Wer schaut in unser Herz? - Spr 14:10+13

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141. Wer schaut in unser Herz? - Spr 14:10+13

Das Herz allein weiß um die Bitterkeit seiner selbst, und kein fremder kann sich in seine Freude mischen. - Auch mitten im Lachen empfindet Leid das Herz, und ihr, der Freude, Ende ist Traurigkeit.

Das Herz ist nach der Bibel die Schaltstelle unserer Person, wo auch die geheimen Motive und Vorentscheidungen unseres Denkens, Wollens und Gefühls entstehen. Spr 14:10 will uns sagen, dass man, bei aller Übereinstimmung in einer engen Freundschaft oder in einer harmonischen Ehe, doch die tiefsten Lebenserfahrungen und komplexen Gefühle anderen nicht vollständig und unmissverständlich mitteilen kann. Dazu gehören auch tiefe und kaum vernarbte Wunden, die wir in uns tragen: Das Herz allein weiß um die eigene Bitterkeit! Ja, noch mehr: Wir erkennen noch nicht einmal uns selbst völlig; denken wir nur an die unbegreiflichen Kräfte es Unterbewusstseins unserer Seele! Seelenschmerz und Seelenfreude sind nicht austauschbare Kennzeichen unserer unverwechselbaren Individualität und ihrer Lebensgrundstimmung. Delitzsch schrieb hierzu: "Ein jeder Mensch ist eine kleine Welt für sich, die nur Gott völlig durchschaut und versteht. In seinen, dem innersten Leben angehörigen Schmerz und in seine Freude vermag sich ein anderer nie völlig hineinzuversetzen. Ja, die aller schmerzlichsten Erfahrungen, die aller innigsten Freuden haben wir ganz allein, ohne Teilnehmer!"

Dabei kann der von anderen wahrgenommene Augenschein oft anderes Kundtun, als das, was unser Herz wirklich erfüllt: Auch mitten im Lachen empfindet Leid (E Kummer; BA Schmerz) das Herz... ist dies wirklich nur der Weltpessimismus eines verdrießlichen, oder entspricht dies den Tatsachen? Pred 2:1-2 führt hierzu aus: "Ich sprach in meinem Herzen: Wohlan denn, ich will dich prüfen durch Freude und sieh: ich schaue das Gute! Aber siehe auch das ist Eitelkeit! Zum Lachen sprach ich, es sei unsinnig; und zur Freude, was sie denn bewirke!"

Wenn Röm 12:15 uns gebietet: "Freuet euch mit den Fröhlichen, weinet mit den Weinenden!" so ist dies gewiss eine brüderliche Haltung voller Mitleid und Barmherzigkeit, aber auch solches Bemühen hat enge grenzen. Mit der Aussage "nur selten erreichte Höchstleistung unseres Geistes in Seelsorge oder Psychoanalyse. Kein Fremder kann sich in des Herzens Friede mischen und die der Freude beigemengte Bitterkeit erkennen! Allein der lebendige Gott ist ein Herzenskenner (Apg 1:24 - Apg 15:8). "Er sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht, denn der Mensch sieht auf das Äußere,, JAHWEH aber sieht in das Herz!" (1Sam 16:7). Da können wir nur dankbar bekennen: "JAHWEH, Du hast mich erforscht und erkannt" (Ps 139:1)! Vor den Augen des Richters der Gesinnungen und Gedanken des Herzens ist kein Geschöpf unsichtbar sondern alles bloß und aufgedeckt (Hebr 4:12-13).

Auch mitten im Lachen empfindet Leid, Schmerz und Kummer das Herz, und ihr, der Freude, Ende ist Traurigkeit. Einerseits wissen wir um die Wohltat eines frohen, befreienden, glücklichen und lösenden Lachens, andererseits verdunkelt der Schmerz der Trennung und der Lebensbegrenzung auch die Freude. Der Kirchenvater Augustinus hat einmal gesagt: "Unser Herz ist unruhig in uns, bis dass es ruhet in Dir, o Gott!" und "Du siehst das Zittern meines Herzens, und ich erkenne, dass meine Wunden von Mal zu mal mehr Deine heilende Hand finden, als dass sie mir nicht mehr zugefügt werden!" Im Blick auf die endgültige Regelung all unseres Erlebens aber gilt: "Glückselig, die ihr jetzt weinet, denn ihr werdet lachen!" und: "Wehe euch, die ihr jetzt lachet" - in Übermut, Frevel und Spott - "denn ihr werdet trauern und weinen" (Lk 6:21.25).

Auch inmitten des Lachens empfindet Kummer das Herz... könnte es im Lichte des NT auch gelten, dass mitten im Leid die Freude erwachen kann, bewirkt durch den Heiligen Geist? Der mitternächtliche Lobpreis der gefolterten und gefesselten Gotteszeugen Paulus und Silas im Kerker zu Philippi weist auf die Möglichkeit einer Freude hin, die vom Körperlichen und seelischen Befinden unabhängig ist (Apg 16:22-25): Nur so kann es gelten, dass man sich "allezeit in dem Herrn freut", sogar "in den Leiden", und dass wir "als die Traurigen immerdar fröhlich sind" (Kol 1:24 - Phil 4:4 - 2Kor 6:10).

"In Dir ist Freude n allem Leide, o Du süßer Jesu Christ,
durch Dich wir haben himmlische Gabe, Du der wahre Heiland bist!
Hilfest von Schanden, rettest von Banden;
wer Dir vertrauet, hat wohl gebauet, wird ewig bleiben, Hallelujah!"

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