Stellungnahme zur Ökumene

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

96. Stellungnahme zur Ökumene

Der Ruf zum Anschluss an die Ökumene (Allgemeine Kirchenversammlung) ist gegenwärtig ganz groß. Alle Kirchengruppen werden dringend aufgerufen, sich der Einheitskirche schnellstens zuzuwenden. Diese Christenheit soll keineswegs eine starre Autokratie sein. Jede Gruppe kann noch gewisse Eigenheiten behalten. Aber diese Eigenheiten sollen die Einheit nicht stören, sondern fördern. Eine sich gegenseitige befruchtende Christeneinheit soll es werden.

Das große ökumenische Vorhaben geht noch weiter: Nicht nur die Christen sollen sich vereinigen; auch die Nichtchristen werden allenthalben zur gleichen Einheit aufgerufen. Alle Religionsgemeinschaften sollen eine totale Einheit begründen. Das ist auch sehr folgerichtig, denn Religion ist Gottverehrung! Weil alle Menschen irgendwie an einen Gott glauben, darum ist auch die Einheit der Gottgläubigen so selbstverständlich. So ist die heutige Mahnung zur Religionseinheit nicht nur eine religionsphilosophische Liebhaberei, sondern der heiligste Grundsatz der Religion! Ob es die Christen, Buddhisten, Mohammedaner, Konfuzianer, Hindus und Juden sind - sechs an der Zahl - sie glauben alle an einen Gott, und können, nein müssen in dem einen Gott eins sein. Weltreligionseinheit ist also eine unumgängliche Pflicht! Zu beachten ist auch die Tatsache, dass gerade die Religion ganz einmalig in der Lage ist, die Menschheit in jeder Weise zu vereinigen. Und dann ist auf der Erde eine göttliche Politik, eine göttliche Wirtschaft, ein göttlicher Sozialismus usw. vorhanden. Dann ist die Welt, Gottes Welt! - In dieser Schau konnte der indische Regierungsphilosoph Radhakrishnan (bei der Verleihung des Friedenspreises in Frankfurt) sagen: „Die Rolle des Vermittlers komme dabei den Religionen zu. Wie nie zuvor wirken heute christliche und nichtchristliche Religionen gegenseitig aufeinander ein. Wir hoffen, dass auch die Religionen nicht nur eine passive Koexistenz entwickeln, sondern zu einer aktiven Zusammenarbeit kommen, und zwar nicht durch Gewalt oder Kompromiss, sondern durch Selbstkritik und Selbsteroberung."

Auf dem Weg zur Welteinheit

Aber - nun kommt das Aber - bei der bevorstehenden Weltreligionseinheit sehen wir im Abschluss nicht nur das weltbeglückende Einheitsverhältnis, sondern auch das große Dilemma, das den Gegenüberstehenden, nämlich den wahren Christen erwächst. - Die andere Seite muss ebenfalls gesehen werden. Es ist sogar höchste Zeit, dass die Kehrseite wahr und klar aufgezeigt wird, damit bei dieser höchst verfänglichen Einheitsbewegung die wahren Christen nicht in einen falschen Strom geraten.

Eben sagten wir, dass die Gegenüberstehenden in ein Dilemma geraten werden. Wieso in ein Dilemma, wenn die Weltökumene eine beglückende Einheit schafft? Jawohl, da ist eine Einheit, aber welche? Bedenken wir nur die Tatsache, dass bei der Vereinigung aller Religionen ihre „Propheten“ zurückgestellt werden müssen. Diese Sonderpropheten haben ihre Dienste erfüllt, indem sie in ihrer eigenen Weise alle Menschen zu dem einen Gott geführt haben. Und nun ist die gesamte Menschheit so weit, dass sie steht und lebt vor dem einen Gott. Somit haben die vielseitigen Propheten ihre Dienste erfüllt und können - nein müssen - in den „Ruhestand“ gesetzt werden. Vom Augenblick der hergestellten Welteinheit an ist nur eine Majestät da, nämlich Gott. Alle vorlaufenden Vermittler, ob Mohammed, oder Buddha oder Christus, sind dann mit hohen Ehren „suspendiert“. - Jawohl, auch der Jesus Christus muss aus „Erfüllungsgründen“ zurückgestellt werden. Andernfalls ist das eigentliche Welt-Ziel, d. h. die totale Welteinheit gefährdet. Zielmäßig gesehen ist Gott im Mittelpunkt. Darum muss das letzte Menschheitsbekenntnis ungestört bleiben: „Wir glauben alle an einen Gott“. Das ist die Art, der jetzt im raschen Tempo anlaufenden Welteinheit.

Weltökumene und Christenökumene

Jetzt die brennende Frage: Ist diese Welteinheit, die die uns bekannte, und immer wieder genannte Welt-Ökumene so dringend erstrebt, auch gottgewollt? Läuft diese Ökumene auf der biblischen Linie? Zweifellos ist das Wort Ökumene von ganz großer Bedeutung. Aber welche Ökumene soll es sein? Höre lieber Leser: Zwei Ökumenen sind jetzt im Auswuchs: Welt-Ökumene und Christen-Ökumene. Die Weltökumene lebt nach dem Grundgesetz: „Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darinnen sie selig werden“ (Apg 4:13). „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben: niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh 14:6). „Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“ (2Kor 5:21).

Freilich werden jetzt viele liebe Freunde der Welt-Ökumene energisch dazwischen reden und sagen: Darum sind wir in der Ökumene, damit wir die gesamte Entwicklung vor Entgleisungen bewahren. Da liegt eben unser Auftrag, dem wir uns nicht entziehen dürfen. - Auch werden diese lieben Freunde uns sagen wollen: So schlimm ist die Sache bei weitem nicht, denn in der Ökumene bezeugt man den Jesus mit allem Fleiß. Und solange man da von Jesus redet, kann man nicht wider ihn sein. Auch in dieser Hinsicht haben wir den Auftrag, dabei zu sein, damit ja der Name Jesus treu und fleißig genannt wird.

Bekundungen von Spitzenmännern

Wir kommen nicht umhin, und müssen hier einige neuzeitliche Berichte bringen, die uns genauestens anzeigen, wie „harmlos“ die Entwicklung der Ökumene ist. Auch sollen die Umstände dieser Entwicklung klar erkennen lassen, ob das die Christenökumene, oder die Weltökumene ist. Die wahren Christen sollten dann prüfen, ob sie dieser Ökumene angehören können.

Der in Bonn wohnende Religionsgeschichtler Prof. Dr. Dr. Gustav Mensching, der die Aufsicht beider Ausbildung der Religionslehrer in Westdeutschland hat, hielt bei der Tagung des „Bundes für freies Christentum“ in Bremen einige Vorträge, in denen auch Folgendes zum Ausdruck kam: „Die Christenheit müsse heute eine radikale Rückwendung zum historischen Jesus vollziehen und sich einem erneuten, vorurteilsfreien, von keinerlei Dogma eingeengten Fragen unterwerfen. Jede Art von Absolutheitsanspruch sei abzulehnen. Bei aller Verschiedenartigkeit sollten die großen Religionen der Welt in gegenseitigem Verstehen zusammenwirken zum Segen der Menschheit.“

In der Schrift „Zeichen der Zeit“ (4/1964) war vom gewesenen Kirchenpräsidenten Pastor Niemöller, der Mitglied des ökumenischen Weltkirchenrates bleibt, eine Abhandlung, in der folgender Satz zu lesen war: „Jedenfalls können wir beweisen, dass das Weltbild der Bibel falsch ist; und alle biblischen Aussagen, die mit dem falschen Weltbild zusammenhängen - wie etwa die Himmelfahrt Christi - können so nicht stehen bleiben, sie sind gewiss nicht geschehen. Das dann trotzdem zu behaupten, ist einfach lächerlich".

Der Göttinger Theologieprofessor Conzelmann hat in seinem Vortrag über „Die Hauptprobleme der gegenwärtigen internationalen Erforschung des neuen Testaments“ bekundet, „dass das Christentum auch Ideengut aus der nichtjüdischen, also aus der Heidenwelt in sich aufgenommen habe. Der Glaube an die Auferstehung der Toten sei persischen Ursprungs. Für die Historiker ist das Christentum nur eine von mehreren Erlösungsreligionen des Orients. Bei Jesus klaffen Gestalt und Lehre weit auseinander. Es besteht ein Gegensatz zwischen dem historischen und dem auferstandenen Jesus.“

Erinnert sei hier das Buch „Gott ist anders“ von dem Londoner Bischof Robinson. Dieses Buch ist bereits in mindestens acht Sprachen übersetzt. Über die Lehre Jesu schreibt Robinson Folgendes: „Sie kann am Leben bleiben, aber als Mythos. Wenn man einmal das Dogma von der Gottheit Jesu aus dem Weg geräumt hat, denn bleibt ein recht sympathisches Bild von dem Menschen Jesus übrig.“

Noch ein Bericht von der Vatikanstadt am 26. Oktober 1964: „Eine Überwindung des Zwiespaltes zwischen Glauben und Wissen forderte am Montag der Bischof von Meißen, Otto Spülbeck, auf der 109. Generalkongregation des zweiten Vatikanischen Konzils. Es sei eine Tatsache, erklärte Spülbeck in der Aussprache über das zweite und dritte Kapitel des Schemas von der Kirche in der Welt von heute, dass die Naturwissenschaft heute eine andere Sprache als die Kirche spreche. Die Grundbegriffe unserer überlieferten Philosophie seien für einen Dialog nicht mehr geeignet, da die Naturwissenschaft andere Begriffe von Materie, Leben und Natur entwickelt habe. Für die Kirche sei es unvermeidlich, dass sich ihre Theologen ernsthaft um das Studium der modernen Naturwissenschaft bemühen, um die Fragen aus diesem Bereich beantworten zu können.“

So können wir mit den modernen theologischen Bekundungen fortfahren ohne Ende. Bekundungen von Spitzenmännern, die die edle Absicht haben, Welt und Christentum zu verchristlichen. Dieses Vorhaben ist in der ganzen Kirchengeschichte ganz deutlich festzustellen. Wir stehen ziemlich am Ende der Kirchengeschichte, und bringen zum Ausdruck das von dem Seher Johannes angezeigte Gepräge: Laodicea! Der biblische Bericht lautet: Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts“ (Offb 3:17) - Der ganze Verlauf der Kirchengeschichte steht in dem dreifachen Zeichen: Neben Christus - ohne Christus - gegen Christus. In all diesen Entwicklungszeiten ist immer die Rede von Jesus, aber wie?

Gottes prophetisches Wort

Ist die Welt-Ökumene auf dieser Linie? Nein und nochmals nein, werden die Bejaher der Ökumene sagen. Nun, wir wollen nicht so viel die menschliche Meinung uns anhören. Auf Gottes prophetisches Wort wollen wir hören, da wird uns die genaueste Auskunft gegeben. Eindeutig sagt das prophetische Wort, dass die Welt zu einer totalen Einheit kommt. Das wird sogar eine ganz religiöse Einheit sein. Die Religion wird das Prinzip des Weltlebens sein. Höre: „Er (der Welt-Haupt-Mann) setzt sich über alles, was Gottesdienst und Gottesverehrung ist. Er setzt sich sogar in den Tempel und ...“ Lies bitte 2Thes 2:4! Da ist die Ökumene auf dem Gipfelpunkt. Glorienstimmung in der ganzen Menschheit. Lies 1Thes 2:3! Aber dieser Höhepunkt der Menschheit bekommt jetzt erst den endgültigen Punkt vom Herrn gesetzt. Er, der Herr, kommt wieder, um mit dieser „Ökumene“ abzurechnen. Bei dieser Abrechnung zeigt sich in der letzten Phase die menschliche und die göttliche Seite. Höre!

  1. „Diese werden streiten mit dem Lamm.“
  2. “Und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige; und mit ihm die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.“ (Offb 17:14).

Jawohl, diese ökumenischen „Jesus-Sager“ streiten wider das Lamm und werden gerichtet.

Die religiöse Endwelt

Dieser „Wider-Streit“ wird noch radikaler und noch umfangreicher: „Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres. Und beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen? Und es ward ihm gegeben, ein Mund zu reden große Dinge und Lästerungen, und ward ihm gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monde lang. Und es tat seinen Mund auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Hütte und die im Himmel wohnen ... Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht ... (Offb 13:3-8). Was lasen wir eben? Die Weltökumene kämpft nicht nur gegen Christus, der der Vermittler zwischen Gott und den Menschen ist und sein muss. Sie kämpft zuletzt, d. h. in der letzten Phase, auch gegen Gott. Wieso denn das? Hat diese Weltökumene nicht immer wieder bezeugt: Wir glauben alle an einen Gott? Und jetzt geht ganz bewusst der ganze Spott, und auch der Kampf gegen Gott? Ja, das ist eben ein ganz anderer Gott, ein Gott, der der Weltökumene ganz wesensfremd ist. Ihr Gott ist auch ein ganz anderer Gott. Welcher denn? „Er gibt sich aus als Gott“. Mit anderen Worten: Wir sind Gott! - Robinson hat heute schon für diesen „Selbst-Gott“ ein klares Zeugnis, indem er nachzuweisen sucht: „Gott ist anders“. Verstehen wir recht: „Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht“ (1Jo 2:23).

Das ist die religiöse Endwelt. Die gegenwärtigen Geschehnisse liegen auf dieser Linie. Alle Bemühungen auf dem religiösen Sektor, mögen sie zufolge der prophetischen Unwissenheit noch so gut gemeint sein, tragen zu dieser Ausgestaltung bei. Nicht nur der Unglaube, sondern auch die Unwissenheit trägt zu dieser Entwicklung bei. Die Missachtung der Prophetie ist eine sehr böse Angelegenheit. Die prophetische Unkenntnis ist ein großer Helfer im Abfallsgeschehen. Denn man fällt von der Christenökumene ab und fällt der Weltökumene zu.

Die Christenökumene

Wie ist es mit der Christenökumene bestellt? In erster Linie hat sie folgende Anweisung zu beachten: „Die da haben eine Form von Frömmigkeit, die Kraft derselben aber haben sie verleugnet. Und von diesen kehre dich ab“ (2Tim 3:5)- Also, „Abwendung“ ist das Prinzip der Christenökumene. - Das ist allerdings für die Weltökumene eine ganz unbegreifliche Angelegenheit. Die Weltökumene sucht mit allem Fleiß die Einheit, und die Christenökumene bezeugt die Zweiheit. Das, was dem natürlichen Verstand unfassbar ist, das betreiben die „Pharisäer“.

Die Christenökumene bleibt beharrlich in der Anwendung, weil eine allgemeine Gemeinschaft unmöglich ist. Denn bei den Christen geht es nicht um eine organisatorische Gemeinschaft, sondern um eine organische Gemeinschaft. Sie sind der „Leib des Christus“! Des Christus, der in der Weltökumene als „pensioniert“ angesehen wird. Darum sind auch sie abgetan. Außerdem übernimmt die Christenökumene eine noch große Aufgabe, denn Christen sind nicht passiv, sondern aktiv. Wie heißt ihre Aufgabe? Aufhaltende! Lies 2Thes 2:5-8! - Sie können zwar nicht den gewaltigen Welt-Strom aufhalten, aber sie können einige Brüder und einige Schwestern aufhalten, damit die nicht in dem „Strom des Verderbens“ mit schwimmen. Vor allem dürfen die Aufhaltenden in keiner Weise die Mitschwimmer im Welt-Strom sein. Nur in klarer Absonderung ist ihr Zeugnis begründet.

Eine ganz andere Ökumene

Weil die Christenökumene im organischen Prinzip lebt, darum ist sie auch nicht besorgt um die organisatorischen Machenschaften. Die Einheit der wahren Christen basiert nicht auf der eigenen Mache, sondern auf der Einheit im Geist. Hinzu kommt die Tatsache, dass die wahren Christen ekklesial, d. h. herauswahlmäßig, gesammelt werden. Ihr innerstes Verhältnis sieht so aus: „Lasset uns aber rechtschaffen sein in der Liebe, und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus! Von welchem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am anderen hanget durch alle Gelenke, dadurch eins dem anderen Handreichung tut nach dem Werk eines jeglichen Gliedes in seinem Maße, und machet, dass der Leib wächst zu seiner selbst Besserung; und das alles in der Liebe“ (Eph 4:15.16).

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97. Demokratie und Autokratie im Lichte der Prophetie