Der Hebräerbrief - Kapitel 12

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Abschrift: Der Hebräerbrief I - IV (2014/15)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Hebräerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

Der Hebräerbrief - Kapitel 12

Eine Wolke von Zeugen
Ausharren in der Erzüchtigung
Ermahnungen im Blick auf das Ziel
Das Vergängliche und das Unvergängliche

Eine Wolke von Zeugen

Hebr 12:1

"Daher mögen also auch wir, weil wir von einer solch großen Wolke von Zeugen umgeben sind, alle Hemmungen samt der bestrickenden Sünde ablegen, den vor uns liegenden Wettlauf mit Ausdauer rennen"

Wenn gerade in den letzten Versen von den Schwachen und Elenden dieser Welt die Rede war, dann darf unser neuer Leitvers ganz besonders dieser Gruppe von Gläubigen zusprechen, denn es gibt sie auch heute noch unter uns! Wir münzen also das erste Wort "daher" zuerst einmal auf jene, die unter tränen schwere Wege gehen und rufen ihnen zu: Nicht nur der Herr sieht deine Tränen,sondern auch jene Wolke von Zuschauern, die uns umgeben. Wir haben hier bewusst das Wort "Zeugen" weggelassen und Pauli Wort aus 1Kor 4:9b herangezogen, wo wir lesen: "... da wir der Welt, den himmlischen Boten und den Menschen ein Schauspiel geworden sind." Und warum sind wir ein Schauspiel? Die Antwort finden wir in 1Kor 4:10-13, und es passt zu jener Gruppe in unserem Hebräerbrief, die wir zuletzt behandelt haben - die Toren um Christi willen, die Schwachen, die Ungeehrten usw.! All jene sind von Zuschauern umgeben, die sich darüber wundern, warum diese Elenden nicht einfach ihrem Herrn absagen, der sie ja anscheinend in ihrem Elend allein lässt!

Merken wir, liebe Geschwister, welchen Eindruck gerade das Verhalten (Zeugnis) dieser Gläubigen auf ihre Zuschauer macht? Keine Marter, keine Anfechtung, keine Verhöhnung und Geißelung, keine Fesseln noch Gefängnis, keine Steinigung oder Zersägen, kein Schwert und alle weiter aufgeztählten Peinigungen der letzten Verse konnte die in Christus Ruhenden von Ihm lösen - "daher" ist ihr Zeugnis mächtig!

Es ist, wie wir gestern sahen, ein kolossaler Zuspruch, wenn wir wissen, dass wir ein Schauspiel sind, das heißt: Wie auf einer angeleuchteten Bühne werden wir aus dem dunklen Zuschauerrahm heraus gebannt verfolgt und unsere Zuschauen sind nicht nur irdischer Natur, sondern auch himmlische boten. Und gerade bei uns zeigt Gott Sein Prinzip auf: "... Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9b).

Nun sagt unser Leitvers weiter, dass, weil wir genau beobachtet werden, wir entsprechend wandeln sollen, und unser irdischer Wandel wird mit einem Wettlauf verglichen. Wir kennen solche Wettläufe aus dem Sport, und wir wissen auch, dass sich jeder Sportler vorher bestens vorbereitet - und was in der Welt selbstverständlich ist, muss auch für uns (für unseren Wettlauf) gelten. Unsere erste frage aber lautet: Wofür, warum und gegen wen soll ich um die Wette laufen?

Wohlgemerkt, es geht hier nicht um unsere Rettung (die ja in der Gnade sicher ist), sondern um unseren Wandel, und dazu finden wir nur bei Paulus uns betreffende Aussagen: In 1Kor 3:8 wird uns erst einmal Lohn verheißen, wenn (!) wir uns mühen! In 1Kor 9:25 wird jedem Wettkämpfer Enthaltsamkeit empfohlen, um einen unvergänglichen Kranz zu gewinnen. Gal 6:9 spornt uns an, das Edle zu tun, uns nicht entmutigen zu lassen und nicht zu ermatten, um später auch zu ernten. In Phil 3:14 sehen wir unseren Apostel in der Kampfgahn dem Ziel zujagen, und der Kampfpreis ist droben in Christus Jesus!

Wir haben gestern einige Aussagen Pauli ins Visier genommen, die alle auf unseren Wettlauf hinweisen, und das Ziel haben wir auch schon benannt: "den Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus!" Es geht also bei diesem Wettlauf um einen Kampfpreis, den jene erhalten, die ihn anvisieren, ins Auge fassen.

Nun ist es eine Tatsache, dass zwar viele Gläubige rennen und auch kämpfen. Aber leider in der falschen Kampfbahn - sie sind "irdisch" gesinnt und trachten nach dem, was auf Erden ist. Doch Kol 3:1-4 zeigt die Richtung unserer Kampfbahn, "nach droben! Das heißt, dass wir im Glauben unser Fleisch, welches uns auf die Erde ziehen möchte, als gekreuzigt sehen sollen, und mit unserem neuen inwendigen Menschen den Spiegel unser Herzen und Sinne nach droben auf Ihn ausrichten sollen!

Nun sehen wir also neben uns sehr wohl Gläubige rennen, die nicht unser Vorbild sind, auch trennen sich unsere Kampfbahnen sehr schnell und drastisch. Paulus beschreibt diese Irrläufer in Phil 3:18-19 als "Feinde des Kreuzes", weil sie eben nicht bereit sind, ihr Fleisch zu kreuzigen - "deren Gott der Leib ist" - was auf fleischliche Völlerei hinweist. Allerdings: Wenn Paulus hier von "Untergang" schreibt, heißt dies nicht, dass sie nicht gerettet würden, sondern ihr Wandel geht hoffnungslos unter, derart, wie wir es in 1Kor 3:15 lesen: "er selbst aber wird ge rettet werden, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch."

Wir sind mit unserem Leitvers noch nicht fertig, und wir nehmen uns auch die Zeit, weil diese Thema einmal für uns, wenn wir vor der Preisrichterbühne des Christus stehen, sehr wichtig werden wird. Wir wettkämpfen also um einen ausgezeichneten Rang (1Tim 6:18-19), um bekränzt zu werden (2Tim 2:5), oder um nicht beschämt zu werden wie jene, die das Wort der Wahrheit nicht geschnitten haben und auf dem Weg des Volkes Israels laufen, und Israel hat nun eben eine irdische Berufung!

Der Wettlauf nebeneinander soll also anspornen (was ja bei jedem weltlichen Wettlauf die Zuschauer mit ihren Zurufen und Applaus tun), und wenn man angespornt wird, kommt es auch zum Überholen des daneben Laufenden! Dazu kommentier Paulus in Phil 3:16: "Indessen, worin wir andere überholen, sollte man gleich gesinnt sein, um nach derselben Richtschnur die Grundregeln zu befolgen." Wir wollen jetzt nicht den Philipperbrief auslegen, sondern nur darauf hinweisen, dass "Überholvorgänge" in einem Wettlauf normal sind, aber dass sich dadurch kein Hochmut entwickeln darf, der überheblich macht! Es gibt hier "Grundregeln" zu befolgen.

Wir laufen also, um einen Preis zu erringen, und wir messen uns in diesem Wettkampf durchaus mit anderen Gläubigen, wobei unser ganz oberstes Ziel sein soll: Gott, unseren Vater, zu verherrlichen!

Hebr 12:2

"... und (von alldem wegsehend) auf den Urheber und Vollender des Glaubens blicken, auf Jesus, der anstatt der vor Ihm liegenden Freude das Kreuz erduldete und die Schande verachtete und Sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat."

Jeder Läufer, der ernsthaft in einer Rennbahn antritt, hat nur eines im Auge: das Ziel! Würde er sich bei seinem Lauf von anderen Dingen ablenken lassen, könnte ihn dies den Sieg kosten! dies gilt bei einem weltlichen Wettkampf, und es gilt bei uns. Unser Leitvers nennt uns sehr deutlich das Ziel, "Jesus"! Er ist nämlich der Urheber und Vollender unseres Glaubens, womit schon einmal sehr klar gesagt wird, dass nicht wir Ihn suchten, sondern Er. uns! Und ... es ist der schönste Name, den es im ganzen All gibt!

Wenn wir also laufen wollen (und gemeint ist damit unser Wandel), dann müssen wir Ihn ansehen, und dazu finden wir eine von uns schon oft zitierte Schriftstelle in 2Kor 3:18. Sie beginnt eigentlich schon einen Vers vorher: "Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit." Dies besagt, dass, wenn wir mit Christi Geist erfüllt sind, wir Freiheit zum Wettlauf haben - die Kampfbahn liegt frei vor uns! Und dann dürfen wir den Spiegel unserer Herzen auf Ihn ausrichten, was etwas Mühe machte, weil es hier auf die Genauigkeit ankommt. Je zentraler wir unseren Herrn fixieren, desto intensiver wird das Spiegelbild - und Paulus schreibt ja, dass wir die Herrlichkeit des Herrn widerspiegeln!

Wir sollen also unsere Herzen nicht ausschließlich auf den irdischen Herrn ausrichten, sondern Ihn vermehrt dort suchen, wo Er heute ist: Zur Rechten des Thrones Gottes sitzend!

Wir verweilen noch etwas bei 2Kor 3:18, denn dort finden wir noch Wichtiges für unseren Wettlauf: Wenn wir Ihn anschauen, unsere Herzen auf Ihn ausrichten und Ihn dabei widerspiegeln, schreibt Paulus, dass wir dann in dasselbe Bild. umgestaltet werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist. Und nun machen wir einmal einen interessanten Vergleich:

Bei einem weltlichen Wettlauf ist es normal, dass die Läufer, die ja all ihre Kraft einsetzen, irgendwann ermüden, schlapp werden! Bei unserem Lauf ist es gerade umgekehrt: Wir werden nicht müde, sondern langsam in Sein Bild umgestaltet, und dies von Herrlichkeit zu Herrlickeit! Merken wir den kolossalen Unterschied. In der Welt nimmt die Kraft ab, in unserem Glaubensleben nimmt sie zu!

Aber es gibt auch Hemmnisse, und die wllen wir nicht umgehen. Unser letzter Vers nannte die bestrickende Sünde, die wir ablegen sollen, wobei "bestrickend" nach F.H. Baader heißen will, dass sich die Sünde "als Wohl von allen Seiten anbietet". Wer als Wettläufer antritt, darf sich aber nich tmit Ballast beschweren, sondern muss alles Unnötige ablegen - auch die Sünde, die uns belasten und abbremsen will. Und für das "ABlegen" gebt es nur einen Platz. das Kreuz! "Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn" (Röm 6:11).

Eine ganz wichtige Wahrheit in unserem Leitvers wollen wir intensiver betrachten: "Er, Jesus, der Urheber und Vollender des Glaubens"! Was bedeutet dies hier in unserem Hebräerbrief?

Im Zusammenhang mit den angeführten Glaubensmännern und Frauen ist Er der Urheber des Glaubens, und dies insofern, als Er uns zum Glauben hinführt. Wenn wir in Joh 14:6 lesen: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben", dann steckt hinter diesen Worten die köstliche Wahrheit, dass Er der Anfänger des Lebens ist, jedes Leben zum Glauben bringt (auch wenn dies durch Gerichte geht) uind damit jedes Leben sicher. zum Vater führt.

Ein wunderbares Wort finden wir hierzu in Röm 3:21-22: "Nun aber hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart ... ein Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben Jesu Christi, die für alle ist und auf alle Glaubenden kommt." Leider haben die herkömmlichen Übersetzungen in diesem Text ein Wort eingefügt, welches nicht im Urtest steht, nämlich: "... durch den Glauben an Jesu Christi ...". Damit wäre nicht Christi Glaube, sondern unser Glaube an Ihn maßgebend - und das ist falsch! "Er allein" ist es, der uns durch Sein Blut vor Gott ger cht gemacht hat, Sein Glaube ist die Kraft, die uns rettet! Vielleicht denken wir hier erneute an Hebr 5:8 und bedenken, wie schwer auch für Ihn Sein Erdenweg war!

Hebr 12:3

"So betrachtet denn den, der solch einen Widerspruch von den Sündern erduldet hat, als Er unter ihnen war, damit ihr nicht wankt und in euren Seelen ermattet."

Christus war vor Seinem Erdenleben bei Gott, Seinem Vater, wobei Phil 2:6 bezeugt, dass Er es nicht für ein Rauben erachtete, "wie Gott zu sein"! Das war "Herrlichkeit pur"! Wir können es nicht oft genug im Herzen bewegen, was es unseren Herrn gekostet hat, diese Herrlichkeit zu verlassen, Sich Selbst zu veräußern und die Gestalt eines Sklaven anzunehmen, Sich Selbst. zu erniedrigen, und letztendlich ans Kreuz genagelt zu werden!

Der Sohn Gotte, der Sohn Seiner Liebe, hatte vom Vater eine große Aufgabe: Der gesamten Schöpfung nahe zu bringen, was Liebe ist! Und Gott liebt Seine Schöpfung so sehr, dass Er, noch bevor irgendetwas erschaffen war, festlegte, Seinen einzig gezeugten Sohn dahin zu geben (siehe Joh 3:16). Das Liebste und Teuerste, was Gott besaß, gab Er hin, um zu offenbaren, was "göttliche Liebe" ist! Und der Sohn?

In Hebr 5:8 lasen wir bereits, dass der Christus, obwohl Er der Sohn ist, den Gehorsam lernte durch das, was Er litt. Er erduldete all den. Spott und Hohn der Menschen, ertrug ihren Unglauben, ertrug die Schläge und die Dornenkrone bis hin zu den Nägeln am Kreuz, wo Er mit Seiner letzten Kraft hauchen durfte: "Es ist vollbracht!"

Er hat den Sieg vollbracht, letztlich für uns alle ! Und dies alles im Auge (und in den Herzen) behaltend, brauchen wir nicht zu wanken und zu ermatten - Er ist auch unser Sieger!

Ausharren in der Erzüchtigung

Hebr 12:4

"Noch habt ihr euch nicht bis aufs Blut ringend der Sünde entgegengestellt."

In Vers 1 lasen wir schon, dass wir "die bestrickende Sünde ablegen sollen", heute wird diese Aussage noch gesteigert: "... bis aufs Blut ringend der Sünde entgegengestellt" - eine schwere Aussage, die wir heute aber nicht auf unsere eigene Sünde beziehen wollen (dies wäre nicht möglich), sondern auf die Sünde der Welt, die uns (und hier zuerst die Hebräer) umgibt:

Zu allen Zeiten haben sich die Menschen gegen Gott aufgelehnt und gegen Ihn gestellt, angetrieben vom Gott dieses Äons, Satan, der die Gedanken der Ungläubigen blendet (siehe 2Kor 4:4). Wer den Glauben an Gott erhielt, wer Jesus Christus als den Sohn Gottes bezeugt, wird nicht nur Spott ernten, sondern muss im schlimmsten Fall sein Leben lassen. In 2Tim 3:12 bestätigt dies Paulus, zumindest was die Verfolgung betriff. Doch wir wissen aus dem Zeitgeschehen, wie viele Christen bis heute sich der Sünde entgegenstellen, und dies im wahrsten Sinne "bis aufs Blut"! Da darf man sich ruhig auch einmal fragen, wieweit wir dazu bereit wären?

Es wird uns in vielen Wortdiensten von verschiedenen Glaubenswerken eingeredet, es müsse uns als Gläubige nur gut gehen! Für jede Art von Leiden muss sofort gebetet werden - das ist ganz einfach eine Scheu vor jder Art von Leiden! Doch gerade dem widerspricht Paulus viefältig, ganz besonders in Phil 1:29-30, wo er das Überwinden dieser Scheu sogar als Ringkampf bezeichnet. In Apg 20:24 sieht Paulus dienes Kampf bis an sein Lebenseine, er erachtet seine Seele nicht als zu kostbar, um sie einzusetzten!




Ermahnungen im Blick auf das Ziel 12

Das Vergängliche und das Unvergängliche 25