Gottes Zeiten 5

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

38. Gottes Zeiten 5

Im vorigen Traktat behandelten wir die von Gott bereitete Wendung. Diese Wendung kann niemand tadeln, weil sie absolut gerecht ist. Sie kann auch niemand verhindern, weil sie mit der ewigen Gnade besiegelt ist. Gottes Wenden - durch Gericht und Gnade - ist so vollkommen, dass es von niemand vereitelt, im Gegenteil, von allen nur begünstigt werden kann.

Allerdings geschieht das alles in „Gottes Zeiten“. ER ist in seinem Heilswalten nicht vom „Atom“ (Augenblick oder Bruchstück) abhängig. ER hat „seine Zeiten“. Man kann ruhig sagen: Gott hat Zeit. Ein dreifaches Vorhaben hat er in seinen Zeiten: Heilsanbahnung, Heilsvollführung, Heilsvollendung. In dieser Abhandlung sehen wir:

Die Zeit der Heilsanbahnung

Wann begann diese Zeit? Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir sagen: Sofort nach dem Offenbarwerden des Unheils. Unheil macht das Heil erforderlich. Dieser Notwendigkeit trägt Gott sofort Rechnung, mindestens in der Anbahnung.

Die Heilsanbahnung liegt eigentlich schon in der Ur-Vorhersehung Gottes. Man dürfte darum sagen, dass die Heilsanbahung älter ist als das Unheil. Das antigöttliche Unheil fällt in das vorbereitete Heil Gottes. Das Unheil wird vom Heil „aufgefangen“! - O wunderbarer Gott!

Welche Taten Gottes sind in der Heilsanbahnungszeit zu beachten? Die erste Tat haben wir im vorigen Traktat angedeutet: „Und der Geist Gottes brütete über den Wassern“ (1Mo 1:2). Wir sehen, dass dieses Heilswort noch keinen Vollzug anzeigt, aber es bekundet eine grundlegende Anbahnung des Heilsvollzuges. Nach der Unheilstat ist das Heil sofort in der Anbahnung.

Die ersten Schöpfungstage

Nach dem biblischen Bericht werden in der Zeit der Anbahnung auch Heilsbegriffe sichtbar: „Und Gott sprach: Es werde Licht“ (1Mo 1:3). Dieser Licht-Begriff Gottes im Bereich der Finsternis - ist schon ein gewaltiges Geschehen. Man könnte sagen, dass hier das Heil nicht mehr in der Anbahnung, sondern in der Vollführung ist. Nein, soweit ist es noch nicht. Dann auf das erste „es werde“ folgt eine „Nacht“. Der Herr der Finsternis greift noch ein. Es ist also noch keine klare Heils-Vollführung, sondern mehr eine Anbahnung.

In gleicher Weise geht es weiter - „Tag“ um „Tag“ - bis zum fünften Wiederherstellungstag. Jeder „Tag“ wird von einer „Nacht“ beschlossen. Der Gott dieser Welt hat seine Unheilstaten immer noch anbringen können. Obgleich in diesen „Tagen“ die Wiederherstellungen sichtbar werden, sind auch die „Nachteinbrüche“ vollwirkend dabei. Es sieht fast so aus, als ob der Durcheinanderwerfer der Triumphator ist. Das ist aber nicht der Fall. Tatsache ist, dass das Heilsgeschehen in diesen Zeiten noch nicht in der Vollführung, sondern in der Anbahnung begriffen ist. - Wenn man hier schon von Vollführungen reden will, dann bestenfalls von der Vollführung (Weiterführung) der Schöpfung in der Anbahnung.

Der sechste Schöpfungstag

Erst am sechsten „Tag“ ließ der Schöpfer etwas werden, das nicht mehr von den Finsternismächten glattweg bestimmt werden konnte. Auf den sechsten „Tag“ folgte nämlich keine „Nacht“, sondern der „Ruhe-Tag“. Höre: der „erste Adam“ war es, der den unvorstellbaren Auftrag erhielt: „Seid fruchtbar und mehret euch, und erfüllet die Erde, und machet sie euch untertan, und herrschet über die Fische im Wasser und über die Vögel unter dem Himmel, und über alles Tier, das auf Erden kreucht“ (1Mo 1:28). Das war ein gewaltiger Auftrag, mit dem der „erste Adam“ bedacht wurde.

Man sehe sich diesen Auftrag genauer an. Nicht nur Dienstverpflichtungen sind es, die dem Menschen aufgetragen wurden, sondern - beachte es genau - es ist das ein exakter Heils-Auftrag! „Mache sie untertänig und herrsche über sie!“ Der erste Mensch sollte nach dem Vorsatz Gottes der „Herrscher“, richtiger gesagt der Erlösungs-Herrscher werden! Mit ihm solle die Heilsanbahnung in die Vollführung übergehen. Darum brach mit ihm der „siebente Tag“, der Gottes-Ruhe-Tag“ an. Weißt du, was das bedeutet? - Hier bricht aber die brennende Frage auf: Ist die gesamte Kreatur zur „Gottes-Ruhe“ gekommen? Leider nicht. Der „erste Adam“ ist ein Total-Versager geworden! Aus der Heilsvollführung wurde nichts.

Darum blieb es weiterhin bei der Heilsanbahnung, indem Gott, in Anbetracht des in die Sünde gefallenen Adam, den „zweiten Adam“ ins Mittel setzte: „Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihm in die Ferse stechen“ (1Mo 3:15). Sonnenklar besagt diese Verheißung; dass der „zweite Adam“ dem Gott dieser Welt den „Kopf zertreten“ wird. Diese Vollführung, im radikalen Gerichtsgeschehen, kommt. Aber zunächst ist es eine Verheißung, d.h. eine Heilsanbahnung. - Es blieb bei der Anbahnung.

Gott greift ein

Nach dieser endgültigen Heilsanzeige ergriff Gott Maßnahmen, die den klaren Charakter der Heilsanbahnung haben. Es sei hier ganz kurz hingewiesen auf die alttestamentlichen „Heilsträger“, auf die Erwählung des Volkes Israel, auf das gesamte Gesetz, auf die Tempellehre, auf das Opfergeschehen, auf die Priesterdienste usw. Alles, aber auch alles alttestamentliche Tun, ist „ein Zuchtmeister auf Christus“! Heils-Vor-Bild! Wir stellen fest: Das ganze Geschehen des Alten Testaments ist eine klare Heilsanbahnung.

„Als die Zeit erfüllet war“ (Gal 4:4.5) trat der „zweite Adam“ sein Heils-Amt an, um das Heil aus der Anbahnung in die Vollführung zu bringen. „Er erniedrigte sich selbst, und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöhet, und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen alle derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes, des Vaters“ (Phil 2:6-11). Jetzt beginnt die Zeit der Vollführung. Bis dahin war das Heil restlos in der Anbahnung.

Wir sollten uns die Mühe machen und festzustellen suchen, wieviel Zeiten Gott für die Heilsanbahnung verwandt hat. Da waren in erster Linie die sechs Wiederherstellungs-„Tage“. Epochen waren es. Und dann kam der siebente Tag, der „Tag der Ruhe“. Wie lange der bereits bestanden hat, wissen wir nicht. Zufolge des Sündenfalles des Menschen erlitt der siebente „Tag“ einen Aufschub. Die Aufschubzeit ist eine „geheime Zeit“. Wie lange sie bestand, wissen wir nicht. Fest steht nur, dass die Aufschubepoche bis zum Kommen Jesu ins Fleisch gedauert hat. Und dann trat durch den „zweiten Adam“ das große Golgatha-Geschehen ein: „Es ist vollbracht!"

Es ist vollbracht!

Von Golgatha und dem leeren Grab müsste also das Heil der restlosen Vollführung sein. Das ist auch der Fall: „....auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3:16). Nunmehr wird ewiges Leben den Glaubenden zuteil! Also: Volles Heil, Heilsvollführung! Aber bitte: „....alle, die an ihn glauben“ erlangen das Heil. Wieviele sind es? Doch nur wenige, sogar sehr wenige. Es ist das nur eine Herauswahl. Höre: Die Ekklesia ist es! In ihr sehen wir die wunderbare Heilsvollführung. Aber nur in ihr.

Wir sehen, dass auch diese Heilsvollführungen sehr eingegrenzt ist. Wir können das kaum fassen, aber wir sollten es fassen, damit wir „Gottes Zeiten“ in ihrer ganzen Realtität erkennen. Hören wir genau hin, was zu dem Heilsvollführungsgeschehen an der Ekklesia gesagt wird: „Und alles ordnet er ihm unter seine Füße, und gibt Ihn als Haupt über alles der herausgerufenen Gemeinde, die da ist sein Körper, die Vervollständigung des, der das All in allem vervollständigt“ (Eph 1:22.23). „Und Er ist vor allem, und das All besteht zusammen in ihm. Und ER ist das Haupt des Körpers, der herausgerufenen Gemeinde, welcher ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, auf dass ER in allem der Erste werde...“ (Kol 1:17-20).

Die Ekklesia in der Vollführung

Was lesen wir? Die Ekklesia, die jetzt in der Vollführung ist, ist des Christus Pläroma (Fülle). Wenn ER durch die Ekklesia seine Vervollständigung erlangt, dann wird der Fülle-Christus alles in allem vollführen! Beachte die Tatsache: Des Christus weltumfassende Heilsvollführung ist abhängig von seinem Pläroma durch die Ekklesia!

Also: Im Blick auf den Fülle-Christus (Haupt - Leib - Glieder) ist die gegenwärtige Zeit in der Heilsvollführung. Seine Gemeinde ist die Heilsvollführung! Jedoch im Blick auf die gesamte Welt ist die gegenwärtige Zeit in der Heilsanbahnung. Erst wenn der Christus durch die „Hinrückung“ seiner Gemeinde seine Fülle erlangt hat, und ER (der Fülle-Christus) wiederkommen kann, beginnt für die gesamte Welt die Heilsvollführung. Lies auch 1Kor 6:2.3! - Die Welt als solche lebt und steht heute in der Heilsanbahnung. Diese Tatsache sollte von jedermann begriffen werden. Ist diese Erkenntnis so wichtig? Ja, sogar lebenswichtig! Man erhält für die Heilsvollführung am „Körper Christi“ eine ganz andere Schau. Man weiß um die Bedeutung der „Herauswahl“. Man wird befreit von allen Fehlurteilen hinsichtlich des Weltenheils. Wieviel Fehlurteile bestehen da, nur weil man jetzt das Heil der Welt sucht. Vorwürfe werden hier und da gemacht, nur weil das erwartete Weltheil ausbleibt. Man ist erstaunt, dass das Heil der Welt nicht umfassender und weltbeglückender, sondern immer kleiner, immer enger, immer verborgener wird. Wo ist die Erfüllung jenes Wortes „Siehe, ich mache alles neu“? Bleib mir weg mit Phantasterei. - Freilich, wenn man für die gegenwärtige Zeit das Weltenheil erwartet, und nicht das „Heil der Fülle des Christus“, dann wird man restlos enttäuscht.

Nochmals gesagt, gegenwärtig geht es nicht um das Heil der Welt, sondern um das Heil des Fülle-Christus. Der Weltenheiland muss erst sein Pläroma erreichen. Das ist seine Heilsvollführung. Die Welt dagegen steht gegenwärtig in der Heilsanbahnung.

Die Hochzeit des Lämmleins

Auch wenn der Fülle-Christus (Haupt - Leib - Glieder) wiederkommt, muss noch etwas Wichtiges geschehen, ehe ER als der Weltenheiland auftreten kann. Was denn? Höre: Der Fülle-Christus ist bei seiner Wiederkunft der „Bräutigam“! Wenn ER kommt, geht ihm die „Braut“ entgegen, um mit ihm „Hoch-Zeit“ zu halten. „Freuen wir uns und frohlocken wir und geben wir ihm die Herrlichkeit; denn es kam die Hochzeit des Lämmleins, und seine Braut macht sich bereit“. (Offb 19:7). Verstehen wir recht: Der wiederkommende Fülle-Christus hat immer noch den Charakter des „Lämmleins“, das bis dahin zum restlosen Opfereinsatz bestimmt war. Dieses „Fülle-Lämmlein“ hält jetzt Hochzeit!“ - Heilsvollführung zwischen Bräutigam und Braut. Und die Welt? Sie steht auch bei diesem Geschehen noch in der Heilsanbahnung.

Erst nach der „Hoch-Zeit“ offenbart sich der Fülle-Christus der Welt. Aber wie? „Und die Heere im Himmel folgten ihm auf weißen Pferden, angezogen in Batist, weiß und rein. Und aus seinem Munde geht hervor eine scharfe Klinge, auf dass er mit ihr einschlüge auf die Nationen. Und er wird sie hirten mit eiserner Keule. Und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes des Allgewaltigen“ (Offb 19:14.15).

Eine merkwürdige Offenbarung des Fülle-Christus - nach seiner Hoch-Zeit - vor der Welt. Bislang war er das „Lämmlein“. In der Hoch-Zeit ist Er das „Fülle-Lämmlein“. Und nun tritt er auf als der Richter. Wohlgemerkt: Der Fülle-Christus ist der Richter. Aber nicht die ganze Welt erlebt ihn als Richter, sondern nur seine Widersacher, richtiger gesagt, das antichristliche Weltdrittel. Das „Tier“, das sich in den „Tempel“ setzt (2Thes 2:4) und der „falsche Prophet“ mit dem Weltdrittelanhang, erleben jetzt den Richter (Offb 9:15.18; Offb 19:17-21). - Und die eigentliche Welt ist noch in der Heilsanbahnung. Erst nach dem Gericht des Antichristentums richtet der Fülle-Christus sein Reich auf, das Millennium, das tausendjährige Reich, das Friedens-Reich. Hier wird freilich die Heilsvollführung in der Welt so glorreich erstehen, wie wir es kaum fassen können. Zur Belehrung dieser Geschehnisse ziehe man alle prophetischen Aussagen in Betracht, die das Millennium, das Friedensreich Christi, behandeln. Triumphale Heilsvollführungen werden da angezeigt.

Aber auch diese Heilsvollführungen, die wahrhaftig als Gipfelgeschehen angesehen werden können, haben immer noch den Charakter der Anbahnung. Unter Vollführung muss man doch die absolute Hindurchführung verstehen. Das ist auch hier noch nicht der Fall. Hören wir: „Und wenn vollendet sind die tausend Jahre, wird der Satan losgelöst werden aus seinem Kerker. Und er wird ausgehen, irrezuführen alle Nationen, die da sind an den vier Ecken der Erde, den Gog und den Magog, um sie zu versammeln zur Schlacht, sie, deren Zahl ist wie der Sand des Meeres. Und sie stiegen hinauf auf die Breite der Erde und umzingeln das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer herab von Gott aus dem Himmel und fraß sie. Und der Widerwirker, der sie irreführt, ward geworfen in den See des Feuers und Schwefels, wo auch das wilde Tier und wo der falsche Prophet sind. Und sie werden gequält werden tags und nachts für die Äonen der Äonen" (Offb 20:7-11). Die jauchzende Heilsvollführung im Millennium wird schmählich unterbrochen. Eine Pleite. Wer erlebt die Pleite, etwa Gott? Nein, weil Gott souverän weiter handelt. Sein Handeln ist aber auch hier noch eine Anbahnung. ER kommt zum Ziel, verlassen wir uns darauf! Darum bahnt er immer wieder den Heilsweg an, um zum Ziel zu kommen. Alle satanischen Tragödien geben ihm die Veranlassung, immer wieder das Heil anzubahnen, bis ihm die Vollführung niemand verhindern kann. Und dann ist der wunderbare Gott „alles in allem“.

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39. Gottes Zeiten 6