Die große Irreführung in der Endzeit

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.


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Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

47. Die große Irreführung in der Endzeit

Irreführungen sind satanisch und sind so alt wie der Satan. Durch ihn sind schon die ersten Menschen in die Irre geführt worden. Irreführung ist seitdem ihr Hauptfaktor. - Dieses „Lebensgut“ der Menschen wurde im Laufe der Zeit nicht kleiner, sondern immer verfänglicher und belastender. Zuletzt wird die Irreführung so groß: „Sie glauben der Lüge“ (2Thes 2:11).

Die Irreführung geht noch weiter „Diese werden mit dem Lamm Krieg führen“ (Offb 17:14). Wer sind „diese“? Nicht die antireligiösen Fanatiker. Die werden im Ende zu zählen sein. Nein, die ganze Menschheit wird es sein, die im höchsten Fanatismus dem Lamm den Krieg erklärt!

Weiter bedenke man die Tatsache, dass der zukünftige „Gegner der Menschen“ nicht ein absurder Despot sein wird, sondern - das Lamm! Höre: Das Lamm! Einige Bibelübersetzer sagen mit Recht: Das Lämmlein! Mit diesem Namen ist nicht nur die totale Unschuld des „Weltgegners“ angezeigt, sondern auch seine eigentliche Wesenhaftigkeit. Der Christus, der jetzt noch zur Rechten Gottes sitzt, kommt wieder in Lammesgestalt, d.h. als der Sündenträger, als der Sündentilger, als der Erlöser! Verstehen wir recht: Gegen den Er-Löser zieht die gesamte Menschheit in den Krieg. Ist die Irreführung hier nicht auf dem Gipfelpunkt? Sind das nicht völlig verrückte Geschehnisse?

Wir müssen aber auch die Tatsache im Auge behalten, dass die ganze Menschheit in solcher Irreführung nicht nur in der Endzeit sein wird, sondern auch im Vor-Ende. Diese massive Irreführung hat eine gründliche Ausreifezeit. Das ist die Jetztzeit! Wir stehen zweifellos mitten in der Irreführung. - Darum ist sie nicht harmlos zu nehmen, sondern genau so tragisch wie im Ende. Der endgeschichtliche Faktkor ist in der Reifezeit mindestens so ernst, wenn nicht noch ernster zu sehen. In der Wachstumszeit ist nämlich die Zustimmung zu dieser Verwirrung weit individueller. Im Ende hat der Kollektivismus eine beherrschende Bedeutung. Dieser Umstand dürfte etwas entschuldigen.

Sie glauben der Lüge

Sieht die heutige Menschheit diese Irreführung? Nein! Das ist eine Tragik. Man ist heute tatsächlich so weit, dass man der Lüge glaubt. Nicht nur, dass man die Lüge gleichgültig hinnimmt, sondern sie tatsächlich als Wahrheit ansieht. Das ist also der heutige Glaube: Lügen-Glaube! - Sollte man nicht mit allem Ernst diesen verfänglichen Dingen nachspüren?

Die Linie der Irreführung ist leicht zu erkennen. Sie liegt auf dem religiösen Gebiet. Das ist vielen, nein den meisten Menschen unglaubhaft und unverständlich. Darum sagen wir es nochmals mit großer Betonung, dass die Irreführung in der Religion, genauer gesagt in der christlichen Lehre vorhanden ist. Sonderbar, dass man diese Irreführung nicht sieht: „Diese werden streiten mit dem Lamm!“ - Sage mir bitte, ist das eine politische Angelegenheit, oder eine soziale, oder kulturelle oder wirtschaftliche? Nein, das ist eine abstrakt religiöse Sache; denn hier ist offensichtlich ein Kampf gegen den „Himmel“!

In welcher Weise ist die religiöse (christliche) Irreführung unter uns? Im Allgemeinen würde man wohl ganz einstimmig die Frage so beantworten: „Der Atheismus (auch Nihilismus) führt in die Irre“. Dem würde man noch sehr überzeugt hinzufügen: „Bekämpft den Atheismus, sorgt für die Christianisierung der Welt, und dann ist jede Irreführung überwunden“.

Prophetische Hinweise

Höre, was wir darauf zu sagen haben: Gerade da liegt die Irreführung! Den die Endmenschheit wird nicht atheistisch sein, sondern höchst religiös, in der Weltführungsgeschichte höchst christlich! Im Raume des Christentums liegen die größten Verwirrungen und Verirrungen. Im Christentum entwickelt sich ein Christentum mit dem verdeckten Namen: Anti. Schauen wir uns bitte diesbezüglich einige prophetische Hinweise an.

Schon Daniel wusste zu sagen, dass „mitten in der Jahrwoche das Opfer und Speisopfer aufhören wird“ (Dan 9:27). Die da angedeuteten Entscheidungskämpfe liegen allein auf dem religiösen Sektor. Es geht bei dem letzten Für und Wider um das „Opfer und Speisopfer“.

Paulus hat dem Timotheus zu sagen, dass in den letzten Tagen „der Schein des gottseligen Wesens“ beherrschend sein wird (2Tim 3:1-15). Den Thessalonichern hat Paulus zu schreiben, dass „der Mensch der Sünde“ sich an die Spitze des Gottesdienstes und der Gottesverehrung setzen wird. Noch mehr, er setzt sich in den Tempel, mit der Absicht der Gott-Vermittlung (2Thes 2:3.4). Das sind klare religiöse Vorgänge.

Derselbe Paulus hat warnend zu sagen, dass der „alte Lügner“ im Ende nicht in seiner nackten Art auftreten wird, sondern höchst maskiert, nämlich als „Engel des Lichts“ (2Kor 11:14). Damit deutet Paulus eine satanische Machenschaft an, die im Ende, aber auch im gesamten Vor-Ende vorhanden ist. - Man denke an die „Bibelsprüche“ bei der Versuchung der ersten Menschen. Man denke an die Versuchung Jesu, wie er durch die Bibel in die Irre geführt werden sollte. Mit biblischen Thesen wird die Irreführung durchgeführt.

Man vergegenwärtige sich auch die Darstellung des Sehers Johannes. Das „Welt-Tier“ wird in mancherlei Situationen „vom ganzen Erdkreis angebetet“ Man überlege, was Anbetung bedeutet. Das ist doch nur ein Faktum der Religiosität!

Hingewiesen sei auf die Darstellung Jesu vom „falschen Propheten“ (Mt 7:15). Wer ist ein falscher Prophet? Etwa ein Gottleugner? Nein, der ist’s der Gottes Heilsvorhaben verfälscht. Der falsche Prophet ist äußerlich gesehen sehr nahe dem echten Propheten. Er unterscheidet sich nur in der Verschleierung der Heilswahrheit.

Das entartete Christentum

Das prophetische Wort zeigt uns mit ganzer Klarheit, dass das Anti-Christentum nicht unter den Atheisten zu suchen ist, sondern genau unter den Christen. Im Raume des Christentums bildet sich das Antichristentum heraus. Sieht man das? Nein! Da liegt die große Irreführung. Man deckt die größte Gefahr der Christen zu, und stellt sie sogar ganz bewusst in Abrede. Selbst von den Kanzeln wird das Antichristentum nur da benannt, wo es gar nicht ist. Wie heißt solche Führung? Irreführung!

Die Irreführung erhält dann ihre Krönung, wenn das Wesen des Christentums falsch gedeutet und falsch gefordert wird. Dieses Verirrungsmerkmal ist allerdings nicht die Krönung, sondern die Triebfeder. In der ganzen Christengeschichte wird nämlich das Schein-Christentum, das Auch-Christentum, das Namen-Christentum, das Form-Christentum, nicht nur geduldet, sondern sogar gemacht. Das entartete Christentum wird hochamtlich „fabriziert“.

Ist der Ausdruck „hochamtlich“ hier nicht übertrieben? Wohl nicht. Bitte, wie heißt die Grundwahrheit des Christentums? „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist; so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“ (Joh 3:5). Hier sagt Jesus dem Nikodemus das unumgängliche Geschehen der Wiedergeburt, der Neuschöpfung, der neuen Kreatürlichkeit, dem „aus Gott geboren sein“. Ohne dem ist der Eingang ins Reich Gottes unmöglich. Und wie lässt man ganz hochamtlich die Menschen dieses ewig gültige Ziel erreichen? Durch die Tauf-Wiedergeburt. Wer getauft ist, ist wiedergeboren. Das Sakrament macht’s! - Und wie sieht es in Wirklichkeit aus? „Millionen getaufter Heiden füllen die Kirchen aus“.

Sehr viel Heils-Mittel hat man hochamtlich in der „heiligen Anwendung“. Diese Heils-Mittel werden tatsächlich in die Mitte des Heilsgeschehens gestellt. Damit wird aus der Mitte der Mittler verdrängt, von dem gesagt ist: „Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus“ (2Tim 3:5). - Der von Gott gesetzte alleinige Heilsmittler - Christus - ist heute nicht nur aus der Mitte verdrängt, sondern vielerorts mythologisiert. Höre, was ein bedeutender Theologe gesagt hat: „Jesus von Nazareth, der als Messias auftrat, die Sittlichkeit des Gottesreiches verkündigte, das Himmelreich auf Erden gründet und starb, um seinem Werk die Weihe zu geben, hat nie „existiert“. Und doch sind solchen „Christen“ allzumal Christen, weil sie Christen geworden sind durch die Sakramente. Welche Irreführung.

Christentum ohne Christus

Da ist die Irreführung begründet: Die verirrten und verwirrten Christen haben es nicht mehr mit dem Christus, mit dem Er-Löser zu tun, sondern mit dem christlichen Machwerk, mit der „christlichenLehre“, sprich christlichen Leere. - „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr, in das Himmelreich kommen, sondern, die den Willen tun meines Vaters im Himmel“ (Mt 7:21).

Es muss freilich festgestellt werden, dass für den „weltlichen Christen“ dieses sakramentale Christentum sehr sympatisch ist. Ohne gründliche Wandlung, aber angetan und ausgefüllt mit den „Gnadenmitteln“, ist er Bürger „jener Welt“, - aber auch dieser Welt. Je nach Bedarf hat er „volles Genüge“. Das ist dann das hochgepriesene „praktische Christentum“. Solches Christentum ist sogar dem Atheismus vorzuziehen. Denn der Atheist muss sich große Mühe geben, um den Christus, den Erlöser leugnen und ablehnen zu können. Wahrhaftig, wenn der so erlösungsbedürftige Mensch den Erlöser mit ruhigem Gewissen entbehren kann, sogar entbehren will, dann muss er schon was aufzuweisen haben. Er muss ein Idealist im wahrsten Sinne des Wortes sein. Wie kommt er zu diesem echten Idealismus? Das ist einfach nicht möglich! Hingegen der Namens-Christ hat bis zur letzten Befriedigung für beide Seiten einen „Ausweis“. Sogar einen hochamtlichen Ausweis. Er ist ohne weiteres zu Gott hin „begnadigt“, nicht nur durch ein Gnadenmittel, sondern zu seiner Beruhigung und zu seiner Freude durch eine ganze Reihe von Mittel. Vor der Welt braucht er sich nicht „abzuschirmen“, denn er ist ein Christ. Vor Gott hat er nichts zu verantworten, nein, er hat sogar den Freibrief: „Gehet hin in alle Welt“.

Doppelte Irreführung

Eine doppelte Irreführung wird in der Endzeit die Rolle spielen. Wir benennen sie nochmals in anderer Reihenfolge: Existenzielle Irreführung und prophetische Irreführung.

Die existenzielle Irreführung ist sehr alt. Schon in der Urgemeinde ist sie feststellbar. Wie hat Paulus gegen das Scheinchristentum kämpfen müssen! Man lese sonderlich die Korintherbriefe. Um dem Scheinchristentum eine Daseinsberechtigung zu geben, erfand man bald die Gnadenmittel. Sie wurden in den ersten Jahrhunderten des Christentums aus den oben genannten Gründen gelehrt, aber nur lehrmäßig angeboten. Späterhin wurden diese Gnadenmittel „veramtlicht“. Diese amtlichen (sogar hochamtlichen) Mittel haben die Menschen zu ihrer Christanisierung nicht nur annehmen dürfen, sondern müssen. Wehe, wer sie gering schätzte oder ablehnte. Der muss büßen, oft mit dem Leben. Hunderttausende Antisakramentalisten erlebten das Martyrium.

Heute ist das „Tragen der Gnadenmittel“ zwar nicht unbedingte Pflicht, aber „christliche Pflicht“. Man kann die Mittel nicht aufzwingen, aber sie als unentbehrlich anbieten. Das genügt. Die meisten Menschen (im Raume des Christentums) nehmen diese Gnadenmittel in Anspruch, oft mit Dank, vielfach auch aus traditionellen Gründen. - Bei vielen ging es auch ohne diese Mittel, aber aus mancherlei äußeren Gründen geht es besser mit den Mitteln.

Die christianisierte Welt

Diese Gnadenmittel haben eine große Kraft, und auch ein großes Ergebnis. Sie stehen nun einmal in der Mitte, und verdrängen den Christus aus der Heilsmitte. Wohl sind sie sehr christlich, sind auch nahe bei Christus, man kann auch sagen sehr biblisch, denn mit der Bibel kann man „alles beweisen“. Was aber im Gegensatz zu Christus und der Bibel bewiesen wird, ist nicht nur unbiblisch, sondern antichristlich. Diese antichristliche Linie ist schon in der Urgemeinde feststellbar: „Kindlein, es ist die letzte Stunde. Und wie ihr gehört habt, dass der Widerfürst kommt, sind nun viele Wiederchristen worden; daher erkennen wir, dass die letzte Stunde ist“ (Joh 2:18-24). Merkwürdig, dass man diese existenzielle Irreführung so wenig sieht! Merkwürdig? Nein nicht merkwürdig, sondern endgeschichtlich sehr richtig. Im Endgeschehen wird man sogar sehr offen (und hochamtlich) gegen Christus kämpfen. Darum muss davor das „Wider-Christentum", wenn auch in verbrämter Weise, vollzogen sein. Dieser Vollzug wird immer massiver. Resultat: Kampf gegen das Lamm.

Daraus ergibt sich mit ganzer Folgerichtigkeit die prophetische Irreführung. Das ist der sichere Gang ins Antichristentum. Leider sieht man das nicht. Und wenn man schon die antichristliche Entwicklung zu sehen meint, dann im Atheismus. Unmöglich vermag man im Raume des Christentums das Antichristentum zu sehen. Denn man sieht da nur die Christen. Sie sind ja durch unser „heiliges Tun“ und unter unseren Augen Christen geworden. Ohne Zweifel sind sie Christen! Wie sollte man ihr Christentum verneinen, wenn sie nach unserem Willen Christen wurden! - Wehe, wer an ihrem Christentum zweifelt. Der ist ein Pharisäer.

Darum ist unter so vielen Christen auch das prophetische Wort so unbeliebt. Denn es steht in vollem Widerspruch zu dem Stand und Vorhaben des „modernen Christentums“. Sogar die Wiederkunft Christi wird verneint, oder mindestens bagatellisiert. Wenn er schon „wiederkommt“, dann nur mit dem Vorhaben, sein Reich zu bestätigen. Und sein Reich ist da, wenn die ganze Welt christanisiert ist. Also auf zum Werk, d.h. christianisiert die ganze Menschheit; und dann ist das Reich Gottes gekommen. - Dass Christus bei seiner Wiederkunft die antichristliche Welt richten wird, ist eben nicht wahr. Das sind „religiöse Phantasien“. Und wie wird er sie richten? Lies Offb 9:15.18. Weißt du, wer zu diesem „Gerichts-Drittel“ gehört?

Die christianisierte Welt ist die „Braut Christi“. Sie wird mit dem wiederkommenden Christus Hochzeit halten. Wunderbar! - Stimmt das? Bedauerliche Irreführung auf der ganzen Linie. „Sie glauben der Lüge“.

Lies weiter:
48. Was ist unter „Ende der Welt“ zu verstehen?