Göttliche Anweisungen für Schriftforscher

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum:
"Die Gerichte Gottes" (1980)
von Mathias Jaegle (siehe Lebensbild)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften:
Inhaltsverzeichnis

Die Gerichte Gottes

7. Nachwort

Göttliche Anweisungen für Schriftforscher

Unsere Aufgabe ist erfüllt. Mit dem aus der Heiligen Schrift entwickelten Gerichtsbild bekennen wir uns voll und ganz zu allen Gerichten Gottes in ihrer vollen Schärfe. Wir sind dabei den Weg gegangen, auf dem allein Gewissheit über biblische Fragen erlangt werden kann, wenn die Meinungen darüber geteilt sind. Es ist der Weg der genauen Erforschung des Willens Gottes.

Was ist nun alles erforderlich, um zur Erkenntnis tiefergehender Wahrheiten zu gelange? Für eine solche rechte Schriftauslegung, welche denWillen Gottes wahrheitsgemäß finden und bekanntgeben will, ist vor allem die Befolgung zweier Seiner Anweisungen hierzu unerlässlich. Die eine lautet: „Ein Muster habe gesunder Worte, die du von mir hörst!“ (2Tim 1:13). Manches praktische Beispiel auf den vorangehenden Seiten gibt Aufschluss darüber, wie diese zu verstehen und anzuwenden ist. Zur Genüge wurde der Beweis erbracht, dass Ewigkeit im Sinne von Endlosigkeit, auf Gottes Gerichte bezogen, ein ungesundes Wort ist, weil es das göttliche Gerichtsbild entstellt, indem es einer ganzen Anzahl von Gerichten endlose Dauer aufnötigt. Der hier Klarheit bringende gesunde Begriff lautet Äon.

Auch die zweite Anweisung für rechte Schriftauslegung ist eine Mahnung des Apostels Paulus an Timotheus: „Befleißige dich, dich selbst als bewährt Gott darzustellen, als einen unbeschämten Werker, der da richtig schneide (teile) das Wort der Wahrheit“ (2Tim 2:15). Diese Mahnung haben wir in unserer Abhandlung, indem wir die verschiedenen Gerichte Gottes genau an dem Platz zeigten, welcher ihnen in Gottes Plan angewiesen wird.

Rechte Wortteilung ist eine unerlässliche Grundlage jeder Wortverkündigung, in welcher die Einteilung des göttlichen Heilsplanes in Verwaltungen erkannt und angewandt wird. Nicht jede Wahrheit gilt für alle Verwaltungen. Wenn es heißt, dass Gott alle Menschen retten will (1Tim 2:4), so bedeutet das aber nicht, dass Er Seinen Plan in der gegenwärtigen Verwaltung ausführe, da Er ja in dieser nur die zuvor auserwählten Glieder der Gemeinte Christi beruft. Weil die volle Erfüllung dieser Verheißung seit Generationen auf sich warten lässt, meint man, dass es für die große Masse der Menschheit überhaupt keine Rettung mehr gäbe. (Es ist doch aber ein Widerspruch in sich, zu sagen, dass Gott heute zwar nur Auserwählte berufe, aber zur gleichen Zeit alle Menschen retten wolle!)

Sobald jedoch das Wort der Wahrheit recht geteilt, d.h. die Erfüllung jeder Verheißung am rechten Platz erkannt wird, verschwinden solche anscheinend unlösbaren Schwierigkeiten von selbst. Auch hinsichtlich der Lebendigmachung heißt es: „Ein jeglicher aber in seiner eigenen Ordnung“ (1Kor 15:21). Gleicherweise kommen die Auserwählten schon in der heutigen Verwaltung, also eher, an die Reihe und danach erst die übrigen Menschen. Ihre schlussendliche Aussöhnung wird Kol 1:20 klar bezeugt. Alles (auch auf Erden) wird Christus dann als Haupt erhalten.

Diesen Plan hatte Gott geheim gehalten, bis Er ihn durch Paulus (Eph 1:10) niederschreiben ließ: „... für eine Verwaltung der Vervollständigung der Fristen, aufzuhaupten das All in dem Christus, beides, das in den Himmeln und das auf der Erde.“ Also erste wenn die Fristen in Gottes Rettungsplan vollständig abgelaufen sind, wird Gott alle retten und Seinem Sohn unterordnen.

Ein Standardwerk für den Schriftforscher

Nach diesen Grundsätzen gesunder Schriftauslegung haben wir den Willen Gottes in Seinen Gerichten erforscht und dabei nur Seine Aussprüche gelten lassen. So entstand die vorliegende Artikelserie, die erkennen lässt, dass die in der Gemeinde diskutieren Gerichtsfragen nicht in einem kurzen Aufsatz beantwortet werden können. Vielmehr sollte eine eingehende lehrhafte Unterweisung vorangehen, wie wir sie zu bieten versucht haben. Allerdings sollte nicht nur dies Büchlein, sondern unser gesamtes Beweismaterial geprüft werden; denn es ist nicht so, als hätten wird zuerst den Lehrsatz von der Allaussöhnung aufgestellt, und hinterher (zwecks „Beweisführung“) unser System der konkordanten Übersetzung und Schriftteilung entwickelt. Umgekehrt war der Weg!

Zunächst legte Gott es unseren Lehrern vor einem halben Jahrhundert etwa aufs Herz, ein Übersetzungsystem zu schaffen, das menschliche Meinungen nahezu völlig ausschließt. Dieses umfasst einen nach den gründlichsten Forschungen zusammengestellten griechischen und hebräischen Urtext, dazu eine Überzeilung, die die verschiedenen Lesarten der zuverlässigsten Handschriften aufzeigt, ferner eine exklusive, einheitliche und absolut buchstäbliche Wiedergabe eines jeden Wortes und Wortteiles nach seiner Grundbedeutung als Unterzeilung, außerdem eine idiomatische (den Sprachgebraucht berücksichtigende) Übersetzung (Konkordante Wiedergabe), eine Stichwortkonkordanz, in der jedes Wort des Urtextes unter seinem deutschen Standardwort erscheint, ein vollständiges Lexikon mit einer Konkordanz und einem Verzeichnis sowohl der Wortelemente in der Ursprache als auch sämtlicher grammatischer Formen. Von dem englisch-griechischen Standardwerk, das ungefähr 2000 Seiten umfasst, erscheint zur Zeit eine kleine Handausgabe. In deutscher Sprache wurden bisher nur die idiomatische Übersetzung der griechischen Schriften (NT) und die Stichwortkonkordanz veröffentlicht. Es war die mühselige, jahrzehntelange Kleinarbeit in den Ursprachen, die zu den Erkenntnissen führte, die wir in unserer sonstigen umfangreichen Literatur behandeln.

Unsere konkordante (in sich selbst übereinstimmende) Methode ermöglicht es auch dem ungelehrten Leser, unmittelbar an Gottes inspirierten Urtext heranzukommen. Auch diese Abhandlung über die Gerichte Gottes ist eine Frucht fleißigen Gebrauchs der Konkordanten Übersetzung und beruht auf gründlichem Studium der konkordanten Wortauslegung. Wer allerdings bei der Erörterung von Problemen über Gottes Gerichte während der Äonen und über Seine nach Abschluss derselben stattfindende Aussöhnung nicht von den gesunden Musterwörtern des Urtextes ausgeht, wer in der Schrift nicht ganz konsequent eine fortlaufende Offenbarung sieht, mit dem Höhepunkt in Paulus Gefängnisbriefen, wer nicht dementsprechend Gottes Wort richtig teilt, und bei der Auslegung vom gesunden Wortschatz des Paulus ausgeht, der muss zwangsläufig zu anderen Ergebnissen kommen als den von uns aufgezeigten.

Sobald jedoch diese Ordnung und der sukzessive Aufbau der Offenbarung Gottes anerkannt wird, sucht man das Endresultat des göttlichen Heilsplanes nicht mehr in den hebräischen Schriften, auch nicht mehr in den Reden Jesu an Israel, als Er in Niedrigkeit auf Erden wandelte. Hat Er in den letzten Stunden Seines irdischen Dienstes doch Selber erklärt, dass Er vieles noch nicht sagen könne (Joh 16:12). Damit sprach es der Herr offen aus, dass Gottes Offenbarung zu Seiner Zeit noch unvollständig war. Es fehlten ihr noch die wichtigsten und tiefsten Enthüllungen über Gottes Rettungsplan, die der verherrlichte Christus erst durch sein Werkzeug, den Apostel Paulus, niederschreiben ließ. Und dazu gehört auch die Wahrheit von der Allaussöhnung (Kol 1:25).

Selbstverständlich muss besonders heute, da so viele Irrlehren im Umlauf sind, alles geprüft werden; so verlangt es Gottes Wort (1Thes 5:21). Auch wir wünschen, dass unsere Auslegung zusammen mit all unserem Beweismaterial einer grünlichen Prüfung an dem Worte Gottes unterzogen werde. Dann werden die gegen sie gerichteten ungerechtfertigten Anklagen verstummen, und man wird erkennen, dass wir mit der Ablehnung der ewigen Verdammnis nicht die Gerichte Gottes übersehen, und die Lehre von der Allaussöhnung als Ruhekissen schärfstens verurteilen; dieser Haltung begegnen wir durch unsere Ausführungen in dem Kapitel „Die Gerichte Gottes an der Gemeinde“. Auch in unserer sonstigen Literatur wird immer wieder betont, wie sehr wir zum Glauben an die Allaussöhnung auch einen geheiligten Lebenswandel verlangen. Wer sich die Gerichte Gottes an der Gemeinde zu Herzen nimmt, dem vergeht bestimmt jeder weltförmige Wandel und jedes leichtfertige Sündigen. Dies ist ein schriftgemäßes Warnen, und daher bestimmt wirksamer als das Drohen mit der ewigen Hölle und dem endlosen Zorn Gottes.

Dieses weise an und lehre!

In diesem Zusammenhang möchten wir die Gläubigen, welche die Verheißung von der Errettung aller Menschen noch nicht annehmen können, oder wenigstens deren Verkündigung beanstanden, auf 1Tim 4:9-11 hinweisen und sie von ganzem Herzen bitten, zu erwägen, was Gottes Wort hier sagt:

“Glaubwürdig ist das Wort
und jedem Willkommens wert
(denn darum mühen wir uns und werden geschmäht),
dass wir uns verlassen auf Gott, den Lebendigen,
der da ist der Retter aller Menschen,
vor allem aber der Gläubigen.
Dieses weise an und lehre!“

Dieses göttliche Zeugnis enthält die positive Aussage, dass Gott der Retter aller Menschen ist! Hat Er hier nicht den Irrtum menschlichen Denkens vorausgesehen, wenn Er dies so deutlich und unmissverständlich sagt? - Wer dieses Schriftwort im Glauben annimmt, glaubt doch Gott Selber, und nicht etwa menschlichen Meinungen! Aber Er geht noch weiter und weist an, dass diese Wahrheit auch gelehrt werde. Nach göttlicher Anordnung soll also in der Gemeinde verkündet werden, dass Gott noch alle Menschen retten wird. Wer will im Ernst behaupten, dass dies nur ein Wunschtraum von Ihm sei, den Er nie wird verwirklichen können? - Wer will diejenigen, die dieses Gotteswort glauben, und dem darin gegebenen Befehl gehorchen, als Irrlehrer verketzern? - Wem erscheint das Wort nicht glaubwürdig? - Wem ist es nicht willkommen? - 2Kor 1:20 heißt es: „Denn so viele Verheißungen Gottes als da sind, die sind Ja in Ihm!“ An uns ist es daher, auch alle zu glauben und Ihm die Verantwortung für die Erfüllung ganz zuzutrauen.

Dem Evangelisten reicht Gott für seinen Dienst ein besseres Konzept als die Drohung mit einer ewigen Hölle, nämlich das Wort der Versöhnung: „Für Christus nun sind wir Gesandte, als ob Gott zuspräche durch uns ...: Werdet versöhnt mit Gott!“ - Auf den Ernst der Zeit und die kommenden Gerichte hinzuweisen, bleibt dem Evangelisten unbenommene; aber für die Rettung von Sündern holt er den Weckruf und das Rettungswort nicht aus der Zeit vor dem Kreuz, also in Jesu Reden, sondern aus den paulinischen Briefen. Dort ist das Wort vom Kreuz als die rettende Gotteskraft zu finden (1Kor 1:18). Von diesen Episteln ist es vorwiegend die an die Römer, welche „das Evangelium von Seinem Sohne“ (Röm 1:2) bringt, das dem Menschen zeigt, wie er gerettet werden kann.

Der Vater des Mitleids

Ein häufiger Vorwurf gegen die Lehre von der Allaussöhnung besagt, dass sie nur auf Gefühl aufgebaut sei und in den Herzen eine krankhafte Verweichlichung bewirke. Lassen wir die Entgegnung der Schrift sprechen, was Gott und Christus empfinden, wenn sie Gerichte verhängen müssen. In einem solchen Fall sagt Gott zu Sich: „Denn so oft Ich auch wider ihn (Ephraim) geredet habe (mit Gericht), gedenke Ich Seiner doch immer wieder. Darum ist Mein Innerstes um ihn erregt; Ich will mich gewisslich seiner erbarmen, spricht Jewe“ (Jer 31:20). Ähnlich sagt Er Hos 11:8 in Seinem Herzen: „Mein Herz hat sich in Mir umgewendet, erregt sind alle Meine Erbarmungen. Nicht will Ich ausführen die Glut Meines Zornes.“ Und als der Herr Sich Jerusalem näherte, fing Er an zu schluchzen im Vorausblick des kommenden Gerichts. Wenn des Vaters und des Sohnes Herz schon bei zeitlich begrenzten Gerichten so mit ihren Geschöpfen mitleiden, wie unendlich groß wäre dann ihr Schmerz, wenn die meisten derselben endlos leiden müssten! Nennt Ihn doch Paulus den Vater des Mitleids (2Kor 1:3).

Auch hierin war derselbe Apostel ein vorbildlicher Nachahmer Gottes und Christi; denn im Hinblick auf seine ungläubigen und dem Gericht entgegengesetzten Volksgenossen empfand der große Betrübnis und unablässigen Schmerz. Ja, er wünschte sogar, von dem Christus weg in den Bann getan zu sein (Röm 9:2), d. h. dass er auf seine Seligkeit verzichtet hätte, wenn seine Verwandten nach dem Fleisch für immer im Gericht hätten bleiben müssen, und nie gerettet worden wären. Das ist wahre Gesinnung Christi! Wenn wir dies alles berücksichtigen, ist es doch offenbar, dass es Gott zutiefst betrüben muss, wenn manche der Seinen die Ungläubigen in die endlose Qual verweisen.

Tut sich hier nicht eine sonderbare Zwiespältigkeit auf? Im irdischen Leben wird der als edel und vorbildlich hingestellt, der mit den Leidenden doch mitfühlt und mitleidet; und wer das überdies seinen Feinden gegenüber tun kann, steht auf ethisch besonders hoher Stufe. Dagegen nimmt man aber ohne weiteres als selbstverständlich an, dass das Wissen um die vielen in der endlosen Qual Leidenden dennoch die Gläubigen kaltlasse, wenn sie erst einmal selber mit dem Körper der Herrlichkeit bekleidet seien. Und dies, obgleich dann ein jedes Gotteskind Blutsverwandte in der Verdammnis hätte! - Eine solche unvorstellbare Haltung sucht man zwar mit „Erklärungen“ zu rechtfertigen, wie etwa, dass Gottes Gerechtigkeit eben viel höher sei, als wir sie heute verstünden, und unser Glaube an den allumfassenden Sieg von Gottes Liebe in der Vollendung übergehe diese Seine Gerechtigkeit.

Dabei ignoriert man jedoch die Tatsache, dass zwar alle Menschen durch Adams Ungehorsam zu verdammungswürdigen Sündern wurden, dass sie aber auch alle aufgrund von Christi Gehorsamstat am Kreuz bereits einen Rechtsspruch zur Rechtfertigung des Lebens (Röm 5:18.19) erhielten, d. h. gerechtfertigt und als Gerechte eingesetzt wurden. Wer die Kollektiv-Verurteilung und den Kollektiv-Rechtsspruch übersieht, verdunkelt Gottes absolute Gerechtigkeit und damit auch Seine Liebe.

Welchem menschlichen Vater, der sein ungehorsames Kind mit der Rute straft, würden wir die unmenschliche Absicht zutrauen, er würde die Züchtigung ohne Aufhören fortsetzen? - Denn im Grunde straft er sein Kind doch nur, weil er es lieb hat, es vom Bösen abhalten und zum Guten erziehen will. - Und vom Vater des Mitleids, dessen Liebe zu allen Seinen Geschöpfen doch alle Elternliebe weit übersteigt, wollten wir annehmen, dass Er Seine ungehorsamen Kinder ins Endlose verfluchen, verdammen und quälen würde? Muss es für Ihn nicht betrübend und schmerzlich sein, wenn Er in der Gemeinde so dargestellt wird? - Liebe und absolute Gerechtigkeit stehen jedoch nicht im Widerspruch zueinander. Wer es zu seinem regelmäßigen Gebet macht, die Liebe des Christus zu erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt, wird sie auch fassen (Eph 3:19).

Eine Lehre der Dämonen?

Gewiss sind in der letzten Zeit die Stimmen derer seltener geworden, die vor der Allaussöhnung als vor einer Teufelslehre warnten. Die wenigen, die im stillen noch dieser Meinung sind, sollte ein wenig Nachdenken von der Haltlosigkeit dieser Idee überzeugen, denn die Allaussöhnung nimmt ja Satan den Sieg und gibt ihn Christus. Die Lehre, die den Widerwirker so völlig von Christus überwunden darstellt, dass er schlussendlich gar nichts mehr für sich behält, auch sich selber nicht, die sollte er selbst erfunden haben? - Genau das Gegenteil ist wahr! Satan verträgt die Erwähnung der Allaussöhnung nicht und hasst diese Lehre, so wie er Gott in allem trotzt; er müsste ja die unendliche Überlegenheit Gottes zugeben, wenn er heute verbreiten würde, er sei am Schluss der Verlierer.’'

Hingegen zeigt ihn die Lehre von der ewigen Verdammnis als den erfolgreichen Widerwirker Gottes; warum sollte er da die Verbreitung der Allaussöhnung fördern? - Man kann Satan auf manche Weise Vorschub leisten und in die Hände spielen. Wer den vollen Ernst sämtlicher Gerichte Gottes leichtfertig ignoriert, wer sein Fleisch mit den Leidenschaften und Begierden nicht täglich kreuzigt, begibt sich ebenso in die Gefahrenzone wie der andere, welcher Gottes Herrlichkeit in Seinem Endsieg nach Ablauf all der Äonen dadurch verkleinert, dass er Christi Opfertod am Kreuz von Golgatha für unzureichend hält.

Die Gläubigen wissen noch viel zu wenig davon, dass der Widerwirker falsche Lehren in der Gemeinde verbreitet. Nach 1Tim 4:1 gibt es Lehren von Dämonen, auf die man, wenn auch unwissentlich, eingehen kann. Dies deckt verborgene Zusammenhänge in der Abneigung gegen die Allaussöhnung auf; wie wäre sonst dieser hartnäckige und unlogische Widerstand gegen sie anderes zu erklären, als durch raffiniert getarnte Einwirkungen solcher lügenhafter Geister und Dämonen. Denn es gehört doch bestimmt zum Unnatürlichsten, dass die Siegesbotschaft Christi von Seinen Eigenen bekämpft wird. Wenn ein Bürger eines Landes nur immer vom Misslingen der Pläne seines sonst siegreichen Landesherrn spricht, so stimmt doch etwas nicht bei diesen Untertanen; das ist im Grunde nicht nur Mangel an Vertrauen, sondern grenzt an Auflehnung und Landesverrat. - Aber wieviel schlimmer ist es noch, wenn beim Wirken und Kämpfen für den himmlischen Herrn eine solche Haltung eingenommen wird. Die Tragik liegt darin, dass Gott in Seinem Wort den Endsieg Seines Sohnes enthüllt und man dennoch nicht daran glaubt.

Es ist wirklich sehr bezeichnend, mit welchen Mitteln solcher Unglaube gestützt wird. Gottes Zeugnis von der großen Wahrheit der Allaussöhnung lautet wörtlich: „... und durch Ihn auszusöhnen das All zu Ihm - indem Er Frieden macht durch das Blut Seines Kreuzes - durch Ihn, es sei das auf der Erde oder das in den Himmeln“ (Kol 1:20). Die Elberfelder Übersetzung schreibt hier: „... und durch Ihn alle Dinge mit Sich zu versöhnen, - indem Er Frieden gemacht hat durch das Blut Seines Kreuzes, - durch Ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.“ Natürlich kommt der Ausdruck „Dinge“ im Urtext nicht vor; denn Aussöhnung kann ja nur vernunftbegabte Geschöpfe betreffen, die sich in Feindschaft gegen Gott befanden, aber doch niemals leblose Dinge! Als der Übersetzer diesen Begriff einfügte, verdeckte er dadurch die tatsächliche Aussöhnung aller Geschöpfe.’'

In derselben Bibel hat man 1Tim 4:10 eine weitere Abänderung vorgenommen. In der klaren Aussage, dass Gott der Retter aller Menschen ist, wurde statt dessen Erhalter geschrieben, obwohl das Urtextwort soter heißt, das wörtlich Retter bedeutet. So bringt es die Konkordankte Wiedergabe an allen 24 Vorkommen im Neuen Testament, und auch Luther macht keine Ausnahme und übersetzt jedesmal mit Heiland. (Ist im Neudruck des Elberfelder NT’s jetzt richtig übersetzt.)

Auch eine jüngere englische Übersetzung hat sich in ähnlicher Weise gegen Gottes heiliges Wort vergangen. In dieser wurde „Gott ... will, dass alle Menschen gerettet werden“, in richtige Gläubige, das göttliche „will“ ein starker Beweis für die Erreichung Seines Zieles ist, lässt dieser Übersetzer Gott sagen, dass Er es nur wünsche, und stellt somit die Durchführung Seines Planes infrage. Von hier aus ist nur noch ein Schritt bis zur Aussage, dass Gottes Vorsätze undurchführbar seien.

Ist dies nicht leichtfertiges und vermessenes Umgehen mit Gottes Wort? Erinnern solche vorsätzlich vorgenommenen Fälschungen an Gottes Siegesmeldungen nicht stark an Satans Taktik in Eden, als er Eva gegenüber Gottes Aussagen als fragwürdig hinstellt und verdächtigte? Paulus würde diesen Übersetzern wohl kompromisslos entgegenhalten: „Ihr verschachert das Wort Gottes und handhabt es betrügerisch! (2Kor 2:17, 2Kor 4:2).

Somit ist der Ursprung einer jeden der beiden Lehren aufgedeckt. Die von der ewigen Verdammnis beruht auf dem Durcheinandermengen der göttlichen Gerichte, auf der ungenauen Übersetzung einzelner Begriffe, und in gewissen Fällen auf bewussten Fälschungen solcher Stellen, die andere Übersetzungen richtig wiedergegeben haben.

In striktem Gegensatz hierzu steht der Ursprung der Lehre von der Allaussöhnung. Sie beruht auf tiefster Ehrfurcht vor Gottes Wort und auf genauer Erforschung aller Seiner Aussagen. Sie ist eine reine Frucht konsequenter Treue zu Gottes inspiriertem Text der Heiligen Schrift.

Holz, Gras, Stroh

Wer diese beiden Lehren gegeneinander abwägt, und dabei unser gesamtes Beweismaterial prüft, muss zugeben, dass von der richtigen Stellungnahme sehr viel abhängt. Alle Mitwerker Gottes (1Kor 3:12) werden vor der Preisrichterbühne Christi dargestellt werden, über die wir bereits in dem Kapitel „Die Gerichte Gottes an der Gemeinde“ sprachen. Ein jeglicher wird seinen Lohn erhalten gemäß seiner eigenen Mühe; jedoch wird dabei vorausgesetzt, dass er auf Jesus Christus (denn einen anderen Grund kann niemand legen) auch richtig und schriftgemäß aufbaue. Wer jedoch von Seinem völligen Sieg etwas unterschlägt, bringt eine ungesunde Lehre. Eine jede dieser Art wird mit Holz, Gras und Stroh verglichen, mit Baustoffen, die vor dem Feuer der Herrlichkeit nicht bestehen können. Nur was mit gesunden Lehren (Gold, Silber, kostbaren Steinen) gebaut wird, ist feuerbeständig.

Wer nicht rückhaltlos verkündet, dass das All aus Ihm, durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen ist (Röm 11:36), wird sein Lehrsystem vor der Preisrichterbühne in Feuer aufgehen sehen! „Er selbst aber wird gerettet werden, aber also wie durch Feuer“ (1Kor 3:8-15). Dann wird er jedoch freudig der Entwicklung des Alls zustimmen, das von Christus dem Ziel der Unterordnung und Aussöhnung zugeführt wird.

Gib Gott Herrlichkeit!

Röm 4:20 lesen wir: „Die Verheißung Gottes aber ward nicht angezweifelt im Unglauben, sondern er ward gekräftigt im Glauben und gibt Gott Herrlichkeit, vollgewiss, dass Er, was Er verheißen hat, imstande ist, auch zu tun.“ Wen Abraham durch seinen Glauben an Verheißungen, die nur ihn selbst und Sara betrafen, Gott schon Herrlichkeit gab, in welch reicherem Maße würde Er verherrlicht werden, wenn die Gläubigen die Verheißungen von der schlussendlichen Aussöhnung aller Geschöpfe mit Ihm glauben würden!

Im Einleitungskapitel wurde schon erwähnt, dass der Widerstand gegen die Lehre von der Errettung Israels im Schwinden sei und dass mangelnder Glaube an Israels Zukunft allgemein als sehr rückständig beurteilt wird. Auch hinsichtlich der Allaussöhnung sieht man im Lichte fortschreitender Erkenntnis mehr und mehr ein, dass das Festhalten an der dunklen, mittelalterlichen Lehre von der Verdammnis ein Zeichen von Rückständigkeit im geistlichen Wachstum ist, dass hingegen der Glaube an die leuchtende göttliche Siegesmeldung von der Aussöhnung des Alls durch Christus ein Schritthalten mit der vermehrten Geistesauswirkung in der Gemeinde unserer Tage bedeutet. Wer möchte aber in diesem Gott wohlgefälligen Wachstum an Gnade und Erkenntnis zurückbleiben?

Es ist daher unser stetes Gebet (Kol 1:9-11) für uns und alle Glaubensgeschwister, denn wir sind mit allen in der Einheit des Geistes aufs engste verbunden, dass wir erfüllt werden mit der Erkenntnis Seines Willens, in aller Weisheit und geistlichem Verständnis, um würdig des Herrn zu wandeln, Ihm zu allem Gefallen, indem wir in jedem guten Werk Frucht bringen mögen und wachsen in der Erkenntnis Gottes. Amen!