Sehnsucht nach Zion und Bitte um Vergeltung nach Ps 137

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aus HSA: "Die Psalmen Israels"

Sehnsucht nach Zion und Bitte um Vergeltung (Ps 137)

Sinn: Dieser Psalm wird einerseits gerühmt, weil er "neben Ps 126 in dichterischer Hinsicht eines der ergreifendsten Zeugnisse des Psalters ist" (H. Lamparter), andererseits aber wird er wegen des Schreies nach Vergeltung (V. 7-9) schwer getadelt. Vor allem A. Weiser bemängelt den "blinden Hass" und eine "ihrer selbst nicht mehr mächtige Wut". "Der Dichter hat nicht mehr die Kraft und den Willen, die aufkochende Wut zurückzudämmen: In furchtbar grausamem Aufschrei wünscht er die völlige Ausrottung Babels herbei (V. 9)." Der Dichter stürze hier "in den Abgrund menschlicher Leidenschaft". - Andere (wie E. König, H.-J. Kraus) urteilen nüchterner.

Nein, man kann hier A. Weiser nicht Recht geben. Man muss das Vergeltungsdenken im Blick haben, das seinen festen Platz im AT und so auch im Psalter hat. Das Tun der Bösen soll auf ihren Kopf zurückkommen (Ri 9:57 - 1Sam 25:39 - 1Kö 2:32 - 1Kö 2:44 - Hes 9:10 - Joe 4:4). Und auch das NT kennt die gerechte Vergeltung Gottes (Röm 2:6-10 - Röm 12:19 - 2Thes 1:6-9 - Offb 18:4-6). - E. König weist darauf hin, dass die Verse V. 7-9 unseres Psalms, die von der Vergeltung handeln, mit "Gedenke, o Ewiger" (Denke, Jahweh ...) beginnen. "Der Dichter hat Gott die Vergeltung anheim gestellt."

Babel soll erleiden, was es zuvor Israel angetan hatte - also auch das Furchtbare von V. 9 hat Babel zuerst verübt! Hat nicht in den letzten Kriegsjahren so mancher Deutscher in der Winterkälte Russlands, im Kessel von Stalingrad oder im Feuermeer brennender deutscher Städte der Nazi-Führung gewünscht, einmal dasselbe zu erleiden?! - "Nicht ein frivoler Rachedurst", schreibt König zu V. 7-9, "äußert sich in solchen Sätzen. Nein, vom quälenden Schmerz über die am Leibe des eigenen Volkes massenweise erlittenen Gewalttaten sind solche Äußerungen hervorgepresst worden."

Die antiken Kriegshandlungen waren grausam. Aber sind die militärischen Kriegshandlungen unserer Zeit etwa besser? Keineswegs - man denke nur an Hiroschima und Nagasaki!

Aber bei Gott gibt es - ihm sei Dank! - noch anderes und Höheres als die strafende Vergeltung. Schon in den Psalmen steht: "Er vergilt uns nicht nach unseren Sünden" (Ps 103:10). Es gibt nicht nur den Zusammenhang von "Sünde und Strafe", sondern auch den von "Sünde und Vergebung" (Ps 32:1-2) sowie von "Sünde und Gnade" (Röm 5:20-21). Wer sich vor Gott beugt und Christi Versöhnungstat auf Golgatha im Glauben annimmt, darf diese Wirklichkeit erleben. Gott ist ein gerechter - und mehr noch - ein gnädiger Gott!


Siehe auch:
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✏️ Kommentare aus Biblebub - Ps 137
📕 Sehnsucht nach Zion und Bitte um Vergeltung nach Ps 137 (H. Schumacher)