Die erste Gemeinde

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Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Die Apostelgeschichte Kapitel 2

1. Teil: Vers 1-13 siehe:
2. Teil: Vers 14-36 siehe:
3. Teil Vers 37-47 siehe unten

Die erste Gemeinde

Apg 2:37

„Als sie das hörten, ging ihnen ein Stich durch das Herz, und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Männer, Brüder?“

Die Pfingstbotschaft Petri war offensichtlich vom Erfolg gekrönt, denn es geschah das, was wir in Hebr 4:12-13 lesen: „Denn das Wort Gottes ist lebendig, wirksam und schneidender als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Teilung von Seele und Geist, sowie von Gelenken als auch Mark; es ist Richter der Überlegungen und Gedanken des Herzens“ – und durch die Herzen der Menge ging tatsächlich ein Stich, das Wort tat seine Wirkung!

Was war geschehen? In der Kraft des Geistes hatte Petrus zu Israel gesprochen und das Hauptelement, Christus, treulich verkündigt. Die Menge begann, ihre Sünden und ihren Abfall in demselben Licht zu sehen, wie Gott es tut. Das Bewusstsein ihrer Schuld geht ihnen wie ein Stich durchs Herz. Aber Gottes Geist wirkt weiter, schuldbewusst fangen sie an zu fragen: „Was sollen wir tun?“ Der durchdringende Schmerz öffnete offensichtlich ihre verschlossenen Herzen, wurde in den Menschen wirksam und führte zu der ehrlichen Frage, die uns aber zeigt, wie ratlos die Menge war.

Nun müssen wir wissen, dass die Juden sehr wohl Gottes Wort, die alttestamentlichen Schriften, kannten, und sie wussten deshalb nur zu gut, dass ihnen das Königreich verheißen war, und zwar durch Gott Selbst! Doch genauso gut wussten sie von ihren Propheten, dass vor der Errichtung des verheißenen Königreichs der Zorn Gottes erwartet werden musste – vorausgesetzt, dieser Jesus war wirklich ihr Messias!

Dies alles dämmerte in ihren Herzen auf und Angst und Beklemmung einerseits, aber auch eine aufkeimende Vorfreude drang in ihnen durch – vor diesem Hintergrund müssen wir ihre Frage sehen: „Was sollen wir tun, Männer Brüder?“

Apg 2:38

„Petrus erklärte ihnen: <Sinnet um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das Geschenk des heiligen Geistes erhalten.“

Die Menge legte als echte Juden den Nachdruck auf „das Tun“, doch auch Israel muss lernen, dass der Mensch letztendlich nicht durch Gesetzeswerke gerecht wird, also nicht durch sein eigenes Tun, sondern durch eine innere Herzensumwandlung, die allein durch das wirksame Wort bewerkstelligt wird. In diesem Sinn vernehmen wir jetzt des Petrus Antwort!

Beachten wir, dass Petri Rede, also das Wort Gottes, dreierlei bewirkt hat: Schuldbewusstsein, Herzensqual und schließlich das Verlangen, etwas zu tun, um die Gunst Gottes wiederzugewinnen.

Lasst uns hier einmal kurz innehalten und uns fragen, wie viel Kraft wir zum Beispiel bei einer Evangelisation oder im Einzelgespräch mit Ungläubigen einerseits, unserer eigene Überredungskraft, und andererseits der Kraftwirkung des Geistes, zutrauen? Auch wir müssen immer wieder lernen, dass einzig und allein das Wort Gottes wirksam sein kann, wir sind dabei nur Werkzeug oder Kanal!

Petri Botschaft gründet auf dem Erdenleben des Herrn Jesus, sein Inhalt kann für uns heute nicht als Vorbild dienen. Unser Evangelium, durch Paulus geheroldet, beginnt mit Jesu Tod am Kreuz, wie es 1Kor 15:3-4 lehrt. Die Umsinnung und Taufe (mit Wasser) auf den Namen Jesus Christus kann uns, den Körpergliedern, nicht dienlich sein, wiewohl vieles von hier auch uns nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in Gerechtigkeit ist, damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk, wie es Paulus seinem Timotheus empfahl (2Tim 3:16).

Apg 2:39

„Denn die Verheißung ist euer und eurer Kinder und all derer, die in der Ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.“

Wir haben zurückliegend versucht darauf hinzuweisen, dass die Pfingstrede des Petrus für uns vom Inhalt her kein Muster sein kann, weil sie allein das Volk Israel betrifft, genauso wie Jesu Erdenleben allein den verlorenen Schafen vom Hause Israel galt (Mt 15:24) und der Herr sogar Seinen Jüngern befahl, nicht auf den Wegen der Nationen, sondern auf denen des Hauses Israel zu gehen (Mt 10:5-6). Trotzdem dient uns auch bei Petrus vieles, vor allem aber, wie er immer wieder auf Gottes Wort zurückgreift, sich also nicht auf Menschenweisheit, Beredsamkeit, eingeflochtene Geschichtchen und dergleichen verlässt, wie es auch heute noch vielfache Gepflogenheit ist. Wir Menschen können alles Mögliche versuchen, andere für Christus zu gewinnen und erleben dabei einen Fehlschlag nach dem anderen – allein das Wort Gottes, das in der Kraft des heiligen Geistes dargereicht wird, kommt, wie es Jes 55:11 verheißt, nicht leer zu Gott zurück!

Die Worte Petri sind an die Zuhörer, Kinder und all jene in der Ferne gerichtet, also eine echt israelische Verheißung. Israeliten befanden sich ja nicht nur innerhalb der Landesgrenze, sondern waren in viele Länder zerstreut, weswegen ja die zwei Petrusbriefe auch den (israelischen) Auswanderern in der Zerstreuung gelten (1Petr 1:1) und Jakobus seinen Brief sogar „an die zwölf Stämme in der Zerstreuung“ richtet (Jak 1:1), wobei auffällt, dass Jakobus alle zwölf Stämme als existent voraussetzt! Wenn die fromme Christenheit bei „jenen in der Ferne“ Israel einfach beiseite geschoben hat und sich selbst an dessen Stelle gesetzt hat, so hat dies zu einer verhängnisvollen Fehlentwicklung geführt – das eigene Berufungsziel wurde immer mehr verdunkelt! Hier sehen wir eine Ursache, warum sich ein Großteil der Predigten auf die (so genannten) vier Evangelien stützen, die ja reine Königreichsbotschaft vermitteln, das Evangelium des Paulus aber, welches unser Erwartungsgut beinhaltet, mehr als vernachlässigt wird!

Apg 2:39

„Denn die Verheißung ist euer und eurer Kinder und all derer, die in der Ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.“

Wir möchten den Schluss unseres Leitverses nicht übergehen: „… so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.“ Das bedeutet auch für Israel: Gott ist der Wirkende, nicht der Mensch! Erinnern wir uns an die Worte Jesu in Joh 6:29, die Er ja nicht an uns, sondern an die Juden richtete: „Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat!“, oder im selben Kapitel an Vers 44: „Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht“! Damit ist überdeutlich, dass kein Mensch von sich aus zu Gott finden kann – Gott ist in jedem Fall, ob Königreichs- oder Körpergemeinde, der „zuerst Wirkende“!

Da wir heute in einer Zeit leben, wo so schrecklich viel auf Psychologie gesetzt wird, um die Menschen für irgendetwas zu gewinnen und auch vielfach die Gläubigen auf diesen Zug mit aufgesprungen sind, sei noch an 1Kor 2:1-5 erinnert, wo ein in Furcht und im Fleisch schwacher Apostel seine Botschaft nicht mit überlegenen Worten oder menschlicher Weisheit ausrichtete, sondern allein in Erweisung und Kraft des Geistes.

Israel hört das Wort und wird von diesem zu Jesus gezogen, danach muss es, wie Petrus sagte, umsinnen, sich der Wassertaufe auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung der Sünden unterziehen und danach wird es das Geschenk des heiligen Geistes erhalten. Wir hingegen, die Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu, hören ebenfalls zuerst das Wort, erhalten den Glauben (das ist der Zeitpunkt unserer Berufung) und werden dann ohne irgendwelche Vorbedingungen mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen, versiegelt (siehe Eph 1:13), was bedeutet, dass wir, was unsere Rettung in der Gnade betrifft, für den Feind unangreifbar geworden sind! Diese Tatsache muss uns ein täglicher Zuspruch und Grund zur Dankbarkeit sein!

Apg 2:40

„Auch mit anderen Worten mehr bezeugte er und sprach ihnen zu: Lasst euch aus dieser verkehrten Generation retten!“

„Lasst euch retten …“ mahnt Petrus die versammelte Menge, und fordert damit zu einer Entscheidung auf. Wir haben schon gehört, wie er zur Umsinnung und zur Taufe auf den Namen Jesu Christi aufrief, nämlich sich mit dem Messias in der Wassertaufe zu identifizieren und auf diese Weise dem abtrünnigen Volk zu bekennen, dass dieser Jesus tatsächlich der Sohn Gottes ist.

Lasst uns einmal den feinen Unterschied zwischen Israel und uns, der Körpergemeinde, herauskristallisieren: Umsinnung und Taufe hat ja bei Israel die Erlassung der Sünden zur Folge, es sind hier deutlich „Werke“ im Spiel! So konnte Jakobus dann auch schreiben, dass die Rechtfertigung allein aus Glauben nicht genügt, es bedarf der Werke (Jak 2:14-26). Auf einer höheren Stufe liegt dagegen die von Paulus verkündigte Rechtfertigung, sie kommt allein „durch Glauben“, damit sie der Gnade gemäß sei (siehe Röm 4:16 und Röm 11:6)! Bei Israel ist es der König aus dem Hause Davids, den Gott als Herr über Israel gesetzt hat und welcher den Sündenerlass gewährt. Im Römerbrief, der uns gilt, ist Gott Selbst der große Rechtfertiger (Röm 3:26 und Röm 8:33), das bedeutet ja für uns, dass wir jeglichem Gericht enthoben sind, was zu einem herrlichen tiefen Frieden mit Gott führen darf.

Noch ein Wort zu „dieser verkehrten Generation“: Die Menschen halten, wie es Röm 1:18 ff lehrt, die göttliche Wahrheit in Ungerechtigkeit nieder, weil das über Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist. Denken wir nur an die heute so viel gepriesene Lehre der Evolution – sie ist im Grunde ein einziger Protest gegen Gott! Darum steht über dieser verkehrten Generation das dreifache „dahingegeben“ (Röm 1:24.26 und 28).

Apg 2:41

„Die nun sein Wort willkommen hießen, ließen sich taufen; so wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugefügt.“

Das Gegenteil von „willkommen heißen“ ist „unwillkommen sein“, also „ablehnen“ oder „nicht annehmen“! Damit sind wir wieder bei den Werken, die zu Israels Glaubensleben einfach dazu gehören. Wir sahen bereits, dass auch ein Israelit nicht zu Jesus kommen kann, wenn ihn der Vater nicht zieht, das ist die eine Seite – doch die andere Seite lässt auch die Möglichkeit offen, dass jemand, den das Wort wohl trifft, es trotzdem ablehnt! Anders kann ja unser Leitvers nicht verstanden werden, denn er lässt durchaus zu, dass viele Zuhörer die Worte des Petrus nicht willkommen hießen und sich nicht taufen ließen.

Auch hier ein kurzer vergleichender Blick auf uns: Hätten auch wir die Möglichkeit, Gottes Wort, das uns trifft, abzulehnen? Um eine Antwort zu finden, müssen wir zwischen Auserwählten und Nichtauserwählten differenzieren. Wird ein „Nichtauserwählter“ mit Gottes Wort konfrontiert, wird er darüber lächeln oder gar spotten; hingegen wird ein gemäß Eph 1:4 von Gott in Christus vor dem Niederwurf der Welt „Auserwählter“ nie ablehnen können, wenn das Wort ihn trifft, weil dieser ja von Gott in Liebe zum Sohnesstand durch Christus vorherbestimmt ist und Gott Sich nicht irren kann! Wohlgemerkt, wir sprechen hier von den Gliedern der Körpergemeinde Christi Jesu!

Doch zurück zu Israel und unserem Leitvers: Was wir hier sehen, ist nichts anderes als ein (möglicher) Anbruch des verheißenen irdischen Königreiches! Israel hat, zumindest theoretisch, die Möglichkeit, Jesus als Messias anzunehmen – wir sehen hier, wie es später im Königreich sein wird.

Apg 2:42

„Sie hielten aber fest an der Lehre der Apostel, der Gemeinschaft, dem Brechen des Brotes und den Gebeten.“

Unser heutiger Leitvers zeichnet uns ein wunderbares Bild von der ersten Urgemeinde des Königreichs. Sie ist die Grundhaltung aller wahren Gläubigen und ist auch vorbildlich für uns, auch wenn der Inhalt unserer Lehre eine andere ist als die des Petrus und der damaligen Apostel. Entscheidend und damit auch für uns vorbildlich ist, dass sich die Gemeinde nicht von jedem Wind der Lehre wie brandende Wogen hin und her werfen und umhertragen lässt durch die Unberechenbarkeit der Menschen, durch die List, die darauf ausgeht, den Irrtum planmäßig zu verbreiten, wie es uns Eph 4:14 lehrt. Das Zusammenhalten war das gemeinsame Streben nach tieferem Eindringen in das Wort der Wahrheit und das Bedürfnis nach einem praktischen Ausleben des Erkannten.

Lukas nennt vier besondere Punkte, die für den Fortbestand und das Wachstum wichtig waren: Zuerst steht „die Lehre“, die sich hier natürlich auf das reine Königreich bezieht. Es ist das tiefere Eindringen in die Schrift. Die weiteren drei Punkte können wir unter dem Begriff „Gemeinschaft“ zusammenfassen, es ist praktisch Gottesdienst und Nächstenliebe. Nicht das Genießen ist das Ziel und Wesen dieser Gemeinschaft, sondern Dienst, heiliger Dienst im täglichen Leben und Verkehr untereinander!

Uns kann bei diesen Worten wichtig werden, dass auch wir unverbrüchlich in der Lehre unseres Apostels, nämlich Paulus, verharren. Gerade die zwei unterschiedlichen Lehren, einmal die vom irdischen Königreich für Israel und zum andern unsere überhimmlische Berufung, das Evangelium der Gnade, werden heute nur zu gerne vermischt – das Resultat ist eine völlige Verdunklung der eigenen Berufung. Halten also auch wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, an der Lehre Pauli fest – sie allein führt uns sicher in unsere künftige Heimat in der Herrlichkeit!

Apg 2:43

„Doch kam Furcht über jede Seele, denn es geschahen durch die Apostel viele Wunder und Zeichen in Jerusalem. Auch war die Furcht bei allen groß.“

In Hebr 6:5 lesen wir von „den Kräften des zukünftigen Äons“, und dieser zukünftige Äon ist nach dem Kalender Gottes der dem gegenwärtigen dritten Äon folgende „vierte Äon“, er beinhaltet zuerst einmal das verheißene irdische Königreich. Das Geschenk des heiligen Geistes, welches die Apostel mit Wunder und Zeichen ausstattete, waren jene Kräfte, von denen der Hebräerbrief schreibt und die eindeutig dem zukünftigen Königreich zugeordnet werden müssen! Die Kräfte wie Wunder und Zeichen werden das Königreich einleiten!

Wir legen auf diese erste Ausführung großen Wert, weil gerade in der heutigen Zeit viele wundersüchtige Gläubige durch charismatische Bewegungen verführt und in die Irre geleitet werden!

Wir finden auch bei Jesu Erdenleben in den vier Evangelien viele dieser Wundergaben, sie gelten allesamt, wie Jesus Selbst sagte, den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel (Mt 15:24). Auch die Apostelgeschichte beinhaltet, wie wir sehen, Wunder und Zeichen, aber nur in jenen Teilen, die wir Israel zuordnen müssen.

Nun kann natürlich der Einwand folgen: Aber Paulus hat doch bekanntermaßen auch Wunder und Zeichen vollbracht! Das ist richtig, aber er konnte sie nur vollbringen, solange er „Königreichsevangelium“ verkündigte und solange die ersten Glieder der Körpergemeinde noch unter dem Vorrang Israels standen (was solange gegeben war, bis Israel endgültig verstockt wurde). Zu jener Zeit waren die Anhänger Pauli noch Unmündige und die bis dahin bekannte Wahrheit war nur ein Bruchteil dessen, was noch enthüllt werden sollte (im Korintherbrief ist das nachzulesen, u.a. in 1Kor 13:9).

Wir wollen an das Gestrige anknüpfen, weil wir ein klares Urteilsvermögen haben müssen, wie heute mit Wunder und Zeichen umgegangen werden muss! Deshalb zuerst noch ein Wort zu Paulus:

Der Korintherbrief sagt ja deutlich, dass vieles, was in der Zeit der Unmündigkeit hilfreich war (also auch Wunderkräfte), abgetan wird (1Kor 13:8). Wir werden noch am Schluss dieser Apostelgeschichte miterleben, wie das Königreichsangebot an Israel zurückgezogen und Israel beiseite gestellt wurde. Zu dieser Zeit schrieb Paulus als Gefangener in Rom seine bekannten Gefängnisbriefe, womit für die Körpergemeinde die Zeit der Reife anbrach. Die Körperglieder Christi Jesu sind keine Unmündigen mehr, sondern sind in den Sohnesstand erhoben mit der Folge, dass die Gaben des heiligen Geistes nicht mehr sichtbar in Wunderkräften zum Ausdruck kommen, sondern geistlicher Art sind (siehe Eph 1:3 ff). Angedeutet hat dies Paulus schon in 1Kor 12:31, nämlich den Blick weg von den sichtbaren Kräften und hin auf die größeren Gnadengaben zu richten – es ist nur logisch, dass die Kräfte des zukünftigen Äons ausgesetzt werden mussten, also der Anbruch des Königreichs, in dem wir ja mit unserem Leitvers stehen, auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, nämlich in den „zukünftigen Äon!“

Widerstrebende wie Jannes und Jambres, von denen wir in 2Tim 3:8 lesen und die schon Mose widerstanden, gibt es auch heute mehr als genug, nicht umsonst leben wir heute in einer gegenwärtigen gefährlichen Frist. Wer sich heute nach den Kräften des zukünftigen Äons ausstreckt und dies auch noch lehrt, betrügt die Gläubigen insofern, dass diese nicht zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können, der Widerwirker hat sie in seine Falle gelockt (2Tim 2:26 und 2Tim 3:13).

Wie heimtückisch Wunder und Zeichen sind, machte selbst Jesus während Seines Erdenlebens klar. Auch Er verkündigte reine Königreichsbotschaft, unterstützt durch eben jene dazugehörenden Wunderkräfte. Viele glaubten damals an Seinen Namen, aber nicht weil sie im wahren Sinn gläubig waren, sondern weil sie Seine Machttaten bestaunten. Als dann die Wunder und Zeichen nachließen, schrien dieselben, die vorher „Hosianna“ gerufen hatten: „Kreuzigt Ihn!“; in Joh 2:23-24 lesen wir von solchen. Jesus distanzierte Sich klar, indem Er Sich ihnen nicht anvertraute – Er kannte sie alle!

Wir sehen, an Wunderkräfte zu glauben, weil man sie sieht und tief beeindruckt ist, ist die eine Seite, doch wie schnell löst sich solcher Wunderglaube auf, wenn die Wunder und Zeichen nachlassen! Die andere Seite trifft auf solche zu, die Gott gezogen hat und für welche die Wunderkräfte nur eine Bestätigung ihres Glaubens sind.

In Jerusalem kam erst einmal eine große Furcht über jede Seele, und Lukas wiederholt dies: „Auch war die Furcht bei allen groß!“ Übernatürliche Kräfte lösen immer ein entsprechendes Gefühl aus, bei den einen ist es „Nervenkitzel“, bei anderen „Angstgefühle“. Beides mag bei ihnen hie und da zugetroffen haben, doch bei den echten Gläubigen, also bei jenen, die umsannen und sich taufen ließen, möchten wir „die Furcht“ eher als eine tiefe „Ehrfurcht“ sehen, einmal das Erschrecken, dass sich dieser Jesus, an den sie ja nun glauben dürfen, so machtvoll erweist, zum anderen das durchdringende Erkennen, wie tief sie sich vor diesem Herrn beugen müssen.

Nachdenkenswert und passend ist hier das Wort aus Ps 111:10: „Die Furcht Jewes ist der Anfang der Weisheit; eine gute Klugheit für alle, die sie tun.“

Apg 2:44-45

„Alle Gläubigen waren aber beieinander und hatten alles gemeinsam. Die erworbenen Güter und den Besitz veräußerten sie und verteilten den Erlös an alle, je nachdem jemand Bedarf hatte.“

Unser heutiger Leitvers führt uns weiter hinein in die anbrechende Königreichsgemeinde und zeigt erneut, was „Gemeinschaft“, also Gottesdienst und Nächstenliebe, bedeutet. Und wie wir schon sagten, geht es hier nicht um das eigene „genießen“, sondern um den heiligen Dienst im täglichen Umgang miteinander.

Wir wollen diesen hier beginnenden Glaubensakt – die eigenen Güter und den Besitz zu veräußern und der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen - einmal näher betrachten, denn: Unter den heutigen Gläubigen, die so gerne das Evangelium des Königreichs auf sich beziehen, hört man über diese beiden Verse 44-45 praktisch nichts!!! Ja, es ist ja so einfach, Gemeinschaft zu haben, das Brot zu brechen und gemeinsam zu beten und es ist ja so spannend, sich nach Wunderzeichen auszustrecken, sie mitzuerleben oder gar selbst zu erhalten (z.B. die Zungengabe); doch nicht ganz so einfach fällt es jenen, die sich so gerne Israels Glaubensgut aneignen, auch die obigen Verse 44-45 zu praktizieren … da übergeht man diese Verse einfach!!!

Ja, liebe Geschwister, es ist eine merkwürdig anmutende Tatsache, wenn man selber miterlebt, wie aus dem Evangelium, welches Israel gegeben ist, nur die feinen Rosinen herauspickt, das Unangenehme aber einfach übergeht. Spricht das nicht für den falschen Weg, der hier beschritten wurde? Wenn wir trotzdem von ganz seltenen Fällen hören, wo Gläubige auch heute nach diesem Wort gehandelt und all ihren Besitz veräußert haben, so ist dies eine große Ausnahme! Hier in Jerusalem war es andersherum: Die ganz große Ausnahme war jener Fall, wo der eigene Besitz verschleiert werden sollte, wie wir noch hören werden.

Apg 2:46

„Täglich verharrten sie einmütig in der Weihestätte und brachen Brot zu Hause. Ihre Nahrung nahmen sie mit Frohlocken und in Herzenseinfalt zu sich, lobten Gott und hatten Gnade für das ganze Volk.“

Alle zum Glauben Gekommenen hatten alles gemeinsam, das war das Kennzeichen einer totalen Umsinnung und Erneuerung. Das war keine Gütergemeinschaft im Sinne einer staatlichen Verordnung, sondern eine vom Geist Gottes geleitete freiwillige neue Einstellung zum eigenen Besitz. Keiner sollte Überfluss haben und keiner sollte irgendwelchen Mangel leiden, die Aufteilung jeglichen Besitzes unter alle ließ die einzelnen Nöte überwinden.

Interessant ist, dass die messiasgläubige Gemeinde auch weiterhin in die Weihestätte, also in den Tempel, ging und damit die jüdische Gepflogenheit pflegte. Dabei ist zu fragen, wie diese Gläubigen von den anderen Juden im Tempel gesehen wurden? Hier stoßen ja hauteng Ablehner und Befürworter des Jesus von Nazareth (also Messiasgläubige) aufeinander! Wir dürfen davon ausgehen, dass die allgemeine Teilnahme am jüdischen Tempeldienst demonstrieren sollte, dass hier keine neue Sekte entstanden ist, sondern sich die Verheißungen Gottes erfüllen.

Auch das leibliche alltägliche Essen und Trinken erhielt eine ganz neue Note, es wurde zu einer Art Gottesdienst. Es darf uns ruhig auch heute noch berühren und bewegen, wenn wir lesen, wie diese Urgemeinde ihre Nahrung „mit Frohlocken“ einnahm, ja „in Herzenseinfalt“ und dabei „Gott lobte“! Mit Sicherheit gab es keine perfekten Menüs, vielmehr war das schlichte Essen, welches dem Lebenserhalt diente, Grund zur Freude, Zufriedenheit und tiefem Glücksempfinden, was schließlich auch dem Volk nicht verborgen blieb: Sie hatten Gnade für das ganze Volk, was anders gesagt bedeutet, sie fanden überall offene Türen und Interesse, es war im wahrsten Sinn „Gnadenzeit für Israel“.

Apg 2:47

„Der Herr aber fügte am selben Ort täglich neue hinzu, die gerettet wurden.“

Schon in Vers 39 sahen wir, dass nicht der Mensch sich berufen kann, sondern Gott herzuruft, und an jenem Tag (Vers 41) etwas dreitausend Seelen von Gott hinzugefügt wurden. Hier wird nachdrücklich die absolute Souveränität Gottes hervorgehoben. So konnte Jesus auch sagen: „Alles, was der Vater Mir gibt, wird bei Mir eintreffen und bleiben, und wer zu Mir kommt, den werde Ich keinesfalls hinaustreiben“ (Joh 6:37). Wo bleibt da der von so vielen Gläubigen, vor allem von den Staatskirchen, hochgehaltene freie Wille des Menschen? Es wird der Eindruck erweckt, dass der freie Wille des Menschen gegen den Willen Gottes steht, und da sich offensichtlich nur ein winziger Teil der Menschheit für Gott entscheidet, gibt Gott ein kümmerliches Bild ab (man entschuldige uns diesen Ausdruck, aber es ist das von Menschen gezeichnete Bild Gottes).

Lasst uns hier einmal buchstäblich „kindlich“ werden, indem wir uns des Knäbleins Moses erinnern, das in einem Weidenkorb auf dem Nil dahintrieb. War das Gottes oder des Kindleins Wille? Der Korb verfing sich im Schilf, das Kindlein schrie und die Königstochter wurde aufmerksam und rettete das Kind, wo es in den Palast kam und einer der größten Männer in Ägypten wurde, ja mehr noch, er wurde von Gott gerufen und ihm wurde sogar das Gesetz anvertraut, ja er redete mit Gott auf dem Berg. Wir sehen, dass hier nur Einer gemäß dem Ratschluss Seines Willens gewirkt hat: „Gott!“

Sind wir in unserem Leben unruhig, besorgt, zweifelnd – dann denke an die kleine Begebenheit in Ägypten, denke daran, wie wunderbar sich Gottes Wille selbst in kleinsten, unscheinbarsten Dingen erfüllt und auswirkt, schaue einfach nach der Hand deines Vaters aus, die selbst in den kleinsten Angelegenheiten deines Lebens eingreift – es wirkt nur Einer – unser Gott und Vater, und hierin liegt ein tiefer Friede!

Lies weiter:
3. Die Apostelgeschichte Kapitel 3