Höhenvorgänge in der Endzeit VII.

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

110. Höhenvorgänge in der Endzeit VII.

Zu den Höhenvorgängen der Endzeit gehört auch die „Hochzeit des Lammes“. - Dieser Vorgang kann auch als Hoch-Zeit gesehen werden. Denn hier beginnt tatsächlich die hohe Zeit des umfassenden Heilsgeschehens durch „das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt“.

Beachtlich ist, dass diese Hochzeit einen neuen Heilshaushalt einleitet. - Genau wie im natürlichen Leben die Vermählten einen neuen Haushalt begründen, so geht es in geistlicher Weise im Endgeschehen zu. Mit der Hochzeit des Lammes wird das tausendjährige Friedensreich eröffnet.

Was ist mit der Hochzeit des Lammes alles gesagt? Hier einige Andeutungen. Bei einer Hochzeit ist der Bräutigam der Aktivist. Nicht die Braut, sondern der Bräutigam ist der Suchende, Werbende, Gewinnende, Verpflichtende. Ohne dieser vielfältigen Tätigkeit des Bräutigams käme die Braut nie zum Ziele.

Die Hochzeit des Lammes

Wenn der Bräutigam kommt, dann geht ihm die Braut restlos zubereitet entgegen. Diese Bewegung ist nicht nur ein interessiertes Treffen, sondern eine tatsächliche „Vermählung“! - Zum Verständnis der geistlichen Vermählung kann das Ergebnis der natürlichen Vermählung beitragen: „Sie werden ein Fleisch!“ - Wir lesen: „Halleluja! denn der Allmächtige hat das Reich eingenommen. Lasset und freuen und fröhlich sein, und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet“ (Offb 19:6.7). Klar ist angezeigt, dass die Braut dem Bräutigam nicht nur wegen eines fröhlichen Treffens entgegengeht, sondern sie ist als die Braut zweckmäßig „bereitet“. So echt „bereitet“, dass die Hochzeit in letzter Würde sofort stattfinden kann.

Selbstverständlich ist auch der Bräutigam in höchster Weise vorbereitet. Denn er ist der Aktivist! Wie seine Vorbereitung stattgefunden hat, das soll uns noch klarwerden.

Wer feiert die Hochzeit

Wer feiert die Hochzeit? Diese Frage sollte eigentlich überflüssig sein. Und doch müssen wir auf sie kurz eingehen, weil sie in jeder Weise so wichtig ist. Niemand wird bestreiten können, dass der Bräutigam der wiederkommende Christus ist. Aber das stimmt nicht ganz, denn: Er kommt wieder mit seinen Auserwählten, mit seinen Berufenen, mit seinen Gläubigen. Lies Offb 17:14. Wenn wir das Mit beachten, dann sehen wir in aller Deutlichkeit den Fülle-Christus! Also: Der Fülle-Christus (verkörpert mit seiner Gemeinde, die da ist sein Leib) ist der Bräutigam!

Wer die ihm entgegenkommende Braut ist, braucht jetzt nicht mehr erraten zu werden. Klar wird uns angezeigt, dass die Braut vor dem Hochzeitstreffen eine große und exakte Zubereitung hat. Wir lesen: „Und das Weib entfloh in die Wüste, da sie hat einen Ort, bereitet von Gott, dass sie daselbst ernährt würde tausendzweihundertsechzig Tage .... Und es wurden dem Weibe zwei Flügel gegeben, wie eines großen Adlers, dass sie in die Wüste flöge an ihren Ort, da sie ernährt würde eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit vor dem Angesicht der Schlange. Und die Schlange schoss nach dem Weibe aus ihrem Munde ein Wasser wie einen Strom, dass er sie ersäufte. Aber die Erde half dem Weibe, und tat ihren Mund auf, und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Munde schoss“ (Offb 12:6.14-17).- Hier wird uns nicht nur die „Schmückung“ (= Zubereitung) der Braut angezeigt, sondern auch ihre Herkunft. Es handelt sich um die Erwählten aus Israel, beginnend mit den zwei Zeugen, fortsetzend mit den 144 000, dem Sonnenweib usw. Diese Erwählten fliehen „in der großen Drangsal“ in die Wüste, die für sie (= Braut) eine große Bedeutung hat. Am Ende der Drangsalszeit (= Weltgericht) geht die „geschmückte Braut“ mit Jauchzen dem Bräutigam entgegen, um die ersehnte Hochzeit (= Hoch-Zeit) zu feiern. Von hier ab übernimmt Israel die Volldienste im neuen Haushalt, wie sie schon im Alten Testament vielfach und doch ganz eindeutig angezeigt sind.

Endgericht dieser Welt

Aber diese Hochzeit (= Hoch-Zeit) d. h. die Begründung des neuen Heilshaushaltes, kann erst dann stattfinden, wenn der Unheilshaushalt überwunden und beseitigt ist. Höre: Der Her-Richtung des göttlichen Friedensreiches geht die Hin-Richtung des teuflischen Weltreiches voraus. Diese Voraussetzung ist nun einmal unumgänglich. Merken wir uns die Tatsache. Das Endgericht dieser Welt ist Voraussetzung für die Aufrichtung des Reiches Christi. Wir lesen: „Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre, und warf ihn in den Abgrund und verschlang ihn, und versiegelte obendrauf, dass er nicht mehr verführen sollte die Nationen, bis das vollendet würden tausend Jahre“ (Offb 20:1-3). Klar wird angezeigt, dass das Friedensreich erst dann beginnen kann, wenn das Reich des Durcheinanderwerfers durch das gründliche Gerichtsgeschehen beendet ist. - Der Hochzeit des Lammes geht also der „Polterabend“ (= Weltgericht) voraus.

Es bleibt dabei: Die Höhenvorgänge des Heils können erst dann beginnen, wenn die Höhenvorgänge des Unheils endgültig überwunden sind. - Allerdings müssen auch die Unheilsverhältnisse dieser Welt ihre Vollreife erlangt haben. Erst dann kann erfolgen das Vollgericht. Und dann kann im wahrsten Sinne des Wortes erfolgen die Hochzeit (= Hoch-Zeit) des Lammes. Diese Hoch-Zeit kann in keiner Weise mehr getrübt werden, weil jede Widerwirkung überwunden und beseitigt ist.

Auffällig ist, dass der Seher Johannes bei diesen gewaltigen Vorgängen ausdrücklich von der Hochzeit des Lammes spricht. Warum wird hier dieser Höhen-Christus mit dem Namen Lamm bezeichnet? Warum spricht Johannes hier nicht von der Hochzeit des Christus, oder des Fülle-Christus, oder des himmlischen Königs, oder des himmlischen Herrschers, oder des gerechten Richters usw.? Wären diese Bezeichnungen falsch? Nein, nicht falsch, aber im Grundbestand auch nicht ganz richtig. Denn der Höhen-Christus, der bestimmt alle eben genannten Namen hat (und noch viel mehr), behält während der Hochzeit (und auch weiterhin) seinen Lammesauftrag und seine Lammeswürde. Auch sein Friedensreich wird beherrscht von seinem Lammesberuf. Wunderbar! Das tausendjährige Friedensreich trägt die besiegelte Prägung: Lammes-Hoch-Zeit! - Man denke über diese wunderbare Tatsache ernstlich nach.

Die Lammes-Hoch-Zeit

Hinzugefügt muss noch werden, dass die Hochzeit des Lammes nicht nur für das tausendjährige Reich vorgesehen ist, sondern auch für die weiteren Reiche im neuen Himmel und auf der neuen Erde. Das letzte Weltgericht (= jüngster Tag) wird die Lammes-Hoch-Zeit nicht eingrenzen. Wir lesen: „Und ich sah keinen Tempel darinnen; denn der Herr, der allmächtige Gott ist ihr Tempel und das Lamm .... Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtete sie, und ihre Leuchte ist das Lamm .... Und wird nicht hineingehen irgendein Gemeines und das da Gräuel tut, sondern die geschrieben sind im Lebensbuch des Lammes“ (Offb 21:21-17). - Herrliche Lammesgeschichte! Sie ist und bleibt äonisch. Sie bleibt, solange sie erforderlich ist.

Auch die Kehrseite muss gesehen werden. Es steht fest, dass die Hochzeit des Lammes erst nach dem Gericht stattfindet. Aber nicht erst nach dem Gericht offenbart sich Christus im Lammeswesen, sondern er ist in dieser Lebensweise schon „vor Grundlegung der Welt“! Auch vor dem Gericht (und allen zurückliegenden Gerichten) hat der Christus in der Lammesart sich erwiesen. Somit ist das Lamm auch der Richter. „Alle Gerichte hat der Vater dem Sohn übergeben“ (Joh 5:22). Ist das möglich, dass das Lamm auch Richter sein kann? Ja, denn die Lammeshaltung bleibt in der unwandelbaren Bestimmung der Gerechtigkeit Gottes. „Ich sage aber von solcher Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesum Christ zu allen und auf alle, die da glauben. Denn es ist kein Unterschied; sie sind allzumal Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollten. Und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist“ (Röm 3:22-24). - Was geschieht mit denen, die die Gnadengerechtigkeit Gottes in Christus missachten? Die gehen (sogar bewusst) ins Gericht. Ja, sie fordern sogar das Gericht heraus! Deren Wille ist der Gerichtswille! Höre: Wer die Gnade verschmäht, der will gerichtet sein!

Darum auch die so umfassenden und unübersehbaren Gerichte in der ganzen Lammesgeschichte. Darum wird die Hoch-Zeit des Lammes beginnen, wenn das Gericht seinen endgültigen Charakter angenommen hat. Je näher die Lammes-Höhe, umso näher die Gerichts-Höhe. In der Lammesoffenbarung haben Gnade und Gericht die nächste und höchste Berührung. Verstehen wir recht: Entweder ist der Mensch gnadenreich, oder er ist gerichtsreif! Wer vor der Gnade sich schämt, der ist vom Gericht gelähmt!

Zwei verschiedene Heils-Körperschaften

Die herrliche Tatsache wollen wir nochmals unterstreichen: Vor dem Lamm Gottes fallen alle Entscheidungen, die negativen und die positiven. Das gesamte Heilsgeschehen und auch das gesamte Unheilsgeschehen, diese beiden Geschehnisse haben vor dem Lamm Gottes den Treffpunkt, und haben im Lamm Gottes die Scheidung und End-Scheidung. - Darum sind die kommenden Weltgerichte so unumgänglich. Darum wartet alles, (ob so oder so) auf die Hoch-Zeit des Lammes.

Eine weitere Tatsache soll noch angedeutet werden. Bei der Hochzeit des Lammes sind alle Erwählten beteiligt. Die einen in der Verkörperung des Leibes Christi, die anderen in der Verkörperung des Weibes Christi. Aber, ist das nicht schon eine wesentliche Unterscheidung? Jawohl, eine Unterscheidung, aber nicht heilsmäßig, sondern dienstmäßig. Heilsmäßig gesehen sind bei der Hochzeit des Lammes beide Körperschaften „verehelicht“. Vom natürlichen Standpunkt gesehen kann man sagen: ein Fleisch. Also, völlige Einsheit. Aber dienstmäßig gesehen sind Unterschiede da, sogar sehr große Unterschiede. Für die „Manneskörperschaft“ gilt die von Paulus angezeigte Richtlinie: „Wisset ihr nicht, dass wir über die Engel richten werden?“ (1Kor 6:3). Das sind Dienste in den weitesten Weiten. Überdimensionale Dienste.

Für die „Weibeskörperschaft“ besteht eine andere Richtlinie: „Zu der Zeit werden zehn Männern aus allerlei Sprachen und Nationen einen jüdischen Mann bei dem Zipfel ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir hören, dass Gott mit euch ist“ (Sach 8:23). In dem Sinne spricht die ganze Bibel hinsichtlich der Heilsdienste Israels. Zweifellos sind das auch weite Dienste, d. h. weltumfassende Dienste, aber immerhin Dienste in der Weltbegrenzung. - Sogar auf der neuen Erde (im neuen Jerusalem) werden die zwölf Pförtnerposten besetzt von solchen Dienern, die für die „Jerusalemdienste“ infrage kommen. Wer ist für diese Dienste zuständig? Das erwählte Israel!

Alle Dienste sind Lammesdienste

Wohlgemerkt, die beiden Körperschaften haben die gleiche Heilsberufung und die gleichen Heilsdienste, aber in anderen Bereichen. Der Mann hat seine Dienste in der Nähe und in den weitesten Weiten. Das Weib hat seine Dienste „daheim“! - Das natürliche Leben ist ein gewisses Spiegelbild von dem unsagbar herrlichen geistlichen Leben in der Zeit und den Zeiten.

Noch eine Andeutung soll uns zum Nachdenken veranlassen. Wir, d. h. die Erwählten aus den Nationen, und auch die demnächst Erwählten aus Israel (für die Nationen), gehen bei der Hochzeit des Lammes ein in die volle Lammesmwürde. Sagen wir: allgemeine Höhen-Lammes-Würde. Alle sind dann mit dem Höhenwert des Lammes beschenkt und ausgeglichen. Alle Lammesdienste sind auch ihre Dienste. Umgekehrt gesagt: Alle Dienste sind Lammesdienste.

Aber wir haben bereits festgestellt, dass das Lamm Gottes in seiner Lammeswesenhaftigkeit nicht nur die Höhenzeit innehat, sondern auch die davor liegenden Aufstiegszeiten bis zur Höhe. Diese Vorzeit ist für das Lamm genauso wichtig, wenn nicht noch wichtiger. - Wenn nicht der Anfangsbau gründlich vollführt wird, wie soll der Fertigbau aussehen? Das Fundament ist nun einmal der tragende Teil des Gesamtbaues.

Wir sind gegenwärtig noch vor der Hoch-Zeit des Lammes. Aber wir tragen jetzt schon (und gerade jetzt) die Lammeswürde und die Lammesbürde. Dieses Lammeswesen muss auch jetzt unter uns offenbar werden in der Ganzhingabe, aber auch in der Ganzabsonderung von der Welt. - Still wie ein Lamm, hingegeben wie ein Lamm, zeugend wie ein Lamm, mutig wie ein Lamm, treu wie ein Lamm, abgewandt und zugewandt wie ein Lamm usw. Wenn diese gesamte Lammesart aus uns nicht leuchtet, dann können wir uns wohl Christen nennen, oder auch nennen lassen, und sind doch keine Christen.

Das Lammeswesen

Wie oft fragen wir, oder werden gefragt: Bist du ein Christ? In den meisten Fällen liegt das Ja auf unserer Zunge. Wir haben dann auch eine ganze Reihe von Beweisen, die unser Christsein garantieren. Und doch ist das allgemeine Christentum so fraglich. Warum? Hier die schlichte Antwort: Weil das Grundmerkmal unseres Christus zu wenig (oder überhaupt nicht) zu sehen ist. Das Lammeswesen ist uns zu fremd. Zuviel Königswesen, zu viel Herrschaftswesen, zu viel Richterwesen usw., aber zu wenig Lammeswesen. Das ist die Not im heutigen „Christentum“.

Selbst Israel wird am Zielpunkt noch sehr fraglich erscheinen. Was lesen wir in dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen? Wenn der Bräutigam kommt, dann erscheinen sie alle mit dem Hochzeitsanspruch. Aber nur fünf (= die Hälfte) darf in den Hochzeitssaal. Und die anderen fünf? Obgleich sie äußerlich genau so gut erscheinen, denn sie haben alles bei sich, was das menschliche Auge erschauen kann. Nur das Innere, das Eigentliche und Hauptsächliche fehlt. Bitte, was ist das Innerliche, das Fundamentale bei Christus? Sein Lammeswesen! Das fehlt den "törichten Jungfrauen“. - Nur die Lammen-Menschen werden zu den Lammes-Höhen geführt und dem Höhen-Lamm hinzugetan und ihm einverleibt. Wer das Lammeswesen nicht hat, der hat auch die Lammesdienste nicht. Der ist unbrauchbar für die Hochzeit des Lammes. Der wird zu seinem Entsetzen an dem Tage auf der verkehrten Seite stehen: Gericht!

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111. Zwei „Haupt-Geschehnisse“ in der Endzeit