Wann wird Jesus Christus wiederkommen?

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

80. Wann wird Jesus Christus wiederkommen?

Diese Frage wird laufend gestellt und verschieden beantwortet. Viele sagen, dass die Rede von der Wiederkunft Jesu ganz sinnlos sei, weil sein Kommen auf diese Erde nur geistig zu verstehen ist. Sein Wiederkommen ist darum nur als der Abschluss seines geistigen Kommens in der Welt zu verstehen. Andere wiederum sind der Meinung, dass Christus ganz plötzlich (vielleicht noch heute) kommen kann. Er hat doch gesagt: „Siehe, ich komme bald.“ Außerdem ist zu beachten, dass die ganze Prophetie bereits erfüllt ist. Die hinter uns liegenden Jahrhunderte zeigen die Erfüllung der gesamten Prophetie an. Noch andere haben die Wiederkunft Christi haargenau berechnet. Fast auf die Minute liegt sein Kommen fest; was sich freilich schon wiederholt als Lug und Trug erwiesen hat. Auch sind welche da, die ganz ernstlich mahnen, über die Wiederkunft Christi nicht zu sprechen, weil sie nicht feststellbar ist. Er kommt, aber wann? Er selbst hat gesagt: „Zeit und Stunde hat sich der Vater vorbehalten.“ Also, schweigen wir über seine Wiederkunft.

Ist die Wiederkunft Jesu Christi wirklich so fraglich? Wir sagen nein! Das Wiederkommen Jesu Christi ist in der Bibel genauestens angezeigt. Allerdings nicht mit Jahreszahlen, sondern mit Geschehens- und Wesensangaben. Das Wesen der Zeit muss beachtet werden. Allerdings nicht mit Jahreszahlen. Und dann wird auch die Zeit in etwa erkenntlich. - Übrigens sind die biblischen Wesensangaben bei der Wiederkunft Christi so wichtig, weil damit die End-Christen dem Wesen nach erkannt und benannt werden, denn die Christen sind ja restlos abhängig von ihrem Christus. Nur um Christi Willen sind sie Christen. Darum muss auch die Wesenhaftigkeit des wiederkommenden Christus an ihnen sichtbar werden. Wohlgemerkt: Nicht die errechnete Zeit des wiederkommenden Christus ist erstrangig, sondern die Offenbarung und Darstellung seines Wesens an, und in den Christen. Sein „Fülle-Wesen“ ist ausschlaggebend. Das wollen wir uns jetzt mit einigen Schriftstellen klarmachen.

Heimholung der Gemeinde

„Denn er selbst, der Herr, wird mit dem Feldgeschrei und Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Danach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit denselben hingerückt werden in den Wolken dem Herrn entgegen in der Luft, und werden also beim Herrn sein allezeit“ (1Thes 4:16.17). - Beachten wir die Tatsache: Christus wird vor seiner Wiederkunft zunächst seine Gemeinde heimholen. Die Heimholung der Gemeinde ist für seine Wiederkunft von allergrößter Bedeutung. Warum?

„Wenn er kommen wird, dass er herrlich erscheine mit seinen Heiligen und wunderbar mit allen Gläubigen“ (2Thes 1:10). - Höre: Seine Wiederkunft muss „herrlich“ sein! Diese Herrlichkeit ist nur möglich, wenn er erscheinen, d. h. sichtbar werden kann mit seinen Heiligen und mit seinen Gläubigen. Inwiefern sind seine Heiligen und seine Gläubigen dann seine „Verherrlichung“?

„Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Wisset ihr nicht, dass wir über die Engel richten werden?“ (1Kor 6:2.2). - Darin besteht die wunderbare Verherrlichung des Christus, indem seine Gemeinde, die da ist „sein Leib“, in seinen Vollführungsdiensten steht. Sprich: Voll-Führungs-Dienste! Alle Vollführungen werden vom Haupt bestimmt und vom Leib ausgeführt. Höre weiter:

Dienste des Fülle-Christus

„Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, dieses Geheimnis, auf dass ihr nicht stolz seid. Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren so lange, bis die Fülle der Heiden (= Vollzahl aus den Nationen) eingegangen sei. Und also das ganze Israel selig werde, wie geschrieben steht ...“ (Röm 11:25.26). - Selbst Israel, das schon lange von Gott als das Heilsträgervolk der Welt ersehen wurde, muss warten, bis das „Voll-Maß“ aus den Nationen eingegangen ist. Die Verkörperung der Ekklesia mit dem Christus (= Fülle-Christus) ist auch für das kommende Heilsisrael von ausschlaggebender Bedeutung, denn es kann seine Dienste erst dann übernehmen, wenn der Fülle-Christus die Voraussetzungen geschaffen hat. Wie sehen sie aus?

„Diese werden streiten mit dem (wiederkommenden) Lamm, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und mit ihm die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen“ (Offb 17:14). - Erkennen wir: der wiederkommende Fülle-Christus wird alles überwinden. Zu dem alles gehört in erster Linie das Gericht. Bevor er die Heilsvollführungen in Angriff nehmen kann, müssen die Unheils-Vorgänge überwunden werden. Darum seine Verkörperung, damit das Angezeigte geschehen kann: „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?“ Wie geschieht die Verkörperung?

„Bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Manne, zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus“ (Eph 3:13). - Das ist das Vorhaben des Christus mit seiner Herauswahl in dieser Vor-End-Zeit, dass sie heranwachse zu „seinem Mannesalter“, zu seinem „Voll-Wuchs“, damit die Endgeschehnisse hinrichtungsmäßig und herrichtungsmäßig vollführt werden können. Im Blickfeld ist also der Fülle-Christus! Er wird noch deutlicher angezeigt:

„Alles ordnete er ihm unter (der Vater dem Sohn), unter seine Füße, und gibt ihn als Haupt seiner herausgerufenen Gemeinde, die da ist sein Körper, die Vervollständigung des, der das All in allem vervollständigt“ (Eph 1:22.23). - Als der Fülle-Christus tritt er die Fülle-Dienste an.

Parusie und Epiphanie des Christus

Diese Bibelworte sollen genügen. Eindeutig zeigen sie an, dass Christus erst dann seine Epiphania (Wiederkunft) hat, wenn sein Parusie (Zukunft) erfüllt (sprich: Er-füllt) ist. Seine Zukunft und seine Wiederkunft sind zwei separate Geschehnisse. Seine Zukunft gilt ihm und seiner Gemeinde. Seine Wiederkunft gilt der Welt. Erst nach seiner Zukunft folgt die „Erscheinung“ seiner Zukunft. Lies 2Thes 2:8. - Lassen wir die Tatsache stehen: Erst die Fülle des Christus, dann die Fülleausgestaltung der Welt durch den Fülle-Christus.

Aber es darf nicht übersehen werden, dass die Wiederkunft des Fülle-Christus in erster Linie dem Christus II. (= Anti) gilt. Mit dem muss abgerechnet werden. Erst die Ab-Rechnung mit dem Anti-Christus, und dann folgt die „Rechnung“ des Christus. - Wichtig ist aber zu wissen, dass zur Zeit der Füllewerdung des Christus (durch seine hingerückte Gemeinde) auch die Fülle-Werdung des Antichristus ersteht. Lies 2Thes 2:9. Dann hat die Anti-Welt keine Hemmungen und Beklemmungen mehr. Das „Aufhaltende“ ist hinweggetan. Dann kann der Welt-Haupt-Mann sich setzen über alles, was Gottesdienst und Gottesverehrung heißt. Dann ist die Anti-Verherrlichung (als Gottes Stellvertreter) sehr groß. Lies 2Thes 2:4. Darauf kommen wir noch zu sprechen.

Die paulinische Sonder-Lehre

Eine Zwischenbemerkung: Wer diese paulinische Lehre (= Gemeindelehre) nicht kennt oder sogar ablehnt, der wird nie Klarheit erlangen über die Wesenszüge zur Zeit der Wiederkunft Christi. Paulus ist derjenige, der den „Fülle-Christus“ darzustellen hat: „Dem aber, der euch stärken kann laut 'meines’ Evangeliums und Predigt von Jesu Christi, durch welche das Geheimnis offenbart ist, das von der Welt her verschwiegen ist, nun aber offenbart, auch kundgemacht durch der Propheten Schriften auf Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter den Nationen“ (Röm 16:25.26). „Mir, dem allergeringsten unter den Heiligen, ist gegeben diese Gnade, zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi, und zu erleuchten jedermann, welches da sei die Gemeinschaft des Geheimnisses, das von der Welt her in Gott verborgen gewesen ist“ (Eph 3:8-21). - Nur die paulinische „Sonder-Lehre“ zeigt den wiederkommenden Christus in seiner ganzen Wesenhaftigkeit. Wer diese Sicht nicht hat, dem fehlt mehr als er meint. Soweit der Zwischensatz.

Ganz eindeutig sagt uns das Wort, dass die Wiederkunft des Fülle-Christus von seiner Füllewerdung durch seine Gemeinde abhängt. Seine Gemeinde muss in ihm zum Voll-Maß gelangen. Diese Vollausgestaltung der Gemeinde ist nicht irgendwo, sondern in ihm! Wie geht das vor sich? Zweifach:

  1. Die Herausführung aus der Welt und dem weltlichen Wesen durch Buße, Bekehrung und Wiedergeburt. Das ist das ekklesiale Geschehen, das nicht umgangen werden kann. Ekklesia: Herausgerufene!
  2. Hineingerufen in den Christus. Mit der Wieder-Geburt ist der Wiedergeborene nicht nur ein abgesonderter und separater Mensch, sondern Glied am Leibe Jesu Christi! Als Glied am Leibe Jesu Christi trägt er nicht das Gepräge einer Konfession (das ganz am Rande), sondern des Christus. Da ist nicht die menschlich geschaffene Organisation ausschlaggebend, sondern der erhabene Organismus des Christus. Diese organische Verbindung und Verpflichtung kommt vom Haupt, und führt zum Haupt. - Dieses organisch geprägte Christentum ist jetzt in der Heraus-Gestaltung!

Diese Vor-Gänge sind gegenwärtig von großer Bedeutung. Das letzte Merkmal dieser Vor-Gänge wird der „Posaunen-Ruf“ sein, der die im Herrn Entschlafenden, und die dann noch Lebenden erreichen wird. Dieser Ruf bewirkt die Hinrückung zu Christus. Vor dem Preisrichterstuhl Christi - vor dem wir alle offenbar werden müssen (2Kor 5:10) - findet die „Verkörperung“ des Christus endgültig statt. Da erlangt er sein Pläroma (= Voll- Maß). Als der Fülle-Christus kommt er dann wieder, um das All aufzurichten.“ Das ist seine „herrliche Erscheinung“.

Gericht über die antichristliche Welt

Freilich darf bei seiner Wiederkunft der bereits angezeigte Vorgang nicht übersehen werden: Gericht über die antichristliche Welt. Er, der Fülle-Christus, will ja sein Reich aufrichten: Friedensreich! Das ist der eigentliche Zweck seiner Wiederkunft. Aber, er muss zunächst die Anti-Zustände beseitigen. Sein Reich und das Anti-Reich dulden keine Koexistenz. Darum: Gericht in absoluter Weise. - Nach dem Gericht (= Polterabend) folgt die „Hoch-Zeit des Lammes“. Die Braut (Israel) hat sich in der „Wüste“ bereitet. Sie erlebt eine wunderbare Begegnung mit dem wiederkommenden Fülle-Christus. Die Hochzeit ist der letzte Vor-Gang zur Aufrichtung des neuen Haushaltes. Jetzt übernimmt im „Friedensreich“ das Weib den Auftrag: „In dir und deinem Samen sollen ....“.

Das sind die beiden Vor-Gänge, die das Endgeschehen genauestens kennzeichnen: Christentum und Antichristentum, oder auch: Fülle-Christus und Fülle-Antichristus. Diese beiden Vorgänge zeigen uns genauestens die Wesenszüge der Endzeit an. Sie werden beschlossen durch den wiederkommenden Christus. In dem Beschluss liegt die Füllewerdung des Christus durch die endgültige Hinrückung seiner Gemeinde zu ihm und sein Wiederkommen (mit seinen Berufenen, Heiligen und Gläubigen), um dann den ebenfalls zum Vollmaß gelangten Antichristus zu richten. Diese Abrechnung muss gründlich erfolgen, weil die „Heils-Rechnung“ vollgültig beginnt. Christentum und Antichristentum sind also die Reifefelder, auf denen die Frucht: Wiederkunft Christi, begründet liegt.

Christentum und Anti Christentum

Die Wesenszüge bei der Ausreife der beiden „Christentümer“ wollen wir hier nur andeuten. Das Merkmal der wahren Christen hat das Zeichen: „Unser Bürgerrecht ist im Himmel, von dannen wir auch warten des Heilandes Jesu Christi, des Herrn, welche ....“ (Phil 3:20.21). Oder auch: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen“ (Mt 6:33). Das ist die klare Anwendung und Hinwendung der wahren Christen. Und wie sieht das Merkmal der „Auch-Christen“ aus? Auch sie trachten nach einem Himmel, aber das ist ein anderer Himmel. Man kann wohl sagen, dass das ein selbsterdachter und selbstgeschaffener Himmel ist. In diesem Himmel ist auch der Gott (sonderlich am Schlusspunkt) ein ganz anderer. - Aber auch hier werden Bibelworte in allem Ernst angewandt, z.B. „Gehet hin in alle Welt“ usw.

Bei diesen Vorgängen ist ein Motiv bestimmend: Umfassende Einheit. Das Einheitsgeschehen der Christen ist geistlich und nur geistlich. Alles Fleischliche wird hier restlos ausgeschaltet und weil geistlich, darum „verborgen“. Unverständlich und unerwünscht sind die Geschehnisse. Wiederum die Geschehnisse der Auch-Christsen sind nicht nur „offenbar“, sondern auch beliebt und erwünscht. Alle müssen ihrer teilhaftig werden. Darum wird die Einheit in diesem Erleben so dringend gesucht. Welteinheit ist das hochheilige Prinzip, das unter allen Umständen errungen werden muss. - Darum wird alles ausgeklammert, was die Einheit stört, und alles hervorgeholt, was die Einheit fördert. - Sollte eventuell der Name Christus (= Lamm Gottes) unter den Auch-Christen irgendwie störend wirken, oder unter den vielen Religionsgemeinschaften sich als zerschneidend erweisen, dann weg mit ihm. Es ist weit besser, wir werden ohne Christus einig, als dass wir uns durch ihn fortgesetzt zersplittern. Ohne Zweifel werden wir uns alle einigen in dem „einen Gott“!

Krieg gegen Christus

Darum wird im Ende, wenn die himmlische Bindung, aufgrund der göttlichen Erlösung durch den wiederkommenden Christus nochmals angeboten wird, radikal abgelehnt. Kampf dem Lamm! Man wird ihn nicht nur bekämpfen, sondern vernichten wollen. - Welche Maßnahmen für diese Vernichtung dann getroffen werden, ist heute noch nicht zu sagen. Mag sein, dass dann die supermodernen Vernichtungswaffen der vereinten Welt den Mut geben werden, gegen den Christus in den Krieg zu ziehen. Ob der wiederkommende Christus mit diesen Mitteln umzubringen ist? Die Bibel gibt auf diese Frage eine klare Antwort. Lies Offb 9:15.18; 2Thes 2:8.

Wann wird Jesus Christus wiederkommen? Wenn die beiden Geschehnisse (Christentum und Antichristentum) im Endstadium sind. Diese Anzeige und diese Sicht macht uns nicht die Zeitberechnung so wichtig, sondern die wesensmäßige Zeitbeachtung und Zeitbewertung. Wahrhaftig, die Zeit dem Wesen nach zu erkennen ist weit wichtiger, als die Zeit der Kürze oder Länge nach. Leider ist man heute immer noch am rechnen und berechnen der Zeitspanne, und lenkt damit ganz ab vom Zeitgeschehen. Die „Zeichen der Zeit“ treiben uns nicht zum Rechen-Ruin, sondern zur Wesens-Disziplin. Nicht: Habt Angst, sondern: Wachet!

Auch ist wichtig zu erkennen, dass die Gegensätze zwischen Christentum und Antichristentum ständig steigen und einmal ihren Höhepunkt erreichen. Dieser Steigerungsprozess gibt ebenfalls eine klare Antwort auf die im Thema gestellte Frage.

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