Demokratie und Autokratie im Lichte der Prophetie

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

97. Demokratie und Autokratie im Lichte der Prophetie

Die kultivierte Menschheit durchwandert in ihren Zeiten drei Regierungsbezirke: Monarchie, Demokratie, Autokratie. Die Monarchie (= Alleinherrschaft) hatte den Vorzug, und war von längster Dauer. Auf ihr Verhältnis gesehen, ist Folgendes festzustellen: Je edler der Monarch war, um so mehr wurde er von seinen Untertanen verehrt. Leider haben viele Monarchen in ihrer Edelhaftigkeit versagt. Darum erwuchs aus korrigierenden Gründen die Demokratie (= Volksherrschaft). Hier glaubte man, den edlen Herrschaftsstand im Glorienzustand finden zu können, denn Volks-Herrschaft dürfte doch der Höhepunkt sein. Aber auch dieses Ziel blieb aus, weil die Volksherrschaft von einer unübersehbaren Meinungsvielfalt belastet ist. Solches führt zum bitteren Kampf und Krampf. Demzufolge entwickelte sich die Autoratie (= Selbstherrschaft). Freilich in der vornehmen Meinung, dass der intelligenteste und humanste Mann des Volkes (nur nach dem Willen des Volkes) eine glänzende Selbstherrschaft beweisen wird. Wenn er das hundertprozentig täte, dann wäre die Lösung da, aber ... - Die „Selbst-Herrschaft“ unter den ganz vermenschlichten Menschen findet meistens, wenn nicht sogar immer, ein jammervolles Ende. Das haben wir (sonderlich wir Europäer) ausreichend erlebt.

Bei all diesen Bemühungen und Erfahrungen, versucht man das beste Ergebnis hervorzuheben und anzuwenden. Das bisher beste Ergebnis lag immer noch im „Mittel-Stand“: Demokratie! Selbstverständlich muss da alles Brauchbare von den rück- und vorliegenden Systemen beachtet, und nutzbringend verwertet werden. Da muss z. B. nicht ein „Spitzen-Mann“, sondern eine Spitzenführung sein, die nur der Allgemeinheit dient. Dieses Führung kann nur dann beglückend führen, wenn sie rückhaltlos auf die Allgemeinheit ausgerichtet ist. Und doch muss sie eine Führungsfähigkeit haben, die von der Weite und von der Breite zur letzten Höhe führt. - Ein stabiler und strahlender Pyramidenbau soll es sein, der die ganze Welt beglücken kann.

Die Erwartung der meisten Völker

Diese Erwartung haben gegenwärtig die meisten Völker auf der Welt. Obgleich sie noch mancherlei Verschiedenheiten durchleben, dennoch erhoffen sie den guten Ausgleich, der nur in der Mitte liegen kann. - Die heute noch monarchistisch ausgerichteten Länder sind bereits demokratisch geartet. Ihre Monarchie ist nur noch eine traditionelle und formelle Angelegenheit. Auch die autokratischen Länder sind von ihren „phantastischen Höhen“ bereits auf dem Rückmarsch. Ihre „Selbstständigkeit“ hat enttäuscht. Diese Enttäuschung fordert die Umformung des Denkens und Handelns hin zur Mitte. Der „Mittel-Stand“ isst nun einmal in der Mitte und kann nur von da aus vermittelt werden.

Wird dieses erhoffte Ziel sich einmal erreichen lassen? Wer ist in der Lage, diese Frage mit einem konsequenten Ja zu beantworten? Ist nach den vielen Täuschungen und Enttäuschungen überhaupt noch der Mut da, die Frage zu stellen? Und wenn schon diese Fragestellung ein Wagnis ist, wieviel mehr die Antwort! Und doch bleibt die Frage nicht aus: Ist jemand da, der uns hierfür mindestens eine treffende Auskunft geben kann? Ja, aber nur Gott!!! Der ewige Gott weiß um alle Dinge. Noch mehr: Er gibt auch eine klare Auskunft über das Geschehen dieser Dinge. Sein prophetisches Wort ist das Licht auf diesem dunklen Wege. Wohl uns, wenn wir es beachten. - Allerdings gibt Gott durch sein prophetisches Wort nicht etwa deswegen die Aufklärung, damit die ganze Menschheit schleunigst eine Kehrtwendung mache. Nein Gott weiß, dass diese Dinge in ihrem bisherigen Verlauf zu Ende gehen werden. Aber er gibt die Aufklärung, damit die Seinen wirklich Licht haben auf ihrem Lebenswege und Licht haben in ihren Herzen. Auch sollen sie das Licht ausstrahlen, damit der eine oder der andere in ihrer Umgebung vor dem Wirrgang bewahrt bleibt.

Antwort des prophetischen Wortes

Wir wenden uns jetzt dem prophetischen Wort zu. Von ihm wollen wir uns zunächst die Tatsache sagen lassen, dass die ganze Menschheit trotz der großen Zerrissenheit zu einer totalen Einheit kommt. Diese Welteinheitsbemühungen sind gegenwärtig stark im Gange. Die jetzigen Bemühungen sind aber nicht die ersten. Vom Wort her wissen wir, dass die Welteinheitsbemühungen seit dem babylonischen Welt-Reich bestehen. Daniel hatte im Auftrag Gottes dieses anzuzeigen. Wenn er wiederholt von der totalen Verkörperung dieser Welt spricht, dann sollten wir das glauben. - Nebenbei gesagt: Nicht etwa deswegen strebt die Menschheit die Welteinheit an, weil Gott es gesagt hat und haben will. Nein, die Menschheit schafft ihre Einheit. Gott gibt uns in seinem Wort eine Anzeige, welche Einheit die Menschheit erringen wird. Verderbliche Menschheitsbestrebungen der Zukunft zeigt uns das prophetische Wort an. Welchen Menschen gilt diese Anzeige? Denen, die daran glauben und sich warnen lassen. Die werden für eine andere Einheit ausgerichtet. Weltmenschen dagegen folgen ihrer eigenen „Prophetie“. Allein die ist ihnen glaubwürdig.

Im Blick auf unser Thema wollen wir uns in aller Kürze die Gründe, und auch die Vorgänge anzeigen lassen, die die gesamte Menschheit zu der demokratischen und autokratischen Welteinheit nicht nur fahren, sondern sogar stark treiben. Zwei Zeitabschnitte sind es sonderlich, die diese Vorgänge durchmachen. Diese Zeitabschnitte wollen wir hier mit den Worten kennzeichnen: Vor-Ende und Ende. Zunächst einiges zum Vor-Ende.

Das Vor-Ende

Der Seher Johannes hatte im Auftrag des Herrn zu sagen, dass er ein Tier aus dem Meer aufsteigen sah, d. h. aus dem Völkermeer (siehe Offb 13). Also, aus der gesamten Menschheit steigt eine verkörperte Gestalt auf. Ein klares Bild von der kommenden Welteinheit. Die restlos verkörperte Tier-Welt wird aber einen komplizierten Charakter haben. Diese ungeheure Komplikation ist mit den verschiedenen Tiernamen angezeigt: Pardel, Bär, Löwe. Diese Tiersonderheiten zeigen ein verkörpertes Sondertier an, dem man wohl den Namen geben kann: Bestie.

Äußerst wichtig ist die weitere Anzeige: Das Tier hat sieben Häupter und zehn Hörner. Also, die verkörperte Endwelt hat in der Vor-Endzeit, d.h. am Anfang der 70. Jahrwoche nicht ein Haupt (was normalerweise richtig wäre), sondern es hat in der „Haupt-Formation“ ein siebenfaches Haupt. Dieses unterteilte Haupt hat die Aufgabe des Regierens. Zusätzlich hat dieses Tier zehn Hörner. Hörner sind Machtinstrumente. Hier ist ein zehnfaches Machtgebilde. - Mit aller Deutlichkeit wird uns angezeigt, dass die total vereinte Endwelt nicht autokratisch, sondern demokratisch ausgerichtet ist. Eine Demokratie, die ganz „frommlistig“ ist. Man denke an die religiöse Bedeutung der Zahlen sieben und zehn. Also, eine Gipfel-Demokratie, die mit allen religiösen und politischen Raffinessen ausgestattet ist.

Diese hochdemokratische Endwelt erhält noch eine weitere sehr wichtige Prägung. In Offb 17 hat der Seher Johannes anzuzeigen, dass das Welt-Tier auch besattelt ist. Im Sattel sitzt eine „Körperschaft“ die als Hure bezeichnet wird. Diese Hure ist die Reiterin, richtiger gesagt, die Lenkerin des Tieres, denn ein Reiter hat nur Lenkaufgaben. - Wer dieses Tier ist, sollte uns klar sein. Die weitverbreitete Meinung, die Hure sei die Endkirche, ist völlig abwegig, denn die Endkirche (= Weltreligionsgemeinschaft) ist das Herzstück des Tieres, und hat im wahrsten Sinne des Wortes die Herztätigkeit. Welt-Kirche und Welt sind ein Körper, der nur in dieser Verbindung lebensfähig sein kann. Die angezeigte Hure dagegen wird als „Nation“ den vereinigten Nationen nicht nur beigeordnet, sondern buchstäblich übergeordnet. Welche Nation wird in der vereinten End-Welt die Haupt-Rolle spielen? Israel! Selbstverständlich das Unheilsisrael. - Gerade auch diese Anzeige lässt uns die Tatsache erkennen, dass die Vor-Endwelt ganz ausgeklügelt und vollgültig demokratisch ausgerichtet sein wird. Wir sehen bei dieser Höhendemokratie die Dreifaltigkeit: Sieben Häupter zum Regieren, zehn Hörner zur Machtfunktion, eine Reiterin, (Lenkerin) zur „parlamentarischen Abstimmung“. Gerade die Lenkerin zeigt die Machtrichtung an. - Wahrhaftig eine sinnvolle, kluge und leistungsfähige Demokratie (= Volksherrschaft).

Das Ende

Aber das ist das Vor-Ende. Nun folgt das Ende. Schon Daniel hatte anzuzeigen, dass „mitten in der Jahrwoche“ umwälzende Ereignisse stattfinden werden (Dan 9:27). Der Seher Johannes hat die gleichen Vorgänge noch eingehender zu bezeugen (Offb 17). Da lesen wir, dass das siebenfache Hauptgebilde restlos abgelöst wird durch das alleinige „Haupt aus dem Abgrund“. Das ist jetzt das achte Haupt, das sie verschwundenen sieben ersetzt, und nunmehr nicht etwa in einer Achtfachheit, sondern in einer korrekten Einsheit besteht. Jetzt bricht die Endwelt auf mit der schon lange vorgeschatteten Autokratie, und mit einer absoluten Diktatur! - Sogar die zehn Hörner (= Machtinstrumente), die nicht vergehen, sondern weiter bestehen, werden das Auftreten des einmaligen Tieres voll bestätigen. Lies Offb 17:12.13! Das ist die Überwindung der „Todeswunde“ am Tierhaupt, von der bereits in Offb 13 die Rede ist. Diese „Todeswunde“ trägt dazu bei, dass das „Haupt aus dem Abgrund“ die restlos autokratische Funktion übernehmen kann.

Die nun auftretende Autokratie wird noch besiegelt durch folgendes Geschehen: „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen, und werden sie wüst machen und bloß, und werden ihr Fleisch essen (fressen), und werden sie mit Feuer verbrennen“ (Offb 17:16). Jetzt ist das autokratische Regierungssystem am Gipfelpunkt.

Das autokratische Regierungswesen

Ab wann bricht das weltumfassende autokratische Regierungswesen auf? Ab Mitte der siebzigsten Jahrwoche. Genauestens wird in Offb 13 angezeigt, dass die Daseinsfrist des „geheilten Tieres“ zweiundvierzig Monde währt. Das ist die sehr ereignisreiche zweite Hälfte der Jahrwoche. Wie verläuft sie? Autokratisch, wie sie in den Vor-Laufzeiten hier und da vorgeschattet war. Nun ist die „dimensionale“ Autokratie da. Wir lesen: „Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres. Und beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen? Und es ward ihm gegeben ein Mund, zu reden große Dinge und Lästerungen, und es ward ihm gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monde lang. Und es tat seinen Mund auf zu lästern gegen Gott, zu lästern seinen Namen, und seine Hütte, und die im Himmel wohnen. Und ihm ward gegeben, zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm ward gegeben Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Nationen“ (Offb 13:3-8).

Erkennen wir da die prophetische Anzeige für das Endweltverhältnis. Im Vor-Ende, d. h. ab Anfang der Jahrwoche, ist die Welt in der klügsten Weise ganz demokratisch ausgerichtet. Wiederum im Ende, d. h. ab Mitte der Jahrwoche, ist die gleiche Welt höchst autokratisch ausgerichtet Zu diesem Gipfelgeschehen muss der Untergang der Demokratie beitragen. Was die demokratische Welt nicht vollführen kann, das übernimmt mit großem Stolz die autokratische Welt. - Die Frage nach den eigentlichen Gründen dieser Regierungsumbildung kann hier nicht beantwortet werden. Angedeutet sei nur die Tatsache, dass durch die zwei Heils-Zeugen (stammend aus Israel) und durch die Heilserweckung der 144 000 (ebenfalls aus Israel), eine Regierungserneuerung unbedingt erforderlich wird. Mit anderen Worten: Der Aufbruch des Heils in der totalen Unheilswelt wird als eine Revolution angesehen. Jawohl, Revolution, weil sogar das wundervoll demokratisch ausgerichtete Welt-Tier-Haupt eine Todeswunde erhält. Blitzschnell muss diese „Not“ überwunden werden durch das völlig diktatorische „Tier aus dem Abgrund“, das von dem Drachen die Macht erhält. Letzter Dracheneingriff. Höchster Dracheneingriff. „Selbst-Herrschaft“ wie nie zuvor.

Versagen der Demokratie?

Nochmals gesagt: Mit dem Versagen der Demokratie in der Vor-Endzeit tritt die Autokratie in der Endzeit auf. Versagen der Demokratie? Nein, das muss anders gesagt werden: In der Zeit der Demokratie ist die Welt so antichristlich geworden, dass Christus sie zur Rechenschaft ziehen muss. Er kommt wieder, um mit der total antichristlichen Welt abzurechnen. Das weiß der „Gott dieser Welt“. Darum schafft er jetzt in höchster Eile die Autokratie herbei, damit durch die „Selbst-Herrschaft“ der Sieg errungen wird, Sieg sogar über „das Lamm“, d. h. über den Herrn des Himmels, der der gerichtsreifen Welt in so wunderbarer Weise nochmals das volle Heil anbietet. In welcher Weise reagiert die vereinte Welt darauf? Mit der „Selbst-Herrschaft“ Die Selbst-Herrschaft ist, wie folgt glorifiziert: „Alle, die auf Erden wohnen, beten es an.“ Dazu ihr Zeugnis: „Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen?“ Wahrhaftig, hier ist die ganze Welt in einer nie dagewesenen Selbstherrschaft: - Beachten wir die Tatsache: Wo die Gottesherrschaft (= Theokratie) fehlt, da geht es frontal über zur Volksherrschaft (= Demokratie). Zwangsläufig muss es dann weiter gehen zur Selbstherrschaft (= Autokratie). Dieser Werdegang hat ein langes Vor-Ende und wird im Ende besiegelt.

Man überprüfe unsere Völkergeschichte und stelle fest, wie rapide beim Erstehen der Demokratie die Theokratie missachtet und zurückgesetzt wurde. Diese Missachtung findet ihren Höhepunkt in der Autokratie, weil da die Selbstherrschaft alleingültig ist. Von der Gottesherrschaft darf da nicht geredet werden, auch darf an sie nicht mehr gedacht werden. Sollte diesem Bestreben der Welt nochmals entgegengewirkt werden, dann: „Kampf dem Lamm“ (Offb 17:12-14). - Eine Welttragödie sondergleichen, die stark gefördert wird durch die politischen Strukturen: Demokratie und Autokratie. Über den Abschluss dieser Geschehnisse sind wir durch das prophetische Wort bereits orientiert.

Gottes aufleuchtendes Wort

In dieser Entwicklungszeit gibt Gott sein aufleuchtendes Wort. Nicht mit dem Vorhaben, die Allgemeinheit mit ihrem falschen Rennen und Jagen zu überzeugen. Diese Allgemeinheit hält nichts von der Aufklärung des Wortes Gottes. Noch mehr: „Die Bibel muss entmythologisiert werden.“ Das sind ja nur orientalische Märchen. Weg damit! Und doch gibt Gott sein prophetisches Wort. Wem denn? Denen, die sein Wort als „Geist und Leben“ ansehen! Sie werden von diesem Wort für ihren Lebensgang in ihrer Zeit ausgerichtet. Ihnen ist das Wort Licht auf ihrem Wege. Sie erhalten eine klare Weisung für ihr Verhalten hinsichtlich des „religiös-politischen“ Geschehens. Sie wissen, was zufolge der wachsenden Missachtung der Theokratie (Gottesherrschaft) sich entwickeln wird in den Zeiten der Monarchie (Alleinherrschaft), Demokratie (Volksherrschaft) und Autokratie (Selbstherrschaft). Sie sind durch das Wort über den Ökonomismus auf der Antiseite aufgeklärt. Sie wenden sich davon ab. Noch mehr, sie sind da die Aufhaltenden. Nicht mit dem Vorsatz, das gesamte Geschehen aufzuhalten, sondern ihre Nahestehenden vor dem höchst verfänglichen Abfall aufzuhalten. Gott helfe ihnen!

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