Wie heißt der letzte Verhandlungsgegenstand?

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.


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Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

49. Wie heißt der letzte Verhandlungsgegenstand?

Die Weltpolitiker sind mit ihren Verhandlungen am toten Punkt. Verhandeln möchten sie, aber die Verhandlungsgegenstände sind zu widerspruchsvoll und zu abstoßend. Die Ursache hierfür liegt in dem Bestreben der Koexistenz. Die heutigen Zwei (zwei Weltreiche) wollen nicht nur gleichwertig nebeneinander bestehen, sondern auch einander „Überstehen“. Der Vorrang wird erstrebt. Das führt zu kritischen Spannungen. Sie werden zufolge der sich steigernden Vernichtungsmittel immer quälender. Kann auf diese Weise noch verhandelt werden? Nein, und abermals nein. - Darum der tote Punkt in den Verhandlungen.

Wenn man aber mit den Verhandlungen (auf dem Zickzackwege zur Koexistenz) nicht weiterkommt, was dann? Antwort: Die Verhandlungspartner sollen die koexistenziellen Verhandlungsgegenstände fallen lassen und sich einem neuen und besseren Gegenstand zuwenden, der ganz schnell zum Ziele führen kann. Dieser bessere Verhandlungsgegenstand heißt: totale Welt-Einheit! - Wenn die Welteinheit da ist, dann sind alle Verhandlungen nicht nur überflüssig, sondern sogar töricht. Dann kann man auch verhandeln, aber nicht im Sinne des Ver-Handelns, sondern des beglückenden Handelns. Man beachte die Tatsache: Der Weg „nebeneinander“ ist meistens ein Dornenweg; dagegen der Weg „miteinander“ ist ein Glorienweg!

Kann aber die Welteinheit jemals erreicht werden? Im Blick auf die gegenwärtigen Weltverhältnisse wird man nur mit einem Nein antworten können. Die Koexistenz ist nun einmal das Übel, das nicht umgangen werden kann. Wohl weiß man um die Not, aber... - Wer wird sich freiwillig unterstellen? Wer hält sich für entbehrlich? Wer wird sich dem anderen restlos anvertrauen?

Die kommenden Weltgeschehnisse

Höre: Wir dürfen im Blick auf die kommenden Weltgeschehnisse nicht die bestehenden Verhältnisse als ausschlaggebend ansehen. Auch wenn sie ganz massiv und unumstößlich aussehen. - Bitte, waren die Verhältnisse immer so? Sind die Weltverhältnisse nicht einer ständigen Wandlung unterworfen? Ist die weitere Wandlung nicht auch möglich? Ja! Also, überlassen wir die Weltlage der weiteren Wandlung. Sie kommt! Wir werden in absehbarer Zeit sehen, wie der „tote Punkt“ durch eine überraschende Wandlung überwunden wird.

Wie soll das gehen? Kann uns jemand diese Frage beantworten? Ja! Der „Jemand“ ist Gott! Er kennt alle Dinge. Er hält sie auch nicht geheim, sondern tut sie uns nach seinem Wohlgefallen und Ermessen kund. Seine Bekundung ist freilich mit dem Heilsgeschehen verbunden. In der Welt des Unheils soll Gottes Heil offenbar werden. Darum die Heils-Kunde. Aber sie genügt. Wenn von Heilswegen die Weltklarheit gegeben wird, dann wollen wir da die Klarheit suchen. - Übersehen wir nicht die Tatsache, dass das prophetische Wort „ein Licht auf unserem Wege ist“ (2Petr 1:19). Leider sind wir in der Prophetie so unkundig. Du auch? Hast du schon für deine Welt-Schau jemals das prophetische Wort befragt? Davon hängt nämlich deine Klarheit oder Unklarheit ab.

Auf dem Weg zur Welteinheit

Welche endgültige Weltwandlung zeigt uns das prophetische Wort an? Kurze Antwort: Hin zur totalen Welteinheit! Sonnenklar wird uns gesagt, dass die ganze Welt einer Meinung werden wird und dann ihre Kraft und Macht dem Welt-Haupt-Mann gibt (Offb 17:12.13). Nach einer gewissen Qualifikationswandlung des Welt-Haupt-Mannes wird alle Welt begeistert ausrufen: Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen? (Offb 13:4). Alle, die auf Erden wohnen, beten es (das Tier( an (Offb 13:8). Geschlossen wird die Welt gegen Christus in den Krieg ziehen (Offb 17:14). Christus wird sie richten. Diese Gerichtsschrecken wird die ganze Welt erleben, wenn auch mit verschiedenen Ergebnissen. Auf alle Fälle ist das ein weltumfassendes Geschehen, das Jesus mit den Worten anzeigt: „...als-dann werden heulen alle Geschlechter auf Erden“ (Mt 24:30). Also, Welteinheit auch im Weltgericht.

Diese totale Welteinheit ist das Ziel der bevorstehenden Weltwandlung. Das kommt, denn solches ist vom Wort des Herrn angezeigt. - Wer das nicht glauben will, der lasse es. Aber auch dieser „Unglaube“ ändert an den bevorstehenden Geschehen nichts.

Eine Zwischenbemerkung: Viele Bibelfreunde stimmen der Prophetie zu, jedoch mit der zusätzlichen Erklärung, dass diese Welteinheit nur durch einen Weltkrieg zustande kommen kann. Nicht der „runde Tisch“, sondern die Atomrakete führt zu der totalen Welteinheit. Wer so meinen will, oder meinen kann, dem sei das gerne erlaubt. Das prophetische Wort sagt aber, dass nicht die Atomrakete die Kraft und Macht dem Welt-Hauptmann gibt, sondern „diese“! Wer ist es? Die gesamte Menschheit, die durch die langwierigen Verhandlungen der Zehn zu einer Meinung kommen“ (Offb 17:12.13). Diese Welteinheit wird wahrhaftig nicht als das Resultat der Atomrakete angezeigt, sondern als Erfolg des „runden Tisches“. - Man überprüfe übrigens die Frage, ob nach dem Einsatz sämtlicher Vernichtungsmittel die Welt noch verhandlungsfähig wäre. Sehr wahrscheinlich müsste man dann nicht nur die Einheit streichen, sondern auch die Welt Dann wäre wohl die Welt-Einheit eine absurde Illusion. „Es muss aber nicht gleich Weltkrieg sein“,, so hört man vielfach sagen. Nun, dann ist es ein Aufstand in „Afri-Cola“ und kann als Welt-Krieg nicht benannt werden. Die kolonialen Geschehnisse dürfen mit den globalen Geschehnissen nicht verwechselt werden.

Also, der Verhandlungsgegenstand, der über den toten Punkt hinausführt, heißt totale Welteinheit. Bei dieser Verhandlung darf der Begriff Koexistenz nicht mehr mitsprechen. - Wenn erst der Totalitätsbegriff das Prinzip der Verhandlungen ist, dann werden die Verhandlungen wahrhaftig keine Verhandlungen mehr sein, sondern Handlungen in triumphaler Weise.

Anzeichen für die Einheits-Verhandlungen

Sind für diese Verhandlungen irgend welche Anzeigen vorhanden? Auf dem politischen Gebiet nicht. Da ist man am toten Punkt. Wohl hat man eine tiefe Sehnsucht nach weiteren Verhandlungen. Diese Sehnsucht ist nicht nur in der gutmenschlichen Absicht begründet, sondern auch in den Dringlichkeiten des wirtschaftlichen und sozialen Lebens, sonderlich aber auch in der katastrophalen Weltunsicherheit. Man kann wohl sagen: Hier brennt’s! Aber....

Und doch sind bereits Anzeichen für die Einheits-Verhandlungen da. Sie kommen von einer Richtung, die man bis dahin nicht beachtet hat, oder auch nicht beachten wollte. Diese Richtung wird sich künftig führend zeigen. Sie gewinnt von Tag zu Tag mehr Autorität. Wie heißt die Richtung? Wir lassen uns eine Antwort geben indem wir uns einige Pressemeldungen vergegenwärtigen, die in den letzten Wochen das Weltinteresse bewegt haben.

Aus der katholischen Kirche

Papst Johannes XXIII. gab am Montag (14.11.1960) das Zeichen für den offiziellen Beginn der Konzielvorbereitungen. In der Aspis von St. Peter hielt er eine feierliche Audienz für rund 500 Mitglieder und Konsultoren der verschiedenen Kommissionen und Sekretariate, die das Ökumenische Konzil der katholischen Kirche vorbereiten sollen Vom deutschen Episkopat nahmen an dieser Eröffnungsaudienz Erzbischof Kardinal Wendel (München-Freising), Erzbischof Jäger (Paderborn) und die Bischöfe Kempf (Limburg), Keller (Münster), Hengsbach (Essen) und Wehr (Trier) teil.

In seiner Ansprache sagte der Papst, die Ökumenischen Konzile der Vergangenheit hätten vor allem die Aufgabe gehabt, die Reinheit der Lehre zu wahren und Häresien und Irrtümer von der Kirche fernzuhalten. Die modern Zeit sehe die Welt tief gewandelt. Ihr Charakteristikum seien die Lockerungen nach materiellen Gütern. In dieser modernen Zeit müssen vor allem die Substanz des menschlichen und christlichen Denkens und Lebens wieder in ihrem ganzen Wert und Glanz sichtbar gemacht werden. Die Kirche sei seit Jahrhunderten Wahrerin dieser Güter.

Große Dinge erwarten wir von dem Konzil und zwar nicht nur eine Stärkung des Glaubens, der Lehre, die Kirchendisziplin und des geistlichen Lebens, sondern auch einen großen Beitrag zur erneuten Bekräftigung jener Grundsätze der christlichen Lebensordnung, auf denen die Entwicklung des kulturellen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Lebens ruht.

Es tröste ihn, sagte der Papst, dass die ersten Meldungen über das Konzil auch bei den getrennten Brüdern respektvolle Aufmerksamkeit gefunden hätten. Das Konzil habe jedoch „seine eigene Umgrenzung“. Alle, die aufrichtigen und vertrauenden Herzens Nachrichten über das Konzil wünschen, würden gebeten zu warten, „bis ihre Väter ihre Arbeit vollendet haben und alles gut vorbereitet und besser geordnet ist für jene höheren Begegnungen“. - Nach Ansicht hoher Praläten vertritt Papst Johannes im Kardinalskollegium die Auffassung, dass die wichtigste Aufgabe der katholischen Kirche die Nächstenliebe sei und man keinen Weg zur Einheit der Christen verbauen dürfe. Ihm gehe es darum, Vertrauen zu schaffen, und erst wenn die Angelikaner und auch andere Konfessionen den Eindruck gewonnen hätten, dass Rom nicht mehr ihre Unterwerfung suche, werde werden man weiter reden können. In diesem Sinne wies der Papst mit seiner Rede in der Audienz die Richtung für das Konzil. - In einem Vergleich zwischen dem Priester und dem von Papst Johannes XXIII. angekündigten Ökumenischen Konzil sagte der deutsche Kurienkardinal Augustin Bea SJ am Samstagabend, dass zweite Vaticanum müsse eine Ergänzung dessen sein, was das Trienter Konzil in der Mitte des 16. Jahrhunderts an Ergängzungsbedürftigen hinterlassen habe und was das erste Vaticanum (1870) aus historischen Gründen nicht leisten konnte. In erster Linie gehe dabei um die Frage der Einheit, der Union. „Heute sind die Verhältnisse stark geändert“, sagte Bea, „so dass die Hoffnung besteht, dass wir auf dem künftigen Konzil einiges leisten können.“ Der Kardinal, der auch das von Johannes XXIII. eingeleitete Sondersekretariat für die Einheit der Christen leitet, ,sprach im Anschluss an einen Vortag des Bonner Universitätsprofessors Dr. Hubert Jedin über das Konzil in Triest. Jedin, der zu den namhaftesten Autoritäten auf dem Gebiet der Konzilgeschichte gehört, hatte seinen Überblick über Aufgabe, Verlauf und Wirkung des Triester Konzils mit dem Fazit geschlossen, dass das Tridentinum „nicht revisionsbedürftig, aber ergänzungsfähig“ sei. -

Von Seiten der angelikanischen Kirche

Der angelikanische Erzbischof von Canterbury, Dr. Fisher, erklärte am Sonnabend, sein bevorstehender Besuch bei Papst Johannes XXIII. im Vatikan sei durch eine ständige „Klimaverbesserung“ zwischen den Kirchen und letztlich durch die Initiative des Papstes selber möglich geworden,d er den Wunsch der katholischen Kirche nach besseren Beziehungen mit anderen Kirchen zum Ausdruck gebracht habe. Dr. Fisher, der vor einer Diözesankonferenz in Canterbury sprach, meinte, schon allein die Tatsache dieses Besuches bedeute, dass Angelikaner und Katholiken in Zukunft frei und offen im Geist christlicher Gemeinsamkeit miteinander sprechen könnten, ohne dabei zu versuchen, die Gegenseite zu besiegen. - Der Erzbischof von Canterbury, Geoffry fisher, trat am Dienstag eine Reise an, die ihn zu Gesprächen mit Patriarchen der orthodoxen und armenischen Kirchen in Jerusalem und Istanbul und zur ersten Begegnung eines Erzbischofs von Canterbury mit dem Papst in Rom seit der Reformation führen wird. Dr. Fisher wird am 1. Dezember von Istanbul nach Rom fliegen. Sein Besuch beim Papst Johannes gilt als Höflichkeitsbesuch. Er trägt jedoch eindeutig den Charakter einer Geste, die Ausdruck der Sehnsucht nach Einheit der Christenheit ist. -

Am Donnerstag Abend predigte Dr. Fisher in der angelikanischen Kirche „Allerheiligen“ in Rom über Fragen zur Einheit der Christen, in deren Zeichen seine Reise in den Nahen Osten und nach Rom steht. Der Erzbischof hatte am Mittwoch Abend in Istanbul seiner Freude darüber Ausdruck gegeben, dass sein Besuch die Beziehungen zwischen der angelikanischen Kirche und der griechisch-orthodoxen Kirche erneuern konnte. Er war am Abend bei einem Essen Gast des Patriarchen Athenagoras, ebenfalls eines bedeutenden Befürworters der Einheit aller Christen. -

Die Unterredung, die in der Privatbibliothek des Papstes erfolgte, diente dem Gedanken der Einheit aller Gläubigen der bisher gespaltenen Christenheit. Obwohl der Besuch offiziell als „Höflichkeitsbesuch“ bezeichnet wurde, war er ein Glied in der Kette der Unionsbestrebungen des 20. Jahrhunderts. ...Erzbischof Fisher überreichte dem Papst während der Unterredung ein in Pergament gebundenes Werk mit dem Wortlaut des Krönungsritus, den er selbst bei der Krönung von Königin Elisabeth gesprochen hatte, und ein Buch über englische Kathedralen. Johannes XXIII. überreichte Dr. Fisher einenBand über die erste römische Synoden, einen Band seiner Reden als Patriarch von Venedig und die erste vatikanische Veröffentlichung über die gegenwärtigen Konzilvorbereitungen. ... Das Büro der angelikanischen Kirche in Rom teilte später mit, der Papst habe gegenüber dem Erzbischof von Canterbury seinen „großen Wunsch“ zum Ausdruck gebracht, die „brüderlichen Gefühle unter allen Christen“ wachsen zu sehen. Ihm sei aus „seinem Gewissen und seiner Erfahrung bewusst geworden, wie tief und verbreitet der Wunsch in vielen Kirchen ist, sich für ein solches Ziel einzusetzen.“ Soweit die Auszüge aus den Presseberichten.

Gegenwärtige Vorgänge in der Christenheit

Die gegenwärtigen Vorgänge innerhalb der gesamten Christenheit können zweifellos als „Himmel-Fahrt“ gekennzeichnet werden. Die politischen „Volks-Wagen“ sind im Schlamm der Koexistenz stecken geblieben. Obgleich sich die Räder noch drehen, kommt das Fahrzeug nicht vom Fleck. Inzwischen steigt aber ein „Hub-Schraber“ hoch und will (und wird) es erreichen, dass mit dem heiligen Bestreben zur gottgewollten Einheit der tote Punkt überwunden wird. Solches Bestreben wird zu guter Letzt die Politiker nicht nur erleuchten und bekehren, sondern sie auch mitreißen und gehorsamst unterordnen. Von „höherer Warte“ wird ihnen die Erkenntnis beigebracht, dass der bisherige egoistische Säkularismus, der durch die dämonischen Kräfte immer tiefer in den Abgrund gerissen wurde, endlich durchleuchtet werden muss durch den „Geist des Himmels“.

Mit den heiligsten Vorsätzen hat darum der Papst angezeigt, dass erstrebt werden müssen „jene Grundsätze der christlichen Lebensordnung, auf denen die Entwicklung des kulturellen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Lebens ruht“. Darum müssen auch bei den künftigen ökumenischen Verhandlungen alle Lehrfragen als restlos unwichtig angesehen werden. Zielmäßig gesehen sind sie Bagatellen. die Einheit ist das Ziel. Darum ist die Einheit der Verhandlungsgegenstand. Hat er das Christentum (und alle Religionsträger) die totale Einheit erreicht, dann ist „die Welt“ überwunden. Dann ist der religiöse Faktor im Regiment.

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50. Was hat das Abendland zu erwarten?