Unerlässliche Richtlinien

Aus Bibelwissen
Version vom 24. April 2024, 13:02 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Rechte Wahl der Interpunktion und wortgetreue Übersetzung)

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"Christi Schrei am Kreuz - Sein herrlichster Lobpreis"
von M. Jaegle (1976)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

Christi Schrei am Kreuz

2. Teil

6. Unerlässliche Richtlinien

Rechte Wahl der Interpunktion

Als erstes ist für die rechte Wiedergabe des Schreies Chrsti die Interpunktion von ausschlaggebender Bedeutung.

Interpunktieren bedeutet: Anwenden (Setzen) von Satzzeichen, wie Frage-., Ausrufungszeichen, Beistriche (Komma) u.a. Bekanntlich fehlen diese im Urtext ganz. Selbst die Punkte, welche die Sätze abschließen, sind nicht verzeichnet. Das "Interpunktieren", d.h. Auswählen und Setzen von Satzzeichen, bleibt der Hand des Übersetzers überlassen.

Wir führen im Folgenden einige Beispiele an, die uns zeigen, von welch ausschlaggebender Bedeutung diese so gering und klein aussehenden Satzzeichen sein können, und dies besonders auch in Bibelübersetzungen. Falsches Setzen oder Weglassen derselben können die betreffenden göttlichen Aussprüche sinngemäß vollständig verändern und ihnen dadurch ihre wahre gottgewollte Bedeutung rauben.

Aus der Vielzahl der in der Bibel vorkommenden Fälle, in welchen nachweisbar die Satzzeichen unkorrekt gesetzt wurden, greifen wir zuerst ein Wort aus dem Zusammenhang des Kreuzesgeschehens heraus, und zwar das Zwiegespräch mit dem Verbrecher.

Zwiegespräch des Herrn mit dem Verbrecher

Für unsere Betrachtung ist dieser Fall (Lk 23:43) besonders lehrreich. Er wurde bereits zuvor berührt, aber jetzt wollen wir der geläufigen Übersetzung dieser Lukasstelle den Urtext gegenüberstellen und die Genauigkeit seiner Wiedergabe überprüfen.

Hören wir zuerst die Bitte des gläubigen Schächers und die ihm vom Herrn gewordene Antwort nach der Luther-Übersetzung. Die Bitte des Verbrechers: "Herr, gedenke an mich, wenn Du in Dein Reich kommst", und Jesu Antwort: "Wahrlich, Ich sage dir: Heute wirst du mit Mir im Paradiese sein."

Die wortgetreue Übersetzung der Bitte nach dem Urtext lautet dagegen: "Gedenke meiner, Herr, wenn Du kommst in Deinem Königreich". Der Schächer hat also den Herrn nicht gebeten, Er solle an ihn denken, wenn Er heute noch in Sein Reich komme, sondern hat die Erfüllung seiner Bitte erst in der Zukunft gesehen. Dieser Gehängte war ein Jude, der um das durch Prophetenmund verheißene Kommen des messianischen Königreiches Bescheid wusste, und dass dieses erst bei Kommen des Messias durch Ihn in seinem paradiesischen Zustand auf erden aufgerichtet werde. Er hatte erkennen dürfen, dass der neben ihm Gehängte der Messias war. Auch war er belehrt worden, dass der Messias dann die verstorbenen. Frommen aus Israel auferwecken werde und diese mit Ihm im Königreich leben werden (Dan 12:13). So stieg in seinem Herzen die Sehnsucht auf, an dieser Auferstehung teilzuhaben un damit dem Messias in diesem Paradies sein zu dürfen. Diesem Verlangen hat er mit seiner Bitte Ausdruck gegeben.

Im Gegensatz hierzu hat die unrichtige Interpunktion auf die falsche Fährte geführt, der Herr käme noch an Seinem Todestage in Sein Reich, und dem entsprechnd ließ man Ihn dem Schächer die seelisch sehr ansprechende, aber verkehrte Zusage geben, er werden "heute noch" mit Ihm im Paradiese sein.

Geht man aber vom rechten Wortlaut der bitte des Verbrechers aus, so sieht man sofort die Unmöglichkeit der Antwort des Herrn, mit der Er jenem die Erfüllung für denselben Tag verheißen hätte. Der Herr antwortete nach dem Urtext (ohne Satzzeichen): "Wahrlich dir sage Ich heute mit Mir wirst du sein im Paradiese." Wie leicht zu erkennen ist, wurde hier nicht der Wortlaut umgeändert, sondern die Wortfolge, während das im Urtext fehlende Satzzeichen, ein Doppelpunkt, unrichtig gesetzt wurde. Letzterer muss aber so stehen, dass des Herrn Antwort mit der Bitte des Verbrechers übereinstimmt, d.h., ihm die Erfüllung seiner Bitte für die Zukunft zu versprechen. Mithin lautet des Herrn Antwort: "Wahrlich, dir sage Ich heute: Mit Mir wirst du sein im Paradiese", unter der stillschweigenden Voraussetzung: wenn Ich in Meinem Königreich kommen werde.

Diese Wahrheit wird noch bestätigt mit dem Jubelgeschrei, welches die Menge dem in Jerusalem einziehenden Herrn darbrachte (Mk 11:10) "... gesegnet ist das kommende Königreich unseres Vaters David...". Mit dieser richtigen Übersetzung herrscht ein wohltuender Einklang zwischen Bitte und Zusage der Erfüllung.

Auch der Todeszustand des Herrn fordert diese Wiedergabe. Er Selbst bezeugte nach Seiner Auferstehung (Offb 1:18): "Ich ward tot, und siehe! lebendig bin Ich." Wenn Er Seinen Tod im voraus verkündigte, setzte Er stets hinzu, dass Er am dritten Tage auferweckt werden (Mt 16:21; Mt 17:22; Mk 8:31; Mk 9:31 u.a.). Wäre Er aber gleich anschließend nach Seinem Sterben - entsprechend der falschen Wiedergabe des Wunsches des Schächers - in Sein Reich gekommen, so wäre dies droben beim Vater gewesen; denn das Königreich war ja noch nicht auf Erden aufgerichtet. Im Gegensatz hierzu sagt Er am Morgen Seiner Auferstehung zu Maria (Joh 20:17), Er sei noch nicht aufgestiegen zu Seinem Vater! Christus wurde also erst in der Auferstehung lebendig gemacht und erst hernach stieg Er auf zum Vater.

Die falsche Wiedergabe dieser Stelle setzt auch ein sofortiges Weiterleben des Herrn nach dem Tode voraus, welches der von Ihm Selbst verkündigten "Auferstehung am dritten tage" widerspricht, sowie, auch Seinem Zeugnis an Johannes (Offb 1:18): "... Ich ward tot, und siehe! lebendig bin Ich ..." (durch die Auferstehung).

Mannigfaltig wird also von der Schrift bestätigt, dass die rechte Wiedergabe so lautet: "Wahrlich, dir sage Ich heute: Mit Mir wirst du sein im Paradiese." In der konkordanten Übersetzung lesen wir den Wunsch des Schächers und die Antwort des Herrn, wie sie der göttlichen Wahrheit nach dem Urtext und dem Zeugnis der Propheten entsprechen. Die Ausdrucksart mit "heute" kommt übrigens auch sonst noch in der Schrift vor. Man lese bitte folgende stelle nach: 5Mo 4:26 u. 40; 5Mo 6:6; 5Mo 8:1-19; 5Mo 11:26. Da wird auch mit "heute"w etwas gesagt, das sich erst viel später erfüllt hat. Das ist auch der rechte Sinn von Wunsch und Zusage in Lk 23:42-43.

An diesem Beispiel haben wir gesehen, wie das falsche Setzen von Satzzeichen (hier der Doppelpunkt) die Gedanken Gottes umkehren und dadurch irrigen Lehren Vorschub leisten kann, wie hier der Lehre, der Eintritt ins Leben erfolgte sofort nach dem Sterben. Denn zufolge dem durch falsche Interpunktion unrichtig überlieferten Wortlaut wäre der Schächer zusammen mit christus am selben Tage in das damals noch gar nicht bestehende Paradies gekommen!

Beim nächsten Exempel wurde ein Punkt anstelle eines Fragezeichens gesetzt.

Das Gleichnis vom untreuen Verwalter

Dieses Gleichnis lesen wir in Lk 16:1ff. Des Herrn Äußerung zu der ungerechten Handlungsweise des Verwalters wird meistens wie folgt wiedergegeben (Lk 16:9): "Und Ich sage euch auch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf dass, wenn er euch ausgeht (oder ihr darbet), sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten." Mit dieser Wiedergabe bekommt der denkende Bibelleser einen ihn befremdenden Ausspruch aus dem Munde des Herrn zu hören. Wir fragen: Hat der Herr dem Werke mit Geld jemals eine solche Bedeutung eingeräumt? Damit stünde Er ja in striktem Widerspruch zu den göttlichen Rettungsprinzipien und würde das völlig abwegige Dogma lehren, dass es möglich sei, sich mit guten Werken (hier sogar mit Geld) die zukünftige Herrlichkeit zu verdienen - wie dies eine Religion auch tatsächlich lehrt.

Darauf gibt es nur eine Antwort: "Nein! Herr, das hast Du nie geboten!"

Als damals der Herr von den "ewigen Hütten", wörtlich: "äonischen Zelten" sprach, meinte Er damit das Teilhaben und die Nutznießung am zukünftigen irdischen Königreich Christi.

Nirgends finden sich aber in der Schrift Hinweise, dass mit Geld gewonnene Freunde anderen die Tür in dieses Königreich zu öffnen vermögen.

Auch auf uns, die Glieder der Körperschaft Christi, ist dieses Rettungsprinzip in keiner Weise anwendbar. Da ist vor allem der Römerbrief, der bezeugt, dass wir nicht durch Gesetzeswerke gerechtfertigt werden (Röm 3:20.28), sondern nach Röm 3:24 "gerechtfertigt umsonst in Seiner Gnade" sind. Also nicht Werke mit Geld, sondern unverdiente Gnade verschafft uns Eintritt in den Himmel. Auch der Epheserbrief sagt in Eph 2:8, dass die Nahegabe - die Gabe, durch welche wir uns Gott nahen dürfen - von Gott ist. Dazu wird nochmals betont, "nicht aus Werken, auf dass nicht jemand sich rühme."

Wir sehen also, dass der Herr nie lehrte, mit Geld den Zutritt ins zukünftige Leben zu erkaufen. Deshalb hat auch die Konkordante Wiedergabe (KW) diese Aussage des Herrn in einen Fragesatz gestellt, und zwar aufgrund verbürgter Glaubwürdigkeit so: "Sage auch Ich euch: Machet euch selber Freunde mit dem Mammon der Ungerechtigkeit, auf dass, wenn er euch ausgeht, sie euch empfangen in den äonischen Zelten?

An den zwei Beispielen kann ermessen werden, welch weitreichende Folgen die Interpunktion hat. Dies er muss widerspruchslos mit dem gesamten Schriftzeugnis übereinstimmen; denn falsch angewandt kann der im betreffenden Ausspruch liegende Gedanke Gottes nicht nur verdeckt, sondern sogar vollständig entstellt werden. Solche entstellungen leisteten von jeher falschen Lehren Vorschub!

In den Wiedergaben der Heiligen schrift gibt es aber auch Fälle, in denen das Fragezeichen durch einen Punkt oder ein A usrufungszeichen ersetzt werden muss. Und das trifft nun - um es vorweg zu sagen - auf den Schrei Christi am Kreuz zu.

Wir beschreiben nun den Weg, auf dem wir des Schreies Christi geführt werden.

Entwicklung zum rechten Wortlaut

Die Parallelbibel von Schmoller