Kehre um, Jakob-Israel, denn ich habe dich erlöst - Jes 44:21-23

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aus HSA: Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2


Kehre um, Jakob-Israel, denn ich habe dich erlöst - Jes 44:21-23

Wieder wird die Doppelnatur Jakob-Israel angeredet. Jahwe kennt das alte Wesen ("Jakob") - es braucht Erlösung, und er sieht das neue Wesen ("Israel") - es ist und bleibt "Knecht Jahwes" und an ihm wird sich der Ewige verherrlichen; diese Herrlichkeit reicht hinüber bis in die Neuschöpfung (Offb 21:9-14).

Ganz überraschend sichert der Herr seinem Volk in Jes 44:22 die Sündenvergebung zu (vgl. Jes 1:18 - Jes 43:25). Ganz im Sinne des Neuen Testaments (und hier besonders der paulinischen Rechtfertigungslehre in Röm 3:21-28 - 2Tim 1:9.10 u.a.) erklärt Gott, ohne eine Bedingung zu stellen: Ich habe deine Sünden getilgt - ich habe dich erlöst! Als Folge dieser Tatsache soll Israel umkehren! Wohlgemerkt, es soll nicht umkehren, damit es erlöst wird, sondern weil es bereits erlöst worden ist (vgl. Jes 43:1)! F. Delitzsch schrieb dazu: "Wie evangelisch lautet hier die Predigt das alttestamentlichen Evangelisten! Sündenvergebung und Erlösung werden nicht unter der Bedingung der Umkehr verheißen, sondern Gottes Erbarmen kommt Israel wider Verdienst der Werke zuvor und dieses soll es durch Umkehr durch neuen Gehorsam nur erwidern." - Es ist, als habe Jesaja schon hier (und nicht erst in Jes 53) das Erlösungswerk auf Golgatha im Geist gesehen und verstanden. - Wer an deser Stelle nur an die Erlösung Israels aus der babylonischen gEfangenschaft denkt, greift zu kurz. Gewiss bildet diese den geschichtlichen Hintergrund. Aber zu der äußeren muss die innere Erlösung Israels kommen, wie es schon in der Erklärung zu Jes 43:25 betont wurde.

Drei verschiedene Worte für"Sünde" werden in Jes 43:24.25 und Jes 44:22 gebraucht:

  • awon = Vergehen, Schuld (Jes 43:24)
  • pescha' = Frevel, Auflehnung, (Durchbrechen einer Grenze) (Jes 43:25 - Jes 44:22).
  • chata' = Sünde im Sinne von Verfehlung, Zielverfehlung. So übersetzt Eduard König in Jes 1:4: "Wehe über eine Nation, die ihr Ziel verfehlt!" und er weist an deser Stelle auf das Augustinwort hin: "Du hast uns auf dich hin geschaffen, und unser Herz ist unruhig, bis es ruhet in dir." Das Verbum chatah wird in Ri 20:16 von Schützen gebraucht, die, obwohl Linkshänder, ihr Ziel nicht verfehlten. (Das Wort chatah findet sich in Jes 43:24.25 und Jes 44:22)

Der wunderbare Vers Jes 44:23 unseres Textes zeigt wieder die für Jesaja typische enge Zusammengehörigkeit von geistlichem Geschehen und Natur (vgl. Jes 32:14-18 - Jes 35:1-4 - Jes 41:17-20 - Jes 49:8-13 - Jes 55:12.13). Es ist allerdings mehr als gute Rhetorik, wenn Jesaja Himmel und Erde zur Mitfreude mit Israel auffordert. Wie schon in Jes 1:2 erklärt wurde, kennt das Alte Testament eine Zeugenpflicht von Himmel und Erde. Sie waren Zeugen, als Gott Israel das Gesetz gab (5Mo 30:19 - 5Mo 31:28 - 5Mo 32:1). Sie werden bei Israels Abfall (Jes 1:2) gleichsam in den Zeugenstand gerufen. Nun aber sollen sie auch Zeugen von Israels Erlösung sein!

"Die Himmel in der Höhe und die Tiefen der Erde..., das Erdinnere mit seinen Höhlen, Schlünden, Schächten, dieses und die himmelwärts sich erhebenden Berge und Wälder - alles soll in den Jubel der Erlösten einstimmen" (Delitzsch).

Es besteht also, wenn dies nicht nur schöne Worte sein sollen, ein verborgener Zusammenhang zwischen dem Ergehen Israels und dem der Natur, so wie Paulus einen Zusammenhang erkennt zwischen der Vollendung der Gemeinde der Söhne Gottes und der Befreiung der Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit (Röm 8:19-23).