Fromme Werbesprüche - Spr 20:6

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228. Fromme Werbesprüche - Spr 20:6

Die meisten Menschen rufen ein jeder seine Güte aus; aber einen Mann der Treue - wer wird ihn finden?

Der Sinn der ersten Zeile ist wohl: Es gibt so viele Menschen, und doch empfiehlt sich jeder nur selbst...! Ist uns dies heute nicht auch bekannt? Sogar auf christlichen Werbeplakaten werden Männer mit Ruf und Titel und mit hohen Attributen bekanntgemacht; noch schlimmer ist es, wenn Diener Gottes für sich selbst werben und sich selbst empfehlen! Es wäre besser, nach Spr 27:2 zu handeln: "Es rühme dich ein anderer und nicht dein eigener Mund, ein fremder und nicht deine Lippen!" Luther übersetzte Spr 20:6 so: "Viele Menschen werden fromm gerühmt...!" Ja, es gibt viele, die dem Hilfesuchenden gönnerhaft Aussichten eröffnen und fromme Versprechungen machen, dann aber solche, die darauf bauen, im Stich lassen. Der Segenswunsch "Gehet hin in Frieden, wärmet und sättigtet euch!" klingt zwar sehr fromm im Sinne der ausgerufenen Güte, kann aber den Nackten nicht kleiden und den Hungernden nicht sättigen; "der Glaube ohne Werke ist in sich selbst tot" (Jak 2:14-17)! Auch Jesus hat vor der Heuchelei der frommen "Schauspieler" gewarnt, die einer staunenden Menge ihre Almosengabe durch Posaunenton ankündigen ließen; Er riet, die Barmherzigkeit im Verborgenen zu wirken (Mt 6:1-4).

Jesus bezeichnete es auch als frommes Schauspiel, wenn Menschen eine freiwillige Enthaltsamkeit öffentlich kundwerden ließen; er empfahl, "da Haupt zu salben und das Angesicht zu waschen, um den Menschen nicht als Fastender zu erscheinen" (Mt 6:16-18). Nur wenige sind es, die nicht nur "fromme Sprüche machen", sondern ihre Ankündigungen auch wahr machen: der großen Menschenmenge gegenüber (BUB) steht ein zuverlässiger Mann (E), ein Mann der Treue (BA); seine Glaubwürdigkeit äußert sich darin, dass er sich selbst in Wort und Tat treu bleibt und dann auch anderen die Treue hält, so dass sie sich auf ihn verlassen können. Der Prophet Jeremia forderte in traurigem Spott zu Streifzügen durch die Gassen Jerusalems auf, um einen zu finden, der Recht übt und der Treue sucht (Jer 5:1). Die meisten Menschen rufen ein jeder seine Güte aus; neben der "Begierde des Fleisches" und der "Lust der Augen" gehört "die Prahlerei des Lebens" zu den Grundprinzipien dieser Welt (1Jo 2:16). So müssen wir es mit Paulus beklagen, dass auch bei den Dienern Gottes sich oftmals "einer aufbläht gegen den anderen" und "höher von sich denkt, als zu denken sich gebührt", obwohl auch der vollmächtigste Dienst letztlich nur ein Gottesgeschenk ist (1Kor 4:6 - Röm 12:3). Damals wie heute legt man viel Wert auf "Empfehlungsbriefe" (2Kor 3:1) und rühmt sich dem Ansehen nach und nicht dem Herzen gemäß (2Kor 5:12). Diesen frommen Werbefeldzügen gegenüber verzichtete Paulus weitgehend auf Eigenruhm; er rühmte sich lieber seiner Schwachheiten und des Kreuzes Christi in seinem Leben (2Kor 12:9 - Gal 6:14). Ihr rühmet euch in euren Großtuereien? Alles solches Rühmen ist böse!" stellte Jakobus in Jak 4:16 fest.

Einen Mann der Treue - wer wird ihn finden? Scheinbar ohne Antwort verhallt diese resignierende Frage im Raum! Wie darf aber unser Herz frohlocken, dass es EINEN gibt, der uns Treue hält, und der im Wort der Wahrheit nicht nur seit langen Zeiten Seine Güte ausgerufen hat, sondern Seine ewige Treue in der Menschwerdung Christi unter Beweis stellte! "Er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen", ist der Grund unseres Heils, auch wenn wir untreu sind (2Tim 2:13)! Und Tit 3:4 bezeugt: "Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Rettergottes erschien: errettete Er uns... nach Seiner großen Barmherzigkeit!"


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229. Die Augen des richtenden Königs - Spr 20:8-9