Feurige Kohlen - Spr 25:21-22

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294. Feurige Kohlen - Spr 25:21-22

Wenn deinen Hasser hungert, so speise ihn mit Brot, und wenn ihn dürstet, so tränke ihn mit Wasser, denn glühende Kohnen wirst du auf sein Haupt häufen, und JAHWEH wird dir erstatten (vergelten).

Erstaunlicherweise wird schon im Alten Bund gefordert, dem feind, der sich in Existenznot befindet, Liebe zu erweisen - nicht die Liebe des Gefühls, sondern die "agapä" willentlicher Liebestat. Die von Jesus genannte Überlieferung, wonach "der Nächste zu lieben und der Feind zu hassen" sein, entstammt nicht dem AT, sondern den Traditionen der zelotischen Qumran-Sekte (vgl. Mt 5:43-44). Aber wird nicht im Gesetz Gottes eine Vergeltung "Auge um Auge, Zahn um Zahn, Bruch um Bruch" gefordert (2Mo 21:24 - 3Mo 24:20)? Diese Forderung eines angemessenen, maßvollen Gerichtes gilt jedoch der gottgesetzten staatlich-richterlichen Gerechtigkeit, wie es auch in Röm 13:1-4 von ihr als einer "Dienerin Gottes" verlangt wird, die damit dem gesetzlosen Chaos begegnen soll. Das Gebot der Feindesliebe hingegen ist persönlich gemeint, als Verzicht auf Vergeltung,. Wenn man die neutestamentliche Ausweitung mit einbezieht, welche sogar die Vergeltung des Bösen mit Gutem, des Schimpfwortes mit Segensgebet empfiehlt, dann könnten wir das als "ungeheuerliche Überforderung" empfinden, die der Mensch unmöglich erfüllen kann (Röm 12:20-21 - 1Petr 3:8-9 - Lk 6:27-29 - Lk 6:35-36). Doch sollten wir bedenken, welche innere Befreiung und Erlösung solches Handeln gegenüber dem Feind bewirkt, uns die wir "verhasst sind und andere hassen" (Tit 3:3) - wenn nicht gar uns selbst -, eine Befreiung vom Zwang zu hassen! Welche kostbaren Gottesverheißungen werden in Jes 58:8-12 dem zugesprochen, der seine Speise", ja "seine Seele dem Hungrigen darreicht und die niedergedrückte Seele sättigt", indem er auf Verachtung und Hass verzichtet. "Sein Licht wird aufstrahlen in der Finsternis", und "sein Dunkel wird sein wie der Mittag"!

Das Speisen des Hassers mit Brot und das Tränken mit Wasser bedeutet Feuerkohlen auf seinem Haupte aufzuhäufen. Glühende Kohlen sind ein Symbol für Gericht und Läuterung. Delitzsch deutet sie als "den brennenden schmerz und das Schamgefühl über unverdiente, vom Feind empfangene Wohltaten" - ein schmerzlicher, aber heilsamer Läuterungsprozess - so wie alle Gottesgerichte heilspädagogische Maßnahmen Seiner "feurigen Liebe" sind (vgl. Hl 8:6-7)! Es ist überhaupt bedeutsam, wie Jesus die Forderung der Feindesliebe begründet: Er führt sie auf das Wesen Gottes zurück, der "Seine Sonne aufgehen lässt über Gerechte und Ungerechte, und es regnen lässt über Fromme und Gottlose"; in der Darstellung Seiner "vollkommensten" Wesensqualität als "Söhne des Höchsten" (Mt 5:43-48 - Lk 6:35-36). Ohne Gottes Feindesliebe, der auf dem Haupt Seines Sohnes die Feuerkohlen aller Gerichte aufhäufte, hätte keiner von uns je das Heil erlangt"! Gerne möchten wir Adolf Heller zustimmen, da da schrieb (in "200 biblische Symbole"): "Ob wohl Gott am Ende auch Seinem hungernden und dürstenden Feind... mit dem Christus-Lebensbrot speisen und mit dem Lebenswasser Seiner Segnungen tränken wird? Wer Spr 25:1+21 und Röm 12:20 nicht nur als Gebot für arme, schwache Menschen, sondern vielmehr... als Selbstoffenbarung Gottes verstanden hat, der vermag in heiliger Freude des Glaubens eine klare Antwort darauf zu geben!"?

In 2Kö 6:14-23 wird von einem Gotteswunder durch Elisa an den feindlichen Heeren der Syrer berichtet, das zu ihrer Einkesselung durch das Heer Israels führte. "Und der König Israels sprach zu Elisa...: Soll ich schlagen, soll ich schlagen, mein Vater? Aber dieser sprach: Du sollst nicht schlagen.. Würdest du die schlagen, die du mit deinem Schwert und deinem Bogen gefangen genommen hättest? Setze ihnen Brot und Wasser vor, dass sie essen und trinken und dann zu ihrem Herrn ziehen" (2Kö 6:21-22)! Möge Gott uns zurüsten, Seinem Wesen gemäß zu handeln und uns als seine Söhne zu erweisen!


Lies weiter hier:

295. Ein verderbter Brunnen - Spr 25:26