Der unechte Glaube (Jak 2:14-20)

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Von Daniel Muhl

🎥 Das königliche Gesetz nach Jak 2 - Video (D. Muhl, 23.03.22)
📓 Der Glaube Jesu und das königliche Gesetz oder ein toter Glaube (Jak 2:1-20) - PDF - (D. Muhl):

Der Jakobusbrief - Kapitel 2 (D. Muhl)
Der Glaube Jesu und das königliche Gesetz oder ein toter Glaube
📕 Der Glaube Jesu anstelle eines falschen Blickes (Jak 2:1-7)
📕 Mit oder ohne Liebe (Jak 2:8-13)
📕 Der unechte Glaube (Jak 2:14-20)
Der nächste Abschnitt hat schon ganz vielen Theologen und Bibelforschern größtes "Bauchweh" verursacht. In Vers 14 stellt Jakobus die 'ungeheuerliche Frage': "Kann etwa der Glaube ihn retten?" Alle diejenigen, die den Römer- und Galaterbrief eingehend studiert und liebgewonnen haben, sehen hier einfach nur noch "rot"! Da blinken sämtliche theologischen Warnleuchten! Bevor ich versuche, dieses Problem näher zu erklären, wollen wir die Verse 14-20 lesen:
  • 14 Was nützt es, meine Brüder, wenn einer behauptet, Glauben zu haben, [die entsprechenden] Werke aber nicht [aufzuweisen] hat? Kann etwa der Glaube ihn retten?
    15 - Wenn ein Bruder oder eine Schwester in Bezug auf die Kleidung oder die tägliche Nahrung Mangel leidet
    16 - und es würde einer von euch zu ihnen sagen: „Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!“, ihr würdet ihnen aber nicht geben, was sie für den Leib brauchen – was nützt das?
    17 - So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke [bei sich] hat, für sich allein tot.
    18 - Ja, es könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich habe Werke – [nun so] zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, dann will ich dir aus meinen Werken den Glauben zeigen!
    19 - Du glaubst, dass [nur] Einer Gott ist? Du tust wohl [daran]! [Aber bedenke:] Auch die Dämonen glauben [das] und erschrecken!
    20 - Willst du also erkennen, o [du] gedankenloser Mensch, dass der Glaube ohne die Werke unwirksam [und somit nutzlos] ist?

Für viele Bibelleser ist die Frage, "kann etwa der Glaube ihn retten?", eine Ungeheuerlichkeit und ein Ärgernis, weil sie von Paulus eindeutig wie folgt belehrt wurden:

  • Apg 16:31 – "Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus."
  • Röm 10:9 – "wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst."
  • Eph 2:8 – "Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es;"
  • Röm 3:28 – "Denn wir urteilen, dass [der] Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke."
  • Gal 2:16 – "aber [da] wir wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben Christi Jesu, haben wir auch an Christus Jesus geglaubt, damit wir aus Glauben Christi gerechtfertigt werden und nicht aus Gesetzeswerken, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt wird."

So mancher Theologe würde jetzt zu Jakobus sagen: "Brauchst du noch mehr Beweise, um zu erkennen, dass wir allein durch den Glauben gerettet werden?"
Weil die aufgeführten Aussagen in einem großen Gegensatz zueinanderstehen, könnte man zu dem Schluss kommen, dass es sich hier um das "Reichsevangelium" handelt, das wir auch in den Evangelien finden und einige meinen, dass die messianischen Juden sowie die Menschen im Millennium durch Glauben und Gesetzeswerke vor Gott gerechtfertigt würden, währenddem wir Nationenchristen allein durch Gnade und Glauben vor Gott gerechtfertigt werden!
Aber diese Ansicht widerspricht der Aussage von Paulus, wonach "kein Fleisch (auch keine Juden) durch Gesetzeswerke vor Gott gerechtfertigt werden kann (Röm 3:20)!" Da kann ich nur sagen: "Gott sei Dank, müssen auch unsere Geschwister aus dem Volk Israel nicht durch 'Glauben und (Gesetzes-)werke' vor Gott gerechtfertigt werden!"

Wie kann man aber die Frage von Jakobus, "kann etwa der Glaube ihn retten?", verstehen? Heinz Schumacher schreibt dazu in seinen Anmerkungen zu Vers 14 Folgendes:

"Dieser Satz widerspricht, für sich allein genommen, der paulinischen Rechtfertigungslehre (Röm 3 u. Röm 4 - Gal 2:16 - Gal 3:1-14 - Eph 2:8-10), und man sollte den Gegensatz nicht verharmlosen. Dennoch kämpfen Jakobus und Paulus im Grunde genommen nicht gegeneinander (s. Einführung). Jakobus schützt die paulinische Lehre vor Missverständnissen, und auch Paulus will ja einen Glauben, der sich durch die Liebe betätigt (Gal 5:6)."

Durch diese Erklärung kommen wir der Lösung des Problems schon ein ganzes Stück näher. Beachten wir an dieser Stelle den Ausdruck "der Glaube" etwas genauer:
Der Ausdruck "ἡ πίστις (he pistis)" könnte wörtlich mit "der Glaube" oder "die Treue" übersetzt werden. Die Übersetzung "Treue" lässt der Kontext aber kaum zu, weil aus dem Textzusammenhang kein Vertrauen gegenüber Gott ersichtlich wird, sondern viel eher ein "Für-wahr-halten", dass es einen Gott gibt! Das griech. "he" ist ein Artikel, der vorwiegend mit "der, die, das" übersetzt wird. So wie der Textzusammenhang nicht von einer "Treue" oder von einem "Vertrauen gegenüber Gott" spricht, so meint der Kontext hier auch nicht den gleichen "Glauben", wie er in Vers 1 beschrieben wird, wo wir vom "Glauben Jesu Christi" lesen. Der Glaube Jesu Christi ist ein völlig anderer Glaube als der Glaube der Dämonen! Der Glaube Jesu Christi rettet sehr wohl; währenddem der "Glaube der Dämonen" keinesfalls retten wird!
Es stellt sich also die Frage: "Welcher Glaube ist in Vers 14 gemeint?" Für mich ist klar, dass hier nicht vom "uneingeschränkten Vertrauen auf Gott" die Rede ist, sondern von einem Glauben, der sich kaum auf das Handeln auswirkt. Dieser Glaube, den Jakobus hier erwähnt, beinhaltet lediglich die Überzeugung, dass es einen Gott gibt! Aber weil der hier beschriebene Glaube keine Liebe bewirkt, ist er ein "Pseudo-Glaube", also ein unechter Glaube! Der unechte Glaube kann nicht retten, währenddem das wahrhaftige Vertrauen auf Gott automatisch Liebe zur Folge hat und auf jeden Fall rettet!

Die Konkordante Übersetzung (eine relativ genaue, bzw. wörtliche Übersetzung) trifft es hier auf den Punkt, wenn sie wie folgt übersetzt:

  • "Worin besteht der Nutzen, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, Werke aber hat er nicht? Dieser Glaube kann ihn nicht retten!"

Die Übersetzung "dieser Glaube" macht deutlich, dass es sich hier um einen ganz bestimmten Glauben handelt und nicht mit dem "Glauben Jesu Christi" gleichgesetzt werden kann! An dieser Stelle wird deutlich, dass wir den Begriff "Glaube" nur durch den Kontext richtig füllen können.
Darum ist es aus meiner Sicht absolut richtig, wenn man an dieser Stelle das "he pistis" mit "dieser Glaube" und nicht mit "der Glaube" übersetzt, wie es wortwörtlich, für sich betrachtet, normalerweise richtig ist! Ein echter Glaube kann nicht von der göttlichen Liebe abgekoppelt werden! Das ist unmöglich! Wer aus einer vertrauensvollen Liebesbeziehung zu Jesus Christus lebt, der liebt auch ganz automatisch! Genau aus diesem Grund schreibt Paulus auch in Gal 5:6:

  • In Christus Jesus nämlich vermag weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas [auszurichten], sondern [allein] der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. –

und in 2Thes 1:3b lesen wir:

  • ... denn euer Glaube wächst über die Maßen und die Liebe zueinander nimmt bei jedem Einzelnen von euch allen zu, ...

Auch Johannes ermahnt uns in 1Jo 3:18:

  • Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.

Im NT finden wir 27 Verse, die sowohl von Glaube als auch von Liebe sprechen.

Die Tatsache, dass ein Liebender nicht immer so helfen kann, wie er gerne möchte, ist ein anderes Problem. Wenn ich einem hungernden Bruder begegne und selbst auch nichts habe (weder Geld noch Nahrungsmittel), kann ich ihm seinen Hunger auch nicht stillen, obwohl ich das liebend gerne tun würde!
Jakobus spricht selbstverständlich nicht eine solche Begebenheit an, sondern eine Situation, wo ich durchaus in der Lage bin, dem hungernden Bruder zu helfen, weil ich noch über die notwendigen Mittel verfüge, seinen Hunger oder irgendeinen anderen Mangel zu stillen. Wenn ich ihm die Hilfe versage, obwohl ich helfen könnte, dann ist das einfach nur lieblos und offenbart einen unechten Glauben und wenn ich an diesem Glauben, bzw. an dieser Verhaltensweise festhalte, dann rettet dieser Glaube nicht!
Genau diese Situation beschreibt Jakobus in den Versen 15-16:

  • 15 - Wenn ein Bruder oder eine Schwester in Bezug auf die Kleidung oder die tägliche Nahrung Mangel leidet
    16 - und es würde einer von euch zu ihnen sagen: „Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!“, ihr würdet ihnen aber nicht geben, was sie für den Leib brauchen – was nützt das?

Dass hier nur diejenigen gemeint sind, die auch die Möglichkeit und die Mittel haben, ihrem Bruder oder ihrer Schwester zu helfen, versteht sich von selbst. Solange der Liebende selbst noch Geld hat, um dem frierenden Bruder ein Kleid zu kaufen oder solange der Liebende noch ein Brot hat, das er mit dem Hungernden teilen kann, tut er das auch!

Auch der nächste Vers beschreibt den unechten Glauben:

  • 17 - So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke [bei sich] hat, für sich allein tot.

Echter Glaube ist niemals tot! Nur der "unechte Glaube" ist tot! Jakobus fordert die Briefempfänger letztlich dazu auf, sich selbst zu prüfen, ob sie über einen echten Glauben verfügen oder nicht! Derjenige, der lediglich für wahr hält, dass der Gott Israels Seinen Sohn Jesus Christus gesandt hat, damit er durch dieses "Für-wahr-halten" gerettet würde, hat noch keinen "Glauben" im biblischen Sinn. Ein "Für-wahr-halten" ohne eine persönliche Vertrauensbeziehung zu Gott ist ein ungenügender, bzw. unechter Glaube. Menschen mit diesem "Pseudo-Glauben" sind vielleicht auch hilfsbereit, wenn dadurch ihre eigene Zukunft nicht gefährdet ist. Sie helfen womöglich aufgrund ihres "Pflichtgefühls" oder wenn sie dadurch ihr Ansehen optimieren können. Sobald aber die eigene Zukunft oder das eigene Wohlbefinden gefährdet sind, fehlt die Bereitschaft, Werke der Liebe zu tun!

Jakobus spricht in diesem Abschnitt nicht von Gesetzeswerken, sondern von Glaubens- oder Liebeswerken! Das wird allerdings nur durch den Kontext deutlich! Auch Paulus spricht von Glaubenswerken, wenn er in 1Thes 1:2-3 schreibt:

  • "Wir danken Gott allezeit für euch alle, indem wir euch erwähnen in unseren Gebeten und unablässig
    3 vor unserem Gott und Vater an euer Werk des Glaubens gedenken und die Bemühung der Liebe und das Ausharren ⟨in⟩ der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus."

Wenn Paulus die Reichen in 1Tim 6:17-18 dazu auffordert, "reich an guten Werken zu sein", dann meint er keinesfalls Gesetzeswerke! Auch aus Kol 1:10 wird deutlich, dass Paulus, mit einer gewissen Selbstverständlichkeit, von den Kolossern "Frucht aus guten Werken" erwartet. Natürlich weiß er auch, dass diese "guten Werke" (der Liebe) letztendlich Gott vorbereitet hat (Eph 2:10) und sie in uns bewirkt (Phil 2:13). Paulus motivierte immer wieder zu "guten Werken", weil ein Leben aus der Liebe, seinem Nächsten immer wohltun will! Er motiviert uns nicht zu guten Werken, damit wir eine eigene Gerechtigkeit aufbauen oder damit wir durch sie vor Gott gerechtfertigt würden!
Vor Gott können wir nur durch das Liebeswerk Jesu am Kreuz gerechtfertigt werden! Die vor Gott gültige Gerechtigkeit können wir uns ebenfalls nur von Ihm schenken lassen. Kein Mensch kann durch Gesetzeswerke vor Gott gerechtfertigt werden und keiner kann eine eigene Gerechtigkeit erzeugen!

Was aber ist der genaue Unterschied zwischen Gesetzeswerken und Glaubens- bzw. Liebeswerken? Wer die "Werke des Gesetzes" tun will, versucht mit seiner eigenen (frommen) Kraft alle Gebote einzuhalten. Er sucht letztlich seine eigene Ehre, indem er sich selbst und den anderen beweisen möchte, dass er durchaus in der Lage ist, ein perfekter Mensch zu sein. Dabei handelt er aber nicht aus einer Vertrauensbeziehung zu Gott!

Der Liebende tut weit mehr als der Gesetzliche und er tut auch mehr als das Gesetz vom Sinai verlangt! "Lieben" ist für ihn keine Pflicht, sondern die ultimative Lebenserfüllung! Der Gesetzliche schaut auf alle Gesetze und strengt sich an, sie einzuhalten! Dabei hat er kaum mehr die Kraft, auf seinen Nächsten zu schauen. Der Liebende schaut nicht krampfhaft auf die Gebote, sondern er sieht seinen Nächsten und überlegt, wie er ihm wohltun kann. Der Gesetzliche kann mit einem Autofahrer verglichen werden, der alle Regeln exakt einhält, aber nicht anhält, wenn ein anderer Fahrer seine Vorfahrt missachtet. Der Gesetzliche fordert selbstverständlich auch Gerechtigkeit für sich selbst! Der Liebende kann auf die Gerechtigkeit verzichten, die ihm zustehen würde.

Als zwei Frauen vor Salomo um ein Kind stritten, war die liebende Mutter bereit, auf ihr Recht zu verzichten, weil sie ihr Kind retten wollte (1Kö 3:26ff)!
Aus Liebe zu uns, konnte Jesus auf die Gerechtigkeit, die Ihm zustand, verzichten! Es war die größte Ungerechtigkeit in der Weltgeschichte, als der einzig Sündlose, wie ein Schwerverbrecher auf grausamste Weise hingerichtet wurde! Der Glaube Jesu Christi, bzw. die "Treue Jesu" erzeugte auf Golgatha das größte Liebeswerk aller Zeiten! Die Treue Jesu hatte nach der Auferstehung das göttliche Echtheits-Zertifikat erhalten! Die Treue Jesu wurde durch Sein "Liebeswerk" auf Golgatha sichtbar. Vor diesem Hintergrund sollten wir auch die nächsten Verse lesen. Auch wenn das Wort "Liebe" in diesen Versen nicht vorkommt, so verbinde ich in diesen Stellen das Wort "Werke" nur mit "Glaubens- und Liebeswerken". Darum gestatte ich mir, diesen Text entsprechend so vorzulesen:

  • 18 - Ja, es könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich habe {Liebes-}Werke – [nun so] zeige mir deinen Glauben ohne die Werke {der Liebe}, dann will ich dir aus meinen {Liebes-}Werken den Glauben {o. die Treue} zeigen!
    19 - Du glaubst, dass [nur] Einer Gott ist? Du tust wohl [daran]! [Aber bedenke:] Auch die Dämonen glauben {o. halten das für wahr} und erschrecken!
    20 - Willst du also erkennen, o [du] gedankenloser Mensch, dass der Glaube {die Vertrauensbeziehung zu Gott} ohne die Werke {der Liebe} unwirksam [und somit nutzlos] ist?

In diesen Versen geht es auch um ein "Sichtbarmachen" des Glaubens! Es geht nicht darum, Gott zu zeigen, wie groß unser Glaube ist (Er weiß viel besser, wie es um unseren Glauben bestellt ist), sondern darum, dass der Glaube vor Engel und Menschen durch Liebeswerke sichtbar wird. Nur wenn das geschieht, sind wir wahrhaftige Zeugen Jesu Christi! Heinz Schumacher schreibt zu Vers 19 in Bezug auf den "Glauben der Dämonen" Folgendes:

"Genauer: Sie erschrecken schaudernd, {sie sind*} starr vor Entsetzen. Zugespitzt sagt Jakobus: Einen „Glauben“ ohne Frucht der Werke (Kol 1:10) – ein bloßes totes Fürwahrhalten auf unterster Stufe – besitzen sogar die gottfeindlichen Dämonen! Tote Rechtgläubigkeit nützt also nichts."
* vom Autor eingefügt.

Diese Verse haben mir lange Zeit auch deshalb Mühe bereitet, weil ich an Menschen dachte, die wirklich glauben, aber gar keine "Werke" tun können, weil sie z. B. bettlägerig oder wie der Schächer (der mitgekreuzigte Verbrecher) bewegungsunfähig sind. Es handelt sich also um Menschen, die glauben und deshalb gerettet sind; obwohl sie keine Werke tun können!

Ich glaube nicht, dass Jakobus hier diese Menschen im Fokus hatte, sondern diejenigen, die durchaus in der Lage sind, Hilfe zu leisten, es aber aus egoistischen Gründen nicht tun! Er denkt an solche, die glauben, dass es einen Gott gibt, der uns aufgrund des Glaubens rettet und es deshalb nicht notwendig ist, "gute Werke" zu tun!

Trotzdem möchte ich noch etwas zu den Bettlägerigen, den alten, schwachen und bewegungsunfähigen Gläubigen sagen: Solange sie noch denken können, haben sie noch einen Gebetsauftrag! "Liebevolle Fürbitte" kann man durchaus auch als ein "Glaubenswerk" bezeichnen. Das Segnen der Nächsten und das "Flehen und Beten" für alle Menschen gehört – geistlich gesehen – sogar zu den allerwichtigsten Diensten überhaupt und ist für mich deshalb auch ein "Werk des Glaubens, bzw. der Liebe".
Und alle diejenigen, die in ihrer Schwachheit die Gnade und Güte Gottes bezeugen, verherrlichen Gott vor den Menschen! Das ist dann ein evangelistisches "Liebeswerk". Mit seiner Bitte, "Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst! (Lk 23:42)", bezeugte der Schächer am Kreuz, dass er seine ganze Hoffnung auf die Gnade des Sohnes Gottes setzte! Das war für mich ebenfalls ein "Werk des Zeugnisses"; obwohl das dem Verurteilten wohl kaum bewusst war!

Als mein Vater auf dem Sterbebett lag und ich ihn fragte, ob er bereits in den Himmel sehen dürfe, kam ein schwaches, aber erkennbares "Ja" über seine Lippen! Mit diesem Zeugnis hinterließ er vielleicht sein wertvollstes Vermächtnis an seine Kinder und Enkel! Das war auch ein "Werk des Zeugnisses".
Der Liebende kann so – wenn auch unbewusst – bis zu seinem letzten Atemzug "Werke des Glaubens" tun! Ein Mensch, der aus einer vertrauensvollen Liebesbeziehung zu Gott lebt, will lieben und wohltun! Er möchte für andere ein Segen sein und deshalb gute Werke tun! So zeigt sich der echte Glaube, der sehr wohl retten kann!

"Zeige mir einen [biblischen] Glauben ohne Werke [der Liebe]", könnte jemand sagen. So haben wir in Vers 18 gelesen. Alle diejenigen, die meinen, sie hätten einen biblischen Glauben, ohne aus der Liebe leben zu müssen, irren sich! Sie irren sich, wenn sie der Ansicht sind, sie könnten ein selbstsüchtiges Leben führen und gleichzeitig durch ihr "Für-wahr-halten", dass Jesus Gottes Sohn ist, gerettet werden.
Der "wahrhaft Gläubige" wird manchmal durch die Torheit der Irrenden genötigt, seinen Glauben aus den Glaubenswerken zu zeigen, obwohl ihm das völlig zuwider ist. Die Korinther haben sich von "großen Rednern" beeindrucken lassen und im Vergleich mit Paulus folgende Aussage gemacht:

  • "Denn die Briefe zwar, sagt man, sind gewichtig und kräftig, aber die Gegenwart des Leibes ist schwach und die Rede verächtlich." (2Kor 10:10)

Dadurch wurde die Autorität des Apostels Paulus geschwächt und infrage gestellt. Paulus sah darin vor allem die Gefahr, dass das Evangelium, das ihm anvertraut wurde, nicht mehr beachtet würde und darum sah er sich in den nachfolgenden Kapiteln genötigt, auf seine umfangreiche Arbeit unter schwierigsten Umständen hinzuweisen, um die große Kraft Gottes zu zeigen, die in seiner Schwachheit mächtig wirkte.
Man merkt, wie es dem Apostel Paulus schwerfiel, seine großen Bemühungen (1Kor 15:10) unter schwersten Umständen aufzulisten und wie er sich dabei etwas töricht empfand (2Kor 11:16-33). Paulus wurde dazu genötigt, den Korinthern seine "[Liebes-]werke" zu zeigen, damit sie das Evangelium, das dem Apostel Paulus anvertraut wurde, nicht verlieren würden.

Jakobus beendet diesen Abschnitt mit den Worten:

  • "Willst du also erkennen, o [du] gedankenloser Mensch, dass der Glaube ohne die Werke unwirksam [und somit nutzlos] ist?" (Jak 2:20)

Nebst der Tatsache, dass dieser hier beschriebene Glaube unecht ist, sind egoistisch lebende und ichbezogene Christen ein denkbar schlechtes Zeugnis für die Welt! Statt mit ihrem Leben Gott zu verherrlichen, geben sie den Ungläubigen einen Anlass, Gott zu lästern.
Der wahrhaft gläubige Christ will aus der Liebe leben und will Gott durch sein Handeln die Ehre geben, indem er "reich an guten Werken sein will"; nicht, weil er damit vor Gott gerechtfertigt und gerecht werden will, sondern um andere Menschen aus Liebe für Gott zu gewinnen.

Die Gerechtigkeit und die Rechtfertigung hat er durch seine Vertrauensbeziehung zu Gott schon längst geschenkt bekommen! Genau aus diesem vollkommenen Gesetz der Freiheit dürfen wir nun leben und lieben! Durch Werke können wir niemals vor Gott gerechtfertigt werden, weil Er die Werke in uns wirkt, aber ein Leben aus der Liebe ist ein Hinweis darauf, dass wir einen echten Glauben haben, der sehr wohl rettet. Glaubens- bzw. Liebeswerke führen dazu, dass die Menschen (und vielleicht auch Engel) uns rechtfertigen und sagen: "Der Glaube dieses Menschen ist wirklich echt, weil wir seine Liebeswerke gesehen haben!" Dadurch wird auch Gott verherrlicht!


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