Der beglückende Blick in die Zeit

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

115. Der beglückende Blick in die Zeit

Die Menschen der Jetztzeit sind einem Schwimmer gleich, der im hohen Wellengang um sein Leben ringt und das rettende Ufer erreichen will. Was er hört und sieht sind Sturm und Wellen! Der Untergang ist ihm näher als die Rettung. Vom rettenden Ufer sieht er wenig oder nichts. Er kämpft mit den unbarmherzigen Elementen, solange seine Kräfte reichen. Fragt man ihn um sein Befinden und um sein Wollen, so kann er uns nur antworten: Ich befinde mich in den stürmischen Wellen und ringe um das nackte Leben! Kann er uns etwa mehr sagen? Nein, denn seine Verhältnisse und seine Erlebnisse sind Sturm und Wellen.

Ist unter den ringenden Menschen überhaupt jemand da, der um die überzeugte Rettung befragt werden kann? Sind nicht alle Menschen in gleicher Verdammnis, darum auch in gleicher Unwissenheit? Kann ein Untergehender dem Untergehenden behilflich sein? Hilfe und Auskunft kann nur der geben, der nicht im erreicht der sturmbewegten Wellen ist, sondern am festen rettenden Ufer steht.

In Sturm und Wellen

So lebt die heutige Menschheit insgesamt in den sturmbewegten Wellen des Zeitgeschehens. Da jemand um Auskunft bitte, ist töricht. Denn diese Auskunft kann sich nur um Sturm und Wellen drehen. Wir müssen schon mit unseren Fragen an den uns wenden, der am Ufer steht, oder noch besser gesagt, der im erhabenen Leuchtturm ist. Der allein hat die Übersicht, der allein kann die Situation schildern. Der Leuchtturmwächter ist Christus! Seine Auskunft ist sein Wort, und zwar sein prophetisches Wort!

So kommt es für uns darauf an, dass wir mit den brennenden Tagesfragen zur richtigen Auskunftsstelle gehen. Tun wir das auch? Ist es nicht bedauerlicherweise oftmals so, dass wir viel auf Menschen, sogar nur auf Menschen hören? Wie leihen wir den Menschen das Ohr, sonderlich dann, wenn sie den Beinamen Diplomat oder Politiker haben. Seien wir überzeugt, dass auch diese Menschen nur mit Sturm und Wellen ringen; vielleicht noch mehr als wir. Nein, klare und vor allem objektive Auskunft erhalten wir nur vom Leuchtturmwächter. Stellen wir uns darum unvoreingenommen auf den Standpunkt des prophetischen Wortes. Wir werden erstaunt sein, wie klar wir die ganzen Zeitverhältnisse erklärt bekommen. Darum los von dem stürmischen Geschrei der Tagesereignisse und hin zur Rede des prophetischen Wortes!

Hin zum prophetischen Wort

Das prophetische Wort muss aber verstanden werden. Und es wird nur dann verstanden, wenn es „rückwärts“ gelesen werden kann. Vom Ziel - vom Leuchtturm - gesehen, kann das zum Ziele führende Geschehen begriffen werden. Vom Zielstandpunkt kann die Entwicklung bis hin zum Ziele erkannt werden. Wer nicht vom Ziele aus die laufende Entwicklung erkennt, der erkennt sie verkehrt. Zielverbunden und zielbedingt muss die Werdegeschichte begriffen werden. Das heißt also: das prophetische Wort rückwärts lesen können. Wer das nicht kann, d. h. wer vom Ziel aus die zurückliegenden Entwicklungen und Abwicklungen nicht beurteilen kann, der klebt an den Tagesgeschehnissen; der wird von dem sturmbewegten Wellenschlag der Werdegeschichte pausenlos hin und her geschaukelt, und sieht vom Ziel nichts! Der Inhalt seines Denkens sind nur Sturm und Wellen.

Naturnotwendig müssen wir darum zuerst das prophetische Ziel ins Auge fassen. Das Ziel für diesen sturmbewegten und wellenreichen Äon heißt: Reich Jesu Christi (auch 1000-jähriges Reich genannt). Das Reich Jesu Christi ist das rettende Ufer für die wildbewegte, gegenwärtige Zeit. Das prophetische Wort bezeugt dieses so: „Und ich hörte, wie eine Stimme einer großen Schar, und wie eine Stimme großer Wasser, und wie eine Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja! denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen. Lasset uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben! Denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet. Und es ward ihr gegeben, sich anzutun mit reiner und schöner Leinwand (die köstliche Leinwand aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen). Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum Abendmahl des Lammes berufen sind. Und er sprach zu mir: Dies sind wahrhaftige Worte Gottes.“ (Offb 19:6-9).

Das prophetische Ziel

Dieses prophetische Ziel ist allen Schriftforschern so klar und so einleuchtend, dass darüber nicht die geringste Meinungsverschiedenheit besteht. Über das Reich Jesu Christi sind sich alle einig.

Dass dieses Reich Jesu Christi ein universales, globales und absolut einheitliches Reich sein wird, steht für alle ebenfalls fest. Dieses einheitliche Reich Jesu Christi hat aber zum Vorläufer das ganz einheitliche Reich des Antichristen. Der Antichrist wird dem Christus die vereinigten Reiche dieser Welt übergeben müssen. Bei dieser Übergabe wird der Antichrist gegen den Christus militärisch aufmarschieren, nicht etwa allein, sondern kollektiv, d. h. in Summa des Antichristentums! Das prophetische Wort hierzu: „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die das Reich noch nicht empfangen haben; aber wir Könige werden sie eine Zeit Macht empfangen mit dem Tier. Die haben eine Meinung und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier. Diese werden streiten mit dem Lamm, und das Lamm wird sie überwinden (denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige), und mit ihm die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.“ (Offb 17:12-14). Beachten wir die Tatsache: Die geschlossene antichristliche Welt wird von dem Christus Gottes gerichtet, und dann auch aufgerichtet zu dem geschlossenen Reich Jesu Christi!

Das Ergebnis dieses Äons

Damit haben wir, vom Ziele zurückschauend, die Tatsache festgestellt, dass die Welt eine absolut vereinigte antichristliche Welt werden wird. Die vereinigte Welt ist das Ergebnis dieses Äons und das einleitende Ereignis des neuen Äons. - Hier besteht bei den Christen eine nicht unwesentliche Meinungsverschiedenheit. Viele Bibelausleger sehen hier noch eine zerrissene und gegensätzliche Welt. Sie begründen ihre Meinung auch mit dem prophetischen Wort. Aber wie ist ihre Begründung? Nicht das Ziel berücksichtigend, sondern ausgehend von dem stürmischen Wellengang der davor liegenden Zeit. Der Ausgangspunkt ihrer Betrachtung sind Sturm und Wellen, und sie können darum zu keinem anderen Ergebnis kommen. Sie setzen sich aber mit dem prophetischen Wort in den krassesten Widerspruch.

Ehe es zu dieser einheitlichen antichristlichen Welt kommen kann, ist diese Welt selbstverständlich sehr uneinheitlich, d. h . in großen Wirren. Wiederum muss aber die Tatsache begriffen werden, dass die Wirren zur Vereinigung führen. Jede Vereinigung ist selbstverständlich die Beendigung aller vorausgehenden Wirren. Die davor liegenden Wirren sind also zum Zweck der Vereinigung. Hier sind wir bei dem Zeitgeschehen, das in den Sturmfluten „ausgeschaukelt“ werden muss.

Für die letzte wirre Zeit gehen die Meinungen der Schriftforscher noch weiter auseinander, eben weil die Meinungen Produkt der „Schaukelei“ sind. Alle diese zurecht geschaukelten Meinungen sind in Bausch und Bogen unsachlich, weil sie keine Verbindung mit dem Zielgeschehen haben. - Selbstverständlich steht die schaukelnde Werdegeschichte mit der Zielgeschichte im Widerspruch, aber das nimmt mal ein Ende. Sachlich gesehen muss festgestellt werden, dass jeder Wellenschlag ein Vortrieb hin zum Ufer ist. Die stürmische See bringt alles gestrandete Gut ans Ufer! Das muss begriffen werden! Wind und Wellen sind nicht ein Spiel für sich, sondern Triebkräfte hin zum Ufer.

Die Welt in Geburts-Wehen

Das ist also das Geheimnis der wildbewegten Werdegeschichte, dass man sie im Dienste der Zielgeschichte sieht. Und in dieser wildbewegten Werdegeschichte stehen wir. Unsere gegenwärtige Zeit befindet sich im Stadium großer Kindesnöte. Die Geburt-„Wehen“ nehmen an Heftigkeit zu, bis „das Kind des Verderbens“ geboren ist.

Hier muss unsre Erkenntnis überprüft werden. Darum heißt die brennende Frage: Sehen wir das bewegte Geschehen der Gegenwart im Dienste der „Zukunft unseres Herrn Jesu Christi?“ Sehen wir den beängstigenden Wellengang der gegenwärtigen Geschichte als Triebkräfte hin zum Ufer der zukünftigen Weltgeschichte unseres Christus? Wenn wir uns diese Frage ernstlich stellen, dann müssen wir uns ehrlich gestehen, dass gegenwärtig die allerwenigsten Bibelchristen die sehr bewegte Werdegeschichte zielverbunden und zielgerichtet sehen, sondern jede Welle gesondert beurteilen und zur Richtlinie ihrer Zeitbewertung machen. Wir sollten doch endlich anfangen, die Wellen nicht als zufällige und gefährliche, sondern als treibende und zielstrebige Kräfte anzusehen. Je höher der Wellengang, umso rascher und wirksamer der Vortrieb. Wenn wir das beachten, dann kann uns die steigende Sturmflut nicht erschrecken, sondern beglücken! Das ist zwar eine kühne Behauptung, aber für den zielgerichteten Christen richtig.

Wenn nämlich das prophetische Wort vom wilden Kriegsgeschrei der Menschen in der Endzeit spricht, dann sollten die Wortgerichteten nicht mitschreien oder etwa noch mehr schreien. Das prophetische Wort versteht unter den Kriegsschreiern die Menschen, die in der Sturmzeit dem Sturm und den Wellen verhaftet sind. Dieselben Menschen werden nach dem prophetischen Wort auch noch anders schreien, nämlich „Friede, Friede, es besteht keine Gefahr mehr!“ Also, Menschenurteile nach dem jeweiligen Geschehen, zeitgebundene Menschen. Den prophetisch ausgerichteten Menschen gilt das Wort: „Erschrecket nicht“ und „Lasst euch nicht verführen“, einerlei ob Kriegsfanfaren oder Friedensschalmeien geblasen werden. Lasst euch in keiner Weise beunruhigen, sondern erhebet eure Häupter und wisset, das bei solchem Geschehen der Zeitpunkt der Erlösung nahet. Zum Zeitpunkt der Erlösung muss aber die Welt schon vereinigt sein, zunächst unter dem Antichristen, und dann unter dem Christus. Alle bisherigen Gegensätze und Wirren stehen im Dienste dieser Vereinigung. Lasst die Wellen nur schäumen und immer höher gehen, bleibt beruhigt, denn sie treiben zum Ufer!

Eine zweifelhafte Einigkeit

Doch noch ein kurzes Wort zu den Wellen. Die größte Flutwelle, die augenblicklich durch die Weltgeschichte geht, ist bewirkt durch die Wasserstoffbombe. Ihre Wirkung allein in der Erprobung hat der gesamten Menschheit einen ungeheuren Schrecken eingejagt. „Wehe der Menschheit“, so sagen die angstzerquälten Menschen, „wenn sie losgeht“. Und sie geht los, denn dazu ist sie produziert! Die Produzenten haben am Losgehen auch das größte Interesse. Was fragen die nach Wohl und Wehe der Menschen, wenn nur ....“

Was haben wir vom prophetischen Standpunkt dazu zu sagen? - Die Wasserstoffbombe geht nicht los! Denn die heutige bewegte Welt geht nicht der Vernichtung entgegen, sondern der Vereinigung. Gerade diese Bombe, die tatsächlich den Weltuntergang bewerkstelligen könnte, wird die in der Zweiteilung befindliche Menschheit an den „runden Tisch treiben“. Die unberechenbaren Explosionskräfte der Bombe werden mit einer überraschenden und unvorhergesehenen Schnelligkeit die Menschen zu einer Vereinigung treiben. - Freilich wird diese Einheit lange nicht alle befriedigen. Aber es geht in der Endgeschichte nicht um die absolute Befriedigung, sondern um die absolute Kompaktheit! Die dämonischen Mächte sind noch nie befriedigt, aber immer geschlossen gewesen. So wird die Haltung der Endmenschheit sein: unbefriedigt einig! Dafür sorgt ganz vorzüglich die Wasserstoffbombe. Aus Angst einig! Eine sehr zweifelhafte Einigkeit, und doch Einigkeit!

Weil die Welt die Einheit erreichen muss und darum erreichen wird, ist alles stürmische Zeitgeschehen, ob Wasserstoffbombe oder politische Bombe, oder wirtschaftliche oder nationale oder kulturelle oder weltanschauliche, oder physische oder geistige, einerlei welche Bombe, sie alles sind Triebkräfte hin zur letzten Vereinigung. - Wir leben in einer Zeit, in der seltsamerweise alle Bomben eine konzentrische Wirkung haben. Alle Geschehnisse dieser Zeit stehen im Dienste der Weltvereinigung.

Christus kommt bald!

Es könnte hier die Frage gestellt werden, ob nicht noch eine Zwischenepoche möglich wäre; Zwischenepoche mit Weltkrieg usw. Diese Frage ist unsachlich. Man sollte niemals Fragen stellen, sofern sie nicht gut zu stellen sind. Ist denn das auch noch eine Frage, ob die gesamte Welt heute wirklich nur noch in der Zweiteilung, Ost und West, besteht? Danach fragt heute niemand mehr, weil das eine Tatsache ist! Sollte man den Fortgang dieses Vorganges infrage stellen? Was folgt auf die Zwei, konzentrisch gesehen? Ist es nicht die große Eins? - Christen mit prophetischer Ausrichtung sollten klar erkennen, dass am Ende dieses Äons die Menschheit vereinigt ist. Wenn darum nach allen Anzeichen der gegenwärtigen Geschehnisse die letzte Einheit vor der Türe steht, warum stellt man sie infrage? Ja, warum stellt man sie überhaupt in Abrede, indem man für das letzte Ende dieses Äons von Gegensätzen, Auseinandersetzungen, Kriegen unter den Nationen usw. spricht? Alle Christen, einerlei welche endgeschichtliche Ausrichtung sie haben, sagen: „Christus kommt bald“. Das ist richtig! Ebenso richtig ist es auch, dass die Weltvereinigung noch rascher kommt, denn vor dem Christus kommt der Antichristus! (2Thes 2:3).

Der Blick in die Zeit ist nur dann recht, wenn er für die Zukunft sachlich ausgerichtet ist. Nur der zielbegründete Blick ist richtig. Vom Ziel her muss der Weg zum Ziel verstanden werden. Zielinspirierte Gegenwart müssen wir haben. Sie ist zweifelsohne da, aber sie muss erkannt werden. Es wird uns ein beglückender Blick in die Zeit geschenkt, wenn wir das prophetische Wort rückwärts zu lesen verstehen.

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