Besonnenheit und Unbesonnenheit - Spr 13:16

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132. Besonnenheit und Unbesonnenheit - Spr 13:16

Jeder Kluge handelt mit Bedacht, ein Tor aber breitet Narrheit aus.

Ich habe diesen Leitvers gewählt, um eine Reihe von SPRÜCHEN zusammenzufassen, die sich mit besonnenem und unbesonnenem Reden und Handeln befassen (Spr 12:15.16.23 - Spr 13:3 - Spr 14:33 - Spr 15:2).

Das bedächtige Handeln des Einsichtigen entspringt einer Grundhaltung des Geistes, in der man erst sorgfältig und selbstkritisch die Worte und Taten erwägt, ehe man sie ausspricht oder vollbringt. Der Narr hingegen breitet unverzüglich und ohne Nachzudenken seine ganze Narrheit aus, wie ein Kaufmann seine schlechte und verderbte Ware auf dem Markt. Dieser Narrengesinnung entspricht es auch, wenn nach Spr 12:15 sein Weg immer richtig ist in seinen eigenen Augen, während der Weise den Rat anderer sucht und auf ihren Rat auch hört. Auch in unseren Tagen gibt es einen Frömmigkeitstyp, der sich in überspannter Frömmigkeit immer und allezeit darauf beruft, "von Gott geführt" zu sein, darum findet er alles seine Wege, auch die törichtesten, richtig, und indem er sie mit höchster Autorität legitimiert, erregt er natürlich allgemeine Bewunderung, wie der Narr mit seiner ausgebreiteten Narrheitsware. Es widerspricht der göttlichen Führung nicht, wenn man auch einmal zögert und abwartet, wenn man den Rat des Wortes, aber auch bewährter Brüder sucht und Gott darum bittet, einen Weg zu verbauen, wenn er nicht Seinem Willen entspricht.

Ein kluger Mensch hält die Erkenntnis verborgen (Spr 12:23). Wer seinen Mund vor allzu schnellem Reden bewahrt, behütet seine Seele ([Spr 13:3]); und Die Weisheit ruht im Herzen des Verständigen - wie ein fest verschlossener Schatz, aus dem man nur bei wirklichen Anlässen Geld oder Schmuckstücke entnimmt (Spr 14:33).

Was aber sagen die erwähnten Verse in ihrem Nachsatz von dem Narren? Das Herz der Toren ruft Narrheit aus (Spr 12:23); wer seine Lippen vorschnell aufreißt, dem wird's zum Untergang ausschlagen (Spr 13:3); und Was im Inneren des Toren ist, tut sich kund (Spr 14:3). Der Einsichtige hingegen hält seine Weisheit zurück, ohne sich anderen aufzudrängen, er wartet, bis er zur rechten Zeit und am rechten Ort seine Erkenntnis an den rechten Mann bringen kann, wozu es freilich der göttlichen Leitung bedarf. Das Warten auf die gottbestimmte Gelegenheit, den göttlichen "kairos", ist durchaus im Sinne des Heiligen Geistes und macht unser Wort und Handeln erst fruchtbar.

Hier kann uns Nehemia ein Vorbild sein, der bei Nacht das verwüstet Jerusalem mit wenigen Getreuen erkundete, um Pläne für seinen Wiederaufbau ins Auge zu fassen, aber er "hatte keinem Menschen kundgetan, was sein Gott ihm ins Herz gegeben hatte, für Jerusalem zu tun", auch nicht den Edlen und Priestern und Vorstehern (Neh 2:11-16). Im übrigen ist diese dreitägige Episode in der Zeit des Wiederaufbaus Israels eine wunderbare prophetisch-symbolische Vorschattung des göttlichen Heilshandelns; auch unser Gott und Vater hat die Weisheit Seines Erlösungsplans "verborgen in einem Geheimnis" (1Kor 2:6-8) - bis der Termin des Handelns und der Offenbarung dessen käme, was "dem Wohlgefallen Seines göttlichen Herzens" entspricht, nämlich die Enthüllung seines göttlichen Wesens und seiner Liebesabsichten. Auch von IHM gilt: Die Weisheit ruht im Herzen des Verständigen ... ein kluger Mensch hält die Erkenntnis verborgen (Spr 14:33 und Spr 12:23). Wenn aber die zeit der Offenbarung gekommen ist, dann spricht auch die Zunge der Weisen tüchtiges Wissen, vortreffliche Erkenntnis aus (Spr 15:2).

Während die Weisheit im Herzen des Verständigen ruht, ruft das Herz der Toren die Narrheit aus; das marktschreierische "Ausposaunen" kann auch den Frommen zu eigen sein; so berichtet Jesus nach Mt 6:2 von pharisäerischen Almosengeben, die ihr Tun in Synagogen und auf den Straßen mit Posaunenton ankündigen ließen, um von den Menschen geehrt zu werden, um von den Menschen geehrt zu werden. Der "Heiligenschein" der frommen Schauspieler kann schnell zur "Scheinheiligkeit" werden! Das Ausposaunen der Geheimnisse des Herzens kann aber auch so geschehen, dass der Narr vorgibt, Weisheit zu predigen, aber im Grunde nur Unsinn von sich gibt und sich auf diese Weise lächerlich macht. "Auch ein leerer Topf kann klappern!" Letztlich wird sich immer kundtun, was im Inneren des Toren ist (Spr 14:33). Im Bilde der reichen Quelle sagt dazu Spr 15:2: "Die Zunge der Weisen spricht tüchtiges Wissen aus, aber der Mund des Toren sprudelt Narrheit!"

Das unbesonnene und vorschnelle Wort wird auch in Spr 12:16 gerügt. Der Unmut (PAR: Ärger) des Narren tut sich am selben Tage kund, aber der Kluge verbirgt den Schimpf. Zwar sollen wir nach Eph 4:26 "die Sonne nicht untergehen lassen über unserem Zorn", sondern Versöhnung und Vergebung suchen vor der Nacht, damit "dem Teufel nicht Raum zum Wirken gegeben werde", doch ist hier etwas anders gemeint - das unverzügliche Ausposaunen des erlittenen Ärgers, dem der Unmut des Narren entspringt. Statt einer vorschnellen und unbedachten emotionalen Reaktion sollte man in diesem Falle wirklich erst "eine Nacht darüber schlafen", oder noch länger abwarten, weil dann der ruhige Geist statt der aufgewühlten Seele, nach einer Zeit der inneren Klärung, entscheiden kann.

Wir preisen den Vater aller Vaterschaften "den allein weisen Gott" (Röm 16:27), dass Er uns durch den Heiligen Geist geoffenbart hat, was an Weisheit in Seinem Herzen ruht (Spr 14:33), und dass Er, Seinem Plan gemäß, mit Bedacht handelt (Spr 13:16), so dass nun auch die Zunge der Weisen in Seinem Auftrag tüchtiges Wissen (E) und gute Erkenntnis (PAR) aussprechen kann!

Lies weiter hier:

133. Mit wem hast du Umgang? - Spr 13:20