Wer sind wir?

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Gnade - In der Schule Gottes

Einige Tage vor seinem Heimgang am 20. Dez. 2022
erlaubte mir Gerhard Groß, seine letzte Arbeit zu veröffentlichen.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Gnade - In der Schule Gottes

4. Wer sind wir?

Ich möchte zu dieser Frage an den Anfang eine Spruchkarte stellen, die bis heute in meinem Esszimmer hängt, und die mir ein ganz lieber Glaubensbruder vor Jahrzehnten in kalligrafischer Schrift auf roten Karton schrieb:


„Niemand täusche sich selbst“
laut deiner eigenen Haus-Bibel:
1Kor 3:18
Niemand weiß so viel Schlechtes von uns
wie wir selbst,
und dabei denkt niemand so gut von uns,
wie wir selbst.


Dieser Spruch hat mich fast mein ganzes Glaubensleben begleitet, hängt er doch stets in meiner Sichtweite und hat mich mehr als ein Mal ins Grübeln gebracht! Vielleicht auch Dich?

Unsere obige Frage, wer wir sind, ist unbedingt zu klären, denn sie hängt mit unserem Hauptthema „Gnade“ in engem Zusammenhang. Diese Frage beantwortet Paulus in 1Kor 1:26ff., indem er uns auffordert: „Seht doch nur eure Berufung an ...“! Und berufen sind in die Körpergemeinde Christi Jesu überwiegend Schwache, und diese in allen Variationen. „Überwiegend“ heißt, dass sich natürlich auch der stärkere Teil (oder der, der sich stärker fühlt) als berufen wissen darf, auch wenn er nach dem Textwort „nicht viele“ wohl in der Minderzahl sein dürfte.

Man muss hier aber wohl auch genauer hinschauen, denn: Auch wenn wir in unserem heutigen Europa trotz Krieg in der Ukraine noch in einem Mindeststandart an äußerem Wohlstand leben, wir uns also äußerlich gesehen stark fühlen, hat dieses Äußere nichts mit unserem inneren Zustand zu tun – denn gerade hier wird unsere Schwachheit nur zu oft schmerzhaft sichtbar.

Wir werden im Verlauf dieser Schrift noch sehen, warum Gott gerade unsere Schwachheit („unsere Unfähigkeit“), gebraucht, und diese in engsten Zusammenhang zu der uns gegebenen Gnade setzt.

Bei der Frage, wer wir sind, wollen wir aber einen Stand nicht übersehen: Wir sind „Heilige in Christus Jesus“! In fast allen seinen Briefen benutzt Paulus diese Anrede und dies mehrmals in Verbindung mit unserer Berufung. Doch auch Heilige bzw. Geheiligte sind wir nur, wie es schon 1Kor 1:2 belegt, „in Christus Jesus“ – Er ist unsere Heiligung.

Und jetzt noch einmal zu der oben gestellten wiederholten Frage, was denn nun die himmlischen Boten sehen?

Sie sehen eine Anzahl von Menschen, die in der Mehrzahl eher schwach sind, die mit dem Fleisch ständig gegen das Gesetz verstoßen, indem sie das Üble und Böse tun, das sie innerlich aber nicht tun wollen, die sich aber trotzdem – und jetzt kommt das Wichtige – sich im Glauben vor Gott als „Gerechtfertigte“ sehen, weil die Gnade insofern rettet, als das böse Wirken des Fleisches bereits am Kreuz abgebüßt wurde – wir also in der Gnade Gerettete sind. Werke des Fleisches sind hier wirkungslos!

Unter dem Aspekt, dass unsere himmlischen Beobachter nur das Äußerliche sehen (unser Inneres ist ihnen verborgen), müssen diese himmlischen Boten völlig irritiert sein! Sie sehen unseren äußeren Menschen (unser „Ich“), der ständig gegen alle Gesetze verstößt, der nicht das Gute, sondern das Üble tut, und sie reiben sich (menschlich gesagt) erstaunt die Augen, warum diese Gesetzesbrecher so tun, als wären sie gerettet! Anders ausgedrückt:

Wir schlagen uns offensichtlich nicht mehr mit dem Gesetz herum, sondern sklaven mit dem Denksinn dem Gesetz Gottes, was für uns bedeutet, dass wir uns auch ohne Werke des Fleisches „in der Gnade“ als Gerettete sehen dürfen – und dies in Christus! Das, liebe Geschwister, verstehen unsere himmlischen Zuschauer noch nicht!

Schaugefäße in Seiner Gnade

Gegen alle bisherigen göttlichen Regeln lehrt Paulus, dass für uns das Gesetz erfüllt ist und damit seine Ansprüche an uns erloschen sind, weil Jesus Christus am Kreuz für uns starb und unsere alte Menschheit, unsere alte Natur, mit in Seinen Tod genommen hat - dem buchstäblichen Tod ist damit vorgegriffen; wir sind im Glauben mit Ihm mitgestorben. Gott sieht uns fortan in dem Sohn als gerechtfertigt, makellos und heilig – das ist unser herrlicher Stand in Christus!

Die himmlischen Beobachter sehen also eine von Gott festgesetzte Zahl an überhimmlisch Berufenen, die auf der einen Seite in ihrer alten Natur, dem Fleisch, dem Gesetz der Sünde sklaven, mit dem Denksinn aber dem Gesetz Gottes, und die sich unbändig an jener Gnade freuen, die sie aus dem Kampf gegen die alte Natur rettet, und dies auch noch ohne jegliches eigene Werk ... damit sich niemand rühme!

Und was unseren himmlischen Zuschauern heute noch unverständlich ist, dürfen wir ihnen in den herankommenden Äonen verdeutlichen, womit wir zu dem kommen, worauf uns Eph 2:7 hinweist: Wir werden einmal „Schaugefäße Seiner Gnade sein“, was anders ausgedrückt bedeutet: Wir werden den überhimmlischen Bewohnern demonstrieren, was Gnade an denen, die nach 1Kor 1:26ff. nichts sind vor der Welt, bewirkt hat! Und vor allem: Woraus oder wovon sie gerettet wurden. Und diese Demonstration bzw. Zurschaustellung muss auf unsere Zuschauer so mächtig wirken, dass sie zu dem Namen „Jesus“ geführt werden, und erst durch uns erkennen und begreifen, was Jesus durch Sein Opfer am Kreuz auf der Erde bewirkt und ausgerichtet hat! Wir stellen also unsere „Rettung in der Gnade“ zur Schau, ...und diese Rettung ist nach dem Hilfeschrei Pauli in Röm 7:24 auch die Rettung vor dem „Ich-Menschen, der all das in uns tun möchte und tut, was Gott nicht gefallen kann!

Gegenwart und Zukunft

Pauli Aussagen führen uns noch zu dem kleinen Wörtchen „nun“ in Eph 3:10, das uns zeigt, dass es für die himmlischen Boten eine Gegenwart gibt, in welcher sie uns heute schon beobachten, und eine Zukunft, nämlich die herankommenden Äonen.

Über die Gegenwart haben wir zurückblickend schon viel dargelegt, auch haben wir auf die Verwaltung des Geheimnisses hingewiesen, die momentan noch läuft, ein Geheimnis, das Paulus uns, die es betrifft, enthüllt hat, dem aber die himmlischen Boten noch ziemlich verständnislos gegenüberstehen. Doch es gibt eine Zukunft, womit wir zu unserem wichtigsten Lehrstoff kommen der für uns in Eph 2:7 zu finden ist:

„... um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen.“

Die kommenden Äonen

Dieses Schulfach macht uns mit dem Zeitpunkt, bekannt, wo wir unsere Aufgabe antreten werden, und dies sind nach Pauli Angabe „die kommenden Äonen“. Da ich, der Verfasser dieser Zeilen, davon ausgehe, dass wir alle mit dem Thema „Äonen“ vertraut sind, kann ich mich hier kurz fassen: Gottes Wort macht uns mit 5 Äonen bekannt, die unterschiedliche Zeitabläufe kennzeichnen und begrenzen, anhand derer Gott uns den Ablauf Seines Heilsplanes verständlicher macht; sie beginnen mit der Urschöpfung, und enden mit dem neuen Himmel und der neuen Erde, davor gibt es eine Zeit „vor den Äonen“ und eine Zeit „nach den Äonen“, wo dann „Gott alles in allen“ sein wird. Gegenwärtig leben wir im 3. Äon, der mit Noah beginnt und mit dem Zorn Gottes endet. Dann folgen die kommenden Äonen, die das tausendjährige Königreich auf Erden beinhalten, sowie das Gericht vor dem großen weißen Thron und die neue Welt der Vollendung. In diesen kommenden 2 Äonen werden wir also tätig sein, und die himmlischen Bewohner zu dem Namen „Jesus“ hinführen, bis sich auch hier jedes Knie beugt und jede Zunge huldigt, damit am Ende in der Vollendung „Gott alles in allen sein kann“. Unsere zukünftige Aufgabe spielt sich also im 4. und 5. Äon ab, während auf der Erde Gericht und Königreich abwechseln, wobei im Königreich das Werkzeug mit irdischer Berufung, „das gesamte Volk Israel“ seine Aufgabe erfüllen wird, die Nationen zu Jüngern zu machen.

In unserem nächsten Thema wird uns gesagt, worin unsere Aufgabe besteht, nämlich etwas

Zur Schau zu stellen

nämlich „den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns“. Ich habe diese Worte im Epheserbrief schon weiter oben, wie auch vielfach in meinen früheren Schriften unter dem Begriff „Schaugefäße seiner Gnade“ angewandt, eine Verdeutlichung, die uns hilfreich ist, unsere Aufgabe besser zu erfassen. Wir werden also den überhimmlischen Bewohnern zeigen, was „Gnade“ an armseligen schwachen Sündern bewirkt hat– es ist der alles übersteigende Reichtum Seiner Gnade, die Gott in Güte an uns erwiesen hat, den wir zur Schau stellen (lassen wir uns hier einmal von den gewaltigen Worten, die Paulus hier eingegeben wurden, tief beeindrucken).

„Schausteller“ kennen wir alle auf mannigfaltige Art und Weise sehr gut von der Erde, es sind Menschen, die besondere Talente und Gaben haben, um Andere zu erfreuen. Doch worin bestehen nun unsere Talente und Gaben? Die Antwort müsste eigentlich kurz und bündig, aber dennoch groß geschrieben, lauten:

„In nichts!“

Doch mit dem Wörtlein „eigentlich“ schränken wir das „nichts“ ein, denn unser Text im Epheserbrief hat noch eine wichtige Aussage, die wichtigste überhaupt:

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5. In Christus Jesus