Übertretungen zudecken - Spr 17:9

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195. Übertretungen zudecken - Spr 17:9

Wer Liebe erstrebt, deckt die Übertretung zu; wer aber eine Sache immer wieder hervorholt, entzweit Altvertraute.

Liebe erstreben meint nicht die Suche danach, von anderen geliebt zu werden, sondern das Erstreben eines göttlichen Zieles in der Bestätigung unserer Liebe; Zeph 2:3 mit seinem dreimaligen Aufruf: "Suchet JAHWEH... suchet Gerechtigkeit... suchet Demut!" und 1Kor 14:1: "Strebt nach der Liebe, eifert um die geistlichen Gabe...!" zeigen uns, was gemeint ist.

Wenn Spr 10:12 die Aussage verkürzt auf: Die Liebe deckt alle Übertretungen zu, so könnte dies geradezu als eine Beschreibung der Gottesliebe in 1Kor 13:4-7 eingeordnet werden. "Er, Gott, hat uns zuerst geliebt!, und nur darum können wir, auf der Grundlage der erfahrenden Gottesliebe, ebenfalls lieben (1Jo 4:19). Hat nicht Gott noch ehe die Versöhnung durch Christus geschehen war, in Seiner unermesslichen Geduld "die Sünden hingehen lassen" und zugedeckt, wovon der goldene Sühnedeckel der Bundeslade, der die Anklage der Gesetzestafeln in ihrem Inneren bedeckte, ebenso ein Abbild war, wie der "Tag der Bedeckung" (jom kippur)? Röm 3:24-26 bezeugt uns dies . Der ganze alttestamentliche Opferdienst bewirkte keine wirkliche Vergebung, sondern nur ein Zudecken von Übertretungen durch die Liebe Gottes, im Hinblick auf die einmalige und endgültige Regelung der Sündenfrage durch den Tod des Erlösers (Hebr 9:26-28).

Dieses göttliche Handeln gibt auch unserem Verhalten Maß und Richtung! "Wer Liebe zu betätigen trachtet, hängt es nicht an die große Glocke, wenn sich der Nächste schwer versündigt hat; er macht nicht in schadenfroher, skandalsüchtiger Weise viel Aufhebens davon, um den zwischen Menschen bestehenden Riss zu erweitern, sondern sucht durch beschwichtigendes zurechtbringendes, versöhnendes Eingreifen das Übel zu mildern, statt es ärger zu machen" (DEL).

Dem steht der andere gegenüber, der immer wieder Vergehungen und Schwachheiten ausgräbt, statt sie zu bedecken, sie immer wieder hervorholt, statt sie zu verschweigen, der das Feuer anheizt, statt es auszutreten. Dies kann sich erweisen im Umgang mit der Sünde der Mitmenschen, aber auch im Umgang mit der eigenen Lebensschuld, die man beständig neu hervorholt, obgleich sie längst vergeben ist. "Vergeben, aber nicht vergessen" ist nicht die Gottesregel! Allein das "Vergessen dessen, was vergangen ist", ermöglicht es uns, dass wir uns "ausstrecken nach dem, was vor uns liegt", dass wir "dem Kampfpreis der himmlischen Berufung nachjagen" und "ausschauen auf das Ziel" (nach Phil 3:14-15)! Wiederholung (ein Wider-Hervorholen) gilt als "Mutter der Weisheit", in unserem Zusammenhang aber ist sie "Mutter aller Entzweiung"! Wie viele gesegnete Freundesbande, Gemeinschaft mit Altvertrauten, wie viele Jochgemeinschaften des Dienstes wurden schon durch ein ständiges Hervorholen und "Wiederkäuen" vergangener Schuld auseinander gerissen! Dass es dabei auch um Führerpersönlichkeiten der Gemeinde gehen kann, mag die begründete Lutherübersetzung zeigen, die von Uneinswerden der Fürsten spricht. Die zweite Zeile von Spr 10:12 lautet: "... Hass erregt Zweitracht!" In 1Petr 4:8 werden wir darum ermahnt: "Vor allem anderen aber habt untereinander ein inbrünstige Liebe, denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden!" Wer von uns hätte hierin nicht noch zu lernen von dem Gott, dessen Liebe "das Böse nicht zurechnet", weil Er das Böse Seinem leidenden Sohn zu gerechnet und an Ihm gerichtet hat (1Kor 13:5)!


Lies weiter hier:

196. Ermahnung und Züchtigung - Spr 17:10