Das Geheimnis Seines Willens

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

''''''Der Same Ephraim, der Nationen Fülle
eine Betrachtung über 1Mo 48:19 (2022)

Einige Tage vor seinem Heimgang am 20. Dez. 2022
erlaubte mir Gerhard Groß, seine Arbeit zu veröffentlichen.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Same Ephraims, der Nationen Fülle

2. Das Geheimnis Seines Willens

Wir beginnen unsere eigentliche Schrift mit dem großen Ziel Gottes, das uns Eph 1:10 in kürzesten Worten beschreibt, es ist das Geheimnis Seines Willens, das wir auch unter dem „Geheimnis des Christus“ kennen, es lautet: „... das Er (Gott) Sich in Ihm (Christus) vorsetzte für eine Verwaltung der Vervollständigung der Fristen, um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde.“

Hier liegt das Geheimnis Seines Willens geöffnet vor uns, es beinhaltet zwei Schwerpunkte, nämlich

1.) dass das gesamte All in Christus aufgehauptet, also unter das Haupt des Christus gestellt werden muss, was letztlich das bedeutet, was Phil 2:9-11 uns in köstlichen Worten lehrt (bitte lesen). Es ist dies wieder so ein Augenblick, wo wir uns so richtig an dem herrlichen Namen „Jesus“ erfreuen dürfen; und
2.) vollzieht sich diese Aufhauptung auf zwei Ebenen, eine ungemein wichtige Aussage, nämlich a) in den Himmeln und b) auf der Erde.

Dass Gott Sich Seiner Geschöpfe als Werkzeuge bedient, ja sie als Werkzeuge erwählt und dann auch zubereitet, muss uns klar sein! Dass Gott gemäß der zwei Ebenen, auf denen Er das All aufhaupten wird, auch zwei Werkzeuge braucht, muss eigentlich auch klar sein, denn: Viel zu unterschiedlich sind die Himmel und die Erde, um sie mit nur einem Werkzeug aufzuhaupten!

Wir Menschen praktizieren schon im Kleinen ganz selbstverständlich, dass als Beispiel bei einem Hausbau verschiedene Handwerker tätig sein müssen, wo jeder sein Handwerk separat erlernen musste. Der Maurer, der unten das Fundament errichtet, hatte eine ganz andere Ausbildung als der Zimmermann, der den Dachstuhl aufrichtet – und was für uns Menschen im Kleinen selbstverständlich ist, ist es bei Gott erst recht im Großen! Für uns erhebt sich jetzt die Frage: Zwei total verschiedene Ebenen erfordern zwei unterschiedlich zubereitete Werkzeuge – wer sind diese?

Wer sind Gottes zwei Werkzeuge?

Eine Antwort haben wir, die wir im paulinischen Evangelium vertraut sind, ja alle schon parat:

1.) Israel steht für die Erde,
2.) und eine Auswahl aus den Nationen (= die herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesu) steht für die Himmel.

Bis an diesen Punkt sind wir uns, meine lieben Geschwister, wahrscheinlich alle einig. Schwierig wird es bei meiner nächsten Frage: Wer sind „die aus den Nationen?“

Dass Gott das Volk Israel als „Sein Volk“ aus allen Völkern auserwählt hat, und, „warum“ es gerade dieses Volk ist, wissen wir alle aus 5Mo 7:7. Und dass dieses Volk einen irdischen Auftrag hat, nämlich das All in Christus auf der Erde aufzuhaupten, ist uns auch längst vertraut (einen überhimmlischen Auftrag gab es vor Paulus noch nicht).

Und nun kommt die spannende Frage: Wäre es nicht denkbar oder eigentlich sogar selbstverständlich, dass Gott auch das zweite Werkzeug, das für die Himmel zuständig ist, aus Seinem Volk Israel auserwählt? Also beide Werkzeuge (für die Himmel und die Erde) aus einem Volk (nämlich Israel) auserwählt?

Wir dürfen auch hier wieder, vielleicht sogar etwas länger, gedanklich innehalten, um diese Frage einmal mehr als intensiv in uns zu bewegen!

Wenn Gott nun tatsächlich nur dieses eine Volk Israel zu Seinem Segensträger auserwählt hat, und dies für die beiden Ebenen „Himmel und Erde“, muss Er Sein Volk auch getrennt, also in verschiedenen Schulen, zubereiten. Die beiden Ebenen „Himmel und Erde“ sind, wie wir schon festgestellt haben, zu unterschiedlich, als dass sie nur von einer Auswahl allein in Christus aufgehauptet werden können – Und jetzt stelle ich eine Frage, die sich offenbar noch kaum jemand gestellt hat:

Warum hat Gott Sein auserwählten Volk Israel zur Zeit des Königs Rehabeam geteilt und 10 Stämme abgetrennt?

Die meisten von uns kennen ja die menschliche Seite, also die Geschehnisse der damaligen Zeit, die zu der Abtrennung von 10 Stämmen führten – wir legen sie kurz dar:

Als der König Salomo starb, übernahm sein Sohn Rehabeam die Königsherrschaft über Israel. Salomo hatte während seiner Herrschaft den Tempel in Jerusalem erbaut, und dazu die Steuern stark erhöht, um das notwenige Geld einzutreiben. Nun, nachdem der Bau abgeschlossen war, hätte Rehabeam die Steuerlast wieder senken sollen, zumindest rieten ihm dies seine königlichen Berater. Doch Rehabeam handelte völlig gegensätzlich: Anstatt zu senken, wollte er die Steuern noch erhöhen! Dies führte zum Eklat: Zehn Stämme unter der Führung Jerobeams, der interessanterweise ein Nachkomme Ephraims (!) war, weigerten sich, höhere Steuern zu bezahlen und trennten sich von den übrigen zwei Stämmen ... es gab also eine Teilung des Volkes a) in das Südreich Juda, bestehend aus den zwei Stämmen Juda und Benjamin, und b) in das Nordreich Israel, bestehend aus den übrigen zehn Stämmen, darunter auch der Stamm Ephraim.

Die meisten Bibelleser nehmen den oben geschilderten historischen Hintergrund der Reichsteilung einfach und ohne viel Nachdenken als gegeben hin – ohne sich zum Ersten darüber klar zu sein, dass nichts geschehen kann, was Gott nicht bewirkt, und sieht es noch so menschlich aus – denn: Gemäß Eph 1:11 ist es Gott, der alles bewirkt nach dem Ratschluss Seines Willens; und zum Zweiten, dass sich dann aus obigem erschließt, dass Gott (!) diese Teilung Seines Volkes bewirkt hat!!!

Bleibt dann nur noch die schon gestellte ganz große und eigentlich doch für uns alle höchst interessante Frage:

Warum und wozu teilt Gott Sein Volk in zwei Teile?

Wenn wir meine bisherigen Aussagen zusammenfassen, ergibt sich die Antwort auf die obige Frage fast von selbst:

Um das All in Christus aufzuhaupten, beides, das in den Himmeln und das auf der Erde, bereitet Sich Gott zwei Werkzeuge zu, und dies ausschließlich aus Seinem aus allen Nationen auserwählten Volk Israel! Gemäß 5Mo 7:7 ist es das Geringste aus allen übrigen Völkern dieser Erde, was uns, die wir mit dem paulinischen Evangelium vertraut sind, nicht wundern sollte. In 2Kor 12:9 lehrt uns Gottes Wort, dass Seine Kraft in Schwachheit vollkommen gemacht wird, was sich ja auch in unserer eigenen Auserwählung zeigt.

Das geringste und schwächste Volk erwählte Gott, und die Schwäche dieses Volkes offenbart sich schon bei der 40-jährigen Wanderung durch die Wüste, nach dem Auszug aus Ägypten. Und diese Schwachheit zeigte sich auch fast ununterbrochen im Verlauf der Geschichte des Volkes Israel, und ganz besonders nach der Abtrennung der zehn Stämme unter Jerobeam. Während das übrig gebliebene Südreich der zwei Stämme Juda und Benjamin nach der Trennung noch einigermaßen, aber dann auch mit zunehmenden Abfallerscheinungen, an seinem Gott festhielt, war das Kennzeichen der abgetrennten zehn Stämme schlimmer Götzendienst! Keiner der auf Jerobeam folgenden Könige war gottesfürchtig!

Die Frage, warum Gott Sein Volk teilte, wird jetzt immer klarer:: Ein Teil des Volkes, nämlich das Südreich, bestehend aus Juda und Benjamin, bekommt den irdischen Auftrag, das All in Christus aufzuhaupten, zuvor aber muss es den ins Fleisch gekommenen Sohn Gottes ans Kreuz bringen, und ... wird auf diesen irdischen Dienst zubereitet.

Der andere Teil des Volkes, bestehend aus den abgetrennten 10 Stämmen, bekommt den überhimmlischen Auftrag, das All in den Himmeln aufzuhaupten! Und dieser andere Teil führt über Joseph, über Ephraim, über das abgetrennte 10-Stämmevolk, über die dann folgende Wegführung in die assyrische Gefangenschaft, über die darauf folgende Flucht unter die Nationen, (was wir später noch spezifizieren müssen), und letztlich zu dem, was Jakob über Ephraim prophezeit hat: Es führt zu „Sein Same werde der Nationen Fülle!“

Ohne hier in Einzelheiten zu gehen, leuchtet uns vielleicht schon an dieser Stelle langsam auf, dass wir in der göttlichen Auswahl aus den Nationen, welche nach dem paulinischen Evangelium die Körpergemeinde Christi Jesu darstellt, jene 10 Stämme Israels sehen können, welche Gott unter die Nationen verstreut hat .

Was wir bis hierher mehr oder weniger nur angedeutet haben, damit Sie, meine in Christus geliebten Geschwister einen roten Faden haben, möchte ich jetzt näher erläutern - dazu müssen wir fast zwangsläufig mit

Ephraim

beginnen, der uns an den Ausgangspunkt dieser Schrift führt. Wir müssen uns also mit ihm ausführlich beschäftigen, wobei wir aber erst einmal noch weiter zurückschauen, indem wir uns erinnern lassen, dass Ephraim der Sohn Josephs war, und Joseph zusammen mit seinem Bruder Benjamin die beiden Lieblingssöhne Jakobs waren. Dazu waren diese beiden Brüder Joseph und Benjamin die einzigen Söhne Jakobs von der Frau seiner Liebe, von Rahel. Das ist, wie wir noch sehen werden, von ganz wunderbarer Bedeutung ... wir dürfen also diese zwei Söhne Jakobs, die gemeinsam eine große Rolle spielen, nicht aus den Augen verlieren, denn gerade auch Benjamin spielt eine überragende Rolle in unserer Schrift.

Wir beginnen mit einer Feststellung, die schon wieder Fragen aufwirft: Ist uns aufgefallen, dass bei der Bildung (Landverteilung) der zwölf Stämme Israels der Name Josephs nicht dabei ist? Dass an Josephs Stelle seine beiden Söhne Ephraim und Manasse als jeweils ein Stamm genannt werden, und dies unter Weglassung Levis (der ja bekannterweise von Gott zum Priesteramt berufen wurde)?

Die Ansicht, dass Joseph von Gott dadurch besonders geehrt worden sei, dass seine zwei Söhne mit jeweils einem Stamm bedacht wurden, und deshalb sein Name „Joseph wegfiel, überzeugt mich, den Verfasser dieser Zeilen, nicht, im Gegenteil: Ich an Josephs Stelle – ich maße mir diese Aussage hier einfach einmal an – wäre traurig gewesen, wenn mein Name gerade bei den zwölf Stämmen Israels nicht mehr genannt worden wäre!

Anders sieht es aus, wenn wir einmal davon ausgehen, dass Gott gerade mit dem von Jakob bevorzugten Sohn von Joseph, „Ephraim“, einen ganz besonderen Weg geht, bei dem auch Joseph (als Vorschattung des Christus) eine überragende Stellung innehat. Wir möchten hier aber nicht übergehen, dass Josephs Name in Offb 7:5-8 bei den Hundertvierundvierzigtausend wieder auftaucht, dafür fehlen in dieser Aufzählung der Söhne Israels interessanterweise gerade Ephraim und Dan - eine äußerst spannende Tatsache gerade im Blick auf die letzten Tage unserer gegenwärtigen Verwaltung der Gnade, wo sich ja der Gesetzlose zu enthüllen beginnt und gemäß 2Thes 2:7 aus der Mitte wird, eventuell sogar gerade aus dem Stamm Dan, der sich ja im Verbund der 10 Stämme mitten unter den Nationen befindet ... dies hier aber nur nebenbei und der Vollständigkeit halber.

Das Besondere an Ephraim beginnt ja damit, dass ihn Jakob bei seinem Segen dem erstgeborenen Manasse vorzieht und dabei seinen Sohn Joseph offensichtlich irritiert, der Manasse den ersten Segen seines Vaters zukommen lassen wollte. Aber wir kennen ja die Geschichte, wo Jakob dann sogar seine Arme kreuzen musste, um dem geringeren Ephraim den Segen seiner Rechten zu geben.

Genau wie zuvor, als Gott den Jakob seinem Bruder Esau vorzog und den Geringeren erwählte, geschieht es jetzt wieder: Der Geringere wird dem Erstgeborenen nach dem göttlichen Ratschluss vorgezogen. Es folgt der Segen Jakobs auf Ephraim, den wir ja jetzt längst auswendig kennen: „Sein Same werde der Nationen Fülle“!

Unsere nächste Frage ist nun: Wie erfüllt sich Jakobs Prophezeiung, dass der Same Ephraim der Nationen Fülle werde? Dazu müssen wir jetzt die Geschichte Israels näher beleuchten und verfolgen dazu

Die Spur des Samens Ephraims

wobei uns zuerst einmal größere Schritte genügen sollen. So wissen wir um die Knechtschaft des Volkes Israels in Ägypten, wir wissen um den Auszug unter Mose und der 40- jährigen Wanderung durch die Wüste, bis dann ca. 155 v. Chr. die Eroberung und die darauf folgende Einteilung des Landes Kanaans erfolgte.

Es folgte die Zeit „der Richter“, wo bereits jeder der zwölf Stämme einen Teil des Landes zugewiesen bekam, nur der Name „Joseph“ war, wie schon gesagt, nicht mehr dabei, dafür hatten Ephraim und Manasse ihr eigenes Losteil.

Für die Geschwister, die mitgezählt haben und jetzt auf 13 Namen kommen, sei hier gesagt, dass der Stamm „Levi“ kein Losteil erhielt, weil er von Gott zum Priesteramt bestimmt wurde.

Es folgten die Könige Saul, David und Salomo, womit wir im Jahr um 1000 v. Chr. angelangt sind. Als Salomo starb und sein Sohn Rehabeam die Herrschaft übernahm, ereignete sich das, was wir an früherer Stelle schon beschrieben haben, es folgte ca. 950 v. Chr. die Teilung Israels in das Südreich „Juda“ und in das Nordreich „Israel“ – und dies war entsprechend dem Ratschluss Seines Willens von Gott gewirkt.

Ab hier wird der Same Ephraims für uns ein Stück weit sichtbar: Unter der Führung Jerobeams, der übrigens ein Abkömmling Ephraims war, bildete sich das 10-Stämme Volk „Israel“ und machte Samaria zu seiner Hauptstadt. Es bestanden jetzt zwei Königreiche nebeneinander, den göttlichen Grund hierfür haben wir schon benannt, nämlich dass Sich Gott ab hier zwei Werkzeuge in zwei verschiedenen Schulen zubereitet.

Das Königreich „Israel“ (die 10 Stämme) hielt 250 Jahre lang stand, hatte in dieser Zeit 19 Könige, wobei keiner dieser Könige gottesfürchtig war, und dieser Teil des Volkes in argen Götzendienst absank. Interessant ist für uns, dass Gottes Wort dieses „10-Stämme Israel“ an einigen Stellen als „Ephraimiten“ bezeichnet, so z. B. in Ri 12:5; 1Sam 1:1; 1Kö 11:26 und ganz besonders interessant in Jes 11:12-13, wo sie sogar als „Vertriebene Israels“ bezeichnet werden. Hier wird deutlich, dass Gott schon durch diese Bezeichnung den Samen Ephraims auch für uns sichtbar macht, ja diese Bezeichnung dient sogar teilweise als kennzeichnende Überschrift über die 10 Stämme! Ist das nicht spannend für uns?

Um das Jahr 700 v. Chr. geschah dann das Gewaltige: Das Nordreich Israel wurde von Assyrien überfallen und von dem König Sargon II nach Assyrien verschleppt. Das Ziel der Assyrer war, die gefangenen 10 Stämme im ganzen Land zerstreut anzusiedeln, sie also praktisch mit dem eigenen Volk zu vermischen.

Ab hier, liebe Geschwister, verschwindet das 10-Stämme Volk Israel praktisch von der Bildfläche der Geschichte, und sichtbar geht der Weg Gottes nur noch mit dem Südreich Juda weiter, welches ebenfalls nach 19 Königen in Gefangenschaft geführt wurde, allerdings in das babylonische Reich. Diese Gefangenschaft dauerte aber nur 70 Jahre, danach wurde Juda durch Serubabel wieder hergestellt ... diesen Weg wollen wir aber nicht weiter verfolgen; aus Juda kam ja, wie wir wissen, Jesus auf die Erde, der weitere Weg ist uns bekannt.

Unsere Aufmerksamkeit gilt wieder den 10 Stämmen, die unter die Assyrer vermischt werden sollten. Ab hier können wir nur noch auf vereinzelte Aussagen in Gottes Wort zurückgreifen, wir tun dies hier auf das Buch „Hosea“, wo wir dafür äußerst spannende Aussagen finden:

  • Hos 7:8: „Ephraim vermischt sich mit den Völkern...“.
  • Hos 9:16: „Ephraim ist geschlagen: ihre Wurzel ist verdorrt...“.
  • Hos 9:17: „Ephraim ... und sie sollen Flüchtlinge sein unter den Nationen.“

Wenn wir diese drei Aussagen in Gottes Wort ernst nehmen, brauchen wir keine weiteren Antworten oder Beweise, was aus den 10 Stämmen geworden ist, denn klar und deutlich sagt Hosea, dass Ephraim sich als Flüchtlinge unter die Nationen mischte, was ja im Endeffekt bedeutet: Das verschleppte Volk hat sich nicht damit abgefunden, mit der assyrischen Bevölkerung vermischt zu werden ... es flüchtete!

Und nun denken wir einmal menschlich: Es ist mehr als logisch, dass sich das Volk der 10 Stämme nicht gemeinsam als ein großer Volkszug (wie einst in Ägypten) aus dem Land Assyrien davon machte, vielmehr vollzog sich die Flucht in die Welt der Nationen 1.) in kleinen Gruppen und 2.) in verschiedene Richtungen, und da die Stämme ja sowieso in verschiedenen Teilen von Assyrien angesiedelt wurden, vollzog sich die Flucht 3.) dazu noch aus diesen verschiedenen Teilen Assyriens. Eine Einfangung und Zurückholung der Flüchtenden durch die assyrische Armee wurde damit fast unmöglich.

Aber noch eine Aussage des Propheten Hosea ist für uns von höchst wichtiger Bedeutung: In Hos 6:9 lasen wir: „... ihre Wurzel ist verdorrt.“

Neben der jetzt für uns doch unzweifelhaften Tatsache, dass sich die 10 Stämme als Flüchtlinge unter die Nationen gemischt haben, sagt uns Gottes Wort, dass „ihre Wurzel“, also ihre Herkunft bzw. Abstammung, „verdorrt ist“, was doch besagt, dass die 10 Stämme immer mehr das Bewusstsein ihrer Abstammung verloren, und dies so lange, bis ihre Wurzel verdorrt war, was im Klartext nur heißen kann: Kein Bewusstsein mehr über ihre Identität! Da eine Wurzel naturgemäß nicht von einem Tag auf den anderen verdorrt, sondern sich dieser biologische Prozess über längere Zeit hinzieht, dürfen wir das Abnehmen des Bewusstseins der Abstammung auch dementsprechend verstehen. Es kann uns jetzt nicht mehr schwer fallen, zum Beispiel im Epheserbrief, wo Paulus von uns als „aus den Nationen“ spricht, jene 10 Stämme zu sehen, die ihre Identität verloren haben und damit von Gott Selbst als „Nationen“ angesprochen werden! „Ephraim ist nach dem Ratschluss Seines Willens zu „den Nationen“ geworden!

Wir möchten hier hervorheben, dass ja gerade im Epheserbrief gemäß dem Willen Gottes Paulus nicht von dem Zehnstämmevolk Israel schreibt, sondern nur noch von „den Nationen“, was bedeutet, dass die 10 Stämme (mit verdorrten Wurzeln) vollständig unter den Nationen aufgegangen sind und hier im Wort Gottes auch als „Nationen“ genannt sind.

Damit haben wir die Spur des Samens Ephraim von der Weissagung Jakobs bis zu dem Punkt verfolgt, wo sich die 10 Stämme als Flüchtlinge unter die Nationen mischten und dort auch zu Nationen wurden - sie hatten kein Wissen mehr zu ihrer Wurzel bzw. woher sie kamen! Sie waren ganz schlicht und einfach „Nationen unter den Nationen“!

Hier muss ich (der Verfasser dieser Zeilen) noch anfügen, dass vielerorts die Ansicht vertreten wird, dass die 10 Stämme gleich nach der Reichsteilung unter Rehabeam nach und nach zurück nach Juda geflüchtet wären, was auch sicher auf Einzelne zutrifft, aber eben nur auf eine unbedeutende kleine Minderheit! In der konkordanten Schrift „Israel, ein heiliger Überrest – und wir“ schreibt der Verfasser, die Bibel wisse nichts von „verschollenen zehn Stämmen Israels“, d.h. diese Formulierung sei nicht zu finden! Eine mehr als fragwürdige Aussage! Das Gegenteil ist nämlich der Fall, wie eine Vielzahl der alttestamentlichen Propheten, unter anderen wie oben gesehen Hosea, bezeugen; und der Verfasser jener Schrift meint weiter, gemäß 2Chr 11:14-17 seien die meisten Angehörigen der 10 Stämme nach der Reichsteilung wieder zurück zum Zwei- Stämmevolk Juda gekehrt und mit diesen in die babylonische Gefangenschaft gegangen ... auch diese Aussage ist mehr als fragwürdig – die Chronik spricht hier nicht von der Masse der 10 Stämme, sondern nur von Einzelnen aus allen Stämmen, die nach dem Gott Israels fragten, im Klartext sind es geflohene Priester und Leviten, die zu Rehabeam hielten und diesen unterstützten ... die Aussage in dieser Schrift ist also irreführend, denn sie verhindert (!) interessanterweise jegliches Fragen nach einem Verbleib der 10 Stämme!! Sie will statt dessen vermitteln, dass sich die Geschichte des 10 Stämmevolkes über 250 Jahre, all ihre 19 Könige, die vielen Kriege, die gerade diese zwei getrennten Reiche gegeneinander führten, schließlich ihre Wegführung in die assyrische Gefangenschaft, nur noch mit einer kleinen völlig unbedeutend gebliebenen Zahl aus diesen 10 Stämmen vollzogen haben sollte – ein Widerspruch allein schon gegen Hosea.

Da aber Hosea doch sehr klar und eindeutig aussagt, dass sich die 10 Stämme unter die Nationen (Mehrzahl) mischten, bleibt für diese Ansicht kaum bzw. kein Raum – sie entstammt vielmehr dem fragwürdigen Versuch, der Frage aus dem Weg zu gehen, wo die 10 Stämme wirklich sind!

Lies weiter:
3. Die 10-Stämme-Lehre