Jesus Christus in seiner Passion

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Abschrift des Heftes: Jesus Christus im Alten Testament
Friedrich Malessa

Selbstverlag des Verfassers, 2. Aufl.

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Inhaltsverzeichnis

Jesus Christus im Alten Testament

3. Jesus Christus in seiner Passion

Unser Herr Jesus Christus ist größer, als wir uns denken können. Nur deswegen kann er unser Erlöser sein. Wäre er mit unserem Denken zu fassen, dann wäre er kleiner als unsere Vernunft, und dann wäre er nimmermehr unser Erlöser. Niemand kann auch unseren Herrn Jesus Christus in seiner ganzen Größe beschreiben. Da, wo unser größter Gedanke am Ende ist, da ist erst sein Anfang.

Allein die Bibel deutet seine Größe an. Die Bibel ist das Wort seiner Offenbarung. Jedoch auch sie zeigt uns nicht seine absolute Offenbarung, sondern nur die Erlösungsoffenbarung. Soweit er sich in seinem Erlösungswerk offenbarte, nur soviel können wir ihn erkennen. Das Christusbild der Bibel entspricht dem Umfang der Erlösung.

Doch das genügt! Wenn wir ihn nur so weit und so viel erkennen können. Wenn unser Wissen in Anbetracht der absoluten Größe Christi auch Stückwerk bleibt, so ist dieses Teilwissen schon so gewaltig, dass wir um unsere ganze Erlösung wissen können.

Gottes Offenbarung in Christus

Wir vergegenwärtigen uns noch einmal die Tatsache: Jesus Christus ist der Gottesoffenbarer. Er offenbarte Gottes Herrlichkeit und Gottes Wesen in den Schöpfungen, die im ersten Vers des Alten Testamentes erwähnt sind. Diese Schöpfungen können in ihrem Wesen und in ihrer Gestalt nicht die sein, die im nächsten Verse charakterisiert sind. Es kann der Strom, der sich durch Jesus Christus ergoss, nicht anders gewesen sein als die Quelle in Gott. Es war noch nichts da, das den Herrlichkeitserguss trüben könnte. Was sollte auch das Verhältnis zwischen Vater und Sohn trüben können? Aus dem Urquell Vater floss ungetrübte Herrlichkeit; folglich war das Strombett Christus gefüllt mit ungetrübter Herrlichkeit.

Plötzlich stellt uns aber der biblische Bericht vor eine schaurige Tiefe. Ganz kurz, aber unverkennbar klar sagt uns der zweite Vers der Bibel:

“Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe.“

So klar das Wort auch ist, so werden wir doch vor manche Probleme gestellt. Sie werden sich aber lösen lassen im Lichte der biblischen Heisdarstellung.

Beim genauen Ansehen dieses Worte ergibt sich zunächst die Frage: Ist nur die Erde allein wüst geworden? Die Himmel werden hier gar nicht genannt. Nach Hi 15:15 haben auch die Himmel von der Verwüstung ihren Teil abbekommen. Wenn wir die Lehre von Himmel und Erde fortführen bis zum Ende aller Tage, so wird uns durch das Wort der Offenbarung gesagt, dass Himmel und Erde neu werden. „Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde“ (Offb 21:1). Zur Bestätigung lies 2Petr 3:10-13. Also muss auch der Himmel verwüstet worden sein, weil er erneuert werden soll.

Warum wird aber in unserem Textwort nur die Verwüstung der Erde genannt? Weil sich hier um die Darstellung des Erlösungswerkes handelt. Die Erlösung wird aber nur auf dieser Erde vollbracht. Diese Tatsache soll uns mit der nächsten Frage bestätigt werden.

Wer hat die Erde verwüstet?

Wer hat die Erde und auch zum Teil die Himmel verwüstet? Einige Stellen des Neuen Testaments geben die Antwort. „Ich sehe wohl den Satan vom Himmel fallen als einen Blitz“ (Lk 10:18). „Ihr seid von dem Vater, dem Teufel, und nach eures Vaters Lust wollt ihr tun. Derselbige ists ein Mörder von Anfang und ist n icht bestanden in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner und ein Vater desselben“ (Joh 8:44). „Jetzt geht das Gericht über die Welt; nun wir der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden“ (Joh 12:31). „Bei welchem der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinn verblendet hat“ (2Kor 4:4). „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“ (Eph 6:12). „Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen, und der Drache stritt und seine Engel“ (Offb 12:7). „Auch die Engel, die ihr Fürstentum nicht bewahrten, sondern verließen ihre Behausung, hat er behalten zum Gericht des großen Tages mit ewigen Banden in der Finsternis“ (Jud 1:6). „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie bist du zur Erde gefället, der du die Heiden schwächest!“ (Jes 14:12).

Nach diesen und anderen Stellen haben wir folgendes Bild: Satan, als ein Engelfürst, ist mit einem großen Anhang rebellisch geworden. Sein Name kennzeichnet sein Wesen: Satan = Widersacher, Diabolos = Verleumder. Er hat sich wider seinen Herrn aufgelehnt, wahrscheinlich mit dem Verlangen: „Zu sein wie Gott“. Diese Auflehnung führte zu einem furchtbaren Kampf, der damit endete, dass er mit seinem Anhang von der bisherigen Behausung ausgestoßen wurde. Damit ist ihm die weitere Himmelsverwüstung unmöglich gemacht worden. Als neues Behausungsgebiet wurde ihm diese Erde übergeben. Er wurde der Fürst, der Gott dieser Welt. Da „hauste“ er nach allen Regeln der Kunst und machte mit der Verwüstung seinem Namen alle Ehre! (Vergl. Hes 28:11-19!)

Erlösung der Erde

Nun verstehen wir auch, warum die Erlösung nicht in den Himmeln, sondern auf der Erde durchgeführt werden muss. Auf der Erde ist des Satans Thron. Hier muss ihm die Herrschaft genommen werden. „Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, dass er die Werke des Teufels zerstöre“ (1Jo 3:8).

Auch wird uns hier verständlich, warum es in dem Bericht heißt: Himmel und Erde. Warum wird die Erde besonders genannt? Sie gehört doch auch zu den Himmeln, weil sie ein Planet ist, und ist ebenso ein winziger Bestandteil im Weltall wie auch die anderen Himmelskörper. Es hätte genügt, wenn in dem Schöpfungsbericht von der Schöpfung im Himmel die Rede wäre. Und doch war dieser Himmelskörper schon als Erde besonders gekennzeichnet, weil auf dem Himmelskörper „Erde“ die Erlösung durchgeführt werden soll, die nicht nur für die Erde, sondern auch für alle Himmel und alle Ewigkeiten eine endgültige Bedeutung hat. Um der Erlösung willen hat die Erde nicht nur eine jeweilige Sonderbedeutung, sondern überhaupt eine Zentralbedeutung erhalten. Es ist die Tatsache sehr ins Herz zu fassen: Vom schöpferischen Standpunkt ist die Erde kaum in einer Sonderbedeutung zu bewerten, denn sie ist ein Stäublein im Weltenall und gehört schlechthin zu den Himmeln. Aber vom Erlösungsstandpunkt erhält die Erde eine unermessliche Bedeutung, weil auf ihr die Unordnung, die Satan in den Himmeln herbeigeführt hat, in die schöpfungsgemäße Ordnung zurückgeführt werden soll. Die Erde ist der Zentralpunkt der Erlösung alles dessen, das erlöst werden soll. Wir werden uns gewöhnen müssen, den Schöpfungsbericht gleichzeitig als einen Erlösungsbericht zu betrachten. Viele Probleme sind uns dann gelöst.

Mit dieser Betrachtung sind wir zu dem Kernstück unseres Themas angelangt. Der Verwüstung dieser Erde geht der unbeschreibliche Geisteskampf voraus. Der Kampf findet sein Ende auf dieser Erde. Wo hatte er aber den Anfang? Zu sagen: in den Himmeln, ist ein zu weiter Begriff. Denn in allen Himmeln geht es um den einen, nämlich den Schöpfer Jesus Christus! In seiner Hand lag alles. Durch seine Hand kam alles „Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge“ (Röm 11:36). Er war der Mittler zwischen dem Vatergrund und aller Kreatur. Als nun in der Schöpfung eine Spannung entstand, eine Auflehnung, eine Gegnerschaft, wer war da der erste, der davon betroffen wurde? Der Mittler Jesus Christus! Alle Rebellion traf ihn! Aller Ungehorsam traf ihn! Alle Überhebung, aller Größenwahn trafen ihn! So wie bis dahin alle Lichtstrahlen durch ihn ausgingen, so traf die Verdunkelung, die Finsternis erst ihn: - Jesus Christus in seiner Passion.

Hier wird uns erst verständlich, dass das Leiden Christi nicht nur in der Golgathastunde zu suchen ist, sondern dass es schon vor vielen Äonen war (Offb 13:8). - Christus hat schon lange für uns gelitten, darum hat er uns auch schon lange geliebt. -

Jesus Christus als Mittel

Christi Leiden war hier unumgänglich. Christus war das Mittel der Verherrlichung Gottes; darum blieb er auch im Mittel bei der Entherrlichung Gottes. Er ist von Anfang des Falles die Zielscheibe der satanischen Angriff. Er muss zusehen, wie ein Teil seiner Schöpfung aus seiner Hand preisgegeben, die da ausartet zu einer rebellischen, finsteren Macht. Um nicht alles drangeben zu müssen, sieht er sich genötigt, den satanischen Mächten die Erde mit aller Kreatur als einstweiliges Wohngebiet zu übergeben. Das ist etwas Furchtbares! Welche Leidensausbrüche im Herzen des Schöpfers!

Seit der Zeit sehnt sich die ganze Kreatur, die ohne ihren Willen der Sündenherrschaft untertan ist, nach der Offenbarung der Kinder Gottes (Röm 8:18-23). Hier ist dem Schöpfer die Herrlichkeits- und Seligkeitsfülle verlorengegangen. Von da ab sucht er seine Fülle, d. h. seine Vervollständigung. Er sucht eine Neuschöpfung. Worin sucht er sie? Neutestamentlich gesprochen: in der Gemeinde! Lies mit großer Aufmerksamkeit Eph 1:22.23! Hier liegt das Problem der Gemeinde Jesu Christi im Anfang. Hier ist die Wiege der Gemeinde. Hier wird es erklärlich, warum Paulus in Kol 1:15-20 Jesus Christus als Schöpfer und Erlöser in der Fülle durch die Gemeinde zugleich schaut. Die Schöpfungstat sieht er in einer einzigartigen Beziehung. Hier wird uns auch verständlich, warum wiederholt von der Gemeinde gesagt wird, sie sei vor Grundlegung der Welt bei Gott beschlossen. Hier wird es uns auch begreiflich, warum die Gemeinde solch ein Geheimnis ist, das den vorigen Zeiten verborgen gewesen, und nun kundgetan ist durch den Apostel Paulus (Eph 3:3-5). Hier begreifen wir auch, warum es sogar „die Engel gelüstet, dieses zu schauen“ (1Petr 1:12). Hier ahnen wir etwas von dem großen Herrscherstand der Gemeinde in der Zukunft (1Kor 6:2.3). - Die heutige Theologie hat hier ein großes Arbeitsfeld. Wahrlich, hier ist Neuland. Schade, dass diese herrlichen Wahrheiten vielerorts noch Neuland sind! Hier sollte man die Gemeinde in ihrer Begründung suchen; dann fände man sie in einem Licht, das all die bisher erklügelten Wahrheiten verblassen ließe.

So ist in die Passion Christi samenartig die Erlösung hineingelegt. In der ersten Leidensoffenbarung liegt die Erlösungsanbahnung verborgen. Jesu Passion ist gleichzeitig eine Mission. Obgleich sich hier das Herz des Schöpfers zusammenkrampft unter dem Schmerz des satanischen Falles, denn es ist wahrlich nicht gleichgültig, wenn ein Schurke ein vollkommenes Meisterwerk zerstört, so ist doch gleichzeitig das Herz des Schöpfers geöffnet für kommende Heilsoffenbarungen. Der Schöpfer kann eben sein herrliches Werk nicht im Chaos, in der Zerstörung lassen, das widerspräche seinem Wesen. Sein Wesen ist Leben, Liebe, Licht! Jesus leidet, weil er liebt. Jesus liebt, weil er leidet. Er muss, er muss seinem Wesen treu bleiben. Er kann sich selbst nicht verleugnen, auch wenn ihn seine Schöpfung verleugnet. So folgt auf Passion Mission! Und Mission geschieht durch Passion!

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4. Jesus Christus im Erlösungkampf