Welt- und Heilsgeschichte zur Zeit der Einsamen

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Abschrift des Heftes: Die Gemeinde Jesu Christi
in ihrer Bedeutung für Himmel, Erde, Zeit, Ewigkeit
Friedrich Malessa, Samplatten (Ostpr.)

Paulus Verlag Stuttgart

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

II. Welt- und Heilsgeschichte der Ekklesia

4. Welt- und Heilsgeschichte zur Zeit der Einsamen

Das Weltgeschehen durchschreitet einen Engpass. Nur Noah mit seiner kleinen Familie darf die Flut überleben. Ein selbst gezimmerter Kasten, der für die Familie und je ein Paar Landtiere ausreicht, trägt sie über den Wassern, bis das merkwürdige Gefährt nach 150 Tagen auf dem Gebirge Ararat landet.

Die erste Tätigkeit der Überlebenden ist religiöser Art. Sie opfern ein Dankopfer, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass Lebensrettung nur durch Opfer möglich ist.

Dass die Söhne Noahs erwähnt werden ist von großer Bedeutung. Sie sind die Stammväter geworden der Geschlechter, die auch heute noch über diese Erde gehen. Semiten, Hamiten und Japhetiten sind die drei Völkergruppen, die in mannigfacher Verästelung deutlich erkennbar bleiben.

Mit diesen Stammvätern sind nicht nur drei Völkergruppen genannt, die drei besondere Wohngebiete haben, sondern es sind gleichzeitig Typen angedeutet, die der ganzen Welt- und Heilsgeschichte die Prägung geben. Noahs Fluch- und Segensspruch ist dafür richtungsweisend (1Mo 9:25-27).

Die Semiten

Die semitische Gruppe ist nicht schwer festzustellen, schon weil sie in einem Ausläufer bis auf den heutigen Tag große Bedeutung erlangt hat.

Was die Semiten sonderlich auszeichnet, ist die Verwirklichung der ihnen gegebenen Verheißung: „Gelobt sei der Herr, der Gott Sems.“ Die Semiten sind die Träger der Gottesoffenbarung! Sie haben den Vorzug, allen Völkern die wahre Religion zu vermitteln. Auch das Christentum hat unter ihnen seinen Anfang genommen.

Über die völkische Aufteilung der Semiten lassen wir Bernhard Peters mit seinem vorzüglichen Buche: „Völker Europas, woher, wohin?“ reden.

„Die Kinder von Sem sind: Elam, der Stammvater der kriegerischen Elamiter; der Stammvater der Assyrer, die ein großes Reich östlich vom Tigris mit der Hauptstadt Ninive gründeten; Arpaksad, der Stammvater der Chaldäer, die so mannigfach begabt waren, besonders auf dem Gebiete der Sternkunde und der Mathematik; Lud, von dem die kleinasiatischen Lydier stammen, und Aram, der Stammvater der Aramäer. Der wichtigste von den Söhnen Sems ist Apraksad: sein Sohn heißt Schelach, und dieser hat einen Sohn namens Heber, von dem die Hebräer ihren Namen haben als „die von Jenseits Gekommenen“, über den Euphrat Eingewanderten. Heber Sohn Pelag, was soviel wie „teilen“ bedeutet, schließt das Geschlechtsregister im 10. Kapitel des ersten Buches Mose ab. „Denn in diesen Tagen wurde die Erde verteilt“ heißt es 1Mo 10:25. Es wird dann die Sprachenverwirrung beim Turmbau zu Babel und die Trennung der in der Ebene Sinear zusammengeballten Menschenmassen, ihre Auflösung in einzelne Völker geschildert. Die erste große Völkerwanderung nimmt ihren Anfang. Bis auf diesen Tag sitzen die Nachkommen Sems für sich abgeschlossen in den weitgestreckten Gebieten der arabischen Ebene. Ausläufer sandten sie weit nach Asien hinein, die heute noch in Persien den Charakter der Bevölkerung bestimmen. Wo sie in Berührung kamen mit der mongolischen Welt, da gingen sie ihres Erbes verlustig und verschwanden scheinbar spurlos, in Wirklichkeit auch dort einen Empfänglichkeit für Gottesoffenbarung bewirkend. Semitische Stämme sind nach Afrika hineingezogen. An der Nordküste Afrikas, wo sie ihren Zusammenhalt bewahrten, bilden sie bis heute die herrschende Kulturschicht. Im Innern Afrikas sind sie scheinbar im Hamitentum untergegangen, um vielleicht in einem neuen Zeitalter dort in der Finsternis das Licht der Gottesoffenbarung leuchten zu lassen.“

Die Hamiten

Die Hamiten haben, wie es auch der Fluchspruch Noahs andeutet, eine dunkle Geschichte. Dunkel ist das ganze Geschlecht, nicht nur charakterlich, sondern auch physisch; dunkel in jeder Hinsicht.

Die Hamiten gewinnen in erster Zeit, wie auch die biblische Zeitgeschichte berichtet, Weltgeltung: „Chus aber zeugte Nimrod, der fing an, ein Gewaltiger zu sein auf Erden. Und der Anfang seines Reiches war Babel, Eroch, Akkor, Chalne im Land Sinear“ (1Mo 10:8.10). Nimrod ist wohl auch der Vater des sonderbaren Gedankens, der im Turmbau zu Babel seinen Ausdruck fand. - Die hamitischen Völker werden auch in der Zukunft mit ihrem „Neu-Babylon“ noch eine finstere Rolle spielen.

Nichtsdestoweniger ist die Fluchwirkung an den Hamiten, um der finsteren Anlage willen, nur zu wahr geworden. Sie stehen bis heute auf der niedrigsten Kulturstufe. Sie sind grenzenlos sinnlich veranlagt und gehen in ihrer Sinnlichkeit soweit, dass sie mit ihrem Geschlechtstrieb Kult treiben. Die tierischen verwerflichen Instinkte werden zum „Gottesdienst“ erhoben. Daraus wird erklärlich, dass sie geistig und kulturell sich nie hervortun konnten. Ihre Leistung liegt im „Fleisch“. Dass aus dem Fleischesdienst nur Götzendienst entstehen kann , ist begreiflich. Wahnwitziger Götzendienst beherrscht diese Völker. Abscheuliche Masken, entsetzliche Fratzen sind Inbegriff und Ausdruck ihrer Anbetung. Nie kann dann auch aus solcher Haltung eine sittliche und physische Freiheit erstehen, im Gegenteil: Gebundenheit und Sklaverei ist die naturnotwendige Folge. Auf solchem Boden haben dann die absurdesten Auswüchse ihre Heimat. Teufelskunst, Totenbeschwörung, Zauberei sind die Früchte, die bis zum Überdruss genossen werden.

Über die Ausbreitung der Hamiten lassen wir wiederum Peters reden. „Als die Kinder Hams werden von der Heiligen Schrift genannt: Kusch, der Stammvater der Äthiopier, Mizraim, der Stammvater der Ägypter. Put, der Stammvater der Mauretanier und Lybier, und Kanaan, der Stammvater der Kanaaniter und Phönizier. Sie sind die ersten, die große Reiche gründen und in dämonischer Leidenschaft den Anfang einer irdischen Kultur wirken, aber auf ihrem Werke ruht der Fluch, und das Werk geht in Trümmer.

Von ihnen auch wird die erste Königsherrschaft auf der Erde gegründet. Die Bibel sagt uns, dass zu Babylon in der Ebene Sinear von Nimrod das erste Königreich errichtet worden ist. Die Wissenschaft sagte: das kann nicht sein, weil Nimrod dann ein Äthiopier, ein farbiger Hamit sein müsste, während sie doch festgestellt haben wollte, dass Babylon eine semitische Gründung sei. Neuere Forschungen haben indessen die Behauptung der Bibel bestätigt; man hat Inschriften in Babylon gefunden, die den äthiopischen Untergrund der ersten Herrschaft Babylons festgestellt haben. So ist es gewiss, d,ass dort, wo Kain sich hingewandt hatte, auch die erste Residenz der gottfeindlichen Herrschaft errichtet worden ist. Diese hamitische Oberherrschaft kann nur kurze Zeit gedauert haben, vielleicht nur eineinhalb Jahrhunderte. Semitisch Völkerschaften machen ihr ein Ende und drängen die Hamiten nach Süden und Osten ab.

Ein Teil der Kuschiten (der Äthiopier) zieht nach Asien hinein. Als dunkelfarbige Ureinwohner finden wir sie in Indien. Die Dravida in Vorderindien und in Beludschistan lassen sich leicht von den mongolänlichen Völker unterscheiden. Sie haben starke Ähnlichkeit mit den Negern. Die japhetischen Hindus drängen die Hamiten aus dem Norden nach dem Süden der Halbinsel, wo man sie heute noch findet. Die Negerwelt Australiens und die ihr verwandten schwarzen Bewohner der melanesichen Inselwelt sind wahrscheinlich die Ausläufer dieser Kuschiten. Um diese niedrigstehende Bevölkerung mit den Rassen der hinterindischen Inseln, deren Verwandtschaft schon früh auffiel, in Verbindung bringen zu können, kam ja schon der alte britische Gelehrte Sclater dazu, ein untergegangenes Festlandgebiet im Indischen Ozean anzunehmen, das er Lemuria, das Land der Halbaffen nannte. Notwendig sinkt die hamitische Menschheit umso tiefer, je weiter sie sich von den Kulturzentren und aus dem großen Zusammenhang entfernt. Wo sie die Verbindung mit den Überlieferungen verliert, da büßt sie noch mehr von ihrer Menschenähnlichkeit ein und sinkt noch tiefer in das Tierische hinab. Sie degeneriert im Innern Afrikas auch körperlich zu Zwergvölkern, und sie sinkt auf den Inseln, wo sie abgerissen ist von allen Kulturzusammenhängen, ins Bestialische: die Hamiten werden zu Menschenfressern.

Die Mongolen

Die Mongolen und die mongolischen Völker sind eine gewaltige Menschenmasse in China, Japan, Korea, Tibet und Hinterindien. Wo reihen wir sie ein? Hamiten sind es zuerst, die weit hinausschweiften in den asiatischen Osten. Söhne Japhets, die nach Norden vorgedrungen waren, entfernten sich aus dem Zusammenhang ihrer Art und wanderten nach dem Osten ab, vermischten sich mit den Hamiten und verloren das Erbteil ihrer göttlichen Berufung. Nach einer alten morgenländischen Überlieferung hieß einer der acht Söhne Japhets Turk, und von einem der Nachkommen Turks sollen die Zwillinge Tatar und Mogol stammen. Die Bibel spricht nur von sieben Söhnen Japhets, verschweigt sie einen achten Sohn, so hat sie gewiss Grund dazu. Vielleicht de, dass dieser achte Sohn schon kein echter Japhetit mehr gewesen, sondern der Verbindung mit dem Geschlecht Hams entsprossen ist. Jedenfalls ist so das Rätsel zu lösen, dass die Mongolen aufgeben: sie weisen den hervorstechenden hamitschen Wesenszug der dämoischen Besessenheit und Teufelsanbetung auf, und können daneben die Züge einer philosophischen Weltbetrachtung und rationalistischen Verstandeskultur anbieten; sie zeigen die Stellung der Knechtschaft zu den Herrschernationen und können gleichwohl auch in leidenschaftlicher nationaler Erregung auflodern. Verstehen wir ihre Herkunft, so vermögen wir in der Seele dieser Völker zu lesen.

Die mongolähnlichen Völker erstrecken sich vom ochotskischen Meerbusen bis nach Lappland: Tungesen, Türken, Finnen, Samojeden, Tataren, Turkmenen und Kirgisen gehören dazu. Die einen nähern sich beträchtlich den Mongolden, andere zeigen stärkeren japhetitischen Einschlag. Ein Osmane aus Konstantinopel kann sich mit einem Jakuten an der Lena leicht verständigen. Die nächsten Verwandten der Samojeden sind unter den Völkern des finnischen Astes zu suchen und stehen dem bulgarischen Zweige näher. Die Japhetiten, die sich im Osten an die Hamiten verloren hatten, senden erst nach vielen Jahrhunderten Ausläufer nach dem Westen zurück, die dann ihrerseits auf die Gestaltung des Kulturbildes des Ostens wesentlich einwirken.

Die Söhne Mizraims

Der andere Teil der Hamiten wird nach Afrika abgedrängt Die Söhne Mizraims setzen sich am Nilstrom fest. Die Ägypter sselbst nannten ihren ersten Stammvater Mestraim, der ein Bruder des Stammvaters der Äthiopiern gewesen sei. Diese kannten ihren Stammvater unter dem Namen Chum und gaben ihn als Bruder des Mestraim und als Sohn des Hammon aus. Bewiesen ist, dass Südsemiten aus Yemen das Rote Meer überschritten und Abessinien bevölkerten. So stellt das heutige Äthiopien (Abessinien) eine Mischung von Semiten und Hamiten dar. Dies erklärt uns, wie es geschehen konnte, dass die Äthiopier öfter einer Rolle in der Heiligen Schrift als Freunde der Offenbarungen Gottes gespielt haben. Wir denken an den Kämmerer aus Äthiopien der die Botschaft von dem gekreuzigten Heiland annahm und sie in seine Heimat brachte, wo sie bis auf diese Tage bewahrt worden ist. Von den Gallas in Abessinien wird in einer Völkerbeschreibung gesagt, dass sie mit den Negern nur die Farbe der Haut gemein haben, doch fehle dieser Haut der widerliche Geruch; auch locke sich ihr langes Haar und der Bart wachse ihnen üppig; ihre Gesichtszüge seien eher europäisch als hamitisch.

Die Nachkommen Puts

Die Nachkommen des Put sind Mauretanier und Lybier, die frühe schon einen semitischen Einschlag erhalten hatten. Mit ihnen verwandt sind die Berber, die Christen waren bis zum Verfall des Berberreiches Dongola im Jahre 1320. Weiter hinab durch ganz Afrika verbreiteten sich die Kuschiten. Die Dahomeys und Aschantis kamen vom Roten Meer und drängten ins Innere Afrikas. Die kaffernartigen Stämme: Kaffern, Buschmänner, Damaras, Kongoneger sind äthiopischer Abstammung. Von den Hottentotten ist festgestellt worden, dass ihre Herkunft nach Ägypten hindeutet und ihre Verwandtschaft mit semitischen E inwanderern in die E rscheinung tritt. Die Somali sollen Bastarde zwischen Negern und Semiten sein. Die Völkerkunde weist auf uralte Beziehungen zwischen Ägyptern und Kaffern hin; bei den letzteren im Süden Afrikas fand man dieselben Geräte und Gebräuche, wie sie die alten Ägypter übten. Längst ist auch die Urverwandtschaft aller hamitischen Sprachen durch ganz Afrika festgestellt worden. Alles das sind Beweise, dass die gesamte Negerwelt Afrikas von den Hamiten ausgegangen ist und in Ham ihrer Urvater verehrt.

Die Nachkommen Kanaans

In Palästina haben die Nachkommen Kanaans sich ausgebreitet. Dessen Sohn Zidon gründet das phönizische Reich, während Heth das hethische Reich, und Jebust die Herrschaft zu Jerusalem (bis zur Zeit Davids) begründeten. Die Philister aber gehören zu den Söhnen Mizraims, des Ägypters; auch sind die Hamiten, die unter dem F luche stehen und dem Götzendienst huldigen.

Hamitische Mongolen sind es, die nach Amerika den Weg fanden. Ihre mongolenähnlichen Merkmale sind bei den Ureinwohnern Amerikas leicht zu erkennen. Schon so mancher Forscher hat auf die Ähnlichkeit von mongolisch-sibirischen Völkern mit den Indianern Nordamerikas hingewiesen, und erst in den letzten Jahren wieder hat die Wissenschaft auf die großen Übereinstimmungen der mexikanischen mit der tibetanischen Kultur aufmerksam gemacht.

So ergibt sich aus allem die Einheit des Menschengeschlechts, wie sie von der Bibel behauptet wird. Es ist offenkundig, dass alle diese Völkerschaften einem einheitlichen Zentrum entsprossen sind."

Die Japhetiten

Über die japhetitische Völkerwelt führten wir ebenfalls die Darstellung von Peters an. „Fesselnde Einblicke gewinnen wir, wenn wir nun die Entstehung und Entwicklung der japhetitischen Völkerwelt betrachten. „Weit mache es Gott dem Japhet, und er wohne in den Zzelten Sems, und Kanaan sei sein Knecht.“ So lautet der Segensspruch Noahs. Wahrlich, es ist dem Japhet weit gemacht worden! Er hat die Herrschaft auf der Erde erhalten. Ihm ist die Führung in der Völkerpolitik, die Führung auch in der Kulturenentwicklung anvertraut worden. Seine Nachkommen sind es, die Geschichte gemacht haben.

Wer sind sie, denen eine so große Aufgabe zugewiesen worden ist.

Als Söhne Japhets werden 1Mo 10 genannt: Gomer, Magog, Madai, Javan, tubal, Mesech und Tiras. Da haben sie beisammen, die Stammväter der ganzen großen Völkerfamilie, die alle europäischen Völker umfasst. Wir sehen sie in scharfer Absonderung von den Hamiten in die Erscheinung treten. Aus der Völkergeschichte schauen sie uns mit Gesichtszügen an, deren Herkunft nicht zu verkennen ist.

Wer ist Gomer, der älteste Sohn Japhets? Es ist die unerschütterliche Voraussetzung dass Gomer der Stammvater der ganzen großen Völkerfamilie der Germanen ist, und dass das Wort Germane von Gomer abgeleitet ist. Dieser Gomer hat nach der Bibel drei Söhne: Askonas, Riphat und Togarma, und es liegt der Schluss nahe, dass sie die Väter der drei goßen germanischen Stämme, der Teutogermanen, der Keltogermanen und der Slawogermanen sind. In diesem Schluss werden wir noch dadurch bestärkt das Askenas tatsächlich die älteste jüdische Bezeichnung für Deutschland ist und als solche auch in der ältesten Anweisung für den jüdischen Gottesdienst schon im 7. Jahrhundert nachweisbar ist. Riphat mag dann als der Stammvater der Keltogermanen gelten. Zwar gibt uns die wissenschaftliche Forschung nur insofern Anhaltspunkte, als sie einmal den Riphat als Stammvater der Rhibier am Kaspischen Meer, das andermal als Stammvater der Phiphäer zwischen Waldaigebirge und Karpathen bezeichnet. Lässt es sich annähernd sicher feststellen, dass es sich hierbei um Keltensiedlungen handelt, so ist uns mit beiden angaben die Wanderung des keltischen Stammes angedeutet. Der Sohn Togarma wird gewöhnlich als Stammvater der Armenier bezeichnet, die sich selber früher Torkamatsi nannen, doch ist die Möglichkeit vorhanden, dass dieses armenische Gebiet der Ausgangspunkt der slawogermanischen Wanderung nach Norden und über den Balkan hin gewesen ist.

Der zweite Sohn Japhets, Magog, galt schon früh als Stammvater der Skythen, die man auch Sarmaten nennt als solche, die die sarmatische Tiefebene, das heutige europäische Russland, besiedelten. Der dritte Sohn Madai gilt als der Stammvater der Meder, während Mesech und Tubal die Stammväter von Völkern sind, die am Kaukasus wohnten, sich Moscher und Tibarener nannten und später nach Norden wanderten, wo ihre Namen vermutlich in Moskau und Tobolsk wiederzufinden sind. Schließlich sind noch Javan und Tiras als Söhne Japhets genannt. Es bleibt uns nur übrig, sie als die Stammväter von Völkern zu betrachten, aus denen die Griechen und nach diesen die Römer und schließlich alle romanischen Völker hervorgegangen sind. In diesem Schluss werden wir dadruch bestärkt, dass Javan die früheste Bezeichnung der Griechen bei allen Völkern war. Offenbar ist Javan der Stammvater der Jonier im südlichen Griechenland, während Tiras als Stammvater der Thrazier gilt, die sich mehr nach dem Norden Griechenlands ausbreiteten.

Dies ist Japhets Familie, der die Herrschaft auf Erden gegeben ist.“

Über die Verteilung der Erde unter die Völker weiß Peters hochinteressante Linien aufzuzeigen, die man in seinem Buche nachlesen möge.

Was hier noch, in Bezug auf die in diesem Kapitel angeführte Epoche Erwähnung finden muss, ist die Sucht des Menschen nach der Alleingeltung. „Dass wir uns einen Namen machen“ ist der Sinn alles Dichtens und Trachtens. Sie möchten alles Wollen und Können so anwenden, dass ihr Name durch keinen anderen Namen übertroffen werden kann. „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche."

„Wohlan, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, d,es Spitze bis an den Himmel reicht!“ Arme Menschen, die am eigenen Ruhm selbst bauen! Der Bericht erwähnt nur, dass allein durch die Sprachverwirrung der Bau des „Babelturmes“ gründlich insStocken geraten ist. Vorbei ist die Herrlichkeit des Menschen, und wenn er sie immer wieder von neuem erstrebt. Alle fleischliche menschliche Errungenschaft endet im - G e r i c h t !

Der Begriff Ekklesia

Heilsgeschichtlich gesehen, stehen wir an einer sehr wichtigen Stelle. Wir erinnern uns der Feststellung des vorigen Kapitels, die wir mit besonderer Betonung herausgestellt haben: Ekklesia!

Warum gebrauchen wir nicht den Ausdruck „Überrest“, der von vielen Bibelauslegern mit großer Vorliebe angeführt wird? Ist es nicht in der biblischen Heilsdarstellung tatsächlich so, dass jede Epoche um der menschlichen Sünde willen im Gericht endet und Gott dann noch einen Überrest hindurch rettet, um zu einem neuen Anfang zu kommen? Ja wahrscheinlich, der Gedanke ist groß, dass Gott nie am Ende ist, sondern immer am Anfang. Gottes Gerichte sind nicht dazu da, um zum Ende zu gelangen, sondern um einen Anfang zugewinnen. Kröker sagt mit Recht: „Gottesgerichte sind in ihrem Wesen in erster Linie eine Heimsuchung und nicht eine Vergeltung.“ Das Ende einer Notzeit ist immer der Anfang einer Heilszeit. Das Sündenwesen ist immer im Vergehen, jedoch das Heilswesen immer im Erstehen. Die Sünde gipfelt im Tode, das Heil in der Auferstehung.

Und doch wollen wir uns hier des Ausdrucks: Ekklesia bedienen, weil er sachlich richtiger ist. Den Ausdruck: Überrest hat auch Paulus gebraucht, aber mehr im Sinne des göttlichen Resultats (Röm 9:27). Der Ausdruck: Ekklesia dagegen wird von Paulus immer im Sinne des göttlichen Vorsatzes angewandt. - Es isst sehr notwendig, diesen Unterschied zu erkennen, weil man dann erst die Erhabenheit der Ekklesia begreift. Gottes Vorsatz und Gottes Gnadenrat werden in der Bibel unterschieden.

Wie kommen wir aber dazu, den Ausdruck „Ekkklesia“ auf den alttestamentlichen Überrest anzuwenden? Die durch Paulus nach seiner Offenbarung herausgestellte Ekklesia hat im Alten Testament ihre schattenhafte Vorbildung. Jeder Gegenstand wirft, sofern er vomStandpunkt des Lichtes geschaut wird, Schatten voraus. Die Weite der vorauseilenden Schatten entspricht der Größe der Dinge. Wir werden noch sehen, dass alles Gegenständliche, das in dieser Welt zum Ereignis wird vorauseilende Schatten hat.

So hat die Ekklesia, weil sie der größte Gegenstand im Heilsgeschehen Gottes ist, die weiteste Vorschattung. Auch alle ekklesialen Merkmale sind konturenhaft vorgeschattet. Man denke da an die passionellen Züge (mit Abel angefangen), an die Fremdlingschaft, an den radikalen Verzicht alles Irdischen, an den Glaubensstand, an die Entrückung (Henoch, Elias) u. a. m.

Bei der heilsgeschichtlichen Beobachtung muss auch erkannt werden, dass die Ekklesia immer in der fast unglaublichen Minderheit besteht. Ekklesia ist immer nur da, wo die Herausrufung wesenhaft Wirklichkeit wird. Wenn wir z.B. Noah mit seinen Söhnen als die Herausgerufenen sehen, so ist damit nicht gesagt, dass seine Nachkommenschaft zu den Herausgerufen zählt. Seine Nachkommen gehören nur soviel zur Ekklesia, soweit sie sich persönlich, d. h. jeder Einzelne für sich, rufen lassen. Zugehörigkeit zur Ekklesia kann nicht durch fleischliche Geburt erlangt werden, sondern durch Wiedergeburt. Die persönliche Berufung ist erforderlich.

Das ist noch ein besonderer Umstand, auf den wir mit allem Ernst hinweisen müssen. Ekklesia trägt die ganz individuelle, die ganz persönliche, man kann sagen, die „Persönlichkeitsart“. Warum das alles so ist und sein muss, das wird uns in der neutestamentlichen Darstellung der Ekklesia gesagt: Sie isst der Leib Christi, sie ist der Christus!

So können wir Noah den Umständen nach zur Ekklesia zählen (freilich im Sinne der Vorschattung), weil er ekklesiales Wesen bis ans Ende bewahrt. Seine Nachkommen jedoch finden wir bald im Babelwesen. Babelwesen ist Weltwesen. WEltwesen ist Kollektivwesen, Massenwesen.

Ekklesiales Wesen im Alten Testament

Aus dem Geschlecht Noahs wird zu unserem Erstaunen erst Abraham genannt, der ekklesiales Wesen hat. Alles andere wird Welt! - Wahrlich, schon rein zahlenmäßig ist die Ekklesia verborgen. - Abrahams Herausrufung ist so klar, dass wir an seiner Zugehörigkeit zur Ekklesia nicht zweifeln. Markant ist sein Glaubensstand. Darum wird er der „Vater der Glaubenden“ genannt.

Bei Abraham müssen wir aber noch einen besonderen Umstand erkennen weil mit ihm die vorgebildete Ekklesia in ein eigenartiges Stadium eintritt. Mit Abraham beginnt unverkennbar eine Wende. Er ist nämlich nicht nur der Vater der Glaubenden, d.h. ein hervorragender Vertreter der Ekklesia, sondern er wird auch vom Volke Israel als Vater bezeichnet. Israel beruft sich immer wieder auf den Vater Abraham und bringt auch Isaak und Jakob mit ihm in Beziehung. Das hat eine große Bedeutung! Israel läuft, heilsgeschichtlich gesehen, auf einer anderen Linie und beruft sich doch auf Abraham! Was hat das auf sich?

Abraham erhält als ekklesialer Mann Verheißungen, die eine neue Perspektive eröffnen. „Ich will dich zum großen Volk machen, und sollst ein Segen sein“ (1Mo 12:2). Der Sinn dieser Verheißungen isst doch der; Ich will dich in deinen Nachkommen zu einem großen Volk machen, das für alle Völker zum Segen gesetzt werden soll. Wer gemeindemäßig schauen und denken kann, merkt die Wendung. Bis dahin ging’s individuell, persönlich und einzeln. Von jetzt ab soll es aber gemeinsam und völkisch gehen! Die Persönlichkeitslinie nimmt ein Ende und in die Erscheinung tritt die Volkslinie! Ein Volk wird Träger des Heils. Das „Heraus“ aus der Welt wird geändert in das „Hinein“ in die Welt.

Wir haben diese Wendung nicht weit zu suchen. Schon der Enkel Abrahams erhält in jener denkwürdigen Stunde bei Pniel die göttliche Anordung: „Du soll Israel heißen.“* Jakob wird Volk! Seine Linie ist nicht mehr die individuelle, sondern die kollektive, nicht mehr die persönliche, sonder die völkische!

*Israel kann heißen:
1. „Kämpfer mit Gott“. Auf Jakob bezogen: er kämpft mit Gott gegen jemand. Oder: Jakob führt den Kampf g e g e n Gott.
2. „Gott streitet (für diesen Mann)."
3. „Gott überwindet und herrscht durch ihn“ - Der Überwindungs- und Herrschaftsbegriff ist hier wohl ausschlaggebend.

Volks- oder Reichs-Ekklesia

Offenbar erfährt die Ekklesia eine Änderung. Aber nicht eine grundlegende Änderung, sondern eine zusätzliche, d.h. die Persönlichkeits-Ekklesia (= Leibesgemeinde) bleibt von jetzt ab ganz in der Verborgenheit, bis sie von Paulus offenbart werden darf. An ihrer Stelle wird eine Ekklesia bemerkbar, die eine andere Struktur aufweist. Es ist die Volks- oder Reichs-Ekklesia (Brautgemeinde)! Warum das so ist, kann uns wiederum das Neue Testament beantworten, indem es Israel als die Braut Christi, oder auch Weib Christi darstellt. Christus, vollendet durch die Persönlichkeitsgemeinde (Leibesgemeinde), wird mit der Reichsgemeinde (Brautgemeinde) sich vermählen (Hochzeit halten), um dann durch diese in doppelter Würde und Vollmacht stehende „Füllegemeinde“ (Vollmaß-Ekklesia) nach dem ewigen Vorsatz Gottes, des Vaters, das Heilsgeschehen vollführen. - Hiermit wird angezeigt der Platz und die Art der Wirkung der „Füllegemeinde“ in der Ordnung des Christus. Die Leibesgemeinde ist mit dem Haupt „der Christus“, und übt Königspflichten aus. Die Brautgemeinde ist des „Füllechristus“ wunderbare Ergänzung, und übt Königreichspflichten aus. Sie ist des Königs Volk zum Heil aller Völker.

Freilich ist die Reichs-Ekklesia in diesem Verhältnis erst in der „Fülle der Zeiten“, d.h. anfangend mit dem 1000-jährigen Reich. In Jakobs Zeit ist sie ebenfalls nur in der schattenhaften Vorbildung. Die israelitische Reichs-Ekklesia ist der vorauseilende Schatten der Reichs-Ekklesia, die sich im Reiche des Christus wesenhaft und heilsmäßig offenbaren wird.

Für die Zeit, die dieses Kapitel behandelt, ist noch zu beachten, dass die Reichs-Ekklesia im Volksverhältnis steht, und doch nicht im Weltverhältnis. Israel ist das „auserwählte Volk“. Zum Volk Israel ist berufen und darf doch nicht untergehen unter den Völkern. Israel muss die Volks-Ekklesia bleiben, wenn es bestimmungsgemäß den Völkern zum Heil werden soll. Die Ekklesia aus Israel hat die kollektive Art, und geht doch nicht unter im Kollektivismus. Israel hat das Gemeinsame an sich und bleibt doch die „Einsame“. Israel hat die Bestimmung, hineinzugehen als ein Volk unter die Völker, aber es darf das Wesen der Völker nicht annehmen, sondern hat im Gegenteil sein eigenes Wesen den Nationen mitzuteilen.

Weil die Reichs-Ekklesia völkisch geartet ist, hat sie darum auch völkische Erziehungen, Ordnungen und Gesetze nötig. Davon im nächsten Kapitel.

Merksatz: Die Ekklesia, die im Alten Testament schattenhaft dargestellt wird, und die Bestimmung: Christi Fülle, d. h. das Vollmaß seines Schöpfungs- und Heilswesens trägt, erfährt eine Änderung, die zur letzten Ausgestaltung des Vollmaßwesens Christi dient. Die Änderung besteht darin, dass aus der Persönlichkeits- und Leibesgemeinde die Braut- und Reichsgemeinde ersteht. (Beachte das sich wiederholende, wachstümliche Ereignis: Schöpfung des Weibes aus der Rippe des Mannes, und Erstehung Israels aus dem hinkenden Jakob.) Christus erhält durch die Persönlichkeits- und Leibesgemeinde das Heilandsvollmaß, und durch die Braut- und Reichsgemeinde das Heilsmaß! Im Blick auf das Heilsandsvollmaß ist die Vereinigung der Leibesgemeinde mit Christus wichtig; und im Blick auf das Heilsvollmaß ist die Vereinigung mit der Brautgemeinde nötig. Die Braut- und Reichsgemeinde erhält am Tage der Verehelichung (= Hochzeit des Lammes) mit dem „Füllechristus“ eine erstrangige Bedeutung. - Bei dieser Schau wird das männliche Prinzip der Leibesgemeinde und das weibliche Prinzip der Reichsgemeinde verständlich. Hier ist der Urmensch mit seiner göttlichen Bestimmung: „ein Fleisch“ im prophetischen Blickfeld. Im Lichte des Heilsgeschehens erkennt man erst die Bedeutung des „Menschen!“

Lies weiter:
5. Welt- und Heilsgeschichte zur Zeit des anderen Gesetzes