Die Bedeutung von Pfingsten

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Abschrift der Schrift: Wohin gehört Pfingsten
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum Eph 3:8
von M. Jaegle (1984)

Mit freundlicher Genehmigung von Gehard Groß, Balingen,
dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Wohin gehört Pfingsten?

Vorwort

Der Anlass für die erneute Veröffentlichung der nachstehenden Ausführungen über Pfingsten, die erstmals als Artikelserie in der Zweimonatsschrift „Unausforschlicher Reichtum“ (Jahrgänge 1946/47) erschien, ist die seit einiger Zeit immer mehr in Erscheinung tretende charismatische Bewegung.

Als Richtschnur für unsere Stellungnahme dient uns als erstes das Wort des Apostels Paulus in 1Thes 5:21: „Prüfet aber alles und behaltet (oder: haltet fest) das Vortreffliche (das Ideale).“

Röm 12:2: „... was der Wille Gottes sei ...“
Eph 5:10: „... was dem Herrn wohlgefällig ist“
Phil 1:10: „... was das Wesentliche (wörtlich: das Durchtragende) ist ...“

Bei diesem Prüfen geht es also darum, eine Sache genau zu untersuchen, Verhaltensweisen gegeneinander abzuwägen, dann dem Wesentlichen, Durchtragenden den Vorzug zu geben, daran festzuhalten, und das dem Herrn Wohlgefällige auszuführen.

Getreu Gottes Anordnungen wollen wir nun die charismatische Bewegung prüfen. Dabei ist die Frage nach der Entstehung und Grundlagen einer solchen Bewegung von fundamentaler Bedeutung. Es ist allgemein bekannt, dass die charismatische Bewegung sich das Pfingstgeschehen als Ausgangspunkt und Grundlage angeeignet hat. Deshalb erhebt sich die Frage: Welche Bedeutung hat Pfingsten in Gottes Heilsvorsatz, und kann die heutige Bewegung mit Recht von dort hergeleitet werden?

Da sich diese Bewegung ferner auf 1Kor 12 mit seinen Gnadengaben abstützt, ist auch zu untersuchen, ob die damalige Zeit der sinnenfälligen Wunder noch heute Gültigkeit hat.

Als Drittes ist noch die Lehre zu prüfen, welche behauptet, Pfingsten sei der Gründungstag und Ausgangspunkt für die Körperschaft Christi.

Das Ergebnis dieser dreifachen Untersuchung muss uns Aufschluss geben, ob diese charismatische Bewegung

  1. dem Willen Gottes entspricht (Röm 12:2)
  2. dem Herrn wohlgefällig ist (Eph 5:10)
  3. das Durchtragende ist, dem wir den Vorzug vor anderem geben (Phil 1:10) und
  4. das Ideale ist, an dem wir festhalten (1Thes 5:21).

Diese mehrfache Prüfung ist nötig, weil Gott tatsächlich zu Pfingsten und im Alltag der korinthischen Versammlung reichlich augenfällige Machttaten in der Kraft Seines heiligen Geistes schenkte.

Nun kann aber jeder aufrichtig Prüfende erkennen, dass diese Charismen heute ausbleiben, und er wird deshalb nach der Ursache dieser Wandlung fragen. Es muss aalso für das von Gott legitimierte und bestätigte Ausbleiben der sich an Pfingsten anlehnenden Gnadengaben in Korinth ein Hindernis geben

Es wird nun die Aufgabe des folgenden Aufsatzes:

“Wohin gehört Pfingsten?“

sein, den Grund für dieses Hindernis aufzuzeigen. Wird das Pfingstgeschehen erst einmal an seinem ihm zugeordneten Platz in Gottes Heilsplan erkannt, dann fällt auch Licht auf den Beginn der herausgerufenen Körperschaft Christi.

Im Nachwort, wenn wir im Besitz der rechten Erkenntnis über jenes Geschehen sind, werden wir nochmals zur charismatischen Bewegung Stellung beziehen.

Einleitung

Die herausgerufene Körperschaft Christi hat in den vergangenen Jahrzehnten unter ganz besonderen Gnadenauswirkungen ihres erhöhten Hauptes gestanden. Durch Seinen Geist hat Er ihr nämlich tiefe wichtige Wahrheiten über ihre Berufung, Stellung und Zukunft wieder neu enthüllt, durch Lehrer, die Er für diesen Dienst besonders ausgerüstet hat. Diese Gottesmänner wurden durch den Geist auf die große Wichtigkeit von zwei Ermahnungen hingewiesen, die der Apostel Paulus Timotheus gab.

Die erste lesen wir in 2Tim 1:13: „Habe ein Muster gesunder Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus sind.“

Diese „gesunden Worte“ können wohl keine andren sein, als jene, die der Geist Gottes für die Niederschrift der Heiligen Schrift selber brauchte, und wie sie sich im Urtext vorfinden. Diese Erkenntnis gab Veranlassung, mehr denn je bei der Schriftauslegung den Grundtext reden zu lassen, und es zeigte sich, dass durch den Gebrauch des wörtlichen Ausdrucks manch wertvolle Wahrheit wieder enthüllt wurde.

Die zweite Ermahnung steht 2Tim 2:15: „Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen, als unbeschämten Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet.“

Diese Anweisung ist nicht wörtlich, sondern bildlich zu verstehen. Sie will besagen, dass die gesunden Worte auch den angesprochenen Empfängern und den ihnen gebührenden Zeiten und Fristen zuzuordnen sind.

Das gehorsame Befolgen dieser Ermahnungen enthüllte dann die Tatsache, dass Gottes Heilsplan in ganz verschiedene Verwaltungen mit zu unterscheidenden Körperschaften eingeteilt ist, welchen der Geist Gottes entsprechende Gaben austeilt.

Als erste, überaus wertvolle Erkenntnis ergab sich der Unterschied zwischen Israel als irdischem Gottesvolk und der Körperschaft Christi mit ihrer himmlischen Berufung. Indem man nun anfing, Israel, der Braut, zu geben, was ihr gehörte, wurde auch die Körperschaft Christi - Seine Herausgerufene aus den Nationen - am rechten Platz in ihrer hohen Stellung gesehen. Ebenso wurde auch das Geschehen um Pfingsten an seinen rechten Ort gewiesen und seinem rechtmäßigen Besitzer wieder zurückgegeben.

Aufgrund dieser segensvollen Schriftteilung ergibt sich für unsere Tage ein ganz praktisches Ergebnis, in dem die heute im Vordergrund stehende Frage betreffs der Charismen der korinthischen Herausgerufenen, ihre völlig befriedigende Antwort gefunden hat. Die Schriftteilung ist deshalb so kostbar, weil sie die Einheit des Geistes nicht nur betont, sondern überdies zum Fleiß anspornt, sie zu halten. Das ist einer der wichtigsten Dienste für die Zubereitung der Seinen auf das baldige Kommen ihres erhöhten Herrn und zur Vermehrung Seiner Ehre. Und dieses ist nun auch der Zweck dieser Arbeit.

In klarer, verständlicher Weise wollen wir diese für ein gesundes Glaubensleben so notwendige Erkenntnis weitergeben mit dem Wunsch, dass sie unser hochgelobter Herr als Haupt Seiner Körperschaft manchem Glied zum bleibenden Segen werden lasse.

Die Bedeutung von Pfingsten

Der Ursprung von Pfingsten liegt im Gesetz Mose. Pfingsten heißt wörtlich „Fünfzigster“. So lautet Apg 2:1: „Und als sich der Tag des Fünfzigsten (= Pfingsten) erfüllte, waren alle zugleich am selben Ort.“ Damit wird uns das gewohnte Bild des Pfingstfestes in einer uns zuerst befremdenden Fassung nahe gebracht. Mit Recht muss gefragt werden, was denn der Fünfzigste (Tag) mit dem Beginn und der Gründung der Körperschaft Christi (wie ja vielfach angenommen wird, dass Pfingsten dies wäre) zu tun habe.

Aber gerade dieser wörtliche Ausdruck ist der Schlüssel zum rechten Verständnis der Pfingstfrage. Wir haben es hier nicht mit einer neuen Offenbarung zu tun. Pfingsten ist nicht die Enthüllung eines in früheren Zeiten verborgen gewesenen Geheimnisses. Nein, es handelt sich vielmehr um die Erfüllung einer bereits im Gesetz Mose niedergelegten, das Volk Israel angehenden Verheißung.

Das Gesetz, ein Schattenbild

Das Typische bei vielen Verheißungen Israels ist, dass sie nicht allein durch einen göttlichen Ausspruch gegeben, sondern zusätzlich keimartig in eine Gesetzes-Zeremonie gehüllt sind. Diese wird damit zu einem Vorbild der wirklichen Erfüllung.

Die Schrift nennt diese Art von Verheißungen „Schatten des Zukünftigen“ (Kol 2:17; Hebr 10:1). Ein Schatten vermag nur die Umrisse eines Gegenstandes mehr oder weniger anzugeben, weshalb vom Gesetz in Hebr 10:1 gesagt wird, es sei nur der Schatten des zukünftigen Guten, nicht aber das Bild der Tatsachen selbst.

Dies ist einer der Hauptgründe, weswegen das Gesetz nichts zu vollenden (= zum Ziel führen) vermag (Hebr 7:19). Die Vollendung aber des Gesetzes ist Christus (Röm 10:4), weil nur in Ihm allein alle diese Schattenbilder ihre Erfüllung finden. Das alles trifft nun auf Pfingsten zu, wie es dort in Jerusalem stattfand. Es war die Erfüllung eines solchen, im Gesetz Mose niedergelegten Schattenbildes. Die gesetzliche Anweisung dazu finden wir an mehreren Stellen, am ausführlichsten in 3Mo 23, wo wir den ganzen Zyklus der israelitischen Feste finden. Jedes hat prophetischen Inhalt und schattet eine große Wirklichkeit in Israels Geschichte ab.

Lies weiter:
2. Der prophetische Inhalt von Israels Festen