Wenn die zwei nicht einig werden, was dann?

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

33. Wenn die zwei nicht einig werden, was dann?

Die Welt ist in zwei Machtgebiete aufgeteilt: Ost und West. - Diese Teilung ist nicht neu. Man denke an die sehr alte Weltteilung: Ost- und Westrom. Fast im gleichen Raum ist die heutige Weltzweiteilung. Etwas unterschiedlich insofern, indem diese Teilung despotisch behauptet, und die radikale Vernichtung des Partners gefordert wird. Der Gegenüber ist nicht tragbar.

Die Zwei sind jetzt am verhandeln. Angeblich zum Ausgleich. Aber was ist da schon zu verhandeln? Ein Ausgleich würde ein Danebenstehen bedeuten. Koexistenz! Aus grundsätzlichen Gründen ist das nicht möglich. Die maßlose „Selbstherrlichkeit“ verbietet das. Also, es wird verhandelt und es wird auch nicht verhandelt. Man sieht die Verhandlungen einerseits als nötig an, andererseits hält man sie für widersinnig. Was soll das?

Es wird der Augenblick kommen, da die Zwei nicht mehr verhandeln werden. Diese Spielerei mit dem Unmöglichen kann nicht für die Dauer fortgesetzt werden. Die radikale Forderung nach der Beseitigung des Gegners gewinnt Oberhand. Was bedeutet aber diese radikale Forderung? Eines Tages kann in Sekundenschnelle die eine Welthälfte mit Tod und Verderben überschüttet werden. Selbstverständlich wird dazu die angegriffene Hälfte nicht schweigen, sondern blitzschnell handeln. Beide Teile sind zum plötzlichen Schlag aufs Äußerste vorbereitet. - Das Ergebnis?

Die Weltsituation ist mehr als ernst. Was Wunder, wenn die Angst der Menschen hysterische Formen annimmt. - Man steht darum heute nicht nur vor kummervollen End-Rätseln, sondern man ist am Rätselraten ohne Ende. Es gibt kaum einen Menschen auf der Welt, der nicht am Raten ist. Alle wollen auch Rat-Schläge erteilen. Dabei sind es mehr Schläge als Rat.

Wenn die Zwei nicht einig werden - und sie werden nicht einig - was dann? Das „was dann“ ist wirklich untragbar geworden. Wenn doch nur jemand da wäre, der eine klare Antwort geben könnte! Haben die Geschichtsphilosophen nichts mehr zu sagen? Leider erteilen sie nur noch Rat-Schläge. Nun, dann müsste man die Astrologen befragen. Aber die sind durch die umherschwirrenden Sputniks derart „vernebelt“, dass ihnen die Sterne keine neue Kunde mehr geben können. Es bleiben nur noch die Kartenleger übrig. Ob die uns etwas sagen können?

Die prophetische Weltschau

Sag, lieber Leser, willst du dich diesbezüglich auch zu einem „Meister des Wissens wenden? Solltest du nicht endlich auf den Allwissenden hören? Hat Gott durch sein prophetisches Wort dir nichts zu sagen? „Wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheinet in einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen“ (2Petr 1:19)

Wenden wir uns jetzt zu dem Propheten, auf den sogar Jesus gehört hat (Mt 24:15). Daniel ist es. Er hat eine große Schau. Er bringt eine Übersicht über alle bestehenden Weltreiche. Wohlgemerkt: Daniel hat die Reiche aufzuzeigen, die von weltumfassender Bedeutung sind. Er zeigt die Weltreiche in zweifacher Weise: wertmäßig (Dan 2) und wesensmäßig (Dan 7). - In Dan 9 ist noch eine dritte Schau, die aber sonderlich Israel bis in die letzte Jahrwoche betrifft. Das ist eine Abschlussschau. Sehen wir uns die von Daniel aufgewiesenen Weltreiche kurz an.

  1. Das 1. Weltreich ist das babylonische, unter dem Zeichen: Haupt aus Gold (Löwe).
  2. Das 2. Weltreich ist das medopersische, unter dem Zeichen Brust aus Silber (Bär).
  3. Das 3. Weltreich ist das griechische, unter dem Zeichen: Leib aus Kuper (Pardel).
  4. Das 4. Weltreich ist das römische, unter dem Zeichen: zwei Beine aus Eisen mit Ton gemischt (Untier mit 10 Hörnern).

Beachten wir die Tatsache: Der Weltkorpus ist im Endgeschehen in der Zwei-Teilung. Freilich in einem absurden Gemisch. Zeichen der Unvereinbarkeit. - Die Beine bleiben getrennt - um gehfähig zu sein - bis sie den Körper zu einem gewissen (Zeit-)Punkt hingetragen haben.

Aber bitte: Die beiden Beine tragen den Körper nur bis zu einem gewissen Zeit-Punkt. Über diesen Punkt gehen sie nicht hinaus. Denn da überfällt sie eine „Müdigkeit“ (Gehunfähigkeit), die sie zum Stehen zwingt. - Vereint können sie nicht werden; weitergehen aber auch nicht, also: Halt!

Was geschieht, wenn der Weltkörper - stehend auf zwei Beinen zum Halten kommt? Die Auslinierung der zehn Zehen! - Auf die „müden“ Zwei folgen die frontalen Zehn. Höre: Der Weltkorpus endet in den zehn Zehen. Das andere Bild sagt: Zehn Hörner. Ob wertmäßig oder wesensmäßig gesehen, es bleibt im Ende bei zehn.

Soll die prophetische Welt-Schau noch deutlicher sein? Genügt uns diese Klarheit nicht? - Gewiss können wir jetzt Bände schreiben über die Umstände und Verhältnisse der Zwei, hinzielend und hineilend zu den Zehn. Mancherlei Vermutungen könnten wir aussprechen über die Zehn. Etwa: Wer zählt dazu? Wer macht den Anfang, wer macht das Ende? Welche Kontinente beherrschen sie usw.. Lassen wir ab von den eigenen Meinungen und Vermutungen. Nehmen wir einfach die vor Augen stehenden Tatsachen: Die Zwei werden zu einem Halt veranlasst, und treten in die Erscheinung in den Zehn, die ganz linientreu sind. Nehmen wir auch die Tatsache hin, dass die Zwei und die folgenden Zehn nicht eine asiatische oder orientalische Sache sind, sondern eine totale Weltangelegenheit!

Weltumfassendes Endgeschehen

Wie sich die Zehn herauskristallisieren werden, weiß Gott. Unsere Aufgabe ist nicht, den Weltkorpus zu gestalten, sondern ihn klar zu sehen. Und wenn uns das prophetische Wort im Schauen der Weltgeschehnisse so wunderbar behilflich ist, dann sollten wir nicht durch unser Wenn und Aber die Geschehnisse verdunkeln, sondern sie mit staunender Bewunderung anerkennen.

Das prophetische Wort macht aber mit der Herausbildung der Zehn nicht Schluss. Daniel zeigt an: „...zur Zeit solcher Königreiche wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nimmer zerstört wird“ (Dan 2:44). Also, die Zehn stehen vor dem jauchzenden Ab-Schluss Gottes! Wie wird das zugehen?

Zunächst machen wir uns klar, dass das Abschlussgeschehen ein direktes Handeln Gottes ist. Das ist der "Tag des Herrn“. Diese Geschehnisse sind in der Apokalypse angezeigt (Offb 1:10). Der Seher Johannes hat das Handeln Gottes an und mit der verkörperten Endwelt darzustellen. Er gibt Licht für die Teilgeschehnisse zu dieser Zeit. Was geht da mit den danielischen Zehn vor sich?

Die zehn Hörner

Die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die das Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie eine Zeit Macht empfangen mit dem Tier. Sie haben eine Meinung, und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier (Offb 17:12.13). Hier sind die Zehn am Handeln. Zwei Handlungsgeschehnisse sind festzustellen:

  1. Die Zehn kommen zu einer Meinung. Das wird möglich werden auf der Gipfelkonferenz. - Hier ist die langersehnte Gipfelkonferenz.
  2. Nach der vollständigen Einheit der Zehn erfolgt die Wahl des „Präsidenten“. „Und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier.“ Das ist der Welt-Haupt-Mann! Hier mehrere Welthauptmänner sehen wollen - politischer und religiöser Art - ist sinnwidrig, unsachlich und willkürlich. Solche Annahme macht den Weltspitzenmann ohnmächtig. Verstehe: Das „Tier“ ist nicht aufgeteilt, aufgesplittert, sondern höchst konzentriert! Es hat Voll-Macht!

Ein Bund mit Vielen

Daniel deutet dieses Ereignis mit den Worten: „Er wird aber Vielen den Bund stärken eine Woche lang“ (Dan 9:27). Zu den „Vielen“ gehören die Israelis. - Dass die Israelis hier eine ganz hohe Rolle spielen werden - Nabel der Welt - sei nur angedeutet. Dazu kann hier nichts gesagt werden. Klar sollte es uns aber sein, dass der Eine, als Produkt der Zehn, die Jahrwoche einleitet, in der „der Tag des Herrn“ seinen Anfang hat.

Wir merken uns die weitere Tatsache, dass der Mann, der alle Kraft und Macht von den Zehn übernommen hat, in einzigartiger Voll-Macht zu regieren beginnt. „Friede und Sicherheit“ (1Thes 5:3). Hier beginnt die triumphale Regierungszeit des Welthauptmannes.

Diese Regierungszeit dauert aber nur dreieinhalb Jahre. Daniel sagt: „Mitten in der Jahrwoche wird das Opfer und Speisopfer aufhören, und...“ (Dan 9:27). Nach der Anzeige des Daniel wird eine ganz religiöse Angelegenheit der triumphierenden Herrschaft ein Ende bereiten. Opfer und Speisopfer werden aufhören. Bei den Flügeln stehen Gräuel der Verwüstung. Die Apokalypse erklärt diese Vorgänge so, dass die zwei Zeugen, die gleich am Anfang der triumphalen Zeit auftreten, mitten in der Jahrwoche getötet werden (Offb 11:7). - Religiöse Vorgänge.

Chaotische Endverhältnisse

Beachten wir aber: „Das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, wird mit ihnen einen Streit halten und wird sie töten.“ Das „Tier aus dem Abgrund“ ist aber schon das Auferstandene. Vor ihm ist das „Tier aus dem Völkermeer“ (Offb 13:7). Dieses Tier, das die triumphale Regierung hatte, wird sonderbarerweise vor den zwei Zeugen getötet. Und dann wird das auferstandene Tier „aus dem Abgrund“ die zwei Zeugen töten. Diese Vorgänge zeigen, dass der triumphale Welthauptmann im Zusammenhang mit den zwei Zeugen getötet wird und sogleich aufersteht, um dann die zwei Zeugen zu töten. Mitten in der Jahrwoche beginnen also ganz gewaltige Vorgänge, die die katastrophale Regierungszeit des auferstandenen Welthauptmannes einleiten. - An den Anfang der Katastrophen-Regierung gehört auch der komplizierte „Zahlenwechsel“ nach Offb 17:10.11. Mit dem „Tier, das gewesen ist, und nicht ist, und wiederkommen wird aus dem Abgrund“, erstehen chaotische Endverhältnisse. Hier tritt auch das „zweite Tier“, der falsche Prophet, auf (Offb 13:11ff.) - Der falsche Prophet ist aus Gründen der Propaganda für das Katastrophe-Tier unentbehrlich. Es kommt hinzu!

Und doch wird das „Tier aus dem Abgrund“ eine derartige Machtentfaltung haben, dass sich der ganze Erdkreis des Tieres verwundert und überzeugt bekennt: „Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen?“ (Offb 13:3.4).

Diese Machtentfaltung wird wirksam werden im Streit mit den Heiligen, in der Lästerung gegen Gott, gegen seine Hütte, gegen den Himmel. Schließlich wird nach seinen katastrophalen dreieinhalb Regierungsjahren der letzte Kampf vollzogen gegen das Lamm (Offb 17:14). Aber das Lamm wird „sie“ überwinden. Hier ist das Ende der Tier-Herrschaft. Hier beginnt die Glorie am „Tag des Herrn“. Hier ist im Anbruch die jauchzende Herrschaft des Christus im Millennium. - Was sonst alles in den dreieinhalb Katastrophenjahren geschieht, bezeugt die Apokalypse. Darüber kann hier nichts gesagt werden.

Vom Blickwinkel der Jetztzeit gesehen

Wichtig ist, dass wir - in Anbetracht des Themas - die Verbindung finden von der Jetztzeit bis zu den eben genannten Endgeschehnissen. Gegenwärtig sind wir offensichtlich bei den Zwei. Und wenn die Zwei nicht einig werden? Dann ersteht die berückende und beglückende Frontierung der Zehn mit dem Ergebnis: Sie sind einer Meinung und gegen ihre Kraft und Macht dem Tier. Die „Tiergeschichte“ dauert dann eine Jahrwoche mit den katastrophalen Vorgängen ab Mitte der Jahrwoche.

Wir sind also gegenwärtig an einem sehr wichtigen Entwicklungspunkt. Mit Jahreszahlen darf hier nicht operiert werden, weil das prophetische Rechenexempel erst mit der Jahrwoche beginnt. Gegenwärtig sind wir noch in der „geheimen Zeit“. Wir tun aber gut, wenn wir hinsichtlich der Enddinge, nicht mit Jahrtausenden spielen. Nur zu gerne tut man das. Bleiben wir ganz nüchtern bei der prophetischen Anzeige, dass die gegenwärtige Entwicklung zu den Zehn eilt. Wenn dieses Weltgebilde da ist, dann wird mit großer Selbstverständlichkeit die Gipfelkonferenz erstrebt. Und da ersteht die absolute Einheit, die dem Welt-Führer zu treuen Händen anvertraut wird. Er wird es besorgen, dass seine Jahrwoche (mit den triumphalen und katastrophalen Vorgängen) verlaufen wird, bis der Herr des Himmels, seinen „Tag“ zur Darstellung bringt. - Der „Tag des Herrn“ ist in der Jahrwoche schon im Anbruch, weil der Herr da persönlich eingreift.

Hinwegnahme des Aufhaltenden

Weißt du, liebes Gotteskind, was das alles dir zu sagen hat? Höre: Das Offenbarwerden des „Boshaftigen“ hängt von dem Hinweggetanwerden des ihn Aufhaltenden ab (2Thes 2:7.8) Das ihn Aufhaltende sind nicht Dinge, die er bestens gebrauchen kann. Man täuscht sich ganz gewaltig, wenn man die scheinchristlichen Dinge als das aufhaltende Element ansieht. Nein, ihn aufhalten können nur die, die im völligsten Gegensatz stehen. Die Ekklesia ist die Aufhaltende! Sie muss ihre Himmelfahrt erlangen. Und dann kann ungehemmt das Letzte geschehen. Gehörst du heute schon der Ekklesia an?

Die Hinwegnahme des Aufhaltenden ist nicht nur für den Antichristen notwendig, sondern auch für die letzte Entwicklung der Israelis. „Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, solange bis die Fülle der Heiden eingegangen sei, und also das ganze Israel...“ (Röm 11:25.26). Auch Israel muss sich als „Nabel der Welt“ noch erweisen. Als Unheilsträger und dann als Heilsträger muss dieses Völkchen in die Erscheinung treten. Darum muss die „Fülle der Heiden“ entrückt werden.

Paulus macht darauf aufmerksam, dass vor dem „Tag des Herrn“ ein großer Abfall stattfinden wird (2Thes 2:3). In Anbetracht der äußerst religiösen Weltentwicklung dürfte die Abfallsmöglichkeit und der Abfallsdrang unter den wahren Christen sehr groß sein. Aber höre: Nur die wahren Christen können abfallen. Wie ist es mit dir bestellt?

Die aktuellen Endgeschehnisse haben den Christen viel zu sagen. Es ist wahrhaftig an der Zeit, dass sie sich im Ernst darum kümmern. „Wenn ihr solches alles sehet, dann...“ (Lk 21:28).

Lies weiter:
34. Gottes Zeiten 1