Jahwe hat Kyrus zum Heil Israels beauftragt - Jes 45:1-13

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aus HSA: Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2


Jahwe hat Kyrus zum Heil Israels beauftragt - Jes 45:1-13

Jahwe, der Ewigseiende, will in diesen Versen klarstellen, dass er - er allein - den Kyrus auf der Bühne der Weltgeschichte zu einem bestimmten Zweck hat auftreten lassen, der in Jes 45:13 (wie schon in Jes 44:28) konkret benannt wird: Es geht um die Heimkehr der Juden aus Babel und den Wiederaufbau Jerusalems. Zur Verwirklichung dieses heilsgeschichtlichen Programms zieht der Herr selber vor dem Perserkönig her und räumt die Hindernisse weg. Er hat diesen heidnischen Herrscher, der Jahwe nicht kannte, berufen und er gibt ihm ehrende Beinamen (Jes 44:28 - Jes 45:1): "mein Hirt" und "mein Gesalbter".

Er ist der einzige nichtisraelitische König, der von Gott den Namen "mein Gesalbter" erhält. Was bedeutet das? "Gesalbter" ist hier nicht gleich "Messias" zu setzen, auch bedeutet Salbung hier nicht wie in 1Jo 2:27 den Empfang des Heiligen Geistes. Er ist einfach ein gesalbter König. So wird in 1Kö 19:15.16 der Prophet Elia von Jahwe beauftragt, nicht nur den Israeliten Jehu zum König über Israel, sondern auch den Nichtisraeliten Hasael zum König über Aram zu salben. Karl Elliger versteht die "Salbung" im Falle des Kyrus als "Indienstnahme für Jahwe". Franz Delitzsch meint: "Der Grundzug der Politik des Weltreichs ist absorptive (aufsaugende, sich aneignende) Selbstsucht; die Politik des Kyrus aber war von edlen Motiven durchzogen, und das gereichte ihm zu ewiger Ehre... Jahwe hat ihn bei der Rechten erfasst, um so ihn unterstüzend durch ihn Großes zu vollbringen." - Wenn Jahwe ihn zugleich seinen "Hirten" nennt, so weist dies wohl darauf hin, dass diesen Herrscher auch Motive der Fürsorge für die ihm anvertrauten Menschen und Völker bewegten; im Auftrag Jahwes soll er sie "weiden". (vgl. Jer 31:10 - Hes 34:12 - Hes 34:23 - Offb 2:26.27); dazu gehören Führung, Versorgung und Schutz der Herde. - Der Charakter der Weltmächte ist nach Dan 7 Raubtiercharakter; nur selten geben sie freiwillig und friedlich etwas frei, das sich in ihren "Klauen" oder zwischen ihren "Zähnen" befand.

Gott wird vor Kyrus Türme und Mauer einebnen und eherne Pforten und eiserne Riegel zerschlaben (Jes 45:2). Dies ist wohl ein Hinweis auf seinen Sieg über Babylon. Die Weltstadt Babel hatte viele Tore. "Als Nebukdnezar die große, dreifache Ostmauer baute, um auch das dünner besiedelte Vorgelände der Altstadt in den Mauerschutz hinein zu nehmen, und dadurch die Länge der Stadtmauer von etwa 10 km auf etwa 18 km brachte, kamen natürlich auch neue Tore hinzu." Schließlich wurden die Tore freiwillig geöffnet, als "nach der entscheidenden Niederlage des Kronprinzen Belsazar bei Opis im August 539 Gobryas mit den Persern 'ohne Schlacht' in Babel einziehen konnte" (Elliger). Auch die sagenhaft großen in der Stadt angehäuften und versteckten Schätze übergab Jahwe dem Kyrus (Jes 45:3). Jahwe selbst aber zahlt dem heidnischen Herrscher für die Freilassung der Juden weder Geld noch ein Bestechungsgeschenk (Jes 45:13). Zwar erhielt Kyrus Ägypten, Kusch und Seba als Lösegeld (Jes 43:3), aber diese Länder blieben natürlich Jahwes Eigentum.

Den bedeutungsvollen Vers Jes 45:7 ("der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, das Heil wirke und das Unheil schaffe") sollte man nicht missverstehen, indem man die Aussage über den Zusammenhang hinausgehend absolut setzt. Hier geht es nicht etwa um eine Erschaffung der Finsternis und des Bösen durch Gott; davon ist auch in 1Mo 1 keine Rede; die Finsternis ist in Jes 45:2 (nach dem Fall Satans) einfach da. Gott muss sie nicht "erschaffen". Außerhalb von Gott und der Gemeinschaft mit ihm ist Finsternis (Abwesenheit von Licht). Wo er ist, ist Licht, ja er ist nur Licht (1Jo 1:5).aus Gott kommt keine Finsternis.

Wer aufgrund von Jes 45:7 Gott als den Schöpfer des Bösen hinstellt, geht den Weg Zarathustras, "welcher das eine Wesen der Gottheit in zwei sich bekämpfende Mächte spaltet", sowie auch "Marcion sich auf die Stelle als Beweis dafür berief, dass der Gott des Alten Testaments ein anderer sei als der des Neuen" (Delitzsch). Nein, Gott ist einer - in seinem Wesen zutiefst nur Licht und nur LIebe (1Jo 1:5 - 1Jo 4:8 - 1Jo 4:16). "Auch die sonstige Stellung des alttestamentlichen Gottes zum Sittlichen verbietet, bei diesem Wort ra' (Unheil, Übel, Unglück) an moralisch Schlimmes, also Böses, zu denken" (König). So stimmen wir Elliger zu, der sagt: "Es geht in Jes 45:7 um das Heil und das Unheil, das die Völker erleben." Gott ließ durch Nebukadnezar über das Volk seiner Wahl Unheil kommen, danach aber durch Kyrus Unheil über Babel und Heil über Israel. So lenkt er bis heute die Völkergeschichte und wir dürfen alles aus seiner Hand nehmen, dabei aber wissen: Alles kommt von Gott, aber nicht alles aus dem Herzen seiner Liebe" (Arthur Muhl). Nach dem Ratschluss seines Willens wirkt Gott alles - denn beim Vollzug des Ratschlusses dürfen auch die unerlösten Geschöpfe mitwirken und zeigen, was sie können -, aber nach dem Wohlgefallen seines Willens geschieht nur das, was ihm gefällt (Sohnschaft, Gnade, Heil); letztendlich aber verwirklicht Gott das Geheimnis seines Willens, und Gottes Licht und Liebe werden siegen (vgl. in Eph 1 die Verse Eph 1:11 - Eph 1:5 - Eph 1:9).

Es ist tröstlich zu wissen, dass auch alles Schlimme, alles Unheil dieser Welt von Gott genehmigt, gesteuert und begrenzt wird (so schwer verständlich es im Einzelfall auch sein mag). Alles macht er seinen Plänen dienstbar, und seine Retterliebe soll einmal in der ganzen Völkerwelt den Sieg davontragen, wie wir es in diesem 45. Kapitel noch hören werden (Jes 45:22-24).