Die zeitenbestimmende Lammesgeschichte

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

114. Die zeitenbestimmende Lammesgeschichte

Mit den Lamm Gottes sollten wir uns viel mehr befassen. Denn in dem Lammes-Namen liegt die ganze Heilswirksamkeit unseres Herrn Jesus Christus begründet. Wir werden in dieser Abhandlung festzustellen haben, dass das Lamm Gottes alle Heilszeiten restlos ausfüllt. Wohl trägt Jesus Christus alle Namen, die in der Bibel genannt sind: Sohn Gottes, Schöpfer, Jehova, König, Hoherpriester, Prophet, Heiland, Erlöser, Seligmacher usw. Aber sein Grund-Name ist "Lamm Gottes". Dieser Name zeigt in der klarsten Weise seinen Heilsauftrag. Das, was Er ist, das lebt Er aus: „Siehe das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“ (Joh 1:29). - Wenn wir diese Lammes-Tatsache klar erkennen, dann ist unsre Heilsgewissheit noch viel klarer, tiefer und erhabener. Dann erschrecken wir nicht über die Armut der gegenwärtigen Heilsgeschehnisse, sondern freuen uns über das Vollmaß des Heils in den Heilszeiten. Sieben Heilszeiten wollen wir uns hier kurz vergegenwärtigen.

Die Zeit der Heilsvorsehung

1. Eine nicht zu bestreitende Tatsache ist, dass der Sohn des himmlischen Vaters auch der Schöpfer aller Dinge ist. Nur zwei Bibelstellen als Beweis: „Welcher ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor allen Kreaturen. Denn durch ihn ist alles geschaffen, das im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Obrigkeiten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm“ (Kol 1:15-17). „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ (Mt 28:18). - Diese Worte zeigen in voller Klarheit die unaussprechlichen Höhen und Weiten des Sohnes Gottes, der da ist der Schöpfer und Erhalter.

Nun wusste aber der Vater in seiner „Vor-Sehung“, dass die mit der göttlichen Freiheit ausgestattete Kreatur fallen kann und - fallen wird. Darum bestimmte Er die Erlösung durch seinen Sohn, der da ist der Schöpfer aller Dinge. Also, Erlösung durch den Selbsteinsatz. Sprich: Er-Lösung“ Das ist eine vollgültige Erlösung, die niemand verhindern kann. Denn Er ist der Garant der Erlösung!

Was sagte der Sohn (der da ist der Schöpfer) zu dem vorgesehenen Auftrag seines Vaters? Stellte er den Vater zu einer Diskussion? Nein, er nahm den Auftrag still wie ein Lamm an. - Lieber Leser, würdest du in diesem erhabenen Sohn- und Schöpferverhältnis den noch ausstehenden schweren Auftrag so stillschweigend übernehmen? Würdest du nicht die vorhandenen Grund-Rechte geltend machen? „Vater, hat die Kreatur sich nicht zu fügen?“ Die Haltung des Sohnes Gottes stand schon damals unter dem Zeichen: „Er hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich sein, sondern ...“ (Phil 2:6-8). Merkst du hier etwas von der einmaligen Lammeswesenhaftigkeit des Christus von Anfang an? Lamm Gottes schon „vor Grundlegung der Welt“!

Die Zeit des ersten Heilseinsatzes

2. Im Schöpfungsbericht nach 1Mo 1:1.2 ist angezeigt, dass die Erstschöpfung „wüst und leer“ wurde. Luzifer (= Lichtträger und Engelfürst) hat einen entsetzlichen Sündenfall bewerkstelligt. Die Kreaturen sind zum großen Teil in unübersehbarer Abgründe hineingerissen worden. Eine finstere Gottesferne erstand. Finsternis, Wüste, Leere, das sind die hier bestimmenden Begriffe.

Wir reagierte darauf der Schöpfer? Mit keiner Vernichtung; auch nicht mit einer Androhung von Vernichtung, sondern: „Und Gott (Elohim = Gottheiten) sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht. Und Elohim sah, dass das Licht gut war. Da schied Elohim das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht.“ Beachten wir die Tatsache: Die „Nacht“ wurde abgelöst vom „Tag“.

Jetzt hätte nach des Schöpfers Eingriff der „Tag“ unbedingt bleiben müssen. Wehe dem, der es wagt, ihn nochmals zu stören. - Solche Bestimmung würden wir treffen. Und das mit vollem Recht! Aber was geschah? Eine neue „Nacht“ brach herein. Der Finsternisherrscher griff als der Durcheinanderwerfer wiederum ein. Was sagte der Schöpfer dazu? Still wie ein Lamm ging er ans Werk des zweiten „Tages“. Ebenso still ging er ans Werk des dritten, des vierten, des fünften und des sechsten „Tages“. - Würden wir solche fast unendliche (äonische ) Geduld dem Durcheinanderwerfer gegenüber aufbringen? Möchten wir nicht schon beim ersten, mindestens aber beim zweiten Fall ganz kategorisch eingreifen und einen absoluten Schlussstrich ziehen?

Zu bedenken ist noch, dass am sechsten Schöpfungstage der Schöpfer ein Geschöpf „ihm zum Bilde“ erschaffen hat, dem der wunderbare und majestätische Auftrag wurde: „Herrsche und mache sie untertänig.“ Aber auch dieser „Heils-Herrscher“ ist abgefallen. - Welche Stellung würden wir dazu nehmen? Nun, wir würden hier mindestens dem Schöpfer die ernste Frage stellen: Ist das möglich, dass Du in Deiner unbegrenzten Erhabenheit so etwas zulässt und duldest? Aber der Schöpfer behielt nicht nur die Ruhe, sondern er zeigte neu, und immer wieder neu die Duldsamkeit des Lämmleins. Hundertprozentig galt hier schon das Wort: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches ...“

Die Zeit der Heilsbezeugung

3. Mittlerweile hat der „Er-Löser“ in seiner einmaligen Lammeshaltung sich der Heils-Voll-Fühung genähert. Er erwählte nicht nur einige Männer, sondern ein ganzes Volk (= Israel) als Heilsbote und als Heilskünder. Dieses Volk hatte die Aufgabe, auf das kommende volle Heil hinzuweisen. Wie denn? Nicht nur mit den Lippen, sondern mit der Opfer-Tat: Schlachten eines unschuldiges Lämmlein. Dieses Opfer stand als hinweisendes Zeugnis im Mittelpunkt der Gottesdienste des Wahl-Volkes. Opfer und nochmals Opfer war der Sinn dieser kultischen Übung.

Schließlich kam das eigentliche Opferlamm und offenbarte sich als der „Messias“ seinem Volk. Jetzt hätte das Heils-Zeugen-Volk jauchzend bekunden sollen: Das Lamm Gottes ist da! Das Lamm Gottes ist da! Welt höre, das Lamm Gottes ist da, das nicht nur unsere Sünden, sondern auch deine Sünden trägt! „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches ....“! Aber was geschah? Höre: „Er kam in sein Eigentum; und - die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1:11). Sie haben ihn nicht nur missachtend abgelehnt, sondern stellten auch die kategorische Forderung: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn“! Dieses sein „Eigentum“ hat zu seiner Kreuzigung das meiste beigetragen. - Was hätten wir in diesem Falle getan? Würden wir nicht die allerhöchste Bestrafung für dieses so schuldig gewordene Volk fordern? Schluss mit solchem Lügenvolk, das erst das „Lamm Gottes“ so ausgiebig bezeugt, aber nach seinem Kommen ihn als „vom Teufel“ brandmarkt. Schluss und nochmals Schluss“ - Und wie verhielt sich der gekommene Messias? Er ließ sich zur Schlachtbank führen wie ein Lamm. Ja, sogar das höchstverschuldete Wahl-Volk blieb unter dem Heilseinfluss des Lammes. Denn es ist nicht „verstoßen“, sondern hat noch eine wunderbare Zukunft.

Die Zeit der Heilsvorführung

4. Es kam die Stunde, in der sich Jesus Christus beweisen konnte als das Lamm Gottes. Am Kreuze konnte er ausrufen: „Es ist vollbracht“. Denn er war gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn Gott erhöhet. Diese Erhöhung ist die Auferstehung, d. h. die Offenbarung des Sieges-Lebens. „Der Tod ist verschlungen in den Sieg, Tod, wo ...“ (1Kor 15:55). - Von jetzt an ist das Siegesleben der höchste Besitz der Glaubenden „... auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3:16). Wer den Sohn Gottes hat, der hat ...“ (Joh 5:12).

Das Zeugnis von dem Lebenssieg des Christus wird nun bereits fast zweitausend Jahre bewusst in die Welt getragen. In dieser ausgedehnten Zeit müsste doch das lebenerhebende Zeugnis von der gesamten Menschheit nicht nur gehört, sondern auch geglaubt werden. Ist das der Fall? Ist das wenigstens im Lebensraum der „Christen“ der Fall? Ist da allenthalben klarer Lebens-Sieg festzustellen? Ganz enttäuscht müssen wir sagen, dass im Raume des sogenannten Christentums mehr Tod als Leben vorhanden ist. Der außer Christus bestehende Tod ist da am Siegen. Das stellen sogar die Nichtchristen in enttäuschender Weise immer wieder fest. - Was sagt Christus zu dem gegenwärtigen Scheinglauben, Formglauben, Halbglauben, Lügenglauben? Auch hier ist er geduldig wie ein Lamm!

Zu beachten ist hierbei die Tatsache, dass die wahren Christen die Wesenhaftigkeit des Christus angenommen haben. „Ich in euch und ihr in mir“. Darum gehen auch sie den Lammesweg. Sie trumpfen mit ihrem Lebens-Zeugnis nicht auf. Sie machen die Menschen zu Christen nicht mit Gewalt. Sie wissen, dass sie noch in einer Zeit leben, in der der Durcheinanderwerfer umhergeht wie ein brüllender Löwe“, wenn es sein muss auch als „Engel des Lichts“. Sie wissen um ihren Kampf. „Ihr werdet um meines Namens willen viel leiden müssen.“ So sagte ihnen das Lamm Gottes. Darum gehen sie diesen Weg ganz geduldig, wenn es sein muss auch hin zur „Schlachtbank“. Am Ende dieser Zeit kommt der Christus wieder. Er wird dann aufrichten sein Reich, das tausendjährige Friedensreich. Davor muss er allerdings beseitigen das Anti-Reich. Doch nun höre: Er offenbart sich der der gerichtsreifen Welt nicht als Gewalthaber oder als Richter, sondern als das Lamm. Lies Offb 17:14. Noch eins: Der wiederkommende Christus wird vor der Aufrichtung seines Reiches Hoch-Zeit haben. Ihm entgegen geht die zubereitete Braut. Und dann gibt’s die „Hochzeit des Lammes“. Nicht Hochzeit des Richters und Königs, sondern des Lammes. Lies Offb 19:7. Es ist vielsagend, dass Christus sein Reich aufrichtet in der Wesenhaftigkeit des Lammes.

Die Zeit der ungehinderten Heilsbezeugung

5. Gibt’s auch eine unbehinderte Heilszeit? Ja, denn nach dem Gericht über die antichristliche Welt wird der Durcheinanderwerfer beseitigt. Antiwelt und der Durcheinanderwerfer sind ab jetzt „gebunden“. Schwere Gerichte beschließen das Antiwesen. Lies Offb 9:15.18. Ist ab jetzt nur der Richter auf dem Plan? Jawohl, der Richter! Aber wie richtet er? „Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre. Und warf ihn in den Abgrund, und verschloss ihn und versiegelte obendrauf, dass er nichtmehr verführen sollte die Nationen, bis dass vollendet würden tausend Jahre; und danach muss er loswerden eine kleine Zeit“ (Offb 20:1-3). - Welche tat vollzieht der Richter? Beseitigt er endgültig den Widersacher mit seinem Widersachertum? Leuchtet aus diesem Urteil nicht die Lammeswesenhaftigkeit auf? Ist hier nicht Lammes-Geduld feststellbar? Jawohl, das Lammeswesen geht weiter, sogar über das Gerichtsgeschehen, und hinein ins Friedensreich. Da erst recht wird die Lammeskunde wunderbar getragen. Höre. „... alle Heiden werden kommen und anbeten...“ (Offb 15:4).

Auch das tausendjährige Reich ist Lammeszeit. Gerade da bewahrheitet sich das Wort: „Siehe das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“. - Neuartig ist, dass in dieser Zeit die Lammeszeugen nicht bedrängt werden wie in der vorhergehenden Zeit. Die Zeugen haben jetzt wirklich freie Bahn, weil der Bedränger gebunden ist. Aber auch da geschieht das Zeugnis in echter Lammesart.

Die Zeit der befreiten Heilsbezeugung

6. Nach den tausend Jahren wird der Satan losgelassen. Wie lange? Die Länge der Zeit ist nicht angegeben. Mit welchem Erfolg? „... wie Sand am Meer“ (Offb 20:7.8). Aber dann kommt der endgültige Beschluss. Satan wird geworfen „in den feurigen Pfuhl“, in dem seine Genossen auf ihn warten.

Und nun sollte man annehmen, dass der Christus gipfelmäßig seine Königsherrschaft antritt, weil er den alten Himmel und die alte Erde vergehen lässt und den neuen Himmel und die neue Erde begründet. Es dürfte jetzt die klare und ewige „Monarchie“ offenbar werden. Logischerweise ist nichts anderes zu erwarten, weil nun die höllischen Mächte endgültig in der Hölle sind. Ist das der Fall? Wir lesen: „Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, und ein jegliches Tor war von einer Perle, und die Gassen der Stadt waren lauter Gold als ein durchscheinendes Glas. Und ich sah keinen Tempel darinnen; denn der Herr, der allmächtige Gott ist ihr Tempel und das Lamm! Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm! Und die Heiden, die da selig werden, wandeln in demselben Licht, und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in dieselbe bringen. Und ihre Tore werden nicht verschlossen des Tages; denn da wird keine Nacht sein. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Heiden in sie bringen. Und wird nicht hineingehen irgendein Gemeines und das da Gräuel tut und Lüge, sondern die geschrieben sind im Lebensbuch des Lammes.“ (Offb 21:21-27). Auf der neuen Erde (die auch noch „Erde“ ist) ist eine hochbeglückende Zentrale: Das Lamm Gottes“ - Die Lammesgeschichte geht wahrhaftig viel weiter, als die meisten Menschen es annehmen. Auch die frommen Menschen hätte ein ihrer „Menschlichkeit“ dem Lammeswirken längst die Grenzen gesetzt. Aber: „Was Er sich vorgenommen und was Er haben will, das ..."'

Die Zeit der Vollendung

7. Im Allgemeinen sieht man den neuen Himmel und die neue Erde als die vollendete Zeit an. Das stimmt nicht, weil auf der neuen Erde das Lamm Gottes noch in voller Tätigkeit ist. Solange das Lamm da ist, ist Heilsgeschehen in der Vollführung. Wie lange noch? Diese Frage beantwortet Johannes nicht, weil sein letzter Blick das Lammesgeschehen auf der neuen Erde anzeigt. Aber eine weitere Schau hat Paulus: „Danach das Ende, wenn er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird, wenn er aufheben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und alle Gewalt. Er muss aber herrschen, bis dass er alle seine Feinde unter seine Füße lege. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. Denn er hat ihm alles unter seine Füße getan .... . Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf dass Gott (der Vater) sei alles in allen“ (1Kor 15:24-28). - Höre: „Er muss herrschen, bis...“ Wer wird da „herrschen?“ Jesus Christus, der Sohn Gottes, der von seinem Vater beauftragt ist mit den Lammesdiensten für alle Zeiten. „Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk“ (Joh 4:34). Heilswerk nur in der Lammeswesenhaftigkeit. Lammesdienste bis zur Voll-Endung! Welche eine Lammes-geschichte. Halleluja! - Hast du auch des Lammes Gesinnung und des Lammes Haltung? Bist du eingetragen in das Lebensbuch des Lammes?

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115. Der beglückende Blick in die Zeit