Höhenvorgänge in der Endzeit VI.

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

109. Höhenvorgänge in der Endzeit VI.

Zu den Höhenvorgängen der Endzeit gehören auch die Weltgerichte. Sie haben eine ganz hervorragende Bedeutung, weil sie das Abschlussgeschehen dieses Zeitalters sind. - Diese Geschehnisse genau zu erkennen, ist auch in der heutigen Zeit für jedermann sehr wichtig.

Leider ist hinsichtlich der Endweltgerichte die Erkenntnis so unterschiedlich, vielfach gegensätzlich. Man unterscheidet nicht die biblische Anzeige der Gerichte für die Vergangenheit, für die Gegenwart und für die Zukunft, sondern wirft sie in einen Topf. - Deshalb schwindet nicht nur der Respekt vor den Gerichten, sondern es erwächst auch die lächelnde Ablehnung. Phantasie!

Die Endgerichte erhalten sofort eine volle Klarheit, wenn sie unter der biblischen Anzeige „Tag des Herrn“ gesehen werden: Tatsache ist, dass die Endgerichte am Tag des Herrn sich offenbaren werden. Der Tag des Herrn beginnt mit der Hin-Richtung und hat seine Fortsetzung in der Her-Richtung.

Wann kommt der Tag des Herrn?

Bei der Beantwortung dieser sehr wichtigen Frage sind mindestens zwei entscheidende Vorgänge zu beachten.

1. „Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise; denn er (= Tag des Herrn) kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und (= letzte Folge des Abfalles) offenbar werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens, der da ist der Widersacher (= Antichrist), und sich überhebt über alles, das Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er sich in den Tempel setzt als ein Gott, und gibt sich aus, er sei Gott. Gedenket ihr nicht daran, dass ich euch solches sagte, da ...“ (2Thes 2:3-8). - Mit aller Deutlichkeit zeigt Paulus an, dass der Tag des Herrn erst dann offenbar wird, wenn die gesamte Welt (zufolge des Abfalles von Christus) die volle Gerichtsreife erreicht hat und dann gerichtet wird.

2. Weil der Tag des Herrn den Gerichtsvollzug einleitet, darum muss auch der „Richter“ seine Amtswürde haben. Der Richter heißt nicht nur Christus, sondern er hat den vollgültigen Namen: Der Fülle-Christus! Denn der Christus kommt wieder mit seinen Berufenen, mit seinen Auserwählten, mit seinen Gläubigen. Lies Offb 17:24. - Darum hat Paulus in aller Klarheit anzuzeigen: „Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? ... Wisst ihr nicht, dass wir über die Engel richten werden?“ (1Kor 6:2.3). Also: Nach der Gemeindezeit, d. h. nach der Verkörperung des Fülle-Christus durch seine zu ihm hingerückte Gemeinde (die da ist sein Leib), übernimmt der Christus seinen „Herrn-Stand“. Von da beginnt 'der Tag des Herrn!’

In völlig einmütiger Erkenntnis hat auch der Seher Johannes diese Vorzüge anzuzeigen. Wir lesen: „Danach (= nach der Gemeindezeit, die in Offb 2 und Offb 3 beschrieben ist) sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel; und die erste Stimme, die ich gehört hatte mit mir reden als eine Posaune, die sprach: Steig her, ich will dir zeigen, was nach diesem (= Gemeindezeit) geschehen soll! (Offb 4:1). - Jetzt beginnt der Einblick und Überblick, d. h. die Gesamtschau der Endgeschichte am Tag des Herrn. Merken wir uns die Tatsache: Der Tag des Herrn beginnt, wenn der Herr des Tages seine Fülle erlangt. Umgekehrt gesehen: Der Tag des Herrn beginnt, wenn die Antiwelt durch den Abfall ihre volle Gerichtsreife erlangt. Fülle auf beiden Seiten. Somit haben wir von dem Seher Johannes den genauen Vorgang der Weltgerichte (= Beschluss dieses Zeitalters) in gleicher Weise angezeigt erhalten. Ab Offb 4 ist der Verlauf der Endgerichte klar angezeigt.

Aufmarsch der Gerichtsengel

In Offb 7 lesen wir, dass gleich am Anfang des Herrentages (= Beginn der siebzigsten Jahrwoche) die weltbedienenden vier Gerichtsengel zu ihren Gerichtsdiensten auftreten. Aber (und nun kommt ein sehr beachtliches Aber) nicht bei ihrem "Aufmarsch“ beginnen die Gerichte, sondern etwas später. Wir lesen: Und danach sah ich vier Engel stehen auf den vier Ecken der Erde, die hielten die vier Winde der Erde, auf dass kein Wind über die Erde bliese, noch über das Meer, noch über irgendeinen Baum. Und ich sah einen anderen Engel aufsteigen von der Sonne Aufgang, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes, und schrie mit großer Stimme zu den vier Engeln, welchen gegeben war zu beschädigen die Erde und das Meer. Und er sprach: Beschädigt die Erde nicht, noch das Meer, noch die Bäume, bis dass wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen. Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt wurden; hundertvierundvierzigtausend, die versiegelt waren von allen Geschlechtern der Kinder Israel“ (Offb 7:1-4). - Ganz klar wird angezeigt, dass die Gerichtsengel zu ihren Diensten erst nach der „Versiegelung“ der Erwählten antreten.

Wohl ist der Tag des Herrn mit dem Aufmarsch der Gerichtsengel (= Anfang der letzten Jahrwoche) bereits da. Aber die Engel erhalten den Befehl, abzuwarten bis ... - Die Erwählungszeit der 144 000 betrifft die erste Hälfte der Jahrwoche. Die Erwählten und Versiegelten sind der Erfolg der Zeugendienste, die am Anfang der Jahrwoche beginnen, und eine Wirkungszeit von dreieinhalb Jahren haben. Lies Offb 11:3. Die erste Hälfte der Jahrwoche ist also in jeder Hinsicht triumphal. Erst die zweite Hälfte der Jahrwoche ist katastrophal.

In der Mitte der Jahrwoche

Mitten in der Jahrwoche werden die zwei einzigartigen Gotteszeugen getötet. Dadurch wird die Gerichtsreife der Anti-Welt endgültig reif. Gerichtsreife im höchsten Stadium. Höre: Die schon so schuldige Menschheit begeht jetzt ein Verbrechen, das nicht zu beschreiben ist. Wir lesen: „Und es werden etliche von den Völkern und Geschlechtern und Sprachen (= Führungsgremium) ihre Leichname sehen drei Tage und einen halben, und werden ihre Leichname nicht lassen in die Gräber legen. Und die auf Erden wohnen (= die gesamte Menschheit) werden sich freuen über ihnen, und wohlleben und Geschenke untereinander senden; denn diese zwei Propheten quälten, die auf Erden wohnen“ (Offb 11:9.10). - Die von Gott eingesetzten wunderbaren Zeugen werden als entsetzliche Quälgeister angesehen und dementsprechend behandelt. Womit quälen sie die ganze Menschheit? Mit dem klaren Hinweis auf das wiederkommende „Lamm Gottes“! Das ist der Heiland der Welt! „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“

Hier ist die Gerichtsreife der Weltmenschheit bereits überspannt. Wenn nunmehr das ganz einzigartige Heilandsangebot nochmals von der gesamten Menschheit so böswillig abgelehnt wird, greift Gott ein, indem er die wartenden Gerichtsengel von ihrem „Warten“ (= letzte Gnadenpause) befreit. Wir lesen: „Und es wurden die vier Engel los, die bereit waren auf die Stunde und auf den Tag und auf den Mont und auf das Jahr, dass sie töteten das dritte Teil der Menschen“ (Offb 9:15-18).

Die Endgerichte

Mit dieser Anzeige ist das gesamte Gerichtsgeschehen angedeutet: Ein Drittel der Menschheit. Dieses Gesamtgericht ist aber nicht ein Momentakt, sondern hat eine 'siebenfache’ Unterteilung. Auf die unfassbare Mordtat hinsichtlich der zwei Gotteszeugen folgt der erste Gegenschlag Gottes. Gott lässt die satanische Herausforderung nicht ungestraft. Aber die schuldhungrige Menschheit nutzt die weiteren dreieinhalb Jahre zur Steigerung der Schandtaten aus. Wir lesen: „Und es ward ihm gegeben ein Mund zu reden große Dinge und Lästerungen. Und ihm ward gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monde lang. Und es tat seinen Mund auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Hütte, und die im Himmel wohnen. Und ihm ward gegeben Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht geschrieben sind im Lebensbuch des Lammes, das erwürgt ist von Anfang der Welt“ (Offb 13:5-8).

Genauestens ist hier angezeigt, dass die Gipfelverschuldung der Endmenschheit nicht in einem Zugriff sich vollzieht, etwa bei der Tötung der zwei Zeugen, sondern dass die Verschuldungsfunktionen sich laufend steigern. Sogar der bewusste Zugriff gegen Gott ist angezeigt. Diese Verschuldungssteigerung ist siebenfach!

Behalten wir die Tatsache im Auge: Die Endgerichte beginnen erst in der zweiten Hälfte der Anti-Jahrwoche. In der ersten Hälfte ist „Friede und Sicherheit“. Lies 1Thes 5:1-3. Ab Mitte der Jahrwoche laufen die Gipfelverschuldungen. Die Schuldsteigerung ist siebenfach. Daraufhin die siebenfachen Gerichtsantworten Gottes! - Ab Mitte der Jahrwoche ist die rasch wachsende Katastrophenzeit. Weltgerichte mit unübersehbaren Folgen.

Siebenfache Gerichtsereignisse

Wir sind nicht in der Lage, die siebenfachen Gerichtsereignisse in ihrer Eigenart zu beschreiben. Feststellen können wir nur, dass ab Offb 5 folgende Vorgänge angezeigt sind:

  1. Die Eröffnung der sieben Siegel.
  2. Mit der Eröffnung der sieben Zornschalen, der sieben Posaunen, der sieben Donner, der sieben Wehen usw. Sieben vollgültige Gerichtsakte. Warum sieben? Nicht nur, weil es die biblische Zahl ist, sondern weil es hier eine siebenfache Gerichtssteigerung ist bis hin zur gottgesetzten Vollgültigkeit. - Siebenfache Endgerichte mit Einsatz aller Kräfte des Geistes und der Natur.

Man lese die betreffenden Stellen über die Eröffnung der sieben Siegel und stelle fest, in welcher Weise die „entsiegelten“ Zornschalen, Posaunen, Donner, Wehen usw. sich offenbaren. Unbeschreibliche Katastrophen werden da angezeigt. - Ein Zwischenbefund: „Und die Könige auf Erden, und die Großen und die Reichen, und die Hauptleute und die Gewaltigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Klüften und Felsen an den Bergen. Und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallet über uns und verberget uns vor dem Angesicht des, der auf dem Stuhl sitzt, und vor dem Zorn des Lammes. Denn er ist kommen, der große Tag seines Zorns, und wer kann bestehen?“ (Offb 6:15-17).

Was bei diesen Gerichtsvorgängen viel zu sagen hat, ist die Zahl der endgültig Gerichteten: Ein Drittel der Menschheit. - Die übrig bleibenden zwei Drittel der Menschen werden selbstverständlich in den Gerichten nicht unberührt bleiben. Aber sie werden sie durchleben, d. h. dennoch am Leben bleiben. Sie gehen sogar ins tausendjährige Friedensreich ein. Aber das erstgenannte Drittel der Menschheit muss seine Riesenverschuldung mit dem Leben bezahlen. Was mögen das für Menschen sein? Gewiss die, die mit dem „Abfall“ zu sehr belastet sind. Ihre größte Verschuldung zeigt sich zuletzt in dem kampfesmäßigen Marsch gegen den wiederkommenden Fülle-Christus. Das prophetische Wort zeigt sogar an, dass diese Menschen kämpfen gegen „das Lamm“! Der eben genannte Christus kommt wieder als das Lamm Gottes! Gegen den Erlöser und Heiland der Welt zieht diese Menschheit in den Krieg. Damit haben wir die Sonderheit dieser Menschen angezeigt erhalten: Ablehner des Heils und der Erlösung in Christus. - Diese Menschen sind weniger im Raume der nichtchristlichen Religionen zu suchen, vielmehr im Raume des Christentums! Freilich sind das die Scheinchristen. Menschen, die den antichristlichen Stempel an sich tragen: Abfall! Die haben den größten Ärger an dem Christus, sonderlich an seinem „Lammesauftrag“. - Dahin geht die heutige Entwicklung im Raume des Christentums.

Die Wiederkunft Christi

Wichtig sollte uns auch die Tatsache sein, dass die wahren Christen in der Zeit der Endgerichte nicht mehr unter den Gerichteten leben und stehen werden, sondern auf der Vollzugshöhe des Richters sind. In der Gerichtszeit (am Tag des Herrn) sind die Christusgläubigen bei dem Herrn des Tages. Nicht als interessierte Zuschauer, sondern in der Voll-Macht und im Voll-Auftrag des Fülle-Christus. - Hier ist das prophetische Wort des Paulus in Verwirklichung: „Welche da ist sein Leib, die Fülle (= Vollausgestaltung) des, der alles in allen erfüllt“ (Eph 1:23).

Auch sollten wir nicht die Tatsache aus dem Auge lassen, dass die Gerichte und die Gerichtsauführungen allein Sache des Richters sind. Die Gerichtsfaktoren dürfen keineswegs vermenschlicht, d. h. in den menschlichen Machtbezirk verlegt werden. Immer wieder hört man die Meinung, dass in den Endgerichten die moderne Technik der Menschen sich auswirken wird. Mit aller Deutlichkeit kann gesagt werden, dass an keiner Stelle des prophetischen Wortes von solcher „Vermenschlichung“ der Endgerichte die Rede ist. Im Gegenteil: „Alsdann wird der Boshafte offenbar werden, welchen der Herr umbringen wird mit dem Hauch seines Mundes, und wird sein ein Ende machen durch die Erscheinung seiner Zukunft“ (2Thes 2:8). Oder: „Von diesen dreien ward ertötet das dritte Teil der Menschen, von dem Feuer und dem Rauch und Schwefel, der aus ihrem Munde ging“ (Offb 9:18). - Bleiben wir doch bei der biblischen Aussage.. Damit respektieren wir das Wort und sonderlich den, der das Wort gesprochen hat. Ihm, dem Herrn des Tages, gebührt die Ehre! Er allein hat die Verfügung. „Was ER spricht, das geschieht, und was ER gebaut, das steht da!“ - Seine „Atomkräfte“ sind wahrhaftig übergeordnet.

Lehre für gläubige Menschen

Die biblische Gerichtsanzeige kann den gläubigen Menschen eine zweifache Lehre geben:

  1. Abwendung von der zum Endgericht ausgereiften Welt. - Fest steht, dass die im antichristlichen Wesen ausgereifte Welt jetzt zum Höhepunkt eilt. Wir sehen gegenwärtig, wie mit der modernen Theologie diesbezüglich die letzten Dienste ausgeführt werden. Der Abfall von Christus ist handgreiflich. Darum die Mahnung an die wahren Christen: „ ... von solchen wendet euch ab“ (2Tim 3:5).
  2. Hinwendung zu Christus! Jede Abwendung ist eine klare Veranlassung zu einer gegenteiligen Hinwendung! Gerade in dieser so offensichtlichen Abfallszeit ist die Hinwendung zu Christus umso dringlicher. Diese Hinwendung zu Christus darf nicht nur lehrmäßig, sondern in erster Linie lebensmäßig ausgeführt und durchgeführt werden. „Wer nicht in mir bleibt, der ...“ (Joh 15:6). - Die In-Christus-Lebenden kommen nicht in das Endgericht, sondern sie werden vorweg zubereitet, und brauchbar gemacht für die Hinrichtungen und Herrichtungen im Endgeschehen. Auch in ihrem Vor-Ende sind sie der Welt „gekreuzigt“ und für die neue Welt „auferstanden“. Dieser zweifache Vorgang ist das unverkennbare Kennzeichen ihres Seins.

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110. Höhenvorgänge in der Endzeit VII.