Fröhliche Lieder - eine Arznei für Traurige - Spr 25:20

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293. Fröhliche Lieder - eine Arznei für Traurige - Spr 25:20

Einer, der das Oberkleid ablegt am Tage des Frosts, Essig auf Natron: so wer einem traurigen Herzen Lieder singt.

Wer jemals geistliche und seelische Hilfe für entmutigte, ermüdete und depressive Menschen leisten wollte, wird um diese Gesetzmäßigkeit wissen und sie beachten. Phrasen wie "Kopf hoch! Es wird schon wieder werden" sind da wie pures Seelengift, und auch fromme Redensarten und oberflächlicher "geistlicher" Rat können geradezu glaubenszerstörend wirken. Wieviel mehr, wer mit Gesänglein ansingt ein missmutiges Herz (BUB); die wirkt wie ein eisiger Luftzug am Tage des bitteren Frostes auf den, der sich seiner Kleidung entledigt hat: Es droht ihm "geistliche Lungenentzündung"! Noch ein anderer Vergleich wird für solcherlei unweise Seelsorge herangezogen; sie wirke wie Essig auf Natron. Ich habe mir sagen lassen, dass dies zu einer chemischen Reaktion führt, bei der u.a. Natrium-Acetat entstehe - ein ungenießbares, wenn nicht giftiges Salz, das keineswegs der geforderten Salzkraft des Evangeliums entspricht, sondern nur als unbrauchbar und schädlich weggeschüttet werden kann (Mt 4:13).

Wenn sich betrübte, abgrundtief traurige und depressive Menschen in der Seelsorge mit ihrer Not offenbaren, dann bedeutet dies allein schon eine seelische Entblößung - das Ablegen des schützenden Gewandes! Statt des Frostes billiger frommer Rezepte bedarf es da der wärmenden Liebe, die sich "mit den Fröhlichen freut", aber auch "Womit den Weinenden weint" (Röm 12:15). "Aber den Kummer des anderen übernehmen, als sei es der eigene - wer kann das? Hier wird unsere ganze Armut offenbar" (Pastor W. Busch in "365 mal ER"), zumal, wenn wir uns an unserem Hohenpriester Jesus messen, der in Seiner großen Barmherzigkeit "Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, weil Er in allem versucht worden ist wie wir in der gleichen Weise" (Hebr 4:15). Dies ist jedoch der einzige Weg, Hilfe für Betrübte zu leisten, wenn man ähnliche dunkle Gotteswege geführt wurde und darin den Christus in einer Weise erlebte, dass man nun "mit Seinem Trost trösten kann" (2Kor 1:3-11)!

Wie erfuhren die in Babylon gefangenen Juden den Hohn ihrer Feinde, die nicht nur mit Gesänglein ansangen das traurige Herz, sondern als ihre "Folterer" sie aufforderten, ihnen eines von ihren freudevollen Zionsliedern zu singen! Sie antworteten: "Wie sollten wir ein Lied JAHWEHs singen auf fremden" - anderen Mächten angehörenden - "Territorium? Wenn ich deiner vergäße, Jerusalem, so verdorre meine Rechte" (Ps 137:1-6)!

Der Apostel Jakobus weist uns in die rechte Ordnung: "Leidet jemand unter euch Trübsal? Er bete! Ist jemand guten Mutes? Er singe Loblieder!" (Jak 5:13)! Dazu gehört dann wohl auch jenes heilende Selbstgespräch mit unserer seufzenden Seele, das wir in Ps 42:5+11 sowie in Ps 43:5 aufgezeichnet finden. "Was beugst du dich nieder, meine Seele, und stöhnst in mir? Harre auf Gott! Denn ich werde ihn noch preisen für die Rettungen seines Angesichts!" Dem entspricht in Eph 5:19 die Mahnung, dass "wir uns selbst zusprechen sollten in Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern... in unseren Herzen" - wie es gute Handschriften des Grundtextes wiedergeben. Was wir in unseren Tagen brauchen, ist nicht das Ansingen und Anpredigen sondern die Hirtengabe derer, die sich im heiligen Hörschweigen "das Ohr öffnen ließen" und dann befähigt wurden, mit gereinigter Zunge "Müde durch einen Zuspruch aufzurichten" (Jes 50:4-5); leben wir doch auch als Gotteskinder in einer durch und durch kranken und krankmachenden endzeitlichen Welt!


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294. Feurige Kohlen - Spr 25:21-22