1. Mose - Kapitel 28

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Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Bände I-VIII sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

1. Buch Mose - Kapitel 28

Jakob wird zu Laban entsandt
Jakobs Traum
Ein Stein wird zum Stellsymbol
Jakobs Gelübde

Jakob wird zu Laban entsandt

1Mo 28:1-5

"Und es ruft Isaak den Jakob, segnet ihn, gebietet ihm und sagt zu ihm: 'Nicht sollst du ein Weib nehmen von den Töchtern Kanaans! Steh auf, geh gen Padan, Syrien, zum Hause Bethuels, des Vaters deiner Mutter, und nimm dir ein Weib von dort, von den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter! Und Al, der Allgenugsame, segne dich und mache dich fruchtbar und vermehre dich, und werde du zu einer Versammlung von Völkern! Und Er gebe dir den Segen Abrahams, meines Vaters, dir und deinem Samen mit dir, dass du einnehmest das Land deiner Fremdlingschaft, das Alueim gibt dem Abraham.' Und es sendet Isaak den Jakob hinweg. Und er geht gen Padan, Syrien, zu Laban, dem Sohne Bethuels, des Syrers, des Bruders der Rebekka, der Mutter Jakobs und Esaus."

Wie schon bei Abraham und Isaak wendet sich nun unser Blick mehr und mehr auf Jakob, den direkten Stammvater des Volkes Israel, und wir erleben im Nachhinein mit, wie Gott ihn in die Schule nimmt, indem Er ihn erst einmal aus seinem gewohnten Umfeld herausnimmt, ja förmlich herausreißt, wobei Isaak ,der nun längst eingesehen hat, wie er handeln muss, seinen Sohn mit dem Segen "All, des Allgenugsamen" segnet. Alle drei Patriarchen, Abraham, Isaak und nun auch Jakob, mussten durch Erfahrung lernen, dass "Al" für alles genügt! Abraham war 99 Jahre alt, als er als erster diese Bezeichnung aus Gottes Mund vernahm (1Mo 17:1). Seine Allgenugsamkeit war die Grundlage Seines Bundes mit Abraham. Und jetzt beruft sich Abrahams Sohn Isaak auf "Al, den Allgenugsamen", als er Jakob in die Ferne sandte. Und ganz wunderbar wird sich Gottes Allgenugsamkeit über dem Leben Jakobs entfalten.

"Und es ruft Isaak den Jakob, segnet ihn, ..."

Wir haben die gestrigen Leitvers gekürzt, um mehr Platz zu gewinnen, wobei uns besonders die Gottesbezeichnung "Al" beschäftigen soll. Das allgemein gebräuchlich Wort "Gott" bedeutet wörtlich "Unterordner", und Gott ist der große und einzige Unterordner.

Nun wissen wir, dass von dem göttlichen Titel "Al" Bezeichnungen wie "Alue" (= Zu-Unterordner in der Einzahl), sowie "Alueim" (= Zu-Unterordner in der Mehrzahl) gibt. Beide Bezeichnungen wie begegnen uns ja ständig im Wort Gottes. Während es nur einen Alue gibt, der dem höchsten Al alles unterordnet bzw. zu Füßen legt, und das ist der Sohn Gottes, werden mit "Alueim" (in der Mehrzahl) auch Götzen, ja sogar Menschen genannt, denen Gott ein besonderes Maß Seines Geistes gibt, um sie bei der Unterordnung des Alls zu gebrauchen. Da wir sehr wohl wissen, dass dieses Thema sich doch sehr verwirrend anhört, schließen wir es mit einem erquickenden Wort ab:

"Zu Anfang war das Wort, und das Wort war zu Gott hingewandt, und wie Gott war das Wort. Dieses war zu Anfang zu Gott hingewandt" (Joh 1:1-2). Johannes stellt uns hier den Sohn Gottes vor, genauer den Sohn von Al, dem Unterordner. Wenn wir nun den obigen Kurzlehrgang der Titel Gottes anwenden, können wir Johannes auch so wiedergeben: "Zu Anfang war das Wort, und das Wort war hingewandt zu dem Unterordner, und ein Unterordner war das Wort ...". Der Sohn Gottes ist also der "Zu-Gott" bzw. der "Zu-Unterordner, der dem höchsten Unterordner, "Al" alles zu Füßen legt, wie es in 1Kor 15:27-28 geschrieben ist.

1Mo 28:6-9

"Und es sieht Esau, dass Isaak den Jakob segnet und ihn hinweg sendet gen Padan, Syrien, um sich von dort ein Weib zu nehmen. Und da er ihn segnet, gebietet er ihm auch und sagt: 'Nicht sollst du ein Weib nehmen von den Töchtern Kanaans!' Und Jakob hört auf seinen Vater und auf seine Mutter und geht gen Padan, Syrien. Und es sieht Esau, dass die Töchter Kanaans übel sind in den Augen Isaaks, seines Vaters. Und es geht Esau zu Ismael und nimmt Machalath, eine Tochter Ismaels des Sohnes Abrahams, die Schwester Nebajoths, zu seinen Weibern für sich zum Weibe."

Zuerst sagt unser Leitvers, dass Esau mit ansehen muss, wie sein Vater den Jakob nicht nur erneut segnet, sonder ihm eine von Ham abstammende Frau verbietet und ihn deshalb gen Paran sendet, wo seine eigenen Vorfahren leben.

Wie mag sich Esau gefühlt haben, als er erneut gedemütigt wurde, denn er hatte ja bereits zwei hethitische Frauen, Judith und Bashmath, die von Kanaan abstammten, wie wir in 1Mo 26:34 lasen.

Die Worte Isaaks, seines Vaters mussten ihn so schwer getroffen haben, dass er jetzt zu Ismael hingegen, um sich vor dort eine dritte Frau zu nehmen, die immerhin Abrahams Blut in sich trug und dessen Enkelin war, wiewohl sie nicht zur Verheißungslinie gehörte. Doch mit einem Ersatz kann Sich Gott nicht zufrieden geben, auch nicht. mit einer Ersatzfrau. Und so bleibt Esau in der Bestimmung, in die er ohne seinen Willen hineingeboren wurde: "Jakob habe Ich geliebt, aber Esau habe Ich gehasst!"

Jakobs Traum

1Mo 28:10-12

"Und hervor geht Jakob von Berscheba und geht gen Charan. Und er kommt an einen Ort und nächtigt gort; denn die Sonne war untergegangen. Und er nimmt einen der Steine des Ortes, legt ihn hin als sein Kopfkissen und legt sich an jenen Ort. Und träumt, und siehe. eine Treppe, hingestellt zur Erde, und ihr Haupt rührt an die Himmel. Und siehe: Boten Alueims hinauf- und herabsteigen auf ihr."

Wie schon zuvor erwähnt, tritt nun Jakob ins Rampenlicht der göttlichen Verheißungslinie, und wir sehen ihn als eRstes als einen Flüchtling, der vor dem Zorn seines Bruders fliehen muss. Anlass war der Betrug an seinem Bruder, er war also ein Betrüger - welche ein geistlicher Abstieg im Blick auf seine Vorväter Isaak und Abraham! Aber halten wir an dieser Stelle doch noch einen kurzen Rückblick, um besser verstehen zu können, was jetzt folgt:

Esaus Zorn auf Jakob und seine Meinung, er könne durch einen Mord den Segen Isaaks zurück auf sich holen, zeigt einmal dass Esau keinen wahren Glauben an Gott hatte, stattdessen musste er dazu betragen, dass sich seines Bruders göttliche Bestimmung erfüllte! Seine Morddrohung veranlasste Rebekka, ihren Lieblingssohn zu ihrem Bruder Laban zu senden, wo er nicht nur eine Frau erhielt, sondern gleich zwei, und dies samt deren Mägde.

Aus diesen Ereignissen sehen und lernen wir, wie Gott auch Menschen mit ihren finsteren Gedanken und Plänen führt und lenkt, u m Seine verborgene Absicht auszuführen, was uns heute noch zu der Aussage in Röm 8:28 führen darf: "Wir aber wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt ..."

Wir schließen an das gestern Gesagte an, wobei wir noch erklären möchten, was uns das Wort Pauli im Römerbrief sagen sollte. Auch wir werden nur zu oft mit unverständlichen Situationen konfrontiert, wo wir in innere Nöte geraten können - hier dient Pauli Zusage, dass uns, wie bei Jakob, alle Wege zum Guten dienen müssen, weil unser himmlischer Vater über uns wacht. Doch zurück zu Jakob:

Rebekka musste ihren Sohn Jakob vor der Drohung Esaus schützen, und bewog deshalb Jakob zur Flucht. Um auch Isaaks Einverständnis zu holen, gab sie ihr Missfallen an den hamitischen Frauen von Esau an, und ...Esau glaubte dieser erneuten List und segnete Jakob mit dem Segen aus Vers 3. Auch hier sehen wir, wie Rebekkas List mit der göttlichen Verheißung übereinstimmte, denn Jakob durfte keine von Kanaan abstammende Frau heiraten, sondern sich eine Frau aus der Verwandtschaft Abrahams nehmen, in diesem Fall von Laban, dem Bruder eRebekkas.

Jetzt nun, da Jakob auf dem Weg und völlig auf sich allein gestellt war, tritt zum ersten Mal Ieue in sein Blickfeld, ja Er nimmt Verbindung mit Seinem Auserwählten auf, und dies durch einen Traum.

Bevor wir zu dem Traum kommen, sagt unser Leitvers noch etwas, was zwar zuerst unwichtig erscheint: Jakob muss nächtigen und nimmt dazu einen Stein als Kopfkissen, im Grund doch eine ziemlich harte Angelegenheit! Und doch hat dieses scheinbar belanglose Felsgesten eine geistliche Bedeutung.

Wir sehen erst einmal Jkobs Körper ausgestreckt auf der Erde ruhen, er stellt den Erdkrumensamen dar. Doch sein Haupt, welches den Geist repräsentiert, ist durch den Stein höher gelagert.

Nun symbolisiert das Felsgestein das Fundament eines geistlichen Gebäudes, wie wir es in Lk 6:48 sehen, aber noch interessanter bei Petrus, zu dem der Herr in Mt 16:18 sagt: "Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will Ich meine herausgerufene Gemeinde bauen..." Petrus, das Felsgestein, ist der Grund, auf dem die spätere. Königreichsgemeinde ruht, und ... Jakob ist einer der Urväter dieser Königreichsgemeinde! Durch dieses fast lapidare steinere Kopfkissen des Jakob zeigt uns Gott geistliche Zusammenhänge, wobei das Volk Israel alle Völker mit dem Evangelium vom Königreich erreichen wird, ist das nicht wunderbar?

Wir kommen heute zu der fast schon berühmten Himmelsttreppe (Luther übersetzt niucht ganz richtig "Leiter"), die sich von der Spitze des für uns sichtbaren Himmelsgewölbes bis zur Erde erstreckte, und auf welcher Boten Alueims hinauf- und he rabstiegen. Diese Bild führt uns fast schon automatisch zu Hebr 1:14, wo betreffs dieser Boten geschrieben ist: "Sind sie nicht alle ein Amt versehende Geister, zum Dienst ausgeschickt um derer willen, denen künftig die Rettung zugelost werden soll?" Und in der Tat sieht Jakob solche Boten, die den Auftrag Gottes an bestimmten Menschen ausrichten mussten, wir haben solche dienste bereits zum Beispiel wiederholt bei Abrazham gesehen. Diese auf- und absteigenden Boten (Geistwesen) sind also in bestimmten Fällen Mittler. zwischen Gott und den Menschen. Wenn wir von "Menschen" schreiben, müssen wir hier sehr. sorgfältig Gottes Wort schneiden, denn der Hebräerbrief sagt ausdrücklich, dass dieser Dienst an jenen geschieht, denen künftig die Rettung zugelost werden wird .. und das können ja wohl kaum wir, die Glieder am Körper Jesu Christi sein, weil wir die Rettung längst erhalten haben.

Damit können wir als Erstes feststellen, dass diese Boten, die Jakob sieht, nicht uns dienen können, weil wir gemäß Eph 2:8 in der Gnade Gerettete sind, und nicht erst gerettet werden!

Wir gehen etwas länger auf die Boten auf dieser Himmelstreppe ein, weil sie volkstümlich für die fälschliche Meinung. mitverantwortlich sind, wir wären bis heute von Engeln umgeb en, die uns beschützen können. Daraus ist leider ein ganzer "Engelskult" entstanden.

Dass himmlische Boten an uns keinerlei Auftrag haben können, haben wir gestern schon belegt und fügen dem noch an, dass wir in der gegenwärtigen verwaltung der Gnade keinerlei dienstbare Geister benötigen, weil wir direkt mit unserem Herrn und Haupt verbunden sind, wie es 1Kor 12:27 bezeugt. Wir brauchen also nicht Ausschau nach solchen Geistern halten, sondern richten unsere Augen direkt auf Ihn, denn Er, unser Haupt, ist für uns der allein lebendig machende Geist, wie es uns 2Kor 3:17 lehrt.

Und noch etwas wäre hier anzumerken: Nicht den Boten an uns, sondern umgekehrt gilt der Dienst! Wir haben gemäß 1Kor 4:9b einen Dienst an den Boten zu verrichten, indem wir diesen heute schon ein Schauspiel geworden sind, u nd dies darin, dass wir in allen Lebenslagen an unserem Herrn festhalten und uns an der rettenden Gnade genügen lassen, und in den herankommenden Äonen gemäß Eph 2:7 diesen Boten als Schaugefäße der überströmenden Gnade dienen werden.

Wir haben bisher zu belegen versucht, was diese Boten auf der Himmelsleiter in Verbindung mit Hebr 1:14 nicht tun können, nämlich uns zu dienen - aber wem dienen sie dann, und wie?

Damit, dass sie gerade Jakob in einem Traumgesicht sehen kann, wird die Richtung klar gewiesen, es ist Israel, das von Gott auserwählte Volk Gottes, welches in Jakob einen Stammvater hat, weil er den Namen "Israel" bekommen hat. Und ... diese Volk hat tatsächlich eine zukünftige Rettung zugelost bekommen, welche im tausendjährigen Königreich auf der Erde eingelöst wird, und somit auch von uns aus gesehen "zukünftig" ist.

Und hier, an diesem Volk samt seinen Vorvätern haben diese himmlischen Boten vielfältige Aufgaben zu erfüllen, wie wir es zurückliegend immer wieder auch bei Abraham und Sara erlebt haben, selbst Hagar wurde in der Wüste von einem Boten ermutigt.

Zum Schluss sei hier gesagt, dass diese Boten als Mittler zwischen Gott und den Menschen fungieren, doch, und das sagt auch Hebr 1:14, ist das Amt des Sohnes Gottes als Mittler weit höher und ist mit dem der Boten nicht vergleichbar!

1Mo 28:13a

"Und siehe! Ieue stellt Sich auf über ihr. Und Er sagt: 'Ich bin Ieue, der Alueim Abrahams, deines Vaters, und der Alueim Isaaks. Fürchte dich nicht!"

Wenn wir heute lesen, dass über der Treppe Ieue Sich aufstellt und sagt: dass er der Alueim Abrahams ist, dann wollen wir wiederholt darauf hinweisen, dass Gott Selbst unsichtbar ist, Sich aber in Seinem Abbild, von dem Kol 1:15 zeugt, zeigt. Dazu belegt Phil 2:6, dass es der Sohn Gottes nicht für ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein - es ist also legitim, Ihn. er einfach als "Gott" zu übersetzen.

Wir haben es heute mit der ersten Gotteserscheinung im Leben Jakobs zu tun (es folgen ja noch weiter), und es fällt uns gleich auf, dass Sich Gott nur als "der Alueim Abrahams und Isaaks" vorstellt, noch nicht als der Gott Jakobs. Das rührt daher, dass Jakob den Gott seiner Väter noch nicht (!) angenommen hat! Sein zurückliegendes Leben war in den wichtigen Punkten auf List, Betrug und Täuschung aufgebaut ... und er hatte ja bisher auch Erfolg mit diesen finsteren Seiten seines Lebens, der Schwachheit seines Fleisches!

Jakob musste also erst einmal tief absinken! Und gerade in dieser Schwachheit des Fleisches ist er auch uns sehr ähnlich. Jakobs Erfahrung waren ja Sorgen, Kämpfe und Schwachheit - sind es nicht auch unsere Merkmale?

In 1Sam 2:6 lesen wir die verheißungsvollen Worte: "Jewe tötet. und macht lebendig; Er führt in den Scheol hinab und führt herauf." Diese Worte gelten einmal allen Menschen, weil alle die Erfahrung des Finsteren brauchen, um Gottes Liebe zu erkennen - aber ... Er führt auch wieder herauf!

Jakob muss vor Furcht erstarrt sein (und wir kennen die es Erstarrtsein im Traum vielleicht aus eigener Erfahrung, das selbst beim Erwachen noch lange anhalten kann). Doch Gott löst diese Starre mit den Worten "Fürchte dich nicht!" Und wer müssen diese drei Worte auf Jakob gewirkt haben!

Wir zitieren immer wieder, so auch heute, ein Wort auch Spr 1:7: "Des Herrn Furcht ist der Anfang der Erkenntnis." Ist es hier nicht wahrlich zutreffend? Wer Gott nicht kennt, muss Ihn fürchten, zumal wenn Er so unverhofft, wie bei Jakob, in dessen Leben massiv eintritt.

Ein ganz anderes Wort lesen wir in 1Jo 4:18: "Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Lieb e treibt die Furcht hinaus, weil die Furcht es mit Strafe zu tun hat. Wer sich aber fürchtet, ist in der Liebe noch nicht vollkommen geworden." In diesen Worten des Johannes, die auch uns unendlich viel zu sagen haben, liegt der ganze Heilsplan Gottes zugrunde. Gottesferne erzeugt Furcht, weil der gottferne Mensch trotzdem unbewusst die Existenz Gottes in sich trägt, was (unbewusst) Furcht erzeugen muss. Und in dem Namen "Jesus" wird dann jeder einmal erkennen, was die Rettung aus der Gottesferne beinhaltet, nämlich "Liebe erfahren" und dann auch "Liebe beantworten!" So können wir heute furchtlos aus ganzem Herzen mit 1Jo 4:19 bekennen:

"Wir lieben Gott, denn Er hat u ns zuerst geliebt."

Jakob liegt ausgestreckt auf der Erde, und wenn wir den Punkt zwischen Berscheba und Charan auf einer Landkarte finden, dann liegt er ungefähr in der Mitte des verheißenen Landes, weshalb auch alle Himmelsrichtungen angegeben sind, in welche sich Jakobs Same ausbreiten wird. Es war also genau der richtige Ort, wo ihm Ieue erschien, um Seine Verheißung zu erneuern. Dabei fällt uns in unserem Leitvers ein Zusatz auf:

Es geht nicht mehr nur um die Krumen der Erde, also um den Erdboden, sondern der Segen umfasst jetzt alle Sippen des Erdbodens, worin ja letztlich auch wir zu finden sind. Dies zeigt uns die Aussage in Gal 3:8-9:

Da die Schrift aber voraussah, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigt, verkündigte sie schon vorher dem Abraham als Evangelium: "In dir sollen alle Nationen gesegnet werden. Daher werden sie aus Glauben mit dem gläubigen Abraham gesegnet."

Paulus führt diese Aussage hier an, weil er ja im Brief an die Galater gegen die Gesetzeswerke kämpft. Gerecht vor Gott aus Werken oder aus Glauben? Und Abraham glaubte Gott , und dies wird ihm zu Gerechtigkeit angerechnet! In diesem Sinn werden die aus Glauben mit dem gläubigen Abraham gesegnet - und dieser Segen wird bei Jakob erneuert.

1Mo 28:15

""Und siehe, Ich bin mit dir und halte dich auf jedem Wege, den du gehst und Ich bringe dich zurück zu diesem Erdboden; denn nicht verlasse Ich dich, bis Ich sollte alles tun, was Ich zu dir gesprochen habe.'"

Wir stehen heute vor dem zweiten Teil der Worte Ieue's an Jakob. Im ersten Teil ging es, wie wir gestern sahen, um das verheißene Land, und mehr noch um alle Sippen des Erdbodens, heute ist es die ganz persönliche Führung, die Ieue Seinem Auserwählten verheißt - und es sind doch wundervolle Worte, die Jakob zu hören bekommt!

Wir wollen diese Worte heute nicht auf uns auslegen, sondern auf den Sohn Gottes, auf unseren Herrn: Schon vor dem Niederwurf der Welt stand Er gemäß 1Petr 1:19 ff als Lamm bereit, also als Garant, dass Gottes Heilsplan ein sicheres Ende haben wird. Der schwerste Weg, den der Sohn Gottes gehen musste, war der Weg ans Kreuz. Und so wie Gott in unserem Leitvers zu Jakob sprach, so sprach Er auch zu Seinem Sohn, der ja den Weg ging, den der Vater bestimmt hatte. Und hier bewegen uns besonders die Worte: "denn nicht verlasse Ich dich, bis Ich sollte alles tun ... nämlich die Welt mit mir Selbst versöhnend" - und das gilt ganz besonders für die letzten Stunden am Kreuz!" "Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend" (2Kor 5:19), was ja hier bedeutet, dass der Vater Ihn nicht verlassen hat, wie eines der letzten Worte Jesu am Kreuz traditionell ausgelegt wird.

Wenn Gott dem Jakob verheißt, ihn auf allen Wegen nicht zu verlassen, um wie viel mehr wird Er Seinen Sohn nicht verlassen haben, als dieser die Last der Sünde auf Sich lud (siehe hierzu unsere Schrift "Christi Schrei am Kreuz"...)!

Ein Stein wird zum Stellsymbol

1Mo 28:16-17

"Und es erwacht Jakob von seinem Schlaf und sagt: 'Gewiss ist fürwahr Ieue an diesem Ort, und ich wusste es nicht.' Und er fürchtet sich und sagt: 'Welch furchterregender Ort ist dies! Da ist keiner wie dieser, es sei denn das Haus Alueim's, und dieses ist das Tor der Himmel!'

Jakob, der viel über Gott von seinem Vater Isaak gehört haben muss, aber in seinem bisherigen Leben wenig auf diesen Gott gehalten hat, wird nun direkt von Gott gerufen. Es ist der Zeitpunkt, wo er massiv in sein Lügengespinst verwickelt war, und ihn Furcht überfällt, weil "Furcht mit Strafe" zu tun hat, wie wir vor drei Tagen in 1Jo 5:18 gelesen haben. Und Furcht vor Strafe muss ihn langsam überkommen haben, denn so abgebrüht war er nicht, dass ihm seine Schuld nicht bewusst gewesen wäre.

Und nun stellt er fest, dass gerade da, wo er seinen Kopf zur Ruhe auf einem Stein bettete, der Ort sein muss, wo der Gott seiner Vorväter Sein Haus hat ... für Jakob ein furchterregender Ort!

Wir stellen fest: Gott hat Jakob nicht vor seinem bösen Tun abgehalten oder bewahrt, nein, Er hat ihn tief hinein in Lüge, List. und Betrug geführt, und in dieser Position sprich Er ihn an, ja erscheint ihm sogar persönlich in der Gestalt Ieue's. Und Jakob ... er kann sich erst einmal nichts anderes vorstellen, als dass er das Tor des Himmels gesehen hat. Vielleicht war jenes erst Licht im Herzen Jakobs ein schwacher Abglanz jenes Lichtglanzes des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, das auch einmal unser Herz traf und erleuchtet - was für ein herrlicher Moment!

1Mo 28:18-19

"Und früh steht Jakob auf am Morgen und nimmt den Stein, den er dorthin gelegt als sein Kopfkissen, und stellt ihn auf als Denkmal und gießt ÖL oben darauf. Und Jakob nennt den Namen jenes Ortes Bethel. Jedoch Lus war der Name der Stadt zuerst."

Es gibt Träume, die man schnell vergessen möchte, und es gibt solche, wo man wünscht, sie würden nicht aufhören - das Letztere dürfte Jakob sich gewünscht haben. Er, der Betrüger, der auf der Flucht vor seinem eigenen Betruf ist, darf im Traum Gott sehen - was für ein Erlebnis! Und nun wird er wach und spürt in seinem Inneren, dass dieser Traum echt war, Gott sprach. zu ihm! Jakob muss zutiefst erschüttert gewesen sein! Und was tut er? Er tut zweierlei:

Er nimmt gerade jenen Stein, der symbolisch das geistliche Zentrum seines Körpers erhöht hat, stellt ihn auf und gießt Öl darüber, womit er die Heiligkeit dieses Ortes bezeugen möchte. Dazu nennt er diesen Ort "Bethel", was übersetzt "Haus des Unterordner" bedeutet. Das ist die göttliche Seite, der Ort hatte aber. zuvor einen anderen Namen, nämlich "Lus", was "Abweicher" bedeutet, und dies ist die menschliche Seite, weil Jakob nachher einen Vertrag mit Ieue macht, der völlig von der Verheißung abweicht, wie wir noch sehen werden.

Lange später in 1Mo 35, sehen wir, wie Jakob heimkehrte und genau an dieser Stelle Gott einen Altar baute und damit den Namen "Bethel" erneuerte. Dort hat Sich Gott ihm zuerst offenbart und hat überdies alle Seine Versprechen ohne Jakobs Zutun gehalten.

Jakobs Gelübde

1Mo 28:20-22

"Und es gelobt Jakob ein Gelübde und sagt: 'Sollte es werden, dass Ieue Alueim bei mir steht und mich hält auf diesem Wege, den ich gehe, und mir Brot gibt zu essen und ein Kleid, mich zu kleiden, und ich zurückkehre in Frieden zum Hause meines Vaters, dann soll Ieue werden mein Alueim, und dieser Stein, den ich setze zum Denkmal, soll für mich werden das Haus Alueim's. Und alles, was Du mir gibst, verzehnte, ja verzehnte ich Dir.'"

Wir sagten gestern am Schluss des Absatzes, dass Jakob nach seinem Aufwachen zweierlei tat, das Erste haben wir gestern behandelt, heute kommen wir zum viel wichtigeren zweiten Punkt:

Jakob glaubte der Verheißung, die er im Traum zu hören bekam, er rechnet damit und lässt sich auf die Worte Ieue's ein, allerdings in einer Art und Weise, die selbst heute noch unser Blut aufwallen lässt. Er weicht von der Verheißung derart ab, indem er fordert: "wenn Du dies tust ... dann will ich!" Hiermit bestätigt sich die menschliche Seite des Namens des Ortes "Lus" (= Abweicher).

Jakob versucht also tatsächlich, mit Gott einen Handel abzuschließen, in dem er klarlegt, dass er nur dann Gott als seinen Alueim annimmt, wenn dieser ihm seine weltlichen Wünsche erfüllt! Jakob zeigte sich damit als immer noch der alte Betrüger, der nur auf seinen Vorteil schaut, doch in diesem Fall war sein Gelübde Gott gegenüber noch schlimmer als seine Übervorteilung Esau gegenüber. Jetzt versucht er nämlich Gott zu erpressen, was uns erneut seinen Charakter vor Augen führt.

Wir lassen uns heute noch etwas von dem unverschämten Verhalten Jakobs Gott gegenüber in Wallung bringen, wobei es im Wesentlichen darum geht: Jakob versucht, Gott zu erpressen, indem er Ihm den Zehnten von alldem verspricht, was er Ihm geben würde, wenn Er seine Forderungen erfüllt. "Der Zehnte" war eine Zahlung, zu der sich das Volk Israel später unter dem Gesetz verpflichtet hatte, wir begegneten ihm (dem Zehnten) aber auch schon bei Abraham und Melchisedek in 1Mo 14:20. Noch heute wird der Zehnte in vielen freien christlichen Gemeinden als angemessenes Opfer von den Gemeindemitgliedern eingefordert.

Jakob forderte Schutz auf all seinen Wegen, er forderte Essen und Kleidung, ja, Gott sollte ihn auch noch im Frieden zurück in seines Vaters Haus bringen ... nur dann sollte Er sein Alueim, also sein Unterordner werden! Was für eine kolossale Abweichung vom Glauben seiner Vorväter Isaak und Abraham! Dabei hatte ihm Gott ja schon unendlich mehr versprochen, wenn wir uns Seine Verheißung noch einmal in Erinnerung rufen! Doch so empörend sich Jakobs Verhalten auch darstellt, so müssen wir doch erkennen, dass es den dunklen Hintergrund darstellt, vor dem Sich Gott dem Jakob weiter offenbaren wird.

Wir können uns, wie gestern angedeutet, über Jakob empören, wir können in seinen Wegen aber auch "Gottes Wege " erkennen, so wie es später Salomo in Spr 3:6 anführt. Wir dürfen also nicht aus den Augen verlieren, dass Jakob in der göttlichen Schule ist! Und in dieser Schule musste er erfahren, wie es ist, wenn er die Dinge selbst in der Hand hat, also selber bestimmen möchte.

Jakob wandte sich nach seinem Traum weg von den offenen Toren des Himmels und verließ sich auf seine eigene Kraft und Geschicklichkeit, mit der Folge, dass er sich viele Jahre lang bei Laban abplagen musste, aber darauf kommen wir ja im nächsten Kapitel.

Wir dürfen bzw. sollen aber erkennen, wie Gott Seinen Auserwählten führt, der meint, mit seiner bisher gezeigten Schlauheit auch den weiteren Weg, nämlich ein Weib. zu suchen, zu meistern. Nun aber gebraucht Gott dieselbe Hinterlist bei Laban, um Jakob seine Grenzen. zu zeigen, ja Jakobs Selbstvertrauen zu zertrümmern ... und gerade auf diesem Weg lässt Gott Sich finden und ... lieben!

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1. Mose - Kapitel 29