Eisen wird durch Eisen geschärft - Spr 27:17

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314. Eisen wird durch Eisen geschärft - Spr 27:17

Eisen wird durch Eisen geschärft, und ein Mann schärft das Angesicht seine Gefährten.

Israel stand damals im Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit. Die ersten Eisenschmelzer waren die Hethiter, Schmelzöfen aus der damaligen Zeit fand man im Libanon, und das Schmiedehandwerk befand sich in den Händen der Philister (1Sam 13:10-23). Die eisernen Gefäße, Wagen, Waffen und Werkzeuge der Kanaaniter waren aus Tyrus importiert. Für einen Israeliten stellte darum ein eisernes Werkzeug oder eine eiserne Waffe einen hohen Wert dar, und es war schon ein Grund zum "Schreien", als einem Prophetenschüler des Elisa beim Bäume fällen die Schneide einer geliehenen Axt in den Jordan fiel (2Kö 6:1-7). Ein solch wertvolles eisernes Werkzeug musste gepflegt werden: während man dies heute am Schleifstein verrichtet, wurde damals Eisen durch Eisen geschärft etwa wie beim "Dengeln" der Sensenschneide. Nur mit einem scharfen Werkzeug konnte man wirklich gut arbeiten!

So ist auch unsere Person, unser Leib samt Seele und Geist, ein "Werkzeug" entweder ein solches "der Sünde und der Ungerechtigkeit" im Dienst Satans, oder ein "Werkzeug der Gerechtigkeit" in Gottes Dienst (Röm 6:13-14).

Um auch dieses Werkzeug scharf und profiliert zu halten, schärft (DEL: schleift) ein Mann das Angesicht seines Gefährten. Das Angesicht meint seine Erscheinungsweise, seine Wesensart und sein Verhalten; der Umgang eines Mannes mit seinem Gefährten und Freund, des Bruders mit dem Bruder, sollte charakterbildend und verfeinernd wirken, so dass einer dem anderen die Ecken und Schroffheiten abschleife damit beide zum guten Werkzeug im Dienste Gotte würden! Gott will ja nicht den in sich selbst verliebten, anpassungssüchtigen, unauffälligen "Normalbürger" in Seinem Reich, sondern durchaus geprägte Persönlichkeit. Diese sollen sich begegnen, ergänzen, korrigieren und zum besseren Dienst befähigen. Freilich darf solches "Schleifen" nicht in der Schärfe des Fleischwesens geschehen, sondern so, dass man "die Wahrheit festhält in Liebe", aber auch "die Liebe in der Wahrheit" (Eph 4:15). Und wenn wir gar wie der Prophetenschüler seine Axt, das "geliehene" Gotteswerkzeug "verloren haben", indem wir unseren Dienst nicht mehr wahrnehmen, dann bedarf es oft eines Propheten Elisa, der durch das "grüne Holz des Kreuzes" das Verlorene wiederbringt, so dass wir mit erneuerten Gnadengabe Gott dienen können - im Aufbau der "Prophetenschule" zu einer Behausung Gottes im Geist (2Kor 6:1-7 - Eph 2:22)!

Die Grenze zwischen der Profilierung des Bruders durch uns und unserer Profilierung und Schärfung durch den Bruder, ist freilich schmal: nicht Zank und Streit, Neid, Missgunst und Eifersucht sollten solch brüderlichen Dienst bestimmen!

In Antiochien "widerstand" Paulus dem Petrus "ins Angesicht" und bezichtige ihn der Heuchelei, weil er aus Furcht vor besuchenden Judenchristen die Tischgemeinschaft mit den Gläubigen aus den Völkern verließ und sich - wegen der Speisegesetze - an den Tisch der jüdischen Gläubigen setzte. Damit gab er aber in der Praxis die Freiheit in Christo auf, die er längst im Geist erkannt und bejaht hatte (Gal 2:11-18). Es wird uns nicht berichtet, was Petrus dem Paulus geantwortet hat, aber offensichtlich hat er sich sagen lassen. Dies aber ist eine Eigenschaft der "Weisheit von oben" (Jak 3:17).

Ob aber der erbitterte Wortstreit des Apostels Paulus mit seinem gesegneten Mitarbeiter Barnabas in der Frage, ob Markus sie fernerhin begleiten sollte - noch zu dem gottgewollten Schärfen des Angesichts gezählt werden kann, ist fraglich; zerbrach doch darüber eine gesegnete Arbeitsgemeinschaft (Apg 13:13 - Apg 15:37-39).

Gott möge uns davor bewahren, dass unsere Zunge "ein scharfes Schwert" ist (Ps 57:4). Er gebe uns vielmehr, dass wir "das zweischneidige Schwert des Wortes Gottes" als Sein kostbarstes Werkzeug im Dienst allezeit "scharf halten" (Hebr 4:12)!


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315. Nur Geduld - Spr 27:18