Die Folgen für Gottes Rettungswerk: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Das Einssein des Sohnes und des Vaters)
(Christi Seele-Hinlegen und Wiedernehmen)
Zeile 41: Zeile 41:
  
 
====Christi Seele-Hinlegen und Wiedernehmen====
 
====Christi Seele-Hinlegen und Wiedernehmen====
 +
Um Fehldeutungen auszuschließen, diene uns vorerst der Hinweis, dass der Herr mit dem "Seele-Hinlegen" und "Wiedernehmen Seiner Seele" nicht Sein "Leben" meinte, welches Er in den Tod gab, um es Sich hernach wieder Selbst. zu nehmen; denn damit wäre die vielfach bezeugte Wahrheit von der Auferstehung Christi durch Seinen Gott zunichte gemacht worden. Auch bestünde ein unvereinbarer Widerspruch zwischen den diesbezüglichen Aussagen in der Heiligen Schrift ([[Joh 10:17]]-18)
 +
 +
Dieses Thema zeigt uns erneut '''die dringliche Notwendigkeit einer wortgetreuen Übersetzung.''' Denn bei Christi Selbsthingabe steht die Leiden empfindende Seele im Vordergrund und nicht das Leben des Herrn! Im griechischen Urtext stehen für beide verschiedene Wörter, und zwar: "zoe" für "Leben" und "psyche" für "Seele".
 +
 +
Dementsprechend haben sie auch unterschiedliche Bestimmungen für den menschlichen Körper. "Leben" entsteht und wird erhalten durch die Wirksamkeit und Betätigung des Geistes. "Seele" bezeichnet dagegen das Lebensbewusstsein und bezieht sich auf die im Leben erfahrenen Empfindungen, die sich u.a. in Wohlbefinden oder Schmerz, Freude und Leid äußern. Diese Unterschiede werden in den landläufigen Übersetzungen nicht beachtet. In ihnen werden durchgängig beide Bezeichnungen vermengt! Bei den infrage kommenden  Aussprüchen ist das der Fall. In ihnen wird "Seele" mit "Leben" übersetzt.
 +
 +
Wenn es nun heißt, dass Jesus als der gute Hirte das "Leben" für die Schafe lässt, so denkt der Leser zweifelsohne an Seinen Tod. Diese irrige Übersetzung wird aber dadurch offenbar, dass sie ein. unlösbare Frage aufwirft wegen der angeblichen Vollmacht des: "Sein Leben wieder. zu nehmen: ([[Joh 10:17]]-18). Denn der Herr konnte Sich im Todeszustand Sein Leben nicht Selbst wieder nehmen! Vielmehr musste Er bis zum dritten Tage warten, bis Ihn der Vater nach den Heiligen Schriften auferweckte und Ihm ein neues unauflösliches Leben gab!
 +
 +
Wo nun in seltenen Wiedergaben für die betreffenden Aussprüche das Urtextwort richtig übersetzt wurde, entsteht kein solches Problem, weil es dann nicht um den Gegensatz zwischen Leben und Tod, sondern um den mit Seinem Dienen verbundenen und letztlich bis zum Tode führenden Leidensweg des Herrn geht. Darum steht auch hier nicht das geistgewirkte Leben, sondern die Seele im Blickfeld; ebenso wie [[Jes 53]], wo uns mit erschütternden Worten der zum Tod führende Leidensweg des Herrn als Mann der Schmerzen aufgezeichnet ist. Auch da wird die Selbsthingabe des Herrn im Zusammenhang mit der Seele in den Versen [[Jes 53:4]]a und [[Jes 53:11]]b zweimal herausgestellt.
 +
 +
Es ist die Seele, welche Mühsal empfindet ([[Jes 53:11]]), so dass man sagen kann, dass Sein dreijähriger öffentlicher Dienst für Seine "Seele" ein ununterbrochener, schmerzlicher Leidensweg war. Auch Paulus bezeugt mit seiner Aussage in [[Apg 20:24]], dass die Seele solche Leiden durchzukosten hat: "Jedoch von nicht der einem habe ich ein Wort, noch mache ich mir selber die Seele kostbar, bis ich vollende meinen Lauf und den Dienst, den ich erhielt von dem Herrn Jesu, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes." Wenn Paulus sagt, bis zur Vollendung seines Laufs mache er sich "seine Seele" nicht kostbar, so meint er damit das willige Aufnehmen all der ihm vom Herrn in [[Apg 9:16]] angesagten Drangsale und Nöte, die seine Seele zu durchleiden habe.
 +
 +
Mit diesem paulinischen Zeugnis stimmt auch überein, was Gottes Wort von den Überwindern in [[Offb 12:11]] sagt: "... sie lieben ihre Seele nicht bis in den Tod."
 +
 +
So hat auch der Herr mit dem Hinlegen Seiner Seele auf Seine Leiden hingewiesen. Was Er in [[Mt 10:39]]; [[Mt 16:25]]; [[Mk 8:35]]; [[Lk 9:24]]; [[Lk 14:26]]b; [[Lk 17:33]] und [[Joh 12:25]], vom Umbringen, Hassen und Lieben der Seele sagt, hat Er Selbst mit dem Hinlegen Seiner Seele vollkommen ausgeführt ([[Mt 26:39]].42b; [[Mk 14:36]]b; [[Lk 22:42]]b).<br/>
 +
<br/>
 +
 +
====Christi Vollmacht====
 +
Überdies macht der Herr in Beziehung des freiwilligen Hinlegens Seiner Seele noch eine andere Wahrheit mit den Worten kund, Er habe vom Vater die Vollmacht erhalten, Seine hingelegte Seele wieder zu nehmen, d.h. Gott habe es Ihm freigestellt, Sich jederzeit diesen freiwillig Sich aufgebürdeten Leidens zu entziehen! Als Jesus in jene Nacht des schweren Kampfes in Gethsemane geführt wurde, besaß Er noch immer die Vollmacht des Vaters, mit Seinem Einverständnis Seine bereits in den Tod gegebene Seele wieder zu nehmen.  Doch der Sohn tat es auch hier wieder nicht! "Nicht Mein, sondern Dein Wille geschehe!" war des Sohnes Gehorsamswort.
 +
 +
Wie sehr der Vater bereit gewesen wäre, Ihm diese Bitte zu erfüllen, bezeugte der Sohn in [[Mt 26:53]]. Wir dürfen dazu wohl sagen, dass Er diese Vollmacht bis z um letzten Atemzug besaß. und tatsächlich noch vom Kreuz hätte herabsteigen können - wie es Ihm übrigens die Pharisäer höhnend vorschlugen ([[Mt 27:40]]). Diese Vollmacht hatte mit Seinem Tode aufgehört und ihre Gültigkeit verloren; denn nachdem Er Seine Seele in den Tod dahingegeben hatte, konnte Er sie Sich nicht mehr Selbst nehmen. Vo da an nahm der Vater für Seinen Sohn alles in Seine Hand. Er erweckte Dessen Seele am dritten Tage in der Auferstehung ([[Apg 2:27]]).<br/><br/>
 +
 +
====Des Vaters Vertrauen in den Sohn====
 +
 
<br/><br/>
 
<br/><br/>

Version vom 19. April 2024, 13:21 Uhr

"Christi Schrei am Kreuz - Sein herrlichster Lobpreis"
von M. Jaegle (1976)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Inhaltsverzeichnis
weitere Abschriften

In Bearbeitung

Christi Schrei am Kreuz

2. Die Folgen für Gottes Rettungswerk

Ganz schlimme Schäden würden dadurch entstehen, dass durch einen Notschrei Christi, als dem Retter, Er Selbst mit einem Makel behaftet worden wäre. Einen solchen müssten wir an Ihm entdecken, dem makellosen Opferlamm.

Ein makellose Opferlamm

Sehr oft ließ Gott seinem Volke sagen, dass die zum Opfer bestimmten Lämmer "makellos" und "ohne Fehl" sein mussten. Mit Christi Opfertod wurden die vielen Vorbilder der Opferlämmer erfüllt. In seinem ersten Brief (1Petr 1:19) bezeugt Petrus seinen Stammesgenossen diese Wahrheit mit dem Hinweis, dass sie losgekauft wurden mit dem kostbaren Blute Christi als eines makellosen und fleckenlosen Lammes. In Übereinstimmung mit diesem Ausspruch heißt es im Hebräerbrief (Hebr 9:14), dass Sich der Sohn durch äonischen Geist (zum Unterschied des mit Sünde behafteten Menschengeistes) Gott makellos darbrachte. Zu dieser Makellosigkeit gehörte ein durchgehend ungetrübtes Bewusstsein Seiner großen Aufgabe in der Erfüllung des Willens Gottes zum Heil der ganzen Schöpfung. Dieses Bewusstsein sollte nun dem Sohne in Seinen letzten Leidensstunden verloren gegangen sein!?

Wenn aber der Herr als der große Erfüller der auf Ihn hinweisenden Vorbilder nicht mindestens die Makellosigkeit derselben erreicht hätte, oder gar noch hinter diesen zurückgeblieben wäre, dann wären die Vorbilder hinfällig geworden, da sie durch den Herrn keine vervollständigende und sie übertreffende Erfüllung gefunden hätten. Wenn aber ein zum Opfer geführtes Lamm angefangen hätte, nach links. und rechts zu taumeln, also seine Orientierung zu verlieren, so wäre es für Gott kein fehlerloses uns zum Opfer brauchbares Lamm gewesen. Kein rechtstehender Israelite würde ein mit solchem Fehler behaftetes Lamm zum Opfer dargebracht haben; denn es wäre Gott missfällig gewesen. Noch viel weniger wäre aber der Herr mit Seinem Verzweiflungsschrei ein makelloses Opferlamm gewesen, das Gott zur Aussöhnung des Alls hätte annehmen können!

Christi vollkommener Gehorsam

Und weiter müssen wir fragen: Was würde aus Christi vollkommenem Gehorsam, wenn Ihm in der Durchführung des Ihm von Gott aufgetragenen Rettungswerkes plötzlich der Wille Gottes verdunkelt worden wäre, und Er von dieser Qual gedrungen mit einem Notschrei die Gehorsamslinie des stillen Dulders verlassen oder auch nur unterbrochen hätte?

In Phil 2:8 bezeugt die Schrift dem Sohn Gottes, dass Er gehorsam war bis zum Tode des Kreuzes. Voraussetzung für diesen vollkommenen Gehorsam war des Sohnes unverdunkeltes Wissen. um des Vaters Willen, besonders während der sechs Kreuzesstunden. Würde es nun in des Vaters Willen gelegen haben, Seinen Sohn am Kreuz zu verlassen, weshalb hätte Er Ihn dieses größte. und schwerste aller Leiden nicht vorher wissen lassen? Nur dann hätte Er Sich darauf vorbereiten können, um auch dieses Leiden in willigem Gehorsam zu tragen. Aber nun hätte Gott plötzlich den schwersten Gehorsamsakt von Ihm verlangt, ohne Ihm die Möglichkeit zu geben? Würde es aber stimmen, dass Er, Gott, In doch. unvorbereitet verlassen habe, so hätte Er Seinem geliebten Sohn in der schwersten Stunde Seinen bisher ununterbrochen gewährten Beistand plötzlich versagt! Damit aber, dass Gott dann nicht einmal auf Seinen Frageschrei die verlangte Antwort gegeben hätte, wäre dem Sohn überhaupt die Möglichkeit entzogen worden, auf den Willen des Vaters einzugehen und diesen im Gehorsam zu erfüllen!

Unter diesen Umständen wäre auch Hebr 5:8 hinfällig geworden, wo es heißt, dass der Sohn Gottes den Gehorsam lernte durch das, was Er litt! Sein Notschrei wäre zum Beweis geworden, dass Sein Lernen des Gehorsams unterbrochen worden und mit samt Seinem Gehorsam unvollständig geblieben wäre!

Nun hat aber der Herr in Joh 4:34 bezeugt: "... Meine Speise ist die, dass Ich tue den Willen Dessen, der Mich sendet und vollende Sein Werk." Nach diesem Wort war des Herrn ganzer Gehorsam darauf eingestellt, des Vaters Villen in allem zu erfüllen! Wäre also der Herr plötzlich und unerwartete vom Vater verlassen gewesen, so hätte Er in Seinem vorbildlichen Gehorsam sofort auch das Verlassenwerden als des Vaters Willen erkannt und Sich sogleich darauf eingestellt, d.h. des Vaters Willen erfüllt. Niemals hätte Er Sich aber dann in einer fragwürdigen, ratlosen und deshalb notvollen lage Gesehen und dies außerdem noch öffentlich zum Vater geschrieen!

Das Einssein des Sohnes und des Vaters

Wie sehr Vater und Sohn in allem eins waren, spricht der Sohn mit den kurzen Worten aus: "Ich und der Vater sind eins" (Joh 10:30). Was aber wäre aus diesem Einssein geworden, hätte Sich der Vater von Seinem Sohn jäh, ohne Grundangabe und unerwartet, abgewandt? Dann wäre dieses vom Sohn gerühmte Einssein grausam zerstört worden. Und wie wäre diese Handlungsweise Gottes mit des Herrn Bitte im hohenpriesterlichen Gebet vereinbar, wo Er Seinen himmlischen Vater um das Einssein Seiner Jünger ersucht - so wie Er. und Sein Vater eins sind? Und mit welch eindringlichen Worten stellt Er Seinen Jüngern wiederholt das vorbildliche Einssein mit Seinem Vater die Augen (Joh 17:11, Joh 17:21-23)! Hätte nun Gott Seinen Sohn am Kreuz verlassen, so wäre dieses höchste Vorbild aufgehoben worden und nicht länger nachahmenswert gewesen. d. Auch wäre das in Vers 21 aufgezeigte Ziel: "... auf dass die Welt glaube, dass Du Mich ausschickst", durch das Zeugnis gegenseitigen Uneinsseinshinfällig geworden; denn es wäre für die schwachen Jünger fortan unerreichbar geworden, da ja Got tSelbst dieses vom Sohn geoffenbarte Einssein gebrochen hätte. Des Herrn Bitte um das Einssein wäre eine vergebliche und unerfüllte geblieben. Der Jünger Vertrauen wäre aufs schwerste erschüttert gewesen. Dies umso mehr, als der Herr ihnen vorher verheißen hatte: "... denn was ihr auch bitten solltet den Vater in Meinem Namen, wird Er euch geben" (Joh 15:16; Joh 16:24.26). Inhaltslos und hinfällig wäre auch diese Verheißung des Herrn geworden, hätte Gott. hernach am Kreuz Seinen Sohn verlassen und das Einssein mit Ihm gebrochen.

Anstelle der bisherigen vollkommenen Übereinstimmung zwischen Vater und Sohn wäre ein für den Sohn und für uns unerklärliche Spaltung getreten. Es sind zwar viele Auslegungen verfasst worden, die die Gottverlassenheit des Sohnes mit ansprechenden Argumenten zu deuten suchen. - Sie alle können aber nicht überzeugen, weil sie nicht mit unwiderlegbaren, eindeutigen Schriftworten unterbaut sind und gar den diesbezüglichen buchstäblichen Aussagen Jesu widersprechen. Denn hätte der Vater so am Sohn. gehandelt d.h. Ihn plötzlich im Stich gelassen, so wäre es begreiflich, dass Ihn der Sohn nicht mehr verstanden hätte. Der Beweis dieser Katastrophe wäre Sein lauter Schrei der Gottverlassenheit gewesen. Würde in der Tat Gott als Auftraggeber einen solchen zeitweiligen Bruch zwischen Ihm und dem Sohne als Ausführendem verursacht haben, so hätte sich dieser Zwiespalt schädigend im Erlösungswerk ausgewirkt. Gott aber sei Dank, dass Sein Einssein mit Seinem Sohn ungebrochen in makelloser Harmonie und Vollkommenheit dasteht, wie auch das vollbrachte Erlösungswerk Seines Sohnes!

Eine weitere und wichtige Heilswahrheit aus Christi Leben ist Christi Selbsthingabe.

Christi Selbsthingabe

Diese Selbsthingabe gehört zum Fundament der Erlösung. Wie bedeutend und wertvoll sie in den Augen Gottes ist, beweist ihr öfteres Hervorheben in der Heiligen Schrift.

Jesus Selbst bezeugt sie im Gleichnis vom guten Hirten mit den Worten in Joh 10:11: "Ich bin der edle Hirte. Der edle Hirte legt Seine Seele hin für die Schafe." Noch deutlicher hebt Er hervor: "Deshalb liebt Mich der Vater, da Ich Meine Seele hinlege, auf dass Ich sie wieder nehme. Niemand nimmt sie von Mir, sondern Ich lege sie hin von Mir Selber. Vollmacht habe Ich, sie wieder zu nehmen. Dieses Gebot erhielt Ich auch von Meinem Vater."

Christi Seele-Hinlegen und Wiedernehmen

Um Fehldeutungen auszuschließen, diene uns vorerst der Hinweis, dass der Herr mit dem "Seele-Hinlegen" und "Wiedernehmen Seiner Seele" nicht Sein "Leben" meinte, welches Er in den Tod gab, um es Sich hernach wieder Selbst. zu nehmen; denn damit wäre die vielfach bezeugte Wahrheit von der Auferstehung Christi durch Seinen Gott zunichte gemacht worden. Auch bestünde ein unvereinbarer Widerspruch zwischen den diesbezüglichen Aussagen in der Heiligen Schrift (Joh 10:17-18)

Dieses Thema zeigt uns erneut die dringliche Notwendigkeit einer wortgetreuen Übersetzung. Denn bei Christi Selbsthingabe steht die Leiden empfindende Seele im Vordergrund und nicht das Leben des Herrn! Im griechischen Urtext stehen für beide verschiedene Wörter, und zwar: "zoe" für "Leben" und "psyche" für "Seele".

Dementsprechend haben sie auch unterschiedliche Bestimmungen für den menschlichen Körper. "Leben" entsteht und wird erhalten durch die Wirksamkeit und Betätigung des Geistes. "Seele" bezeichnet dagegen das Lebensbewusstsein und bezieht sich auf die im Leben erfahrenen Empfindungen, die sich u.a. in Wohlbefinden oder Schmerz, Freude und Leid äußern. Diese Unterschiede werden in den landläufigen Übersetzungen nicht beachtet. In ihnen werden durchgängig beide Bezeichnungen vermengt! Bei den infrage kommenden Aussprüchen ist das der Fall. In ihnen wird "Seele" mit "Leben" übersetzt.

Wenn es nun heißt, dass Jesus als der gute Hirte das "Leben" für die Schafe lässt, so denkt der Leser zweifelsohne an Seinen Tod. Diese irrige Übersetzung wird aber dadurch offenbar, dass sie ein. unlösbare Frage aufwirft wegen der angeblichen Vollmacht des: "Sein Leben wieder. zu nehmen: (Joh 10:17-18). Denn der Herr konnte Sich im Todeszustand Sein Leben nicht Selbst wieder nehmen! Vielmehr musste Er bis zum dritten Tage warten, bis Ihn der Vater nach den Heiligen Schriften auferweckte und Ihm ein neues unauflösliches Leben gab!

Wo nun in seltenen Wiedergaben für die betreffenden Aussprüche das Urtextwort richtig übersetzt wurde, entsteht kein solches Problem, weil es dann nicht um den Gegensatz zwischen Leben und Tod, sondern um den mit Seinem Dienen verbundenen und letztlich bis zum Tode führenden Leidensweg des Herrn geht. Darum steht auch hier nicht das geistgewirkte Leben, sondern die Seele im Blickfeld; ebenso wie Jes 53, wo uns mit erschütternden Worten der zum Tod führende Leidensweg des Herrn als Mann der Schmerzen aufgezeichnet ist. Auch da wird die Selbsthingabe des Herrn im Zusammenhang mit der Seele in den Versen Jes 53:4a und Jes 53:11b zweimal herausgestellt.

Es ist die Seele, welche Mühsal empfindet (Jes 53:11), so dass man sagen kann, dass Sein dreijähriger öffentlicher Dienst für Seine "Seele" ein ununterbrochener, schmerzlicher Leidensweg war. Auch Paulus bezeugt mit seiner Aussage in Apg 20:24, dass die Seele solche Leiden durchzukosten hat: "Jedoch von nicht der einem habe ich ein Wort, noch mache ich mir selber die Seele kostbar, bis ich vollende meinen Lauf und den Dienst, den ich erhielt von dem Herrn Jesu, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes." Wenn Paulus sagt, bis zur Vollendung seines Laufs mache er sich "seine Seele" nicht kostbar, so meint er damit das willige Aufnehmen all der ihm vom Herrn in Apg 9:16 angesagten Drangsale und Nöte, die seine Seele zu durchleiden habe.

Mit diesem paulinischen Zeugnis stimmt auch überein, was Gottes Wort von den Überwindern in Offb 12:11 sagt: "... sie lieben ihre Seele nicht bis in den Tod."

So hat auch der Herr mit dem Hinlegen Seiner Seele auf Seine Leiden hingewiesen. Was Er in Mt 10:39; Mt 16:25; Mk 8:35; Lk 9:24; Lk 14:26b; Lk 17:33 und Joh 12:25, vom Umbringen, Hassen und Lieben der Seele sagt, hat Er Selbst mit dem Hinlegen Seiner Seele vollkommen ausgeführt (Mt 26:39.42b; Mk 14:36b; Lk 22:42b).

Christi Vollmacht

Überdies macht der Herr in Beziehung des freiwilligen Hinlegens Seiner Seele noch eine andere Wahrheit mit den Worten kund, Er habe vom Vater die Vollmacht erhalten, Seine hingelegte Seele wieder zu nehmen, d.h. Gott habe es Ihm freigestellt, Sich jederzeit diesen freiwillig Sich aufgebürdeten Leidens zu entziehen! Als Jesus in jene Nacht des schweren Kampfes in Gethsemane geführt wurde, besaß Er noch immer die Vollmacht des Vaters, mit Seinem Einverständnis Seine bereits in den Tod gegebene Seele wieder zu nehmen. Doch der Sohn tat es auch hier wieder nicht! "Nicht Mein, sondern Dein Wille geschehe!" war des Sohnes Gehorsamswort.

Wie sehr der Vater bereit gewesen wäre, Ihm diese Bitte zu erfüllen, bezeugte der Sohn in Mt 26:53. Wir dürfen dazu wohl sagen, dass Er diese Vollmacht bis z um letzten Atemzug besaß. und tatsächlich noch vom Kreuz hätte herabsteigen können - wie es Ihm übrigens die Pharisäer höhnend vorschlugen (Mt 27:40). Diese Vollmacht hatte mit Seinem Tode aufgehört und ihre Gültigkeit verloren; denn nachdem Er Seine Seele in den Tod dahingegeben hatte, konnte Er sie Sich nicht mehr Selbst nehmen. Vo da an nahm der Vater für Seinen Sohn alles in Seine Hand. Er erweckte Dessen Seele am dritten Tage in der Auferstehung (Apg 2:27).

Des Vaters Vertrauen in den Sohn