Die geraden Linien des Wortes Gottes - Spr 8:9

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68. Die geraden Linien des Wortes Gottes - Spr 8:9

Sie alle (die Worte aus dem Munde der Weisheit) sind aufrichtig dem Verständigen, und gerade denen, die Erkenntnis gefunden haben.

Die Worte der Weisheit sind gerade wie eine Messschnur und aufrichtig (E: richtig; BA: redlich; BUB: ebenhin; DEL: zum Ziele führend); In Gottes Wort braucht also nicht erst planiert, abgetragen und aufgeschüttet zu werden, wie dies zum Bau der "Offenbarungsstraße" nach Jes 40. nötig ist! Es bietet geebnete Wege, auf denen man nicht strauchelt, und die zum Ziele führen. Aber erscheint uns das göttliche Weisheitswort nicht oftmals wie mit einem Geheimcode "verschlüsselt" worauf auch das griech. Wort "mysterion" (Geheimnis) hinweist, welches eigentlich "das fest Verschlossen" bedeutet? "Fern ist das, was (ewig) ist, und tief, tief: wer kann es erreichen?" mag da mancher mit dem pessimistischen "Prediger" Salomo sprechen (Pred 7:24). So sind "die Worte aus dem Munde eines Mannes" zwar "ein sprudelnder Bach und ein Born der Weisheit", aber auch unergründlich wie "tiefe Wasser" (Spr 18:4)! Brauchen wir nicht vielerlei Verständnishilfen für das Wort Gottes: gute Auslegungen und Konkordanzen, eine Kenntnis der Ursprachen, Bibellexika, tiefgründige brüderliche Belehrung...? So hilfreich diese auch sein mögen, so sind sie doch nicht entscheidend für unser Erkennen der Gedanken Gottes; so mancher einfache Bauer war darin gebildeter als der wissenschaftlich gelehrte Theologe! Durch Gottes guten Geist kann es geschehen, dass wir den "unausforschlichen Christusreichtum" erforschen, die "alle Erkenntnis übersteigende Gottesliebe" erkennen, wenn auch nur "in der Gemeinschaft aller Heiligen" (Eph 3:8.18-19).

Dies bezeugt auch unser Text: Nicht den Weltweisen und den Fürsten dieser Weltzeit, sondern den verständigen Geistesmenschen offenbart sich das "Gewebe" göttlicher Wahrheit, das "Webmuster" der Gottesgedanken, ist ihnen doch der Schlüssel zur Entzifferung der im Geheimnis verhüllten Gottesweisheit gegeben: der die Tiefen Gottes erforschende Heilige Geist und das Erkenntnisorgan der Liebe zu Gott (1Kor 2:9.12-16). Von Pascal stammt der Ausspruch: "Menschliche Dinge muss man erkennen, um sie lieben zu können, göttliche Dinge muss man lieben, um sie erkennen zu können.

Die "Geometrie" des in sich verflochtenen Gotteswortes öffnet sich uns nach verschiedenen Verfahrensweisen. Punktuell lese ich das Wort, als an mich persönlich gerichtet, erbaulich; ich eigne mir das "Fettgedruckte" an, die Kernsprüche der Losungen. Dieses Verfahren muss durch die Fläche ergänzt werden, durch das Erfassen ganzer Bücher und Briefe der Bibel und deren Auslegung nach exegetischen Zusammenhängen. Worin bestehen aber die geraden Linien? Mit ihnen verfolge ich das heilsgeschichtliche Wachstum der biblischen Begriffe und Offenbarungswahrheit, indem ich, etwa anhand einer Konkordanz, "Schritte" durch die Bibel mache und so eine wunderbare Übersicht und Durchblick gewinnen. Das "Wort der Wahrheit gerade zu schneiden" und also "austeilen" zu können, macht einen guten Diener aus (2Tim 2:15). Das nur einmal im NT vorkommende Wort "orthotomeo" stammt aus der Handwerker- und Zeltmachersprache und bedeutet "zuschneiden", um das Zugeschnittene hernach wieder zu einem Ganzen zusammenzufügen. Während der Lehring ungeschickt und krumm über die vorgegebenen Linien hinausschnitt und so einen Schaden am Zeltstoff anrichtete, führte der Meister einen sicheren und geraden Schnitt. "Diese Kunst verstehen leichtfertige, unerfahrene Geister nicht, da hierzu ein gesammelter Sinn, ein erfahrenes Auge und ein starkes Herz erforderlich sind. Sehr häufig kann man christliche Worte hören, die zerstückelt, verdorben und mit Fremden vermengt sind, als hätte eine Kinderhand mit der Schere ein kostbares Tuch zerschnitten" (Adolf Schlatter).

Scheinbar "gekrümmte" Linien "verworrener" Aussagen des Wortes Gottes, die sich dem unerleuchteten Menschen als unlogischen Durcheinander darbieten, erweisen sich dem Verständigen als schnurgerade und zum Ziele führend. Wenn wir dann auch in manchem Detail noch "wie in einem dunklen Spiegel schauen", so wird doch bald "das Vollkommene" erscheinen, wo wir erkennen, "wie wir erkannt worden sind", und schauen werden von Angesicht zu Angesicht (1Kor 13:11-12)

Lies weiter hier:

69. Die Weisheit übertrifft alle Schätze - Spr 8:10-11