Warten auf den Herrn: Unterschied zwischen den Versionen

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(Voraussetzungen für einen Siegeskranz)
(Die agape)
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===Die agape===
 
===Die agape===
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Wir möchten noch hervorheben, dass diese Liebe, die uns durch den heiligen Geist ins Herz gegeben wurde und die und drängt, Sein Erscheinen lieb. zu haben, eine andere, und höherer Liebe ist als jene, die zwischen Freunden besteht oder die uns zum anderen Geschlecht zieht. Es ist bezeichnend, dass die heilige Schrift diesen Unterschied im Urtext hervorhebt.
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So lesen wir für Gottes Liebe als die höhere und selbstlose Form das griechische Wort <u>agape</u>, während für die geringeren Formen der Liebe die Worte <u>philia</u> (Freundschaftsliebe) oder <u>eros</u> (Geschlechtsliebe) stehen (siehe Näheres in der Stichwortkonkordanz Seite 519 der konkordanten Wiedergabe).<br/><br/>
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===Die Liebe drängt nach Bereinigung===
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Die Erhabenheit der Liebe zu unserem Herrn bewirkt bei den Gläubigen, die in einen unwürdigen Wandel gefallen sind, immer wieder den Drang zur Bereinigung; sie nimmt nicht einfach hin, dass irgend etwas ungeregelt und unbereinigt vor dem Herrn stehenbleibt.
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Niemand von uns ist gegen solches "Fallen" gefeit, und so werden wir sicher auch alle schon die Erfahrung gemacht haben, wie unser innerer Frieden gestört ist und wie es und drängt, diesen Frieden auf jeden Fall wieder herzustellen.
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Ein lehrreiches Beispiel gibt uns Petrus durch die Verleugnung des Herrn ([[Mt 26:69]]-75). Es stellte schon einen schweren Fall dar, als Petrus dreimal leugnete, etwas von Jesus zu wissen und obendrein dies auch noch mit einem Eidschwur bekräftigte und anfing, sich zu verdammen.
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Hat Petrus damit nicht sein Gemeinschaft mit dem Herrn gelöst? Hat er damit nicht seine Führungsrolle verloren? Was mg in diesen Augenblicken alles in ihm vorgegangen sein? Ob gar die frage seines Herrn vor ihm stand, der ihn noch nicht lange zuvor wiederholt fragte: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du Mich?" und er spontan antworten konnte: "Ja, Herr, Du weißt, dass ich Dich lieb habe."
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Es muss uns innerlich tief bewegen, wenn wir nach dieser Verleugnung den Menschen Petrus erleben, wie er bitterlich schluchzt und weint. Tiefe Reue erfüllt sein Herz ob seiner Handlungsweise. Hier sehen wir keinen Petrus, der aus Furcht vor Strafe weint (solche Art von Furcht äußert sich in der Regel anders), hier steht ein Mann vor uns, dessen bittere Tränen von tiefer Reue und Schmerz zeugen, weil er die Person seiner Liebe schwer gekränkt hatte.
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Nur wer solche Verfehlung schon in ähnlicher Art an sich erlebt hat, kann ermessen, welche ein schonungsloses Selbstgericht Petrus an sich vollzog. Aufgrund seiner Liebe konnte der Herr ihn wieder zurechtbringen und erneut in Seinen Dienst einsetzen.
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Es ist für uns so überaus trostreich, wenn wir erfahren, dass selbst Männer wie Petrus, die ständig Begleiter auf dem Erdenweg Jesu waren, fallen können! Solche geschilderten Vorfälle sind für uns immer wieder Ansporn, nicht liegen zu bleiben, wenn wir gefallen sind, sondern stets der drängenden Liebe in uns Raum zu geben und aufzustehen!<br/><br/>
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===Eine Frage auch an uns===
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Mit diesem Textwort: "Die Sein Erscheinen geliebt haben", erinnert uns der Herr durch Sein inspiriertes Wort Selbst daran, wonach Sein größtes Verlangen steht: Es ist unser Herz, gefüllt mit einer brennenden Liebe zu Ihm, die sich nach Seinem Erscheinen sehnt.
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Gehen wir diesen Worten noch tiefer auf den Grund, so klingen darin leise dieselben Fragen auf, die dem Petrus gestellt wurden. Spüren wir, liebe Geschwister, wie der Herr auch uns fragt: "Hast du Mich lieb?"
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Vielleicht haben wir über diese Frage noch nie nachgedacht, haben uns hierin noch nie ernstlich geprüft. Doch die Prüfung sollten wir nicht unterlassen, schließt doch unser Textwort eindeutig auch die Möglichkeit ein, dass diese Liebe bei Gläubigen nicht vorhanden ist und damit der Siegeskranz der Gerechtigkeit '''nicht''' erhalten wird!
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Ob wir unseren Herrn nun wenig oder viel lieben, von jeder stufe aus können wir diese Liebe vertiefen und inniger gestalten. Je mehr wir uns im Geist mit Ihm beschäftigen, je mehr wir Sein Wort in uns aufnehmen, je mehr wir den Spiegel unseres Herzens auf Ihn ausrichten, umso mehr wird die in unsere Herzen ausgegossene Liebe Gottes aktiviert und kann sich segensreich in uns entfalten. Wer sich darin bemüht, darf wissen, dass auch durch ihn der Strom der Liebe, der dem Herrn aus der Körpergemeinde zufließt, erweitert und verstärkt wird - er darf die beglückende Gewissheit haben, Ihn, unseren Herrn, in besonderem Maß zu erfreuen und zu erquicken!<br/><br/>
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Lies weiter:<br/>
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Version vom 16. April 2024, 10:12 Uhr

"Sein Erscheinen lieb haben"
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum“
von G. Groß 1997

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

Sein Erscheinen lieb haben

Einleitung

Der zweite Timotheusbrief ist der letzte Brief, den Paulus geschrieben hat. Unter diesem Gesichtspunkt darf man ihm eine ganz besondere Aussagekraft unterstellen, hat er doch schon fast einen testamentarischen Charakter!

Es ist für uns bewegend, wenn wir folgende Worte des greisen Apostels an seinen geistlichen Sohn Timotheus vernehmen:

"Du aber sei nüchtern in allem, leide Übles wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu. Tue das Werk eines Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus; denn ich werde schon als tankopfer ausgegoosen, und der Zeitpunkt meiner Auflösung steht bevor. Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt. Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen geliebt haben" (2Tim 4:5-8).

Es ist uns wichtig, dass wir nicht nur den Text unserer Überschrift beachten, sondern auch das Umfeld, in welches uns Thema eingebettet ist. Dies bewahrt uns vor einseitigen Auslegungen.

Wenn wir die obigen Verse aufmerksam lesen, dann sehen wir, dass hier nicht die Rede von unserer Rettung ist - diese steht ja von Anbeginn unseres Gläubigwerdens fest (siehe Eph 2:8-10) und ist für Gott unwiderruflich - vielmehr geht es um. unseren Wandel und Dienst, den er Apostel mit einem "edlen Ringkampf" vergleicht, der "an jenem Tag" (gemeint ist hier der Tag der Preisrichterbühene) zur Beurteilung steht.

Da gerade in unseren heutigen tagen das Böse besonders drastisch hervortritt und die allgemeine Gottlosigkeit erschreckend um sich gereift, sind auch wir Gläubige in besonderer Weise angesprochen und aufgerufen, auf die Worte Pauli zu achten und uns immer wieder im Licht dieser Worte zu prüfen.

"Sein Erscheinen geleibt haben" bzw. "es lieben" - und damit wird ja die Sehnsucht und die beglückende Freude auf Sein Kommen zur Entrückung Seiner Körperglieder zum Ausdruck gebracht - wird so zu einem Prüfstein vor der Preisrichterbühne. Dort wird der Herr beurteilen, inwieweit diese Liebe, die auf Sein Erscheinen wartete, unseren Wandel und Dienst beeinflusst hat!

Möge in diesem Sinn unser Büchlein viel Segen und geistlichen Gewinn bewirken, damit auch wir, gleich Paulus am Ende unseres irdischen Lebens mit einem Siegeskranz der Gerechtigkeit rechnen dürfen.

Warten auf den Herrn

Die Zusammenfassung eines Lebens

Das Leben des Apostels Paulus war von überwältigenden Höhen (vergleiche 2Kor 12:1-6), aber auch von großen Tiefen (2Kor 11:23-28) begleitet. Doch am Ende seines inhaltsvollen Lebens fasst Paulus dieses in wenigen Worten zusammen:

Des edlen Ringkampf habe ich gerungen,
den Lauf habe ich vollendet,
den Glauben habe ich bewahrt!

Pauli Leben war in der Tat ein gewaltiger Ringkampf. "Edel" war er, weil der Apostel nie seine eigenen Interessen vertrat, sondern sich stets Seinem Herrn verbunden fühlte, dessen Apostel er durch den Willen Gottes war und dem er bis zum letzten Atemzug zu dienen gewillt war. Ein Teil dieses edlen Ringkampfes sehen wir in Phil 1:29-30, wo Paulus niederschreibt, dass es für ihn eine Gnade ist, für Christus zu leiden.

Wenn Paulus dann auch noch hervorhebt, dass er "den Glauben bewahrt hat", so muss uns hier klarwerden, dass dies ganz offensichtlich keine Selbstverständlichkeit ist, sondern Kampf!

Was mag Paulus empfunden haben, als ihn seine eigenen Brüder dem Fleisch nach, vor die Tore der Stadt Lystra schleiften und die ersten Steine auf ihn zuflogen? Was mag er gedacht haben, kurz bevor er blutüberströmt ohnmächtig zusammenbrach! Kamen da Zweifel in seinem Herzen auf? Erwuchs das Wörtchen "warum" in seinem Innern? Wir vernehmen nichts dergleichen von unserem Apostel - vielmehr aber den triumphalen Ausspruch: "Den Glauben bewahrt!"

Nach Hebr 11:1 ist der Glaube die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt! Damit wird die Rückschau des Apostels Paulus auch für uns zu einem Ansporn und nachahmenswert, damit auch wir, am Ende unseres irdischen Lebens, in denselben Triumph mit einstimmen können: "Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt!"

Der Lohn dieses Lebens

Paulus hält aber nicht nur Rückschau auf sein Leben, er schaut auch in die Zukunft, und hierbei lesen wir die ebenso kurzen wie prägnanten Worte:

"Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird;"

Der Siegeskranz der Gerechtigkeit ist jenen verheißen, die ihre Gerechtigkeit nicht in sich oder aus sich suchen, sondern einzig und allein in Christus! Er ist nämlich unsere Gerechtigkeit, und im Glauben an Ihn geht diese Gerechtigkeit auf uns über, da wir uns im Glauben ja als ein Stück von Ihm, unserem Herrn und Haupt, sehen dürfen.

Dass wir "in Ihm" letztendlich auch Gottes Gerechtigkeit sind, wird uns in 2Kor 5:21 in herrlicher Art und Weise deutlich gemacht!

Paulus hat immer wieder betont, dass durch ihn selbst nichts Gutes gewirkt werden kann, dass er aber "in Ihm" und "Durch Ihn" alles vermag, dass er nur "in Ihm" mächtig ist!

Nun ist Paulus also der Kampfpreis, dem er so lange nachgejagt hat, sicher. Was er schon in Phil 3:14 den "Kampfpreis der Berufung" nannte, ist hier der Siegeskranz der Gerechtigkeit. Überreicht wird er an "jenem Tag", und damit spricht Paulus von der "bema", was in unserer konkordanten Übersetzung mit "Preisrichterbühne" wiedergegeben ist. Es ist jener Tag, von dem Paulus den Korinthern (und auch uns) schreibt:

"Denn wir alle müssen vorne vor der (Preisrichter-) Bühne des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekommen, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht" (2Kor 5:10). Es ist uns sicher allen ganz klar, dass es sich hier um kein Gericht handelt, welches über unsere Rettung entscheidet. bedenken wir doch, dass wir vor dieser Preisrichterbühne als entrückte stehen werden, also solche also, die schon vor dem Niederwurf der Welt vom Vater in Christo auserwählt und zum Sohnesstand vorherbestimmt wurden (Eph 1:4-5).

Wenn Christus hier als "der gerechte Richter" bezeichnet wird, so darf uns das Bild eines sportlichen Wettbewerbs vor Augen stehen, wo die Männer, die über den Wettkampf entscheiden oder die Trophäen ausgeben, ja auch als Schiedsrichter, Punktrichter, Preisverleiher usw. angesprochen werden.

Vor dieser Preisrichterbühne sieht Paulus schon sein irdisches Leben offenbar gemacht und darf sich noch zu seinem Lebzeiten des Siegeskranzes der Gerechtigkeit sicher sein.

Ist die Preisrichterbühne berechtigt?

Diese Frage mag manchen verwundern, ist sie doch für uns längst eine Selbstverständlichkeit. Doch werken wir in unserem Verlag immer wieder von lieben und geschätzten Brüdern angesprochen, die hier Bedenken äußern. Dabei ist ein Argument sicherlich nachdenkenswert, welches beinhaltet:

Wenn wir doch "in Christus" sind, wie es uns in herrlicher Weise das erste Kapitel des Epheserbriefes aufzeigt, wenn Er auch in unserem Leben alles bewirkt, wie uns ebenfalls das erste Epheserkapitel lehrt (Eph 1:11), wie kann Er uns dann später für Abläufe in unserem Leben noch verantwortlich machen? "In Ihm" kann es doch auch keine Beurteilung unseres Lebens geben - er müsste Sich damit ja Selbst beurteilen!

Wir haben diese und auch andere Argumente lange im Herzen bewegt und kamen letztendlich zu dem Schluss, dass die Preisrichterbühne ihre volle Berechtigung hat, obwohl diese in den sogenannten Gefängnisbriefen nicht mehr namentlich genannt ist. Doch finden wir auch in den Gefängnisbriefen, zu denen wir ja den Epheser-, Philipper- und Kolosserbrief zählen, kapitelweise Ermahnungen des Apostels, die den Beweis der Preisrichterbühne belegen - nicht zuletzt ja auch unsere Verse in 2Tim 4:5-8, wo Paulus ausdrücklich auf "jenen Tag" hinweist, wo er einen Kranz erwarten darf.

Vor allem aber sollten die Worte aus 2Kor 5:10 jeden Zweifel beseitigen, da Paulus ganz klar aussagt: "Denn wir alle</u> (und damit schließt er sich mit ein) müssen vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden..." Diese Aussage wurde nie widerrufen; sie ist auch in sofern nicht ungültig oder überholt, als wir die beiden Korintherbriefe zu den sogenannten "Übergangsbriefen" zählen!

Wir müssen hier im Auge behalten, dass es nicht um ein Gereicht über Sünden geht, sondern um eine Beurteilung des Wandels nach der Berufung. Hier ist unser "Wollen" durchaus gefragt und der Unterschied zwischen den Trägen und den sich Mühenden muss einen Ausgleich erfahren. Da gebraucht Paulus sogar die eigentlich schlecht in ein Gnadengefüge passenden Ausdrücke Lohn und Verlust. Nur irdisches Mühen findet dann einen Niederschlag in überhimmlischen Herrscherwürden. Beides sind zeitliche Segnungen, denn auch der Lohn endet in der Vollendung, wenn keinerlei Herrschen mehr sinnvoll ist.

Es ist Satan sehr daran gelegen, hier Unklarheit zu verbreiten und Konsequenzen für jetzige Lauheit infrage zu stellen!

Pauli Verbundenheit mit uns

Paulus lässt es nicht damit bewenden, dass ihm allein der Siegeskranz der Gerechtigkeit winkt, vielmehr gehen seine Gedanken zu uns. Und wir, die wir gleich ihm denselben Weg gehen, werden mit folgenden Worten von ihm miteingeschlossen:

"Nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen geliebt haben."

Welche aufrichtige Verbundenheit dürfen wir doch aus diesen Worten heraushören. Der fleischliche und weltliche Mensch sucht in der Regel seinen Vorteil heimlich und still, damit dieser ja von niemandem geschmälert wird oder er gar teilen müsste (wobei wir hier die vielen edel gesonnen Mitmenschen natürlich ausklammern wollen). Paulus freut sich darüber, dass gleich ihm möglichst viele auch diese Kranz erringen und gibt hierbei in seinen Briefen alle nur mögliche Hilfe.

Voraussetzungen für einen Siegeskranz

Hilfestellung zum Erforderlichen, um solche einen Kranz und die damit verbundene Stellung des Mitherrschens zu erlangen, zeigt uns Paulus mannigfaltig auf:

So lesen wir in 1Kor 9:25: "Jeder Wettkämpfer ist in allem enthaltsam" und wenige Worte weiter: "Daher also laufe ich nicht wie ins Ungewisse; vielmehr führe ich den Faustkampf so, dass ich nicht in die Luft schlagen, sondern ich verbleue gleichsam meinen Körper und führe ihn in die Sklaverei..." (1Kor 9:26-27).

In Phil 3:13-14 lesen wir: "Eins aber tue ich: ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist".

In 2Tim 2:5 fährt Paulus fort: "Und wenn jemand auch wettkämpft, wird er doch nicht bekränzt, wenn er nicht gesetzmäßig wettkämpft".

In Röm 8:17 steht geschrieben: "Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich im Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden".

Noch eine letzte Stelle esen wir in 2Tim 2:12: "Wenn wir erdulden, werden wir auch mit herrschen".

Wenn wir obige Schriftworte auf uns einwirken lassen, so merken wir sehr gut, dass es nicht selbstverständlich ist, vor der Preisrichterbühne des Christus belohnt zu werden, vielmehr verlangt es unseren ungeteilten Einsatz und unsere ganze Kraft, um Lohn zu bekommen.

Eine Zusammenfassung

Wenn wir jetzt wieder zu unserem Leittext zurückkehren, so fällt uns auf, dass Paulus in diesem Schlusswort an Timotheus alle zuvor genannten Forderungen übergeht und nur noch eine Bedingung aufführt: Sein Erscheinen lieben!

Wenn wir darüber nachdenken, warum Paulus gerade an dieser Stelle, wo er offensichtlich Bilanz über sein Leben zieht, nur noch diesen einen Punkt nennt, so kommen wir zu dem Ergebnis, dass die Aussage "Sein Erscheinen zu lieben", alle anderen Aussagen mit einschließt!

Damit ergibt sich für uns eine wichtige Vertiefung dessen, was Gottes Wort unter "Liebe" versteht: In der Rechten Wartestellung auf den Herrn wird alles aus Liebe zu Ihm vollbracht!

In diesem Sinn schreibt Paulus ja auch in Eph 6:24: "Die Gnade sei mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus in Unvergänglichkeit lieben! Amen!" Hier wird uns eine liebende Zuneigung aufgezeigt, die sich nach Seinem Erscheinen sehnt - aber nicht darum, um vielleicht von körperlichen oder sonstigen Leiden erlöst zu werden oder eines schweren Erdenlebens enthoben. zu werden - es ist das tiefe und brennende Verlangen, endlich mit Ihm vereint zu sein!

Dies ist aber viel mehr als nur ein Warten auf Sein Kommen - es bedeutet: Sein Erscheinen lieb haben!

Dass Paulus schon in den frühesten Jahren seines Dienstes von dieser Liebe zu seinem Herrn beseelt war, wird uns durch die abschließenden Worte in der herrlichen Offenbarung über die Entrückung der Gemeinde bestätigt, die den sehnlichsten Wunsch seines Herzens widerspiegelt: "... und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein" (1Thes 4:17).

Ein solch inbrünstiges Verlangen nach dem Herrn zeugt von einem innigen Liebesverhältnis und einer herzlichen Gemeinschaft mit Ihm und gründet in Seiner alle Erkenntnis übersteigenden Liebe zu uns!

Zusammenhänge der Liebe

Unsere letzten Aussagen beinhalten wunderbare Zusammenhänge. Grundlegend ist die Tat Gottes an uns, dass "die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist" (Röm 5:5). Der Vater liebt den Sohn, so dass Er alles in Seine Hand gegeben hat (siehe Joh 3:35). Mit derselben Liebe, wie der Vater den Sohn liebt, liebt der Sohn auch uns (Joh 15:9) - und dies ist eine ganz köstliche Aussage, sie sollte uns stets gegenwärtig sein und unser Inneres erquicken.

Das Wirken des heiligen Geistes äußerst sich in. uns zunächst darin, dass wir mit der grundlegend empfangenen Gottesliebe in der Lage sind, den Sohn wieder zu lieben! We sehr dies des Vaters Wunsch ist, bezeugt der Sohn mit Seiner zweimaligen Versicherung:

"Wer Mich aber liebt, wird von Meinem Vater geliebt werden" (Joh 14:21) und "Wenn jemand Mich liebt, wird er Mein Wort bewahren, und Mein Vater wird ihn lieben" (Joh 14:23).

Unsere Liebe zum Sohn wird dadurch genährt und gestärkt, dass wir immer tiefer und völliger in das Verständnis Seiner Liebe zu uns eindringen. Daher erfleht Paulus in seinem Mustergebet für uns, dass wir erfassen möchten, "was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist, um auch die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus zu erkennen" (Eph 3:18-19).

Es ist tief bewegend, wenn wir einmal erkennen, wie Paulus uns immer wieder diese Liebe vor Augen stellt; es sollte uns nie zuviel werden, von ihr zu lesen und zu hören:

"So wie auch Christus euch liebt" (Eph 5:2), "Sieger durch den, der uns liebt! (Röm 8:37), "Das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich liebt" (Gal 2:20) oder "so wie auch Christus die herausgerufene Gemeinde liebt" (Eph 5:25).

Sind dies nicht herrliche Worte, geliebte Geschwister? Welchen Schatz haben wir doch darin, dass wir immer wissen dürfen: Wir sind nie allein - wir werden immer geliebt, egal wo wir sind und egal was wir tun!

Der Grund der Liebe

"Die Liebe, von der wir oben vernahmen, ist auf Opfer und Hingabe gegründet: "Er, der doch Seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat ..." (Röm 8:32);

"...so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat ..." (Eph 5:2);

oder in Bezug auf die Gemeinde: "und Sich Selbst für sie dahingegeben hat..." (Eph 5:25).

Wir haben es hier nicht mit großen Worten zu tun, die Seine Liebe zu uns beteuern, sondern durch Sein Opfer, Leiden und Sterben am Pfahl stehen wir lebendigen Beweisen Seiner Liebe zu uns gegenüber.

Sich in diese Liebe zu versenken, sie im Herzen zu bewegen, entfacht nicht nur unsere Liebe zu Ihm immer wieder aufs neue, dies fördert auch das "Liebhaben Seiner Erscheinung"!

Das Einnehmen dieser Stellung - nämlich sich in diese Liebe hinein zu versenken - hat auf unseren Wandel eine sehr fruchtbare Einwirkung. So wie Christus einerseits in der Liebe Gottes stark genug war, Sein Leben für uns darzubringen, so hat andererseits die in unseren Herzen wirkende Gottesliebe den Drang ausgelöst, unsere Ehre daranzusetzen, Ihm wohlgefällig. zu sein (gem. 2Kor 5:9).

Hier liegt der Weg vor uns, der zum Erhalt des Siegeskranzes führt!

Mit Furcht und Zittern

Das innere Wachsen dieser Liebe, die "Sein Erscheinen lieb hat", ist der beste Ausgangspunkt zu dem, was uns in Phil 2:12 gesagt ist: "Mit Furcht und Zittern wirket eure Rettung aus!" Diese etwas bedrückend wirkende Aussage Pauli soll uns jedoch nicht in eine falsche Angst versetzen, uns wohl aber den ganzen Ernst, mit dem wir unseren Wandel führen sollen, vor Augen führen.

Gerettet sind wir ohne jegliches eigene Dazutun einzig und allein in der Gnade (siehe Eph 2:8)! Es wäre, selbst rein menschlich gesehen, ganz unverständlich, wenn uns die Wandel diese Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, und dies auch noch unter dem Gesichtspunkt, dass wir eventuell sogar für einen würdigen Wandel belohnt werden. Furcht und Zittern sollen uns dabei dienlich sein, nicht des Lohnes verlustig zu gehen oder gar noch Beschämung zu erleiden.

In dieser Geisteshaltung werden wir alles, was des Vaters Herz kränken könnte, nicht aus Furcht vor der Strafe meiden, sondern aus Liebe. zu Ihm, wobei Furcht und Zittern durchaus auch aus Liebe unser Begleiter sein kann.

Die Kreuzigung des alten Menschen

"Und betrübt nicht den Geist Gottes, den heiligen, mit dem ihr für den Tag der Freilösung versiegelt seid" (Eph 4:30); diese Worte des Apostels Paulus stellen eine sehr ernste Mahnung dar. Den Geist Gottes zu betrüben, brennt wie Feuer in den Herzen und bereitet größere Schmerzen als die Angst vor strafe. Ja, wer wirklich Sein Erscheinen liebt, wird sich hüten, leichtfertig das Herz des Vaters zu kränken, weil sich beides nicht miteinander verträgt.

"Sein Erscheinen lieben" ist für uns somit auch eine ständige Mahnung zur täglichen Kreuzigung des alten Menschen! "Sein eRscheinen lieben" fördert den Drang in uns, Ihn stets zu erquicken und zu erfreuen. Nichts ist dieser erwartenden Liebe zu viel! Alle Mahnungen will sie von Herzen befolgen - sie lebt das aus, was zum Erhalt eines Kranzes führt! Sie ringt, jagt, will nur gesetzmäßig kämpfen (was aber nichts mit dem Gesetz zu tun hat), sie leidet und erduldet. Letztes haben die Märtyrer aller Zeiten bewiesen,; denn durch die Liebe waren sie stark genug, das Leben für ihren Herrn hingeben zu können.

Die agape

Wir möchten noch hervorheben, dass diese Liebe, die uns durch den heiligen Geist ins Herz gegeben wurde und die und drängt, Sein Erscheinen lieb. zu haben, eine andere, und höherer Liebe ist als jene, die zwischen Freunden besteht oder die uns zum anderen Geschlecht zieht. Es ist bezeichnend, dass die heilige Schrift diesen Unterschied im Urtext hervorhebt.

So lesen wir für Gottes Liebe als die höhere und selbstlose Form das griechische Wort agape, während für die geringeren Formen der Liebe die Worte philia (Freundschaftsliebe) oder eros (Geschlechtsliebe) stehen (siehe Näheres in der Stichwortkonkordanz Seite 519 der konkordanten Wiedergabe).

Die Liebe drängt nach Bereinigung

Die Erhabenheit der Liebe zu unserem Herrn bewirkt bei den Gläubigen, die in einen unwürdigen Wandel gefallen sind, immer wieder den Drang zur Bereinigung; sie nimmt nicht einfach hin, dass irgend etwas ungeregelt und unbereinigt vor dem Herrn stehenbleibt.

Niemand von uns ist gegen solches "Fallen" gefeit, und so werden wir sicher auch alle schon die Erfahrung gemacht haben, wie unser innerer Frieden gestört ist und wie es und drängt, diesen Frieden auf jeden Fall wieder herzustellen.

Ein lehrreiches Beispiel gibt uns Petrus durch die Verleugnung des Herrn (Mt 26:69-75). Es stellte schon einen schweren Fall dar, als Petrus dreimal leugnete, etwas von Jesus zu wissen und obendrein dies auch noch mit einem Eidschwur bekräftigte und anfing, sich zu verdammen.

Hat Petrus damit nicht sein Gemeinschaft mit dem Herrn gelöst? Hat er damit nicht seine Führungsrolle verloren? Was mg in diesen Augenblicken alles in ihm vorgegangen sein? Ob gar die frage seines Herrn vor ihm stand, der ihn noch nicht lange zuvor wiederholt fragte: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du Mich?" und er spontan antworten konnte: "Ja, Herr, Du weißt, dass ich Dich lieb habe."

Es muss uns innerlich tief bewegen, wenn wir nach dieser Verleugnung den Menschen Petrus erleben, wie er bitterlich schluchzt und weint. Tiefe Reue erfüllt sein Herz ob seiner Handlungsweise. Hier sehen wir keinen Petrus, der aus Furcht vor Strafe weint (solche Art von Furcht äußert sich in der Regel anders), hier steht ein Mann vor uns, dessen bittere Tränen von tiefer Reue und Schmerz zeugen, weil er die Person seiner Liebe schwer gekränkt hatte.

Nur wer solche Verfehlung schon in ähnlicher Art an sich erlebt hat, kann ermessen, welche ein schonungsloses Selbstgericht Petrus an sich vollzog. Aufgrund seiner Liebe konnte der Herr ihn wieder zurechtbringen und erneut in Seinen Dienst einsetzen.

Es ist für uns so überaus trostreich, wenn wir erfahren, dass selbst Männer wie Petrus, die ständig Begleiter auf dem Erdenweg Jesu waren, fallen können! Solche geschilderten Vorfälle sind für uns immer wieder Ansporn, nicht liegen zu bleiben, wenn wir gefallen sind, sondern stets der drängenden Liebe in uns Raum zu geben und aufzustehen!

Eine Frage auch an uns

Mit diesem Textwort: "Die Sein Erscheinen geliebt haben", erinnert uns der Herr durch Sein inspiriertes Wort Selbst daran, wonach Sein größtes Verlangen steht: Es ist unser Herz, gefüllt mit einer brennenden Liebe zu Ihm, die sich nach Seinem Erscheinen sehnt.

Gehen wir diesen Worten noch tiefer auf den Grund, so klingen darin leise dieselben Fragen auf, die dem Petrus gestellt wurden. Spüren wir, liebe Geschwister, wie der Herr auch uns fragt: "Hast du Mich lieb?"

Vielleicht haben wir über diese Frage noch nie nachgedacht, haben uns hierin noch nie ernstlich geprüft. Doch die Prüfung sollten wir nicht unterlassen, schließt doch unser Textwort eindeutig auch die Möglichkeit ein, dass diese Liebe bei Gläubigen nicht vorhanden ist und damit der Siegeskranz der Gerechtigkeit nicht erhalten wird!

Ob wir unseren Herrn nun wenig oder viel lieben, von jeder stufe aus können wir diese Liebe vertiefen und inniger gestalten. Je mehr wir uns im Geist mit Ihm beschäftigen, je mehr wir Sein Wort in uns aufnehmen, je mehr wir den Spiegel unseres Herzens auf Ihn ausrichten, umso mehr wird die in unsere Herzen ausgegossene Liebe Gottes aktiviert und kann sich segensreich in uns entfalten. Wer sich darin bemüht, darf wissen, dass auch durch ihn der Strom der Liebe, der dem Herrn aus der Körpergemeinde zufließt, erweitert und verstärkt wird - er darf die beglückende Gewissheit haben, Ihn, unseren Herrn, in besonderem Maß zu erfreuen und zu erquicken!

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