Jesus Christus in der Erlösungswendung

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Abschrift des Heftes: Jesus Christus im Alten Testament
Friedrich Malessa

Selbstverlag des Verfassers, 2. Aufl.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Jesus Christus im Alten Testament

6. Jesus Christus in der Erlösungswendung

Den Ausdruck „Erlösungsanwendung“ setzt ich aus folgenden Gründen

a) Es musste die Erlösung, die wir im vorigen Kapitel so herrlich anbrechen sahen, aufgeschoben werden.
b) Dieser Aufschub war bedingt durch den Fall des Einheitsmenschen und erforderlich durch den neuen Einsatz des Erlösers Jesus Christus, des zweiten Adams. Es erfolgte eine Wendung nicht in der Erlösungsbestimmung und im Erlösungsziel, sondern im Erlösungsmittel. Bis dahin war im Erlösungsdienste der Schöpfung das Geschöpf. Als auch die Krone der Schöpfung, der Mensch versagte, warf sich der Schöpfer selbst ins Mittel, so dass fortan im Erlösungsdienste der Schöpfer stand. So ist die Erlösungswendung zu verstehen.
“Gott heiligte den siebenten Tag"

Das heißt, er legte heiligende Kräfte in denselben, die auf die Endvollführung hin wunderbar dienlich sein sollten.

Doch haben wir durch die Andeutung der Paradiesaussetzung eine Ahnung bekommen, dass mit dem Menschen geheimnisvolle, dunkle Vorgänge im Spiele waren. War doch der Mensch nach 1Mo 1:28 zum Beherrscher über die ganze Kreatur gesetzt! Und nun soll er wider seine erste Bestimmung in einem Garten sich aufhalten!? Ist die Abgrenzung und Einkreisung nicht etwas Widerspruchsvolles? Es hat hier schon den Anschein, als ob der Mensch auf der Flucht wäre, als ob er nicht mehr bestimmungsgemäß in der Offensive, sondern in der Defensive sei und Deckung benötige. Unsere Vermutung finden wir bestätigt. Der Garten Eden war eine göttliche Bewahrungsmaßnahme. Gott hat es schon für nötig angesehen, den Menschen in Schutz zu nehmen. Diese Bewahrungsmaßnahme hatte für den Menschen den Vorteil, dass er bewahrt bleiben konnte. sie hatte aber auch gleichzeitig den Nachteil, den Menschen schneller überrumpeln zu lassen. Es ist nun einmal so, dass jede Schutzmaßnahme auch gleichzeitig eine Überrumpelungsmöglichkeit werden kann. Schutzmaßnahme bestätigt die Not und zeigt erhöhte Gefahr an. Wer z. B. vor einem Feind flieht und sich in einem abgegrenzten Raum verstecken muss, der ist einerseits mehr geschützt, aber andererseits umso mehr der Gefahr ausgesetzt. Wehe ihm, wenn der Feind ihn in seinem Versteck findet, da ist der Überfall umso gelungener.

Auch ist uns in 1Mo 2:9 angesagt, dass Gott sich veranlasst sah, die Schutzmaßnahmen zu erhöhen, durch die Setzung des Lebensbaumes mitten im Garten. Mit dem Lebensbaum wurde dem Menschen ein Zuchtmittel gesetzt. Gerade dieses Zuchtmittel ist ein klarer Beweis für die verkehrte, auf die Sünde hinauslaufende Entwicklung des Menschen. Wir lesen in 1Mo 2:17, dass Gott an den Baum des „Erkenntnisses“ das Wörtchen

"Du sollst nicht"

gehängt hat. Was ist das Wörtchen „Du sollst nicht“ im tieferen Sinne? Ein Verbot oder ein Gebot oder auch ein Gesetz! Wem steht aber ein Gesetz zu? Wer muss unter ein Gesetz gestellt werden? Paulus unterrichtet den Timotheus in der Gesetzesfrage so: „Wir wissen solches, dass dem Gerechten kein Gesetz gegeben ist, sondern dem Ungerechten und Ungehorsamen.“ An die Römer schreibt Paulus: „Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“. „Wo kein Gesetz ist, da achtet man der Sünder nicht“. Das Gesetz ist ein „Zuchtmeister“ wie bei uns, so auch beim ersten Menschen (Gal 3:24). „Was sollen wir denn sagen, ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde erkannte ich nicht ohne durchs Gesetz. Denn ich wusste nichts von der Lust, wo das Gesetz nicht gesagt hätte: Lass dich nicht gelüsten“ (Röm 7:7).

So wird der Mensch schon auf einer bedenklich schiefen Ebene gewesen sein, weil Gott ihm mit „dem Baum der Erkenntnis“ einschärfen musste, was gut und böse ist. Er hat das Böse nicht mehr klar erkannt, darum sollte ihn das Gesetz darauf aufmerksam machen!

Zu beachten ist auch die Strafandrohung des Gesetzes:

“Des Todes sterben“.

Sterben sollte der Mensch, das war seine gottgesetzte Bestimmung. Aber er sollte des Gehorsams sterben, gleich wie hernach der zweite Adam. Nun sagt ihm aber Gott, dass er, falls er im Ungehorsam stirbt, des Todes, d. h. in das satanische Wesen, in die Gottferne sterben wird. Wir werden später zu unserem Leidwesen feststellen müssen, dass der Mensch tatsächlich des „Todes“ gestorben ist.

Es ist nicht gut

Was lag denn vor, das den Menschen auf die schiefe Ebene führte, wo er die Schutzmaßnahmen so dringend nötig hatte: Paradies und Baum der Erkenntnis? Es lag vor, was in 1Mo 2:18 geschrieben steht:

“Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei."

Als die sechs Schöpfungstage vollendet waren, da stand alles unter dem absoluten göttlichen „Ja“! „Siehe da, es war sehr gut“. Im Paradiese - am siebenten Gottestage - muss Gott zum Menschen „Nein“ sagen. Und nun lautet sogar sein Beschluss: „Es ist nicht gut“. Gott selbst hebt sein absolutes Schöpfungsja auf und ersetzt es durch ein „Nein“! Hat Gott sich geirrt, dass er jetzt verbessern muss? Gott kann sich nicht irren! Hier kann kein Irrtum Gottes vorliegen, aber ein Irrtum des Menschen! Hätte Gott das nicht verhüten können? Das wollte er nicht, weil er dann den Menschen in die absolute Kreatürlichkeit gestoßen hätte. Er hätte dadurch dem Menschen den freien Lebenswillen, das Selbstbestimmungsrecht, die Gottesebenbildlichkeit genommen. Dann hätte der Mensch nicht mehr den freien Gottesgeist, sondern den gefangenen Kreaturengeist und wäre unfähig für den Erlösungsdienst, für den er gesetzt war.

In welchem Irrtum befand der Mensch? Er wollte nicht mehr „allein“ sein. Richtiger gesagt: Er wollte nicht mehr in der Einheit (Eins-heit), in der Einigkeit, sondern in der Getrenntheit (Zwei-heit) sein. Einigkeit ist Kraft! Getrenntheit ist Schwäche! Der Mensch zog um eines gewissen Vorhabens willen die Schwäche der Kraft vor. Er wollte die gewaltigen Vorteile der Eins-heit einbüßen und sie mit den Nachteilen der Zwei-heit vertauschen um eines Umstandes willen.

Was da vorlag soll uns gleich gesagt werden. Doch zuerst drängt sich uns die Frage auf: Hat Gott solches gutheißen können? Hat er das sündhafte Verlangen des Menschen bestätigen können mit einer Neuordnung? Warum willigte Gott ein? Antwort: Die Zweiheit war noch nicht der Sündenfall. Das soll uns weiter klarwerden. Das Getrennt-sein-wollen war noch nicht die Sünde, aber eine Lockerung der geschlossenen Kraft. Solange das aber nicht Sünde war, gab Gott zu, d.h. er willigte in das Verlangen ein, weil er den Menschen nicht in seinem Freiwilligkeitsprinzip antasten wollte. Gott hat im Laufe der Heilsgeschichte des öfteren eingewilligt, solange nicht eine direkte Versündigung vorlag. Denken wir zum Beispiel an die Königswahl Israels (1Sam 8:4-9). Bei dem Urmenschen lag hier das Verlangen vor, hinein in die Schwäche, aber noch nicht in den Dienst Satans. Darum ging Gott noch mit. Er begleitet den Menschen, um ihn in seinem Bestimmungsrecht zu halten, bis in die Schwäche hinein. Wohlgemerkt, nicht in den Gegensatz, aber in die Schwäche, d. h. in die letzte Etappe des Gotterlaubten.

Warum wollte der Mensch die Zweiheit?

Warum wollte der Mensch aus der Eins-heit in die Zweiheit? Warum aus der geschlossenen Kraft in die getrennte Schwäche? Warum wollte er das weibliche Prinzip nicht in sich, sondern neben sich haben? Wollte er das überhaupt? Ja! Die Verse 1Mo 2:19.20 geben die Erklärung:

“Denn als Gott der Herr gemacht hatte von der Erde allerlei Tiere auf dem Felde und allerlei Vögel unter dem Himmel, brachte er sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nannte, denn wie der Mensch allerlei lebendige Tiere nennen würde, so sollten sie heißen. Und der Mensch gab einem jeglichen Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen, aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden.“

Beachten wir das erste Wörtchen der erklärenden Verse: „Denn“. Das „Denn“ zeigt an, dass nunmehr die Antwort erfolgt auf die fragliche Handlung im 18. Verse. Warum sagte Gott: „Es ist nicht gut“? Weil der Mensch bei seiner großen Lebensarbeit allmählich zu der Einsicht kam, dass die Einheit ein Mangel sei!

Die Benennung aller Tiere „auf dem Felde“ war eine gewaltige Arbeit, die er leisten sollte. Gewiss gehört dazu ein hoher Geist. Vergessen dürfen wir nicht, dass der Name die Kennzeichnung des Wesens war. Zweifellos gehörte dazu auch viel Zeit. Der Zweck der Namengebung liegt wohl in dem Auftrag Gottes: „Herrsche!“ Es besteht wohl kein Zweifel, dass diese Situation noch vor der Paradieseszeit war. In 1Mo 2:20 wird ausdrücklich gesagt „einem jeglichen Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen“. Der Garten Eden kann wohl nicht mit dem „Feld“ bezeichnet werden, auch ist nicht anzunehmen, dass alle Tiere des „Feldes“ und alle Lebewesen unter dem Himmel im Paradiese ihren Aufenthalt hatten.

Bei der gewaltigen Arbeit, die der Mensch zu leisten hatte, die den Zweck des Sich-untertan-machens hatte, stellte er den Mangel fest, dass nur er „allein“ sei. Dass er zu dieser Einsicht kam, war bestimmt nicht die Folge der Eingebung von oben, sondern von unten. Indem er seinen Blick an die Erde heftete, tauchte ihm ein Mangel auf, der vor Gott gerade die Grundlage der Kraft war. Das Verlangen hin zum Schwächezustand ist zweifellos die Folge der verkehrten Blickrichtung, der falschen Inspiration! In die Schwäche führt nie Gott, sondern Satan. Gott wird solches im höchsten Falle zulassen.

Der erste Schritt ins Fleisch

Die Entwicklung gottwärts hätte die Einheit nur befestigt. Die Entwicklung erdwärts hat die Einheit bedauert. Die Entwicklung im Geiste hätte die Lust des Fleisches beherrscht. Die Entwicklung ins Fleisch hat den Geist gedämpft.

Der Vers 1Mo 2:21 zeigt uns jetzt umso deutlicher, in welche Richtung es mit dem Menschen ging. Dass über ihn ein tiefer Schlaf kommen musste, ist ein merkwürdiges und niedriges Zeichen. Hier ist bestimmt nicht die Rede von einem natürlichen Nachtschlaf. Wie lange er gedauert hat, ist völlig ungewiss. Bedeutung hat aber das Wörtchen „Tiefer Schlaf“.

Aus dem Urmenschen nahm Gott, dem menschlichen Verlangen entsprechend, das weibliche Prinzip und stellte es neben den Mann. Aus der Einheit in die Zweiheit. Ein großer Schritt hinein in den Schwächezustand. Das war der erste, aber grundlegende Schritt ins Fleisch!

Und doch hätte diese Schwächung nicht Verlust zu bedeuten brauchen. In den Versen 1Mo 2:23-25 unterrichtet Gott den Menschen über seinen jetzigen Zustand und mahnt ihn, an die Einheit zu denken.

“Das ist doch Bein von meinem Bein, und Fleisch von meinem Fleisch ... und sie waren ein Fleisch."

Die unbedingte Zusammengehörigkeit bekamen nunmehr die „Menschen“ aufs Bestimmteste eingeprägt. Der Mensch hatte auch noch die Erkenntnis, dass die Einheit die große Notwendigkeit ist. Er greift den Gedanken Gottes auf und gibt ihn wieder. Wäre er nur in dieser Erkenntnis treu und wahr geblieben, dann wäre noch alles gut geworden; obgleich viel schwieriger, aber sie wären doch zum Ziel gekommen.

Keusch und doch in aller Wahrhaftigkeit fügt der Bericht hinzu:

„Und sie waren beide nackend. Der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht.“

Klar wird der Schwächezustand, die sich anbahnende Not gezeigt. Zwar ist das noch keine Sündennot, aber ein Zustand hart an der Sündennot. Noch brauchen sie sich ihrer Blöße nicht zu schämen, aber sie deutet höchste Gefahr an!

Der satanische Plan

Was aber erblickt unser Auge beim Lesen des dritten Kapitels? Sündenfall! Wie ging das zu? Nun, ganz einfach. Der eingeschlagene Weg wurde von den Menschen weiter beschritten. Auf der abschüssigen Bahn fällt es schwer, zum Stillstand oder zum Aufstieg zu kommen. Der Versucher, dem es gelang, den Menschen aus der Kraft der Einheit zu bringen, hat neue Anstrengungen gemacht, um die Schwäche in der Trennung zu fördern. Trennung, Trennung, das war das nunmehrige Bemühen des Verführers. Obgleich der Herr den Raum doch noch groß genug, um sie aus der Sicht- und Rufnäher auseinander zuführen. Obgleich der Herr die Menschen moralisch an einen Zentralpunkt fesselte, an den Baum der Erkenntnis, an den Prüfstein des Gehorsams, so bestand doch noch die Möglichkeit, sie einzeln gehen zu lassen.

Einzeln wollte der Teufel sie haben und nicht gemeinsam. Warum? Weil er es dann mit halber, einseitiger Kraft zu tun hätte. Das Weib wollte er in erster Linie haben. Warum? Wir brauchen nur die körperliche und seelische Verschiedenheit der beiden Menschen zu bedenken, und wir haben die Antwort. Die körperlichen, eigenartigen Erscheinungsformen sind immer die Ausprägung der seelischen und geistigen Eigenarten eines Geschöpfes. Bei der Frau liegen alle Lebensquellen und Lebensträger innen, beim Mann außen. So ist das Wesen der Frau mehr auf das Innere gerichtet, das des Mannes auf das Äußere. Der Platz der Frau ist innen, der des Mannes außen. Die Frau ist gerichtet auf das Empfangen, der Mann auf das Geben. Die Frau hat mehr das Erleiden, der Mann mehr das Kämpfen. Die Frau ist mehr passiv, der Mann mehr aktiv. Die Frau ist mehr für das Hören, der Mann mehr für das Reden.

Wenn wir so die Verschiedenheiten zwischen Mann und Frau feststellen, dann ermessen wir in etwa, wie stark der Mensch in der Einheit war. Wenn beide Prinzipien ungetrübt füreinander und aufeinander gerichtet sind, wenn die passiven und aktiven Kräfte sich lebensmäßig ergänzen, wenn Erleiden und Handeln in der erforderlichen Wechselbeziehung stehen, dann ist solch ein Einheitsmensch wie eine unbezwingbare Burg! An dieser Unbezwingbarkeit des Einheitsmenschen hat der Teufel seine Zähne genug angesetzt und wie auf Granit gebissen. Darum war da sein Bemühen, den Menschen in die „harmlose“ Zweiheit hineinzubringen. In langen Zeiten mag er an diesem Plan gearbeitet haben, bis er ihn verwirklicht sah.

Nun wird es uns auch begreiflich, warum Satan sich das Weib für seine Versuchungskünste ausgesucht hat. An dem aktiven Teil hat er bis dahin noch immer seine Hörner abgerannt, aber an dem passiven Teil konnte er etwas erreichen.

Das satanische Unternehmen gelang! Durch das Weib hat er auch den Mann gewinnen können. Und das ist erklärlich, denn wo das Erleiden gefälscht wird, da wird auch der Kampf gefälscht. Wo das Hören gestört ist, da ist auch das Reden gestört. So ging es aus der Einheit in die Zweiheit. Und dann war nur noch ein kleiner Schritt in den Ungehorsam hinein.

Ungehorsam ist die Folge des Ichwesens. Im Ichwesen hat Satan die Menschen gut pflegen können, weil er sie in der Trennung vom Du entwöhnte. Je weiter der Mensch in der Trennung, umso weiter entfernt vom Du, vom Nächsten. Dieses Ichwesen wird der Versucher zur Genüge gekräftigt haben mit dem Sätzlein:

“Ihr werdet sein wie Gott!"

Der Sündenfall

Der schreckliche Fall geschah! Die Frau aß und der Mann aß - die verbotene Frucht. Der Ungehorsam war vor Gott besiegelt. Das göttliche „Du sollst nicht“ (1Mo 3:7). An der Ursache ihres Falles wurden sie gewahr, dass sie nackend waren. Die Ursache ihres Falles war die getrennte und daneben gestellte Geschlechtlichkeit. Nicht war die Geschlechtlichkeit der Fall. Keineswegs lag der Fall in der Geschlechtlichkeit. Der Fall war das Übertreten des Gebotes Gottes, der Ungehorsam. Aber die erste abschüssige Bewegung lag in dem Verlangen, geschlechtlich daneben gestellt zu werden, gleichwie es in der niedrigen Kreatur war. In der Geschlechtlichkeit lag die erste Abneigung von Gott begründet. Darum schämten sie sich, als sie der Ursache ihres Falles gewahr wurden.

Nun sind die Menschen aus der Gemeinschaft in die Gottfeindschaft gefallen. Gottesbegegnung wird ihnen zum Strafgericht. Sie verkriechen sich! - Kann das Geschöpf sich vor dem Schöpfer verstecken? Törichtes Unterfangen!

Herrlich waren die Aussichten durch den Urmenschen. Verdammungswürdig sind sie geworden. Das gewollte Beharren im Gehorsam hätte Erlösung gebracht. Der Ungehorsam hat vermehrtes Verderben gebracht:

“Da sprach Gott der Herr zu der Schlange: "Weil du solches getan hast, seist du verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauch sollst du gehen und Erde essen dein Leben lang." Und zum Weibe sprach er: "Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein; und er soll dein Herr sein." Und zu Adam sprach er: "Dieweil du hast gehorcht der Stimme deines Weibes und gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen, - verflucht sei der Acker um deinetwillen; mit Kummer sollst du dich drauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zur Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde, und sollst zu Erde werden“ (1Mo 3:14.16.17-19).

Diese Worte reden nur zu deutlich davon: die arme Kreatur wird wider ihren Willen in noch strengere Fesseln gelegt. - Umso mehr sehnt sie sich nach der „Offenbarung der Kinder Gottes“ (Röm 8:19).

Neue Gerichtsereignisse

Neue Gerichtsereignisse brechen herein, die nichts anderes als eine neue Nacht auf den Anbruch des siebenten Tages bedeuten. Der angebrochene siebente Tag, der durch das gottgewollte Dasein des Menschen mit dem sechsten Tage eine zum höchsten Triumph ausreifende Beziehung haben sollte, wird durch eine neue Sündennacht getrennt. Der angebrochene siebente Tag wird aufgeschoben, - aber nicht aufgehoben. Er findet seine glorreiche Fortsetzung im Tausendjährigen Reich. - Alle Versuche, die Wiederholung der sechs Schöpfungstage in unserer Welt- und Heilsgeschichte zu finden, sind geistreich, aber mit der Bibel nicht zu begründen. Die sechs Gottestage sind damals gewesen und kehren nicht mehr wieder. Gottes Erlösungswerk schreitet vorwärts und dreht sich nicht im Kreise. Was noch aussteht, ist der damals angebrochene und durch den Sündenfall des Menschen unterbrochene siebente Gottestag. Darum erwartet die ganze heilige Schrift den kommenden „Tag des Herrn“. Diese klare Tatsache beseitigt viele Deutungsfehler und gibt auch der Prophetie eine leicht fassbare Übersicht.

Auswachsen und Ausreifen

In den Gerichtsereignissen wird ein Blitzlicht der endgültigen Erlösung bemerkbar:

“Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du sollst ihn in die Ferse stechen“ (1Mo 3:15).

Da kommt nun unser Thema zur Geltung: Jesus Christus in der Erlösungswendung. Bisher Erlösung durch die Schöpfung, nunmehr Erlösung durch den Schöpfer. Nachdem auch der Mensch versagt hat, legt er eine neue Heilslinie, deren Ausgangspunkt er selber ist. - „Was er sich vorgenommen und was er heben will, das muss doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel.“ Halleluja! - Freilich ist die Erlösung durch ihn erst in der Anbahnung. Wachstum und Ausreife sind von da aber die Gesetze des Reiches Gottes.

Auswachsen und ausreifen muss die Sünde, die in einer neuen Ära in verstärktem und befestigten Maße auftritt. Ausreifen muss sie zum Gericht! Auswachsen und ausreifen muss aber auch die Erlösungseinsicht und Erlösungsbedürftigkeit, bis sie hineinwächst in die endgültige Erfüllung. Fortan wird die Heilslinie keine Krümmung erfahren, der Heilsträger ist nunmehr der Sohn Gottes. Aber Auswachsen muss das Werk der Erlösung bis zur reifen Frucht. Davon redet nun das ganze Alte Testament. Das Verständnis des Alten Testaments ist hier begründet; die zwei Linien werden wir fortan im Auge behalten müssen:

  1. Ausreife der Sünde zum Gericht!
  2. Ausreife der Erlösung zur Vollendung.

Lies weiter:
7. Jesus Christus im Blickfeld der Erlösung