Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2

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Einleitung zu Band 2 - Jes 40-66

Die Zweiteilung des Buches wurde nicht willkürlich vorgenommen, denn tatsächlich beginnt mit Jes 40 etwas Neues - ein neuer Klang , eine neue Botschaft; eine neue zeitgeschichtliche Situation bildet den Hintergrund der meisten Kapitel. Haben wir es auch mit einem neuen Verfasser zu tun? Auf diese Frage werden wir weiter unten eingehen. Zunächst ist zu sagen: Bei allem "Neuen" ist doch der Zusammenhang mit der Botschaft Jes 1-39 nicht zu übersehen. Von "Babel", vom babylonischen Weltreich - seinem Emporkommen, seiner Macht, seinem Untergang - ist ja schon im 1.Teil des Jesajabuches mehrfach die Rede (vgl. Jes 13.14 - Jes 21 - Jes 39). Schon dort schaut Jesaja, der schon etwa von 740 - 600 v. Chr. in den Tagen der Könige Usija, Jotam, Ahas und Hiskia wirkte (Jes 1:1), im prophetischen Geist Dinge voraus, die sich erst 130 -160 Jahre später ereignen würden. Auch von Israels zukünftiger Erlösung ist nicht erst in Jes 40-66 die Rede, sondern schon in Abschnitten wie Jes 33:17-24 und Jes 35:1-10, und der Vers Jes 35:10 wiederholt sich fast wörtlich in Jes 51:11. Von Israels zukünftigem völkischen Heil und seiner Herrschaft über andere Völker sprechen nicht erst die Kapitel Jes 49 und Jes 60-62, sonder schon die Abschnitte Jes 2:2-4 und Jes 12:1-6 und andere (wobei "Herrschaft" nicht in erster Linie Zwang und Machtausübung bedeutet, sondern das Hinaustragen von Lehre, Licht und Heil). Und von der Erneuerung der Tierwelt ist - ähnlich wie in Jes 65:25 - schon in Jes 11:6-8 die Rede.

Der 2. Teil führt aber über den 1. hinaus und setzt neue Akzente. Unbestreitbar ist die Rückkehr der Juden aus dem babylonischen Exil, die der Perserkönig Kyrus 538 v.Chr. erlaubte, ein zentrales Thema der Kapitel Jes 40-66. Immer wieder ist vom "Knecht Jahres" die Rede, wer ist damit gemeint? Dies wird in den entsprechenden Stellen zu untersuchen sein. Einzigartig im ganzen alten Testament ist die Schau des Kreuzes Jesu Christi und seiner anschließenden Erhöhung in Jes 53. In den Kapiteln Jes 65 und Jes 66 treten sogar der neue Himmel und die neue Erde ins Blickfeld; dies erinnert an 2Petr 3:13 und Offb 21.

Es ist keineswegs zwingend, für Jes 40-66 einen "zweiten Jesaja" ("Deuterojesaja") als Verfasser anzunehmen. Warum sollte der Prophet, der die Zerstörung Jerusalems von 586 v. Chr. vorausgesagt hat, nicht auch die Rückkehr von 538 v. Chr. voraussagen?" fragt mit Recht das "Lexikon zur Bibel" (Fritz Reinecker). und es fährt fort: "Warum darf ein Verfasser, der sicher 40 Jahre, wenn nicht länger, geschrieben hat, keine Unterschiede in Stil und Wortwahl zwischen den Werken seiner Jugend, der Mannjahre und des Alters aufweisen.

Die Zitate aus dem Buch jesaja im Neuen Testament werden ganz selbstverständlich Jesaja zugeschrieben - darunter auch Worte aus den Kapiteln Jes 40-66. Es heißt dort etwa "damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist" - "Jesaja sagt: - "Jesaja erkühnt sich und spricht..." So wird Jes 403 in Mt 3:3 und Lk 3:4 zitiert, Jes 42:1-4 in Mt 12:17-21, Jes 53:1 in Joh 12:38 und [Röm 10:16], Jes 53:4 in Mt 8:17 und schließlich Jes 65:1.2 in Röm 10:20.21.

Es ist entscheidend wichtig ob man mit dem "Geist der Weissagung" (Offb 19:10) und mit der Eingebung durch Gottes Geist im Sinne von 2Tim 3:16 und 2Petr 1:20.21 rechnet oder nicht. Konnte dieser Gottesgeist dem Propheten Jesaja das erste und das zweite Kommen und sein 1000-jähriges Friedensreich auf Erden zeigen (Jes 9:5-6 - Jes 11:1-10 - Jes 24:23 - Jes 33:12-22, Jes 53:2-12) - Geschehnisse, die viele Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende von ihm entfernt in der Zukunft lagen-, dann doch auch erst recht Dinge wie die Heimkehr der Juden aus Babylon und den Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels; Gottes Geist versetzte ihn, während er sich um 700 in Jerusalem befand, im Geist in die Zeit und Lage der Exulanten um 540. (Johannes auf Patmos wurde sogar im Geist in den Himmel versetzt: Offb 4:2)

Und so ist beim Erforschendes 2.Teiles des Jesajabuches zur fragen: Was steht dem Propheten vor Augen und was will der Geist der Weissagung uns zeigen - die Zeit des Nebukadnezar und des Kyrus, die Erdenzeit Jesu, die Endzeit unmittelbar vor seiner Wiederkunft mit ihren Drangsalen, das 1000-jährige Friedensreich oder gar die neue Erde? Mit anderen Worten: Das gesamtprophetische Wort Alten und Neuen Testaments ist zu bedenken. Auch darf nicht übersehen werden, dass es ehe Mehrfacherfüllung biblischer Verheißungen gibt sowie eine Zusammenschau von zeitlich auseinander liegenden Ereignissen. Das Letzter ist gerade bei Jesaja deutlich zu beobachten der z.B. das erste und das zweite Kommen Christi oder Tausendjahrreich und Neue Erde in einem Bild zusammen schaut (Jes 9:5.6 - Jes 11:1-10 - Jes 65:17-25 - Jes 66:22-44).

Ein wichtiger Aspekt ist auch der seelsorgerische; er darf nicht vernachlässigt werden. Nicht nur Israel bedarf der Ermahnung, der Ermunterung und der Tröstung, sondern auch die Gemeinde Gottes heute. Gerade die Kapitel Jes 40-66 enthalten eine Fülle kostbar Worte des Zuspruchs.

Jesaja bleibt bis zum letzten Vers seines Buches ein Gerichtsprophet. Doch die Botschaft von den Gerichten ist nicht ohne Hoffnung: Sie bereiten dem Heil den Weg. Gottes Licht und Liebe werden siegen. Immer gilt Jes 8:22.23: "...Tiefes Dunkel hat sich ausgebreitet Doch nicht bleibt es finster, wo (jetzt) Bedrängnis ist."