Das Geheimnis des Christus und der Herausgerufenen

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Geheimnisse Gottes
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (1988)

Diese Schrift ist vergriffen und nicht mehr erhältlich

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Geheimnisse Gottes

8. Das Geheimnis des Christus und der Herausgerufenen

Unterordnung in Liebe

„Deshalb wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich seiner Frau anschließen, und die zwei werden wie ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und auf die herausgerufene Gemeinde“ (Eph 5:31-32).

Es ist beim Lesen des Wortes Gottes immer wichtig, dass wir zuerst die groben Züge der jeweiligen Aussagen erkennen, bevor wir in die Einzelheiten gehen. Genauso sollten wir es beim Studium der Briefe des Apostels Paulus halten. Jeder Brief hat seine besondere Kernaussage, die erkannt werden soll. Erst dann sind wir in der Lage, auch einzelne Aussagen im rechten Licht zu sehen und diese richtig zu beurteilen.

Der Epheser-Rundbrief teilt sich grob in zwei Hälften, wovon die erste (Eph 1-3) von unserem Stand in Christus handelt, also von all dem, was wir in Ihm sind und geistig besitzen, und die zweite Hälfte (Eph 4-6) fordert uns dann in der Folge zu einem würdigen Wandel gemäß unserer Berufung auf.

Im Wissen um diese Einteilung steht also das hier zu behandelnde Geheimnis unter der Aufforderung zu einem entsprechenden Wandel.

Wenn wir nun unser Blickfeld auf die vor- und nachstehenden Verse dieses Geheimnisses richten, so kristallisiert sich wiederum eine Generalaussage heraus, die wir als „Unterordnung“ bezeichnen und noch tiefer gehende als „Unterordnung in Liebe“. Diese Unterordnung, die eng mit dem Wandel verknüpft ist, stellt den Rahmen unseres Geheimnisses dar.

Der erste und der zweite Mensch

Es gibt nach Aussage der Schrift nur zwei Menschen, die mit Recht als „der Mensch“ bezeichnet werden können, nämlich Adam und Christus. Wir finden diese Stelle in 1Kor 15:47, wo Adam als „der erste Mensch“ und Christus „der zweite Mensch“ bezeichnet werden.

Diese Aussage lässt den Schluss zu, dass sich alle übrigen Menschen noch nicht in jenem vollkommenen Zustand befinde, um als „der Mensch“ bezeichnet werden zu können.

Was waren nun die Eigenschaften Adams, die ihm mit Recht die Bezeichnung „Mensch“ verliehen?

  1. Er war von Gott in Vollkommenheit erschaffen worden.
  2. Er war (noch) ohne Sünde.
  3. Er war männlich/weiblich in einem Körper vereint.
  4. Er befand sich in unmittelbarer Gemeinschaft mit Gott.

Ein Vergleich

Nun bestehen zwischen Adam und Christus auch über ihre gemeinsame Bezeichnung „der Mensch“ hinaus noch gewisse Parallelen. Dies zeigt uns auch Röm 5:14, wo wir lesen; „Adam... der ein Vorbild des Zukünftigen ist.“

Die Parallelen treten besonders in der Beziehung von Adam z u Eva einerseits und Christus und Seiner Körperschaft andererseits hervor. Eine kurze Betrachtung Adams und Evas kann also für uns sehr lehrreich werden.

In 1Mo 2:21 erleben wir mit, wie die Einheit Adams geteilt wurde, indem Ieue Alueim aus Adams Seite Zellen herausnahm und aus diesen Eva baute. Wir dürfen sicher sein, dass Adam einen Jubelruf ausstieß, als Eva ihm zugeführt wurde: „Die war einmal Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch!“

Bedeutungsvoll ist ein weiterer Ausspruch Adams: „... denn von ihrem Manne ist diese genommen.“ Damit zeigte Adam gleich zu Anfang, dass er die Vorrangstellung vor Eva innehatte.

Dass diese Vorrangstellung aber kein Beherrschen des Partners ist, zeigt der darauf folgende Satz, in ihm wird vielmehr alles in ein anderes Licht gestellt: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und haften an seinem Weibe, und sie, die zwei, werden zu einem Fleisch“ (1Mo 2:24). Nicht die Vorrangstellung des Mannes soll im Mittelpunkt stehen, sondern die Liebe, das Hingezogenfühlen zu Eva, zu der Frau.

Adams Liebe zu Eva

In ergreifender Art und Weise zeigt uns nun das Handeln Adams, wie diese Liebe praktisch aussieht.

Als Adams Untergeordnete sollte Eva, wenn Probleme auftraten, ihren Mann befragen, wie auch Adam seinerseits sich in entsprechenden Lagen an Gott wenden sollte. Bei dem Dialog zwischen Eva und der Schlange handelte Eva jedoch selbstständig. Sie verwies diese nicht an Adam, sondern hörte ihr zu und ging dann auch noch auf die listig gestellten Vorschläge ein und wurde dadurch zur Betrogenen.

Ganz richtig schreibt Papulus in 1Tim 2:14: „Auch wurde nicht Adam getäuscht, sondern die Frau geriet, völlig getäuscht, in Übertretung ...“

Was nun folgt, müssen wir uns einmal richtig vergegenwärtigen. Gott gebot dem Menschen: „... denn an dem Tag, da du von ihm isst, wirst du zum Sterben sterbend sein“ (1Mo 2:17). Adam sah nun seine geliebte Eva und erkannte, dass sie von der verbotenen Frucht aß und damit sterbend wurde. Wir wissen um keine Vorwürfe oder Schuldzuweisung, auch wird uns kein Streit aufgezeigt, nein in völliger Solidarität, in tiefer Liebe zu seiner betrogenen Frau teilte er ihr Schicksal und aß ebenfalls, um mit ihr gemeinsam in den Tod zu gehen.

Adams Sünde

Adams Sünde bestand nicht darin, dass er sich von der Schlange täuschen ließ, sondern dass er Gott gegenüber ungehorsam wurde. Bis zu dem Punkt, wo er beschloss, aus Liebe freiwillig und unschuldig in den Tod zu gehen, schattete er also den zweiten Menschen, Christus ab. Dann aber, anstatt mit diesem Wunsch vor Gott zu treten, handelte auch er selbstständig, verließ den göttlich gebotenen Weg, wurde bewusst ungehorsam und aß mit.

Auch in diesem Handeln Adams sehen wir sehr fein im Vordergrund stehend den Willen Gottes: „Du sollst nicht essen“ und im Hintergrund die geheime Absicht, dass durch den Fall Adams, des ersten Menschen, ja erst der Weg für den zweiten Menschen Christus notwendig wurde und der Vater darin seine tiefste Liebe zu seinen Geschöpfen offenbaren konnte.

Christus, der zweite Mensch

Gemäß der Weissagung „darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen ...“ sehen wir Christus, den zweiten Menschen, wie Er Sein angestammtes Vaterhaus verließ, aus Liebe zu jenen, die durch Ihn geworden sind (1Kor 8:6), und wie Er für diese bis zum schändlichen Tod an den Marterpfahl ging.

Anders als Adam war Er jedoch Seinem Vater gegenüber überall und in allem gehorsam und blieb somit ohne Sünde. Dieses befähigte Ihn, in einmaliger Art die Schuld und Sünde der gesamten Welt zu tragen, und damit stellvertretend zu sühnen.

Das Geheimnis ist groß

Wenn Paulus schreibt: „Dies Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und auf die herausgerufene Gemeinde“, so leuchtet uns hier wirklich etwas ganz Großes auf: Wie wir sahen, wurde das Weib aus dem Manne genommen, und beide sollen in der Ehe ein Fleisch werden. Dies veranschaulicht unsere Stellung im Körper Christi. Der Mann soll nun das Weib, mit der er ein Fleisch wurde, so teuer und lieb halten, wie sich selbst. Darin schattet er die Liebe Christi zu seinen Körpergliedern ab. Über alles hinaus zeigt das Bild die Liebe Gottes zu Seinem Sohn und zu Seiner gesamten Schöpfung.

Gott liebt uns, weil wir ein Stück Seiner Selbst sind, hier liegt das Herzstück des Geheimnisses.

Im Blick auf uns gilt nun für Mann wie Frau, was in 2Kor 3:18 geschrieben steht: „Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet in Herrlichkeit zu Herrlichkeit...“

Widerspiegeln kann man aber den Herrn nur, wen man Ihn vorher betrachtet und Sein Bild in sich aufnimmt.

Jede Frau, die ihre geistliche Stellung erkannt hat, wird sich ihrem Manne unterordnen, und jeder Mann, in gleicher Erkenntnis, wird seine Frau liebhaben wie sich selbst und sich seinerseits seinem Haupt, Christus, unterordnen. Dieser Wandel ist aber nur im Blick auf den Herrn möglich. Er zeugt damit von der innigen Verbindung, die Christus mit denen hat, die Seinen Körper darstellen dürfen. Damit sind wir wieder bei dem angelangt, was uns der 2. Teil des Epheser-Rundbriefes lehren möchte, nämlich würdig zu wandeln gemäß der Berufung, zu der wir berufen sind.

Weder männlich noch weiblich

In Gal 3:28 lehrt uns Paulus, dass es in Christus weder männlich noch weiblich gibt, denn: „ihr seid allesamt Einer in Christus Jesus“.

Hier zeigt sich wieder, wie wichtig die Gesamtaussage eines Briefes ist und wie man im Wissen darum vor Fehlschlüssen geschützt ist. Da das Geheimnis des Christus und der Herausgerufenen in jenem Teil des Epheserbriefes steht, der unseren Wandel anspricht, werden wir daran erinnert, dass es zwar in Christus keine Unterscheidung der Geschlechter mehr geben wird, aber - diese Unterschiede dennoch im Blick auf unseren Wandel bestehen und dort berechtigt sind.

Christus ist dem Manne als geistliches Vorbild gegeben, während die Gemeinde das gleiche geistliche Vorbild für die Frau darstellt. Mann und Frau sind aufgefordert, dem Vorbild gemäß zu wandeln, d. h. sich zu lieben und sich unterzuordnen.

Körper oder Braut Christi

Zum Schluss soll noch eine Frage aufgegriffen werden, die immer wieder auftaucht und Unsicherheit bereitet, gerade auch im Blick auf die Verse aus Eph 5. Sind diese Verse nicht der Beweis dafür, dass die Körperschaft Christi die Braut des Christus ist? Man folgert dies aus der Tatsache, dass hier Mann und Frau gegenübergestellt werden.

Auch bei der Beantwortung dieser Frage ist es entscheidend, das Augenmerk immer auf den Zusammenhang der Schriftstellen zu richten. In unserem Schriftwort benutzt Paulus ein irdisch bekanntes Bild, um damit geistliche Zusammenhänge zu erklären. Es wäre völlig falsch, die geistlichen Zusammenhänge außer Acht zu lassen und nur das Bild zu untersuchen; auf diese Art und Weise entstehen ja viele Irrlehren.

Die Lehre des Paulus beinhaltet, dass wir Gläubige der gegenwärtigen Verwaltung den Körper des Christus bilden und somit eine Einheit darstellen, wobei Christus das Haupt ist. Für diese Tatsache bedarf es keiner Schriftstellen, da jeder Paulusbrief dies vielfach bestätigt. Weiter lehret Paulus, dass diese Körperschaft des Christus ein überhimmlisches Losteil als Verheißung hat (Eph 1:3ff.)

Die Braut Christi, welche unter den Israeliten zu suchen ist, hat hingegen eine irdische Berufung. Dies bezeugen viele Stellen des AT und jene Teile des NT, die sich auf die Beschneidung beziehen wie z.B. Jes 61:10; Jes 62:1-12; Offb 19:7; Offb 21:2.9. Alle diese Stellen reden von Jungfrau, Braut, Weib, Hure und beziehen sich stets auf Israel.

Es ist Pauli Anliegen ,dass die Gemeinschaft zwischen Mann und Frau im Lichte innigster Verbindung Christi und Seiner Körperschaft gesehen wird. Die einzelnen Glieder an diesem Körper sollen zu einem Wandel in der Unterordnung und Liebe angehalten werden. Dieser Wandel bringt dann zum Ausdruck, was die alles überragende Gnade an jedem einzelnen vollbracht hat, damit alles zum Lobpreise Gotte sei.

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9. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit