Die Zeit der letzten Posaune

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

95. Die Zeit der letzten Posaune

In der Bibel ist von den Posaunen viel die Rede. Bei dem alten Bundesvolk (= Israel) hatte das lautstarke Blasinstrument eine große Bedeutung. Dieses sehr hörbare Instrument wurde auch im biblischen Sinne für die eindrucksvolle Ankündigung und Verkündigung angewandt. Damit war das „Hinausposaunen“ gemeint.

In den prophetischen Schriften, sonderlich im Neuen Testament, wird die Posaune immer in dem biblischen Sinne angewandt. Da ist das natürliche Instrument für die ganz gewaltige Ankündigung und Verkündigung angeführt. - Es ist klar, dass in den prophetischen Schriften die Posaune nur für eine große Geschehensanzeige verwandt wird. Das unüberhörbare „Hinausposaunen“ ist damit angezeigt.

Es muss aber bei jeder Posaunen-Anzeige auch die Art des Geschehens erkannt werden. Jedes Geschehen wird in seiner Sonderheit „ausposaunt“. Darum ist in der Offenbarung des Johannes von sieben Posaunen die Rede. Also, ein siebenfaches Geschehen. Jede Posaune kündigt eine eigene, d. h. eine besondere Geschehensweise an.

Klar sollte uns auch sein, dass der Prophet Johannes mit den sieben Posaunen nur Gerichtsgeschehnisse aufzuzeigen hat. Gerichtsgeschehnisse, die von niemand überhört und übersehen werden können, weil sie die ganze Menschheit, und den ganzen Kosmos höchst ergreifend treffen. Das werden Posaunen sein, die auch die „Schwerhörigen“ vernehmen werden. Niemand und nichts wird von diesen Gerichtsposaunen unberührt bleiben. Nochmals gesagt: Johannes spricht von den Gerichts-Posaunen. Das muss genauestens beachtet werden.

Gerichts- und Heilsposaunen

Es gibt aber im Endweltgeschehen nicht nur Gerichtsposaunen, sondern auch Heils-Posaunen! Allerdings sind die Heilsposaunen nicht für die Menschen des Unheils, sondern in erster Linie für die Menschen des Heils. Die Heilsposaunen sind nicht in dem Sinne: „Weichet von mir, ihr Übeltäter“, sondern in dem Sinne: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters.“ Das sind zwei grundverschiedene Posaunen: des Heils und des Gerichts! - Selbstverständlich gelten die Heilsposaunen nur für die heilsreifen Menschen, und die Gerichtsposaunen nur für die gerichtsreifen Menschen. Die Gerichtsschuldigen werden die Heils-Posaune nicht hören, weil sie für das „Kommt her“ kein Gemerk, und auch kein Verlangen haben. Wiederum die Heilsreifen werden die Gerichtsposaunen nicht hören, weil ihnen das „Hinweg“ überhaupt nicht zusteht. Hinzu kommt die Tatsache, dass sei zur Zeit der Gerichtsgeschehnisse hinweggerückt sind. Sie kommen nicht in das Gericht. Lies Joh 5:24! So sind die beiden verschiedenen Posaunenarten nicht nur wesensmäßig, sondern auch zeitlich unterschiedlich.

Die letzte Posaune, d. h. die siebente, die Johannes darzustellen hat, liegt auf der Linie des Gerichts, und ist darum nur in dem höchsten Gerichtsvollzug zu verstehen. Da sind die Gerichtsposaunen in siebenfacher Steigerung aufgezeigt. Auf dieser Linie ist die letzte Posaune (= die siebente) nur als der Gerichtsbeschluss zu verstehen. Dagegen die letzte Posaune auf der Heilslinie, die das „Kommt her“ bekundet, gilt den Heilsmenschen. Wie heißen diese Menschen? Ekklesia (= die Herausgerufene)! Wer ruft sie mit der „letzten Posaune“ heraus? Ihr Christus, der da ist das Haupt seiner Gemeinde; und sie ist sein Leib. Wohin werden die Herausgerufenen durch den letzten Posaunenruf gerufen? Ihrem Christus entgegen „in die Luft“.

Die letzte Posaune

Darum: „Denn er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes hernieder-kommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Danach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit denselben hingerückt werden in den Wolken dem Herrn entgegen in der Luft, und werden also beim Herrn sein allezeit“ (1Thes 4:16.17). Das ist die letzte Posaune, die nur die Gemeinde Jesu Christi betrifft und mit der letzten, d. h. siebenten Gerichtsposaune nach der Offenbarung des Johannes keineswegs verwechselt werden darf. Lesen wir mit großer Aufmerksamkeit noch folgendes Wort: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden“ (1Kor 15:51.52).

Beachten wir die Tatsache: Nur der Gemeindemann Paulus spricht von der „letzten Posaune“. Sie ist sogar ein „Geheimnis“ und betrifft nur die „Menschen des Geheimnisses“, nämlich die Gemeinde Jesu Christi. Dieser Gemeinde steht schon in der ganzen Gemeindezeit der Ruf zu: „Kommt her“ (= die letzte Posaune). Dieser Ruf gilt den Entschlafenen und den dann noch Lebenden. Wahrhaftig ein Posaunenruf, der den Beschluss bringt für das Geheimnis Gottes, das vor Grundlegung der Welt festgelegt ist. Diese letzte Posaune, die das abschließende „Kommt her“ zum Grundsatz hat, darf keineswegs verwechselt werden mit der letzten Posaune, die den Befehl gibt: „Weichet alle von mir, ihr ...“ Wer dieses Verwechslung dennoch vollzieht, der „posaunt“ einen groben Irrtum aus. Der vermengt das höchste Heilsgeschehen mit dem höchsten Unheilsgeschehen.

Eine weitere Tatsache: Die End-Gerichtsposaunen hat nur Johannes aufzuzeigen. Er hat den Auftrag, den „Tag des Herrn“ nicht nur anzudeuten, sondern ihn auch ganz klar darzustellen. Lies Offb 1:10! „Der Tag des Herrn“ hat hier bereits den zu seiner Fülle gelangten Herrn des Tages. Hier ist er schon der „Fülle-Christus“! Er ist verkörpert mit seiner Herauswahl. Höre: Wenn Er, der Christus, sein Pläroma (= Vollausgestaltung) durch seine Gemeinde erlangt, dann beginnt die „Ab-Rechnung“ mit der Unheilswelt. Das ist das Gerichtsgeschehen bei dem die Gemeinde Christi (als der Leib Christi) aktiv beteiligt ist. Lies 1Kor 6:2.3! Hier laufen die sieben, von Johannes angezeigten Gerichtsposaunen an. Wenn die siebente Posaune verklungen ist, dann ist der „Tag des Herrn“ in der endgültigen Offenbarung. Er gipfelt in dem wunderbaren Geschehen: „Siehe, ich mache alles neu!“ - Hier ist der Beginn des Friedensreiches Christi und die glorreiche Weiterführung am „Tag des Herrn“.

Kommt her!

Übersehen wir nicht die zweifache Posaunenfunktion. Paulus spricht von der letzten Posaune, die die Gemeinde Jesu betrifft mit dem endgültigen Ruf: „Kommt her!“ Johannes dagegen spricht von den sieben Posaunen. Die letzte dieser Posaunen tu in einer weltbewegenden Weise das Geschehen kund: „Weichet alle von mir ihr ...“ Darum das siebenfache Gerichtsgeschehen. - Darüber wäre viel zu sagen. Man denke hier nur an die göttliche Zahl sieben. Wunderbar: Der Abschluss der „sieben Gerichte“ endet in der oben genannten Weise: „Siehe, ich mache alles neu!“

Die gläubigen Menschen der Gegenwart geht sonderlich die letzte Posaune an, von der Paulus spricht. Das ist die Heils-Posaune. Sie betrifft nur die Herausgerufenen. Dieses Posaunengeschehen wollen wir uns noch kurz vergegenwärtigen. Denken wir bitte zunächst an die Frage: Was wird hier „ausposaunt“? Die Antwort ist uns schon bekannt: „Kommt her!“ Verstehen wir recht: in der ganzen Gemeindezeit erlebten die Herausgerufenen eine geistliche Entrückung. Sie waren von den weltlichen Dingen „entrückt“. Für die Herausgerufenen ist also die Entrückung durchaus kein fremder Begriff. Die letzte Posaune, von der Paulus spricht, ist für die Herausgerufenen nicht ein überraschendes und beängstigendes Geschehen, sondern ein glühend erwartetes Abschlussgeschehen. „Wir aber warten auf die Zukunft unseres Herrn Jesus Christus!“ Lies 1Thes 3:12.13 und 1Thes 5:23.24!

Wir könnten hier viele Bibelstellen anführen für die Anzeige, dass der gemeindliche Ruf „Kommt her“ eine unbedingte Voraussetzung ist für das glorreiche Geschehen bei der „letzten Posaune“. Das „Kommt her“ steht nun einmal unter der Bedingung: „Verlasset die Welt.“ Und wer die Welt verlässt, lebt bereits in einer anderen Welt. Dieser wunderbare Wechsel setzt aber eine klare Bekehrung, d.h. ein klare Kehrtwendung voraus.. Aber dann nicht stehenbleiben, sondern „Die der Geist Gottes treibt, die sind Kinder Gottes“. Und „So ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, so werden ihr leben“ (Röm 8:13). Gottpreisend können solche Menschen singen: „Ich bin das Licht, ich leucht' euch für, mit heil'gem Tugendleben. Wer zu mir kommt und folget mir, darf nicht im Finstern schweben. Ich bin der Weg, ich weise wohl, wie man wahrhaftig wandeln soll.“

Heranwachsen zu Christus

Und dann ist ein weiterer sehr wichtiger Vorgang festzustellen: „Bis wir alle hinankommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes, und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi. Auf dass wir nicht mehr Kinder seien, und uns wehen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre und Täuscherei, damit sie uns erschleichen, zu verführen. Lasst uns aber rechtschaffen sein in der Liebe, und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus“ (Eph 4:13-15). Also: Heraus aus der Welt und hinein in den Christus! Oder: Kindschaft, Sohnschaft, Erbschaft. Oder „Jaget nach der Heiligung, ohne welche wird niemand den Herrn sehen“ (Hebr 12:14). - Das Herangewachsen sein zu dem Christus ist einer der wichtigsten Voraussetzungen zum Beteiligtsein an der „letzten Posaune“. Der Wachstumsvorgang ist freilich ein Vorgang der Gemeindezeit. Wer diesen Vorgang durchlebt, der wird zur Zeit der letzten Posaune in keine Verlegenheit geraten. Denn das Haupt ruft dann die Glieder seines Leibes zu sich, um durch sie sein Heilandsvollmaß zu erlangen. Noch mehr: Er ruft sie heraus aus der gerichtsreifen Welt. Damit werden sie den Weltgerichten nicht nur enthoben, sondern sie werden dann auf der Seite des Weltenrichters aktiv beteiligt sein.

Vergesse aber niemand die Tatsache, dass in der Gemeindezeit laufend die Posaunenrufe erschallen: „Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist“, und: „Kommet her zu mir“. Nur wer diese Posaunenrufe wahrhaftig gehört und befolgt hat, der wird den „letzten Posaunenruf“ nicht überhören können, einerlei, ob er dann zu den Entschlafenen, oder zu den noch Lebenden gehört. Sie alle werden zugleich und in einem Augenblick hingerückt zu dem, auf sie dringend wartenden Christus. - Diese haben dann wahrhaftig nichts mit den folgenden Gerichtsposaunen zu tun. Und wenn schon, dann nur in der aktiven Beteiligung an den Gerichtsausführungen des Fülle-Christus.

Die siebente Posaune

Bei den Gerichtsposaunen sieht es freilich ganz anders aus. Auch diese Posaunen haben eine lange, sogar sehr lange Vorgeschichte. Schon bei dem Ur-Sündenfall erklang der Posaunenruf: „Weichet von ihr, ihr ...“ Aber die letzten sieben Posaunen sind eben die letzten. Sie werden die Gerichtsgeschehnisse im letzten Auswuchs stufenmäßig anzeigen. Der letzte Ruf: „Weichet“ wird furchtbar sein, weil er überdimensional sein wird. „Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten, denn ....“

Die letzte Posaune (siebente) hat folgendes Ergebnis: „Und der Tempel Gottes ward aufgetan im Himmel, und die Arche seines Testaments ward in seinem Tempel gesehen. - Und es geschahen (auf der Erde) Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel“ (Offb 19). Beachten wir, dass hier himmlische und irdische Vorgänge zugleich angezeigt werden. Bei der siebten Posaune (denke an die Zahl sieben) ist in endgültiger Weise der Fülle-Richter tätig mit dem Handlungsprinzip: „Weichet“. Kurz davor ist sein Handlungsprinzip: „Kommt her.“ Also ist bei der siebenten Posaune das: „Kommt her“ bereits in der Volltätigkeit, und das „Weichet“ wird endgültig ausgeführt. Mit anderen Worten: bei der siebenten Posaune ist das Her-Richten erfüllt, und das Hin-Richten in Erfüllung. Eins bedingt das andere. Beide Geschehnisse liegen, zeitlich gesehen, sehr nahe beieinander. Und nicht nur beieinander, sondern sogar „ineinander“. Himmel und Erde sind im Abschlussgeschehen, indem sich der Fülle-Christus mit dem Fülle-Antichristus begegnet. - Die Reihenfolge der Posaunen muss beachtet werden: Erst die letzte Heilsposaune, und dann die letzte (siebenfache) Gerichtsposaune. Sie liegen so nahe beieinander und sind wesensmäßig doch so unterschiedlich. Wer dieses Vorgänge in ihrer Sonderheit nicht erkennt, der wird mit ihnen nicht fertig.

Die Gerichtsposaunen

Auf die Gerichtsposaunen müssen wir noch mit einigen Sätzen zu sprechen kommen. Zunächst die Frage: Welche Menschen werden von den sieben Gerichtsposaunen betroffen? Alle Menschen, die das „Kommt her“ nicht gehört haben, und auch nicht hören können, weil sie für diesen Ruf „verschlossen“ sind. Das sind eben gottferne Menschen. Gottfern? Werden sie nicht allesamt, sonderlich in der Endzeit, religiös angesprochen, oder sogar selbst sehr „fromm“ sprechen? Das werden sie, und doch sind sie gottfern, weil sie mit der Religiosität nur maskiert sind. - Diese Tatsache muss nach der prophetischen Anzeige genauestens begriffen werden. Welt-Frömmigkeit ist die satanische Raffinesse in der Endzeit. Als Engel des Lichts ist er dann tätig. Er bringt die ganze Menschheit (an der Spitze die religiöse Menschheit) zum globalen Antichristentum! Welche Haltung hat dieses „Christentum“? Antwort: Auch-gläubig, auch-religiös, auch-fromm usw.

Die End-Welt-Führung hat folgende Haltung: „Er überhebt sich über alles, was Gottesdienst heißt, oder Gottesverehrung ist. Er setzt sich in den Tempel als ein Gott und gibt sich aus er sei Gott“ (2Thes 2:4). Bitte auch die Verse 2Thes 2:11.12 lesen. Weiter: „Und beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen? Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht geschrieben sind im Lebensbuch des Lammes“ (Offb 13:4.8). - Man lese alle diesbezüglichen Schriftstellen und beachte die Anzeige, dass der ganze „Erdboden“ d. h. die gesamte Menschheit einer Gesinnung ist. Alle sind dem einen (Ver-)Führer unterstellt. Welche Posaunenart ist für diese Menschen zuständig? Nur die Gerichtsposaunen, zumal sie Krieg führen werden gegen das Lamm. Lies Offb 17:12-14!

Lies weiter:
96. Stellungnahme zur Ökumene