Rauschtrank - nicht für Könige - Spr 31:4-7

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354. Rauschtrank - nicht für Könige - Spr 31:4-7

Nicht für Könige geziemt es sich, LEMUEL, nicht für Könige, Wein zu trinken, noch für Fürsten, zu fragen: W ist berauschendes Getränk? - damit er nicht trinke und des Vorgeschriebenen vergesse, und verdrehe die Rechtssache der Kinder des Elends. - Gebet berauschendes Getränk dem Umkommenden, und Wein denen, die betrübter Seele sind: - er trinke und vergesse seine Armut und gedenke seiner Mühsal nicht mehr.

Noch immer mahnt und warnt die Mutter Lemuels: Nicht alles, was "jedermann" tut, ist auch dem gottgeweihten König LEMUEL und seinen erlauchten Fürsten erlaubt; ihre Stellung gebietet es ihnen, auch in diesem Stück vorbildlich zu sein und sich der niederen Sinnenlust zu enthalten! Denn "der Wein ist ein Spötter, berauschendes Getränk ein Lärmer; und jeder, der davon taumelt, wird nicht weise!" (Spr 20:1). Auch Spr 23:29-35 beschreibt umfassend den Zustand eines Betrunkenen, wozu auch gehört, das "seine Augen Seltsames sehen, und sein Herz verkehrte Dinge redet" (Spr 23:33).

Was wären die unausbleiblichen Folgen für den König, wenn er von Trinkgelage zu Trinkgelage, von Berauschung zu Berauschung eilt? Er würde die vorgeschriebene Satzung vergessen, falsche Gerichtsurteile fällen und dabei die Rechtssache der Kinder des Elends verdrehen, d.h. derer, die von Geburt an zu den verarmten Volksschichten gehören (PAAR: Kinder des Dahinschwindens; BA: Söhne der Demütigung). Der berauschte Machthaber, der nur an sein Eigenleben und die protzige Repräsentation denkt, verliert die leidenden Menschen völlig aus den Augen. Darum sagt Jes 5:21-23: "Wehe denen, die Helden im Weintrinken sind und tapfere Männer im Mischen von Rauschtränken; sie sprechen die Gesetzlosen um eines Geschenkes willen gerecht und entziehen den Gerechten die Gerechtigkeit!" Vielmehr sollte der weise Herrscher erfüllen, was ihm die Mutter Lemuels in Spr 31:8-9 empfiehlt: "Öffne deinen Mund für die Stummen, für die Rechtssache aller Kinder des Dahinschwindens. Öffne deinen Mund, richte gerecht, und schaffe Gerechtigkeit dem Elenden und dem Dürftigen!"

Dies sind wahrlich große Ansprüche, die nach dem Maßstab des göttlichen Gesetzes in Israel an Könige gestellt wurden! Dem Wehespruch des Jesajas schließt sich Pred 10:16-17 an: "Wehe dir, Land, dessen König ein Knabe ist, und dessen Fürsten am Morgen schon schmausen! Glücklich, du Land, dessen König ein Sohn der Edlen ist, und dessen Fürsten zur rechten Zeit speisen - mit Mannhaftigkeit und nicht mit Trunkenheit!" Dieses Gebot, sich im Dienste von Wein und Rauschtrank zu enthalten, galt nach 3Mo 10:9-11 auch den Priestern, damit sie Heiliges und Unheiliges zu unterscheiden vermochten und lehrfähig blieben!

Suchen wir in der Heiligen Schrift nach Beispielen für die Trunkenheit von Königen, dann erinnern wir uns an Beltsazar, der sich noch in der Nacht vor dem Untergang seins Reiches mit Tausenden seiner Diener, Frauen und Kebsweiber aus den eroberten goldenen und silbernen Tempelgefäßen Jerusalems berauschte (Dan 5.), oder wir denken an den trunkenen König Herodes, der entzückt von Schleiertanz seiner Tochter einwilligte, Johannes den Täufer enthaupten zu lassen und ihr auf einer Schüssel sein Haupt zu überreichen.

Und doch gilt auch: Gebet Rauschtrank dem Umkommenden (Todgeweihten), und Wein denen, die betrübter (BUB: erbitterter) Seele sind; er könnte dadurch wenigstens zeitweilig seine Armut vergessen und seiner Mühsal nicht mehr gedenken! Delitzsch berichtet aus Sanhedrin 43a, dass die edlen Frauen Jerusalems den zum Tode Verurteilten einen Rauschtrank reichen sollten; so wollte man auch Jesus, ehe er ans Kreuz genagelt wurde, zur Betäubung "Wein mit Myrrhe vermischt" anbieten. (Mk 15:23); doch Er lehnte das Betäubungsgetränk ab; nicht berauscht und betäubt, sondern mit klarem Bewusstsein wollte Er, der Todgeweihte, für uns leiden und bis zuletzt im Gespräch mit Gott und den Menschen bleiben! Ist ER doch im tiefsten Grunde. Er wollte nicht das im Prophetenwort ihm Vorgeschriebene vergessen, sondern die Schriften erfüllen; litt Er doch für die Kinder des Elends und ihre Rechtssache, ihre Rechtfertigung, und betet für Seine Feinde. Auch wir gehörten zu den Söhnen des Dahinschwindens und des Ungehorsams, also zu den Feinden Gottes, und wurden durch Seinen Tod mit Gott versöhnt!

Die Selbstberauschung und Betäubung geziemt dem Könige nicht; das Gott und Seinem Sohn Geziemende ist Seine unverbrüchliche Wesenstreue, mit der Er sich selbst nicht verleugnen kann und zu Seinen Verheißungen und Berufungen steht (vgl. Hebr 2:10).

Zu solcher Freiheit und Klarheit des Geistes sind auch wir als Könige und Priester gerufen; Trunkenheit und Trinkgelage schließen uns vom Erbteil im Reich Gottes aus (1Kor 5:11- 1Kor 6:10 - Röm 13:13). Doch auch die seelische Selbstberauschung, Willensbetäubung, Massenhysterie und die damit verbundene Unfreiheit stammen nicht aus dem Heiligen Geist! Darum ermahnt uns Eph 5:18: "Berauschet euch nicht mit Wein, in welchem Ausschweifung ist, sondern vielmehr werdet mit dem Geit erfüllt!" Denn "Wo der Geist des Herrn wirksam ist, dort ist Freiheit" (2Kor 3:17). Dies gilt auch von religiöser Umnebelung und den frommen Rauschzuständen unserer Tage, die nichts mit dem "Charisma" des Geistes Gottes zu tun haben!


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