Die Verwaltung des Geheimnisses

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Gnade - In der Schule Gottes

Einige Tage vor seinem Heimgang am 20. Dez. 2022
erlaubte mir Gerhard Groß, seine letzte Arbeit zu veröffentlichen.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Gnade - In der Schule Gottes

3. Die Verwaltung des Geheimnisses

Die Aufhauptung der himmlischen Geschöpfe hat Gott bis zum Wirken des Apostels Paulus geheim gehalten, bzw. in ein Geheimnis gehüllt. Nach dem von Bruder Knoch entworfenen, und von meiner sehr geschätzten Glaubensschwester Angie Arold neu gestalteten „Kalender Gottes“ beginnt mit Paulus die neunte von insgesamt 12 Haushaltung oder Verwaltung, und damit der Beginn der Berufung der von Gott auserwählten Glieder am Körper des Christus, wobei Paulus den Anfang machte.

In dem Zeitraum dieser Verwaltung, die mit Paulus beginnt und mit der Entrückung endet, beruft Gott Seine Auserwählten und bereitet diese auf ihre zukünftige Aufgabe vor, die himmlischen Bewohner in Christus aufzuhaupten. Der Unterrichtsstoff hierzu heißt „Gnade“! Und wie Gott hierbei vorgeht, wie Er uns diesen Schulungsstoff nahe bringt, musste Paulus am eigenen Leib erfahren, wie er es uns unter anderem in Röm 7 drastisch beschreibt, und wir dürfen daraus lernen. Doch bevor wir zu diesem Punkt kommen, wollen wir noch einige fundamentale Dinge aufnehmen:

Gnade bei Paulus

und legen erst einmal ein göttliches Fundament, auf dem wir aufbauen können, und dieses Fundament entnehmen wir Eph 2:8: „Denn in der Gnade seid ihr Gerettete“! Mit dieser Aussage sind wir nahe bei Noah – doch der Unterschied tritt erst zutage, wenn wir weiter lesen, und zwar zu Obigem noch die Verse 9-10, und hier erkennen wir sofort den Unterschied: Diese Verse schließen jegliches eigene Mitwirken und eigenen Ruhm aus!

Paulus lehrt also eine Gnade, die, wie bei Noah, zwar auch rettet, die aber keinerlei Werke von uns fordert, ja diese förmlich untersagt - vielmehr ist Gott der allein Wirkende, es ist von „Seiner Nahegabe“ an uns die Rede.

Damit können wir grundsätzlich sagen: Das gesamte Wort Gottes spricht von „Gnade“, die aber auf unterschiedliche Art und Weise mit Werken verbunden ist – nur Paulus lehrt die bedingungslose Gnade ohne Werke!

Ich, der Verfasser dieser Zeilen, höre schon die Gedanken so manch lieber Leser: O, das wissen wir doch alles längst ... was gibt es darüber noch Neues zu sagen? Gemach! Vielleicht führen meine nächsten Fragen schon in nicht mehr so bekannte Gefilde – und ich gehe dazu wieder zurück zu Eph 2:8 („Denn in der Gnade seid ihr Gerettete“) mit der Frage:

Woraus sind wir Gerettete?

Haben wir uns darüber schon einmal Gedanken gemacht? „Gerettet“ setzt ja nach unserem Sprachgebrauch eine Gefahr voraus, aus welcher wir gerettet werden – man könnte an ein brennendes Haus denken, aus dem uns die Feuerwehr rettet, oder ein Autounfall, wo uns Helfer aus dem zertrümmerten Auto ziehen, Rettung vor Feinden, oder wie bei Noah Rettung vor der Flut ... wir können hier belieb viel weiter aufzählen. Aber wir merken jetzt, dass Rettung mit Gefahr zusammenhängt, und damit ergibt sich die nächste Frage:

Aus welcher Gefahr rettet uns Gott? Und welche Gefahr meint Gott hier ganz direkt? Na ja, mag man denken, ganz einfach, „natürlich aus der Gefahr der Sünde und dem auf die Sünde folgenden Tod“! Und dies eben aus Gnade!

Ich möchte dem Obigen nicht widersprechen, im Gegenteil! Wenn wir wieder einmal in der Stichwortkonkordanz unserer konkordanten Übersetzung unter dem Wort „Rettung“ nachschlagen, finden wir eine riesige Menge an Hinweisen, die uns schon einmal zeigen, wie umfangreich dieses Gebiet ist. Wir zielen aber in dieser Schrift auf ein ganz bestimmtes Thema der Rettung hin, nämlich jener Gnade, die wir einmal gemäß Eph 2:7 den Überhimmlischen zur Schau stellen werden und die wir damit zu dem Namen „Jesus“ führen werden ... da muss also mehr dahinter liegen als jener Rettung, die Noah zuteil wurde.

Unsere Frage, „woraus wir gerettet werden“ führt uns in den Römerbrief, worin Paulus die Grundlagen für sein Evangelium darlegt, und wir überschreiben den nächsten Abschnitt mit

Glaube und Praxis!

Wir wagen als Erstes einen gewaltigen Schritt, nämlich die ersten 6 Kapitel des Römerbriefes in einem Satz wiederzugeben, und der lautet: Wir (unsere alte Menschheit) ist mit Christus gekreuzigt worden! Dieser Satz ist natürlich im Hinblick auf die Masse an Versen in 6 Kapiteln recht oberflächlich, aber wir wollen ja auf das Hauptthema dieser Schrift kommen, und dazu lehrt uns Paulus: „Rechet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Röm 6:11)! Dies ist unser Glaube!

Wir wiederholen: Wir sollen im Glauben erfassen, dass unsere alte Menschheit mit Christus ans Kreuz geheftet und mit Ihm gestorben ist! Und diese „alte Menschheit“ wird in Gottes Wort mit verschiedenen Bezeichnungen wie „das Fleisch, der alte Mensch, der äußere Mensch, der natürliche Mensch“ bezeichnet.

Wir kommen jetzt zum zweiten Punkt, zur „Praxis“ und meinen damit erst einmal zur „Praxis in dem Leben unseres Apostels Paulus“. Und jetzt wird es für uns nicht nur spannend, sondern auch äußerst beklemmend: Im folgenden Kapitel 7 des Römerbriefes gibt uns Paulus einen Einblick in seinen Alltag ... und der ist erschütternd!

Nach langen 6 Kapiteln herrlichster Wahrheiten, wo wir annehmen dürfen, dass unser Apostel nunmehr gefestigt im Glauben wandelt, erleben wir ein Fiasko: Mit ergreifenden Worten stellt Paulus dar, dass er unfähig ist, das Gute, das er tun will, auch zu tun – im Gegenteil: Er tut das Üble, das er hasst! Wir erleben also Vers für Vers in diesem Kapitel 7 einen Apostel, der zwar erkannt hat, dass er vor Gott gerechtfertigt ist, dass sein alter Mensch mit Christus gestorben ist, und der sich nun mit aller Kraft müht, diesem Stand in Christus dadurch gerecht zu werden, dass er würdig wandelt, dass er das Gute tut, und das Üble meidet – und dies gelingt ihm überhaupt nicht. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat ... wir wissen nicht wie lange, müht sich Paulus in diesem Kampf ab, zerreibt sich förmlich darin und wird immer verzweifelter – was letztlich buchstäblich zu seinem Zusammenbruch führt – er bricht vor seinem Gott zusammen und kann nur noch kraftlos stammeln: „Ich elender Mensch!

Wir unterbrechen hier kurz die Dramatik, die in diesen Versen liegt und stellen die Reihenfolge dieser ersten Worte in Vers 24 so um, wie sie im griechischern Urtext wiedergegeben werden: „elender ich Mensch ...“! Beachten wir die kleine, aber bedeutungsvolle Wortumstellung: Paulus sagt nicht: „Ich bin ein elender Mensch“, sondern stellt sein „Ich“ in den Mittelpunkt, und meint damit seine alte Menschheit! Merken wir den feinen, aber wichtigen Unterschied? Der, der am Kreuz hängen und dort mit Christus gestorben sein sollte, nämlich seine alte Menschheit, sein „Ich“, bringt Paulus zur Verzweiflung!

Wir lesen Pauli Verzweiflungsschrei weiter: „...Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?“ Und wir können das „bergen“ hier auch mit „retten“ wiedergeben, denn; „bergen“ heißt ja „retten“ (die herkömmlichen Übersetzungen wie z.B. die Elberfelder übersetzen hier auch mit „retten“).

Ist uns der obige Kampf gegen unser „Ich“ fremd, oder ... vielleicht doch bekannt? Ist es nicht zu oft auch unser täglicher Kampf, der uns zermürbt? Nur zu oft verzweifeln lässt? Ja uns dahin treiben kann, unseren Glauben anzuzweifeln? Dazu kommt dann noch, dass wir um uns herum so viele gläubige Geschwister sehen, die sooooo gut sind, so sicher im Glauben wandeln, die so viel besser sind als wir! Aber bleiben wir bei Paulus, der jetzt dringend eine Antwort bzw. Hilfe braucht, und seinen Gott deswegen abfleht.

Gottes Antwort:

Ein großer Teil der Gläubigen bleibt hier leider ohne Antwort, weil die herkömmlichen Übersetzungen wie Luther oder Elberfelder die Antwort Gottes auf Pauli Flehen einfach unterschlagen haben - doch unsere konkordante Übersetzung hat das deutlich vorhandene griechische Wort „charis“ – und dies ist Gottes Antwort – auch ganz klar wiedergegeben: „Gnade“!

Gott antwortet seinem um Rettung flehenden Apostel nur mit dem einen Wort: „Gnade“! Und Paulus? Er versteht offenbar sofort, was dieses eine Wort beinhaltet: „Gnade“ rettet ihn vor seinem unverändert wirkenden „Ich“!

Vielleicht müssen wir hier etwas deutlicher werden: Es geht an dieser Stelle nicht um die Rettung aus Sünde und Tod – dieser Rettung ist sich Paulus sicher, was er ja in den Kapiteln 1-6 klargelegt hat - sondern es geht vielmehr um den Umgang mit dem unverändert wütenden alten Menschen, der Paulus (und vielleicht auch manchen unter uns) so sehr zu schaffen machte und fast verzweifeln ließ (und lässt).

Paulus hat Gottes Antwort offensichtlich sofort verstanden, wie anders wären seine folgenden Worte in Vers 25b sonst zu verstehen: „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unserem Herrn.“ Aber – und das muss jetzt gefragt werden – was hat Paulus verstanden?

Er hat verstanden, dass er Glaube und Praxis nicht vermischen kann, sondern beides streng trennen muss. Das Eine ist der Weg im Glauben, das Andere ist der Weg in der Praxis, wo unser „Ich“ die Oberhand hat – Pauli Leben ist also zweigeteilt.

Röm 7:25

Dieser obige Vers aus dem Römerbrief, der praktisch die Konsequenz aus dem ist, was Paulus in Gottes Antwort „Gnade“ erkannt hat und ihn zum Dank veranlasst hat, wird manchem von uns ziemlich unbekannt sein, denn man hört wenig über ihn, er wird fast übergangen.

Wer nun diesen Vers, hier ab dem Wort „Folglich ...“ etwas intensiver liest und diese Wort bewegt, erkennt sehr klar, dass sich Paulus ab hier in zwei Hälften geteilt sieht; mit einer Hälfte sklavt er mit dem Denksinn dem Gesetz Gottes, mit der anderen Hälfte sklavt er mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde.

Ich halte es für wichtig, an dieser Stelle erneut innezuhalten, denn diese Aussage darf man nicht einfach so schnell überfliegen! Sie lehrt uns nämlich, dass unser alter Mensch, den Paulus hier „den Körper dieses Todes“, also „das Fleisch“ oder unser „Ich“ nennt, unvermindert und vor allem unverändert in uns wirkt! Krass gesagt: Wir können nicht plötzlich das Gute tun, das wir ja ohne Zweifel tun wollen - es gelingt uns nicht! Und unser Fleisch? Das doch mitgekreuzigt ist? Es wirkt nach wie vor munter in uns weiter! Das ist Pauli Zeugnis aus der Praxis seines Lebens.

Wir wiederholen: Auch unser Leben verläuft zweigleisig: Im Geist, mit unserem Denksinn, sind wir auf unser neues Leben in Christus ausgerichtet und dürfen uns täglich an dem erfreuen, was Er uns in Seinem Wort zufließen lässt! Im Fleisch hingegen, welches in der Praxis täglich in uns weiter wirksam ist, dienen wir nach wie vor dem Gesetz der in uns wohnenden Sünde! Heraus aus diesem Dilemma kommen wir aber nur, wenn wir unsere inneren Augen auf das richten, was Gott schon Paulus zugerufen hat, auf „die Gnade“! Denn damit sagt uns Gott eindeutig: Dein Fleisch, welches sich nie ändern kann, ist zum Tode bestimmt, das heißt praktisch: Erst durch den körperlichen Tod hört die Wirksamkeit des Fleisches auf. Doch im Glauben – und jetzt kommt das Herrliche – dürfen wir heute schon erkennen, erfassen und festhalten, dass dieses Fleisch mit Christus vor Gott am Kreuz gestorben ist, wir deshalb im Glauben heute schon mit Christus leben ... unser Denksinn ist auf unser Leben in Christus ausgerichtet!

Es gibt ein kluges weltliches Sprichwort: „Niemand kann zur gleichen Zeit zwei Herrn Dienen!“ Das geht einfach nicht! Wir setzen dieses Wort für uns um: Niemand kann zur gleiche Zeit sich mit dem Denksinn im Wort Gottes bewegen und zur gleichen Zeit Übles tun! Entweder das Eine, oder das Andere! Daraus ergibt sich die einfache Konsequenz: Wer dem Üblen entweichen möchte, zumindest für eine gewissen Zeit, der möge sich mit Gottes Wort beschäftigen oder, wie es Kol 3:1-2 so trefflich aussagt, sich mit dem Denksinn mit dem beschäftigen, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend!

Ich möchte an dieser Stelle auch auf eine Aussage in 2Kor 5:17 hinweisen (bitte lesen). Da mich aber diese Übersetzung nicht ganz befriedigt (nicht in dem Sinn, was ich oben geschrieben habe), möchte ich, was ich in solchen Fällen gerne tue, auf die DaBhaR-Übersetzung von F.H. Baader zurückgreifen, die noch genauer als unsere Konkordante Übersetzung, dafür aber schwerer zu lesen ist, übersetzt:

„So dass
wenn jemand in ChRISTOo ist,
so ist er neues Erschaffenes;
die anfänglich Erschaffenen kamen daneben,
gewahre!
Geworden sind Neue.“

Mit wurde hier wichtig, und darauf möchte hinweisen, dass „die anfänglich Erschaffenen“, also unser Fleisch, nicht verschwunden ist, sondern „daneben“ kam, Neues und Altes liefen und laufen folglich nebeneinander – damit sind wir deutlich bei dem, was uns Paulus in Röm 7:25b lehrt: Mit dem Denksinn dient er dem Gesetz Gottes - daneben (!) aber mit dem Fleisch unverändert dem Gesetz der Sünde.

Ein Rückblick

Ich muss jetzt an dieser Stelle einmal auf all meine bisherigen Schriften zurückblicken, angefangen mit meiner ersten Schrift „Vom würdigen Wandel in der Körperschaft Christi“, wo mir schon dortmals etwas wichtig wurde, und ich in dieser ersten Schrift deshalb einen Abschnitt so überschrieb: „Das Fleisch“! Ich habe dortmals auf verschiedene Aussagen der Bibel hingewiesen, die allesamt betonen, dass sich unser Fleisch nie ändern, dass sein Ende nur der Tod sein kann (siehe Röm 7:18; Röm 8:8; Joh 6:63; Röm 8:7; Röm 8:6 oder Röm 6:23).

Ich möchte dazu anmerken, dass mir schon vor der Zeit meines Schreibdienstes ein Heft in die Hand gegeben wurde: „Die zwei Naturen in dem Kinde Gottes“ von E. W. Bullinger, der von 1837 bis 1913 lebte und gewirkt hatte. Diese Schrift, und das möchte ich ausdrücklich betonen, ist für mich eine der besten Schriften, die ich zu lesen bekam. Dieser Bruder beschreibt in lebendiger und klarer Art und Weise genau das, was uns Paulus im 7. Kapitel des Römerbriefes nahe bringt. Alles, was dieser gesegnete Bruder einst schrieb, konnte und kann ich voll bejahen, und vor allem: Es hat sich in meinem Glaubensleben auch so ausgewirkt und hat mich geprägt. Es dürfte leider schwer sein, heute noch an diese Schrift heran zu kommen, ein Versuch würde sich aber in jedem Fall lohnen!

Paulus zeigt uns also in den Versen des Römerbriefes, die wir oben angeführt haben, jenen Kampf der zwei Naturen in uns, der fleischlichen gegen die geistlichen Natur – und hierbei werden wir beobachtet!!!

Vielleicht fällt uns jetzt etwas auf: Wir werden schon jetzt in unserem Erdenleben nicht nur von Menschen, sondern auch von himmlischen Boten beobachtet, ja wir sind diesen förmlich ein Schauspiel geworden (siehe 1Kor 4:9). Wir stellen erneut die alte Frage: Und was sehen diese himmlischen Boten?

Sie sehen das, womit Paulus in 1Kor 4:10 die obige Aussage weiter führt: ...“Wir sind Toren um Christi willen ...“, und stellt sich damit gegen die Korinther, die sich für Besonnene halten und sich stark fühlen – diese Aussagen gehen noch weiter. Für uns wird es jetzt aber Zeit zu fragen, wer sind wir, wer sind diese Toren?

Lies weiter:
4. Wer sind wir?