragten ihn und sagten: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde? Jesus antwortet: Weder dieser hat gesündigt, noch seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes an ihm offenbart würden", was dann auch in seiner Heilung durch den Herrn geschah (Joh 9:2-3).

Auch die Schadenfreude über das Unglück oder Scheitern eines persönlichen Feindes wird uns durch Gotte Wort v erwehrt. In Hi 31. zählt Hiob mit der Formel "wenn dann" 16 Gründe für ein mögliches göttliches Gericht auf. Die Schadenfreude über den Fall des Feindes galt ihm dabei als Todsünde. "Wenn ich mich freute über das Unglück meines Hassers und aufjauchzte, als Böses ihn traf - nie habe ich ja meinem Gaumen erlaubt zu sündigen, durch einen Fluch seine Seele zu fordern..." (Hi 31:29)! Dem schließt sich auch Spr 25:17 an: "Freue dich nicht über den Fall deines Feindes, und dein Herz frohlocke nicht über seinen Sturz...!" Es sei noch erwähnt, dass die große Ehrfurcht, die das Judentum dem Leichnam eines Verstorbenen entgegenbringt, auch mit Spr 17:5 begründet wird, weil er im umfassendsten Sinn arm und rechtlos ist.

Abschließend sei Spr 14:31 erwähnt, weil es nicht nur eine negative Haltung bekämpft, sondern den positiven Weg im Sinne Gottes zeigt: "Wer den Armen bedrückt, verhöhnt den, der ihn gemacht hat; wer aber des Dürftigen sich erbarmt, ehrt IHN", d.h. er ehrt im Bedürftigen Gott selbst!


Lies weiter hier:

195. Übertretungen zudecken - Spr 17:9