Paulus und seine Botschaft

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum:
Christenheit im Abfall
Gedanken zum Ende des Zeitalters der Gnade
von Joachim Kaase

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Christenheit im Abfall

1. Paulus und seine Botschaft

Im Heilswalten Gottes nimmt der Apostel Paulus eine hervorragende Sonderstellung ein. Das zu erkennen und zu vertreten sollte eigentlich ein Hauptanliegen heutiger Verkündiger sein.

Leider ist dies in großem Maße nicht der Fall und Paulus wird den Aposteln der Beschneidung gleichgesetzt, in Wahrheit aber damit ihnen allen nicht nur zu-, sondern regelrecht untergeordnet.

Paulus erfuhr eine Sonderberufung, die schon rein äußerlich sehr verschieden von der Indienst-Stellung der Zwölf war. Zunächst stammte er aus der Diaspora, während die Zwölf im Land wohnten. Seine Berufung geschah im Gegensatz zu der der Zwölf auch außerhalb der Landesgrenzen. Wenn wir sie in Apg 9 sorgfältig studieren, ist dabei kaum an das übliche „sich bekehren“ zu denken. Paulus hatte dem souveränen Eingreifen des Herrn nichts entgegenzusetzen!

Aus dem Galaterbrief ersehen wir, wie die Berufung des Paulus ohne eine Verbindung mit den Zwölf stattfand. Er konnte von den anderen Aposteln in keiner Weise belehrt werden, da seine Botschaft bis dahin völlig Unbekanntes enthielt. All dies war sogar in Gott verborgen (nach Eph 3:9; Kol 1:25.27; 1Kor 4:1 u.a.)

Bis zur Berufung war Paulus ein hartnäckiger Verfolger des Herrn und Seine Jünger, die Zwölf aber waren von Anfang an Seine Freunde. Schließlich waren die Zwölf Zeugen der Taten und Worte des Herrn und konnten nach 1Jo 1:3 aussagen: „Was wir gesehen und gehört haben, verkünden wir euch“.

Dagegen kommt der Apostel Paulus in 2Kor 5:16 zu dem Schluss: „Selbst wenn wir auch Christus dem Fleisch nach gekannt haben, kennen wir Ihn jedoch nun nicht mehr so.“

Dies ist der Punkt, wo eine richtige Weichenstellung vorzunehmen ist. Christus war nach des Paulus Einsicht auf Erden ein Diener der Beschneidung (Röm 15:8). So stellt Er sich ja auch Selbst in Mt 15:24 vor: „Ich wurde lediglich zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“.

Der Dienst des Paulus

Für Paulus ist dieser Dienst an der Beschneidung nicht die Grundlage seiner Botschaft. Er erfährt von dem erhöhten Herrn etwas gänzlich Neues, ein Evangelium der Nichtbeschneidung für die Herausrufung einer Christuskörperschaft aus allen Nationen.

Deshalb ist ihm ein Vertrautsein mit dem Christus in Niedrigkeit nicht mehr wichtig. Er ist dem Heilsweg Israels enthoben und dient nun einer neuen Heilsordnung, in die er vom erhöhten Herrn schrittweise durch Enthüllungen eingeführt wird. Es geht im Gegensatz zu Israels zukünftigen Diensten an der Menschheit auf Erden nun um ein neues Dienstgebiet in den überhimmlischen Regionen. Dazu muss dem Christus eine Körperschaft, eine Vervollständigung bereitet werden.

Hierfür wird ganz Israel beiseite gesetzt und eine Gnadenhaushaltung von Gott eingeführt, speziell zur Zubereitung dieser Körperschaft, die aus von Gott vor dem Niederwurf der Welt Erwählten besteht.

Somit gab es damals zwei vom Heiligen Geist Gottes als rechtmäßig bestätigte Evangelien, die in einer Übergangszeit, vor der völligen Beiseitesetzung Israels, nebeneinander bestanden.

Heute hat das der Beschneidung keine Gültigkeit, wird aber nach der Hinwegraffung der Körperschaft des Christus wieder eingesetzt und zur völligen Wiederannahme Israels führen. Dann wird es bis zum Kommen des Herrn zu Israel die Grundlage neuer judenchristlicher Gemeinden sein.

So wie nun Christus Mittelpunkt und Dienstherr beider Heilslinien ist, sind da naturgemäß viele gemeinsame Grundlagen und Berührungspunkte zwischen ihnen. Es sind ja nur 2 unterschiedliche Wege im Heilswalten Gottes, die auf dem Erlösungswerk des Sohnes fußen. Auch sind sie im Bild von der Familie und dem Tempel Gottes aus Eph 2:19-22 auf eine gemeinsame Grundposition gestellt.

Dennoch sind gravierende Unterschiede vorhanden, deren Missachtung heute zu großen Schäden führt. Darum ist es das Anliegen des Apostels Paulus nach 2Tim 2:15, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden! Gerade diese Anweisung ist für uns von eminenter Bedeutung.

Denn es ist von größter Wichtigkeit, die Unterschiede zu erkennen, und die über die Beschneidungsbotschaft hinausreichenden neuen Anweisungen strikt zu befolgen, und nicht etwa in der alten Botschaft untergehen zu lassen.

Allgemein mischt man in der Christenheit seit eh und je alles miteinander. Hier wurde schon zu Pauli Zeit von den Finsternismächten der Irrtum planmäßig gemacht, dass es nur ein Evangelium gäbe.

Es ist frappierend, mit welcher Zähigkeit man an diesem Mischen festhält. Man hat geradezu eine Decke vor den Augen und erkennt nicht mehr die einfache Regel, dass man Botschaften bei denen belässt, an die sie gerichtet sind.

Was etwa im Berufsleben selbstverständlich ist, wo jeder Lehrling die Briefe in die Büroabteilungen bringt, wo sie hingehören, das ist im Glaubensleben völlig abhanden gekommen. Man verlässt sich gründlich auf die nur an Israel ergangenen Weisungen und schlägt die heute maßgebenden Aussagen des Paulus dafür mehr oder weniger in den Wind.

Diese Unmöglichkeit wird deutlich, wenn wir einmal einige der gravierendsten Unterschiede herausstellen:

Das Evangelium der Beschneidung

So sucht man im Wortschatz des Beschneidungsevangeliums vergeblich die Begriffe WORT DES KREUZES und NEUE SCHÖPFUNG. Diese setzen, unter anderem voraus, dass die gesamte Menschheit auf Golgatha mitgekreuzigt ist und die Einführung einer völlig neuen Schöpfung mit der Körperschaft des Christus ihren Anfang genommen hat.

Dem gegenüber hat Israel aber noch einen Zurechtbringungsdienst an der alten Menschheit auf Erden zu verrichten, zwar unter idealen Bedingungen, aber trotzdem führt dieses zu einem Generalaufstand am Ende des 1000-Jahrreiches. In der Botschaft des Paulus herrscht absolute Gnade, und Gott allein erwählt und führt ohne Ausfälle zum Ziel. Bei der Botschaft der Zwölf haben sich Mitglieder eines berufenen Volkes zu entscheiden und sind dann Erwählte mit Ausscheidungsgefahr bei Fehlverhalten.

So wie es nun dem Vater gefiel, Seine Gesamtschöpfung in die Gebiete Himmel und Erde zu unterteilen, so sah Er auch für jedes Gebiet den nur dort passenden Weg der Zurechtbringung vor. Beide Heilsorgane jedoch nimmt Er aus der Menschheit, das Volk Israel für die Erde und die Körperschaft des Christus aus allen Nationen für die Himmelsbezirke. Das dazu ganz verschiedene Berufungen, Zubereitungen und Ausrüstungen erforderlich sind, liegt auf der Hand.

So spricht auch allein Paulus von der UNSTERBLICHKEIT als einer Ausstattung für menschliche Körper, um sie den himmlischen Gegebenheiten anzupassen.

In den Schriften der Beschneidung ist schließlich auch die Aussöhnung des Alls unbekannt. Nirgends finden wir dort, dass Gott der Retter ALLER Menschen ist. Alles bleibt zunächst im Zwischengeschehen stecken, in den Wegen der Menschheit während der Äonen.

Nur Paulus blickt in die Uranfänge und in die letzte Vollendung und darf das „GOTT ALLES IN ALLEN“ niederschreiben, 1Kor 15:28. Er allein weiß um den Einschluss der Widerspenstigkeit, damit Gott Sich aller erbarme, damit keines Seiner Geschöpfe verloren geht - Röm 11:32.

Die Botschaft von der Gnade

So ist die reifere Botschaft des Apostels Paulus für heute eine das Evangelium der Beschneidung bei weitem Überragende. Sie strahlt Gnade und Frieden aus, weil sie absolute Heilsgewissheit bietet.

Die Not der allgemeinen Christenheit besteht ja gerade darin, dass das Mischevangelium Ungewissheit verbreitet. Da ist es eine schlimme Gewohnheit heutiger Verkündiger, angesichts sich scheinbar widersprechender Aussagen die reifere Botschaft für heute zu verwerfen, und auf die heute nicht maßgebenden Belehrungen für ein beiseite gesetztes Israel zurückzugreifen.

Anstatt sich der Gnade zu erfreuen, die unser in Christus ist, ziehen viele es vor, sich unter den Fluch des Gesetzes zu stellen.

Statt mit Paulus abgesondert zu sein für jeden geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen (Eph 1:3), trachtet man nach irdischen Zeichen, wie bei Petrus zu Pfingsten (Apg 2:1-3).

Statt zu glauben, was Gott allein dem Paulus über Sein Endziel mit dem gesamten All offenbarte, nämlich alle mit sich auszusöhnen, bleibt man bei den Gerichten und Drohungen hängen, den notwendigen Vorstufen zur Erreichung dieses Zieles - Kol 1:19-20.

Damit entsteht dann eine Auslegung, die darauf hinausläuft, dass niemand etwas Gewisses wissen könne, weil jeder klaren Heilsverheißung eine angeblich ebenso klare Drohung gegenüber stehe.

Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell man immer bei der Hand ist, die vollgültige Endzielbotschaft des Paulus durch mittelfristige Gerichtsaussagen abzuschwächen oder gar ganz zu entwerten.

Gegen solche Methoden kann nur eines helfen:

Die heute ABSOLUT gültigen Aussagen des Nationenapostels Paulus völlig auf den Leuchter zu stellen und alle übrige Schrift mit den (immer nur scheinbar) widersprechenden Aussagen ihnen unterzuordnen, auf den zweiten Platz zu verweisen, dahin, wo die Weitsicht eines Paulus noch unbekannt war.

Es gibt heute nur wenige Lehrer, die es sich zur Priorität setzen, Gläubige zu Paulus zu führen. Im Anfang hörten die Gemeinden das klare, paulinische Evangelium und fielen schon früh davon ab. Sie konnten ermuntert werden, zu Paulus zurückzukehren. Heute gibt es keine Rückkehr, sondern eine ganz neue Hinkehr, wo es Gott schenkt. Denn die Gläubigen werden direkt in den Abfall hineingeboren, und kennen generell nur das Mischevangelium. Nur eine Hinführung zu Paulus kann dann endlich wieder unumstößliche Heilsgewissheit und mannigfaltige, geistliche Segnungen vermitteln, die ein Mischevangelium nie bieten kann!

Bei allem bleibt aber deutlich zu vermerken, dass dies eigentlich beklagenswerten Verhältnisse dennoch exakt nach dem souveränen Willen des ALLES bewirkenden Gottes ablaufen - 1Tim 4:1-2; 2Tim 3:1-5 u.a.

Ein vom Herrn zu Paulus geführter Bruder findet daher nicht den geringsten Anlass, etwa geringschätzig über den Mitbruder zu urteilen, der zu diesem Erkenntnisstand noch keinen Zugang hat.

Er hat ihn höher zu achten als sich selbst!

Gott aber teilt einem jeden das Maß des Glaubens zu. (Röm 12:3).

Es bleibt uns wohl jetzt noch die Einsicht verschlossen, warum Er dem einen die Augen öffnet und dem anderen nicht. Wenn uns dereinst die Weisheit Seiner Wege bis in letzte Einzelheiten offenbar wird, werden wir Ihn auch dafür preisen können.

Biblische Prophetie

Das Wort Gottes steckt voller Prophetie. Vom ersten bis zum letzten Buch der Bibel begegnen wir derselben auf Schritt und Tritt.

Die Schrift lebt geradezu von der Prophetie.

Das Prophetenwort, soweit es sich bereits erfüllt hat, ist der beste Beweis für die Inspiration des Wortes Gottes. Denn die Voraussagen der Ereignisse sind meist solange vor dem Eintreten der Erfüllung ausgesprochen, dass menschlicher Scharfsinn und Weisheit nie darauf hätte kommen können. Sie sind oft bis ins Kleinste so genau, dass es ausgeschlossen bleibt, sie als Zufälligkeiten anzusehen.

Hunderte von Aussagen über Israel, über das Land Kanaan, über Babylon, Assyrien, Ägypten, über eine große Anzahl von Personen und Ereignissen sind so alt, so genau, oft scheinbar unmöglich und doch so bestimmt, dass kein Sterblicher sie hätte ersinnen können.

Sie wurden durch Menschen erfüllt, die sie gar nicht kannten, sie nicht glauben wollten oder gar ihre Erfüllung verzweifelt bekämpften.

Wenn wir nun die Schrift, das Wort Gottes, durch die bereits erfüllten Weissagungen bestätigt sehen, wie sollten wir da die noch ausstehenden Prophezeiungen in den Wind schlagen wollen? Sie alle werden sich in gleicher Weise erfüllen und das Wort aus 2Petr 1:21 bestätigen:

“Denn nicht durch den Willen eines Menschen wurde jemals ein Prophetenwort hervorgebracht, sondern vom heiligen Geist getragen, haben heilige Menschen Gottes gesprochen.“

Wer ist ein Prophet

Der Prophet ist ein Mensch, der durch unmittelbare göttliche Erleuchtung einen Durchblick bekommt, den andere nicht haben.

Er ist so immer ein Sondergesandter Gottes, ein Vertrauter, der Einblick in die geheimen Regierungspläne Gottes erhält.

Propheten sind nach Gott hin Hörende und Sehende, und nach den Menschen hin Sprechende und Schreibende.

Ihre Berufung von Gott aus ist an keinerlei sonst übliche Ordnungsprinzipien gebunden. Sie müssen nach Stand und Bildung keine Vorleistung bringen. Die Berufung erfolgt oft in außerordentlicher Weise und immer nach der jeweils von Gott bestimmten Regel. Die Qualifikation des Propheten ist allein seine Geistesausrüstung durch Gott oder Christus.

Der Prophet ist auch in aller Regel ein Lastenträger. Er steht meistens sofort in der Verfolgung durch die Finsternismächte, die über andere Menschen und Ereignisse einzuwirken suchen.

Überall da, wo Gottes Licht aufstrahlt und verkündet wird, ist sofort auch die Finsternis zur Stelle, um möglichst dieses Licht zu unterbinden oder wenigstens zu verdunkeln.

Es ist bekannt, wie sehr Israel seine Propheten verfolgte. Als Beispiel möge das Eliawort aus Röm 1:13 gelten: „Herr, Deine Propheten töten sie, Deine Altäre schaufeln sie herunter; nun bin ich allein übrig geblieben, und sie suchen nach meiner Seele!“

Was der Prophet Paulus zu erdulden hatte, dürfte Schriftkennern nicht weniger bekannt sein.

Die Aufgabe des Propheten

Der Prophet hat aber nicht nur zukünftige Ereignisse zu deuten, sondern oft einen ganzen Ablauf ins Licht zu stellen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erfassend.

Dabei gibt die genaue Deutung der Vergangenheit oft erst die Grundlage für eine richtige Einschätzung von Gegenwart und Zukunft. Dies kann man aus Dan 9 oder Apg 2 und Apg 7 ersehen.

Nach Eph 2:20 gehört der Prophet zur Grundlage der Auferbauung der Familie Gottes, und nach Eph 4:11 daselbst zu den vom Herrn verordneten Dienern Seiner Körperschaft. Aus beiden Stellen ist aber zu schließen, dass das Prophetenamt heute der Vergangenheit angehört. Näheres hierzu soll im Abschnitt DER MISSIONSLEERLAUF behandelt werden.

Öfters sehen wir in der Schriftprophetie auch Vorher- und Nachher-Erfüllungen, an die der Prophezeiende überhaupt nicht denken konnte. Da ist Mt 2:14-15 ein Paradebeispiel. Wir lesen dort über Josef: „Als er erwacht war, nahm er noch bei Nacht das Knäblein und seine Mutter mit sich und machte sich davon nach Ägypten. Dort hielt er sich auf, bis Herodes verschied, damit erfüllt werde, was vom Herrn durch den Propheten angesagt war: ‚Aus Ägypten rufe Ich Meinen Sohn‘“

Nun finden wir dieses Zitat in Hos 11:1 so: „Da Israel jung war, hatte Ich ihn lieb und rief ihn, Meinen Sohn, aus Ägypten.“

Hier haben wir den Grundsatz, dass Prophezeiungen oft eine verborgene und tiefere Bedeutung haben, als es zuerst scheint.

Hier war Israel als Nation ein Sohn, aber Christus, als der größere Sohn, musste viel später auch aus Ägypten kommen. Hosea, der zurückschaute auf Israel in Ägypten, hat mit Sicherheit nicht geahnt, dass seine Aussage sich in dieser Weise nochmals erfüllen würde.

Natürlich gibt und gab es immer auch falsche Propheten, vor denen die Schrift öfters warnt.

Es sei dazu aber nur auf einen gravierenden Unterschied zwischen echten und falschen Propheten hingewiesen.

Das Grundthema aller echten Prophetie ist: Kein Heil ohne Gericht und kein Gericht ohne Heil!

Die von der Finsternis dirigierte, falsche Prophetie hat dagegen in ihrer Zielsetzung: Heil ohne Gericht! Sie plädiert für „Friede und Sicherheit“ für alle Menschen und lässt den kommenden Zorn Gottes einfach außer Acht.

Lies weiter:
2. Der Prophet Paulus