Was ist unter „Ende der Welt“ zu verstehen?

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.


Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

48. Was ist unter „Ende der Welt“ zu verstehen?

Der Begriff „Ende der Welt“ wird verschieden beurteilt. Weltgeschichtlich orientierte Menschen lehnen das „Weltende“ ab, weil nach ihrer Auffassung die Welt (= Kosmos) bleibt, wie sie war und ist. Weltveränderungen sind nur in völkischer und kultureller Hinsicht feststellbar. Jedoch die Welt als solche hat einen ewigen Bestand.

Unter den biblisch orientierten Menschen sind ebenfalls viele Meinungen vorhanden. Weithin meint man, dass das „Weltende“ nur symbolisch oder „ideologisch“ zu fassen sei. Wenn Christus wiederkommt, wird er die restlos christanisierte Welt in seine Herrschaft nehmen. Das ist das ewige Reich Gottes. Die Welt hat dann ihre wunderbare Fortsetzung unter der Herrschaft Gottes. - Die biblischen Aussprüche vom „Weltende“ sind nur charakteristische Zeitangaben, die laufend im Wandel sind und schließlich zur göttlichen Höhe gelangen.

Eine weitere Meinung ist, dass mit der Wiederkunft Christi der „neue Himmel und die neue Erde“ erstehen werden. Wie diese Erstehung zu verstehen sei, ist nicht zu sagen. Jedenfalls ist mit einer gründlichen „Neuheit“ zu rechnen. Sie ersteht durch die Wiederkunft Christi. - Darum hat man dieses Erkenntnisgut in dem bekannten „Glaubenbekenntnis“ festgelegt: „....aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, von dannen er wiederkommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.“ Damit wird klar zum Ausdruck gebracht, dass mit der Wiederkunft Christi das Alte restlos vergeht und das Neue ersteht.

Was ist mit Vor-Ende gemeint?

Diese Auffassung hat in den Endzügen ihre gewisse Berechtigung. Aber nur in den End-Zügen. Vor diesem Ende ist aber noch das „Vor-Ende“. In dem Vor-Ende ist auch mancherlei „Ende“ festzustellen. Es geht eben durch mancherlei „Ende“ zum „Ende“. Das muss gesehen werden.

Nach der biblischen Darstellung muss im Vor-Ende (das ist die Zeit, die uns angeht) mindestens ein doppeltes „Ende“ unterschieden werden:

  1. Das Ende dieses Zeitalters,
  2. Das Ende des zukünftigen Zeitalters.

Wenn das „Ende“ die verschiedenen Zeiten betrifft, dann sollte man sie in ihrer Eigenart erkennen und das jeweilige „Ende“ nicht verwechseln. Es erstehen sonst Widersprüche, die nicht zu übersehen sind. Dann zeigen sich Lehrgegensätze, die die ganze End-Lehre lächerlich machen. Das ist weithin der Fall. Man denke nur an die „zänkische Eschatologie“.

Das Ende dieses Zeitalters

Klar sollte allen Bibelkennern sein, dass das Ende dieses Zeitalters nicht das Ende der Welt bedeutet, sondern das Ende dieses Menschengeschlechts! Das gegenwärtige Menschengeschlecht wird wegen seiner widrigen Haltung ein „Ende mit Schrecken“ finden. Beachten wir die Tatsache: es geht gegenwärtig nicht um das „Ende des Kosmos“, sondern um das Ende der Menschen. - Untergang der Menschheit steht uns bevor.

Um welche Menschen geht es da? Wir wollen das prophetische Wort reden lassen: „Diese werden streiten mit dem Lamm, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr allen Herren und der König aller Könige., und mit ihm die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen“ (Offb 17:14). Welche Menschen sind es? Kurz gesagt: Die Antichristen! - Eine Menschheitsgruppe unter dem endgeschichtlichen Kennzeichen (Anti-) Christ! -

Diese Antichristen sind aber nicht eine abstrakte Sondergruppe, die von der gesamten Weltmenschheit radikal abgesplittert ist, sondern sie sind die Spitze der gesamten religiösen Welt. Sie sind die Führenden, darum die Hauptverantwortlichen. Sie sind im gewissen Sinne das Haupt der Weltkörperschaft. Die Art und Weise dieses „Hauptes“ deutet Paulus mit folgenden Worten an: „Der da ist der Widersacher, und sich überhebet über alles, das Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott, und gibt sich aus, er sei Gott“ (2Thes 2:4). - Hier spricht Paulus von dem Spitzenmann. Aber der Spitzenmann ist die „Spitze der Pyramide“. Mit anderen Worten: Der Antichrist ist das Haupt des Antichristentums-Körperschaft!

Die Welt-Körperschaft

Diese Welt-Körperschaft wird nicht nur „oriental“ (im Orient), sondern global (weltmäßig) ausgerichtet sein. Mit großer Überzeugung wird der ganze Erdkreis die „Hymne“ singen: „Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen?“ (Offb 13:4).

Und doch wird da nicht die gesamte Menschheit „mit dem Hauch seines Mundes“ umgebracht, sondern nur eine gewisse Menschengruppe. Welche Gruppe? Die mit dem „Lamm“ in einen Kriegs-Konflikt gerät. (Offb 17:14). Wie groß ist die Gruppe? Lies Offb 15:8. - Das ist die (anti-)christliche Menschheitsgruppe!

Dieses Welt-Gerichtsgeschehen ist bei der Wiederkunft Christi. Der wiederkommende Fülle-Christus (im Zeichen des Lammes) wird zum Kampf herausgefordert von dem Lügen-Lamm (Offb 13:11) - Ein sonderbarer „Lammes-Widerspruch“ wird die Ursache des Kampfes sein.

Der Fülle-Christus beendet sein Werk

Damit ist das gegenwärtige Zeitalter noch nicht beschlossen. Denn der Fülle-Christus beendet sein Werk nicht mit einer Vernichtung, sondern mit einer Herrichtung. Wir lesen: „Und ich hörte als eine Stimme einer großen Schar und als eine Stimme großer Wasser, und als eine Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja! denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen. Lasset uns freuen und fröhlich sein, und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit (Hoch-Zeit) des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet“ (Offb 19:6.7). Hier ist zweierlei angezeigt:

  1. Er hat das Reich eingenommen.
  2. Die Hochzeit des Lammes ist gekommen.

Dazu stellen wir Folgendes fest: Der Abschluss des Gerichtsgeschehens ist die Hochzeit des Lammes. Hoch-Zeit mit dem „Weibe“, das sich in der Drangsalszeit des Antichristen bereitet hat. Die Hoch-Zeit ist gleichzeitig die Eröffnung des Christus-Reiches, des neuen Heils-Haushaltes, des tausendjährigen Friedens-Reiches. Höre: Hier ist der Beginn des zukünftigen Zeitalters.

Diese „himmlischen Geschehnisse“ sind so beschrieben: „Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, Streit zu halten mit dem, der auf dem Pferde saß, und mit seinem Heer. Und das Tier ward ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen tat vor ihm, durch welche er verführte, die das Malzeichen des Tieres nahmen, und die das Bild des Tieres anbeteten; lebendig wurden diese beide in den Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brannte. Und die anderen wurden erwürget mit dem Schwert des, der auf dem Pferde saß, das aus seinem Munde ging; und alle Vögel wurden satt von ihrem Fleisch“ (Offb 19:19-21).

Das künftige Zeitalter

Wir stellen nochmals die Tatsache heraus, dass das Gericht über die antichristliche Welt und die Hochzeit des Lammes nicht den Untergang der Welt und die Erstehung der neuen Erde anzeigt, sondern den Untergang des antichristlichen Menschentums. Der „alte Kosmos“ erfährt hier eine wunderbare Erhebung; eine Wiederbelebung höchster Ordnung. Also, nicht Untergang, sondern Aufgang der Welt ist hier.

Zwischendurch sei noch folgende Tatsache festgestellt: Das tausendjährige Reich ist nicht das endgültige „Reich Gottes, des Vaters“. Dieses Reich wird in einem weit späteren Äon aufgerichtet. Lies 1Kor 15:24-28. Für das tausendjährige Reich (Reich Christi) ist eine genaue Begrenzung angezeigt: Wir lesen: „Und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn, und versiegelte oben darauf, dass er nicht mehr verführen soll die Heiden, bis dass vollendet würden tausend Jahre; danach muss er los werden eine kleine Zeit“ (Offb 20:3). - Also, das „Reich des Christus“ (das zukünftige Zeitalter) dauert tausend Jahre. Und dann geschieht noch mancherlei. Dieses Reich darf nicht mit dem „Reich des Vaters“ verwechselt werden. Wer das tut, gewinnt keine „Reichsklarheit“. Reich des Vaters ist das „Ende“. Reiche des Christus sind das mannigfache Vor-Ende. Das erste „Reich des Christus“ währet tausend Jahre.

Vermerken wollen wir noch, dass wir das nächste Zeitalter mit seiner Begrenzung von tausend Jahren ganz wörtlich nehmen. Warum sollten wir das nicht? Haben wir eine zwingende Veranlassung, die Zeitangabe zu ändern oder in Zweifel zu ziehen? Immer wieder hört man die Meinung: „Die biblischen Zahlen sind nur symbolisch zu nehmen. Die Zahl 1000 soll eine lange Zeit andeuten“. Wer gibt uns das Recht, die biblischen Zahlen nur zu symbolisieren? - Man nimmt sich das Recht. Darum die grenzenlose Symbolisierung (und Säkularisierung) nicht nur der biblischen Zahlen, sondern auch der biblischen Begriffe. Man versymbolisiert die ganze Bibel. Somit ist der Glaube an die Bibel von der menschlichen Willkür abhängig.

Das tausendjährige Reich

Wir gehen um keine Haaresbreite davon ab, dass das nächste Zeitalter tausend Jahre dauern wird. Auch glauben wir, dass dieses Zeitalter unter der Heilsherrschaft des Christus stehen wird. Und das so wunderbar wie nie zuvor. Wir glauben auch, dass Satan tatsächlich „gebunden“ und im „Abgrund“ sein wird (Offb 20:2.3). Genau so glauben wir, dass zu der Zeit der jetzige „Kosmos“ bestehen wird. Freilich im verklärten Verhältnis. Es fällt uns auch nicht schwer zu glauben, dass die niedere Kreatur dann Lebenshöhen erreicht, die wir heute nicht für möglich halten. Sollte unserem Christus, der „alle Gewalt hat im Himmel und auf Erden“ etwas unmöglich sein?

Das Ende der Welt

Wenn wir von den Zeitaltern reden, dann dürfen wir nicht versäumen, an alle zu denken, die im prophetischen Wort angezeigt sind. Erst dann ersteht Klarheit für die Sonderheiten in allen Zeitaltern. Und dann bleiben wir auch bewahrt vor der Verwechslung der Geschehnisse in den Zeitaltern. Wir lesen: „Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan loswerden aus seinem Gefängnis. Und wird ausgehen, zu verführen die Heiden (Nationen) an den vier Enden der Erde, den Gog und den Magog, sie zu versammeln zum Streit, welcher Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den feurigen Pfuhl und Schwefel, da auch das Tier und der falsche Prophet war; und werden gequält werden Tag und Nacht von Äon zu Äon.

Und ich sah einen großen weißen Stuhl und den, der darauf saß; vor des Angesicht floh die Erde und der Himmel, und ihnen ward keine Stätte erfunden. Und ich sah die Toten, beide, groß und klein, vor Gott. Und Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch ward aufgetan, welches ist das des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach der Schrift in den Büchern, nach ihren Werken. Und der Tod und die Hölle gaben ihre Toten, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeglicher nach seinen Werken. Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der andere Tod. Und so jemand nicht ward erfunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl. Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr“ (Offb 20:7ff. bis Offb 21:1).

Erkennen wir bitte genau die Tatsache: Erst an dieser Stelle ist das „Ende der Welt“. Erst hier wird Wirklichkeit, was in dem bewussten Glaubensbekenntnis besagt wird: „...von dannen er wiederkommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten“. Und dann kommt der neue Himmel und die neue Erde. Erst nach den tausend Jahren ist das „Endgericht“, Gericht über die Menschheit unter dem charakteristischen Zeichen „Gog und Magog“. Hier verwirklicht sich in letzter Weise jenes Wort: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offb 21:5).

Eine neue Erde

Aber mit dem eben genannten „Ende der Welt“ ist noch nicht das absolute „Ende“ gemeint. Gesagt muss auch werden, dass der biblische Begriff „Ende“ nicht in der menschlichen Denkweise gesehen werden darf. Wir haben bereits festgestellt, dass im gesamten Vor-Ende mancherlei „Ende“ zu sehen ist. Diese End-Geschehnisse zeigen immer einen Fortgang. So ist auch das „endgültige „Ende“ in anderer Weise zu sehen. Bis dahin geht es aber von „Ende“ zu „Ende“.

Was sagt uns die Prophetie über den neuen Himmel und die neue Erde? „Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, und ein jegliches Tor war eine Perle; und die Gassen der Stadt waren lauter Gold als ein durchscheinend Glas. Und ich sah keinen Tempel darinnen; denn der Herr, der allmächtige Gott ist der Tempel und das Lamm! Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm! Und die Nationen, die da selig werden, wandeln in demselben Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in dieselbige bringen. Und ihre Tore werden nicht verschlossen des Tages; denn da wird keine Nacht sein. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Nationen in sie bringen. Und wird nicht hineingehen irgend ein Gemeines, und das da Gräuel tut und Lüge, sondern die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes“ (Offb 21:21-27). Also: Auf der neuen Erde ist noch „das Lamm“ in Funktion. Denn da sind noch „Gräuel und Lüge“ zu überwinden. Alles, was vor den „Toren“ ist, muss eingehen nach einer klaren Eintragung ins Lebensbuch des Lammes. - Das sind sonderbare End-Geschehnisse. Aber vor dem Lamm und durch das Lamm. Das genügt.

Das allerletzte Ende

Wer das allerletzte „Ende“ sehen will, der lese 1Kor 15:24-28. Ausdrücklich sagt Paulus: „Danach das Ende“. Hier ist das „Ende“ in Gott, dem Vater. Dieses göttliche Ende sieht wahrhaftig anders aus als das menschliche Ende. Solches „Ende“ kann als Anfang zum unvergänglichen Sein bezeichnet werden. - Hätte Paulus hier nicht anstatt „Ende“ ein anderes Wort gebrauchen können ? Nein, weil ihm für diese Vorgänge die Worte fehlten. Uns fehlen sie auch.

„Herr, in deine Hände, sei Anfang und Ende sei alles gelegt."

Lies weiter:
49. Wie heißt der letzte Verhandlungsgegenstand?