Zu viel Propheten, zu wenig Prophetie

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

83. Zu viel Propheten, zu wenig Prophetie

An Propheten mangelt es in der heutigen Zeit nicht. Das „Weissagen“ ist für die Menschen - zum Teil auch für die frommen Menschen - sehr reizend. Sie wollen mit ihrer Weissagung nicht nur das Weltgeschehen erklären, sondern auch die kosmischen Vorgänge. Sehr beliebt ist auch das „Schauen“ ins persönliche Leben der Mitmenschen. Psychologische Weissagungen sind dann an der Tagesordnung. Solche Propheten können sehr beschwerlich werden.

Aber auch im biblischen Sinne wollen viele Menschen Propheten sein. Und das mit guter Begründung. Die Propheten sind doch von Gott gesetzt; nicht nur für die damalige Zeit, sondern für alle Zeiten. Soll der zum Propheten berufene Mensch diesem Auftrag nicht folgen? Er wäre doch ungehorsam, wenn er das nicht täte! Darum gibt er sich dem „Amt der Prophetie“ ganz freudig hin und prophezeit, auch wenn er von der biblischen Prophetie abweicht, oder ihr sogar widerspricht. Warum sollte Gott mit den „Neu-Propheten“ die alten nicht korrigieren können? - Solche Dinge kommen in der gegenwärtigen Zeit nicht selten vor. Die Neu-Propheten gehen ganz pflichtbewusst an ihre Arbeit, weil sie der Überzeugung sind, dass Gott durch sie die laufenden Welt- und Lebensveränderungen immer neu bezeugen und beleuchten lässt.

Ob solche Propheten von Gott anerkannt werden? Dürfen sie die biblische Prophetie vermengen, nur weil sie meinen, auch als Propheten berufen zu sein? Jesus und auch die Apostel haben vor solchen Propheten dringend gewarnt und sie als „falsche Propheten“ bezeichnet. Lies Mt 24:11; 2Petr 2:1 und andere Stellen! - Vor solchen Propheten muss auch heute gewarnt werden.

Die wahren Propheten

Aber wo sind die wahren Propheten? Antwort: In der Bibel! Die biblischen Propheten müssen gehört werden. Die Neu-Propheten sind überflüssig, weil die biblische Prophetie vollgültig, umfassend und lückenlos ist. Sie braucht keine Ergänzungen, vor allem keine Korrekturen. Und wenn die biblische Prophetie keinerlei Ergänzungen benötigt, dann sind die Neu-Propheten am falschen Platz. Sie sind nicht nur überflüssig, sondern sogar sehr gefährlich. Sie sollten gemahnt werden, ihr „Amt“ aufzugeben, denn die biblische Prophetie ist von A bis Z ausreichend.

Unsere Aufgabe ist, die biblische Prophetie zu bezeugen. Zeugen der biblischen Prophetie sollen die heutigen „Propheten“ sein. Und weil sie Zeugen der Prophetie sind, darum nehmen sie die Benennung „Prophet" sehr ungern in Anspruch, und wollen lieber als Zeugen der Prophetie benannt werden. Das ist richtiger. Hierin sehen sie auch ihren Auftrag, dem sie nicht ausweichen.

Aber auf die Klarheit des prophetischen Zeugnisses kommt es an. Andernfalls gibt es auch unter den Zeugen der Prophetie viele Widersprüche. Auch die biblische Prophetie kann sehr unklar werden, wenn ihre klare Linie nicht gesehen wird. An sich ist die biblische Prophetie so einfach und so verständlich, dass ein Kind sie fassen kann; aber sie muss liniengetreu gesehen werden - Was wir heute nötig haben, ist nicht die Neu-Prophetie, sondern das schlichte und echte Zeugnis des prophetischen Wortes. Darum die Mahnung: Hände weg von der Auch-Prophetie und hin zum unverfälschten Zeugnis der biblischen Prophetie!

Das Endwelt-Verkörperungsgeschehen

Wenden wir uns jetzt den alten und echten Propheten zu. Bei ihnen wollen wir feststellen, ob ihre Schau über die ganzen Zeitgeschehnisse lückenlos ist. Wenn ja, dann soll uns ihre Botschaft genügen. Der von Gott bestimmte Prophet, der die erste umfassende End-Welt-Schau zu geben hatte, ist Daniel. Veranlasst wurde er dazu durch den ersten Welt-Haupt-Mann, namens Nebukadnezar. - Merken wir uns die biblische Prophetie: Mit dem babylonischen Weltreich begann die Endweltgeschichte! Das „Gesicht“ (Traum) durch - Nebukadnezar eingeleitet, und durch Daniel gedeutet - zeigt das totale Verkörperungsgeschehen der Endwelt. Buchstäblich Verkörperungsgeschehen! Lies Dan 2! Vier sehr wichtige Stufen hat das Verkörperungsgeschehen der Endwelt. Die erste Stufe begann mit Babylon. Das Alt-Babylon wird sich widerspiegeln auch im Neu-Babylon. Die zweite Stufe des Verkörperungsgeschehens ist das medo-persische Weltreich. Das Reich Persien hat eine sehr prägende Geschichte. Die dritte sehr wichtige Aufbaustufe der Endwelt ist im griechischen Weltreich. Was das „Griechentum“ für eine Bedeutung hat, werden die wenigsten Menschen wissen. Die vierte Aufbaustufe zur Verkörperung der Endwelt bietet das römische Reich. Das frappanteste Merkmal ist hier die Zwei-Teilung - siehe Beine und Füße - in Ost und West. Diese Zweiteilung hat eine lange Geschichte in religiöser und ideologischer Hinsicht. Die zwei Beine und Füße zeigen das Laufen und Rennen, das unermüdliche Rennen und Laufen solange, bis sie nicht weiterkönnen. Das Nicht-weiter-Können ist für sie das reifste und bedeutendste Geschehen. Sie sind dann am Still-Stand. Und dann erscheint ein kurzfristiges neues Zahlengebilde, nämlich die „zehn Zehen“, - je fünf- , die sich ausliniieren und zur Einheit kommen. Damit ist die Weltverkörperung da! -

Beachten wir die Tatsache: Nach den zwei Beinen (=Ost- und Westrom der langen Geschichte) und den zwei Füßen (= Ost- und Westgebilde der Neuzeit) kommt die weltumfassende Zehnbildung zustande, die die Weltverkörperung endgültig besiegelt. Jetzt beginnt die End-Geschichte, denn: „Die Zehn geben ihre Kraft und Macht dem Tier“ (Offb 17:12.13). - Höre: Erst nach der totalen Verkörperung der Welt, d.h. nach dem totalen Welt-Einheits-Beschluss beginnt die Weltendgeschichte. Bislang war Vor-Endgeschichte.

Die Welt-End-Geschichte

Daniel hat die Endgeschichte mit den Worten anzuzeigen: „Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche (= Jahrwoche) lang“ (Dan 9:27). Zwei sehr wichtige Vorgänge sind damit angedeutet.

  1. Der nunmehr gewählte - richtiger erkorene - Welt-Haupt-Mann hat eine neuartige und großartige Weltplanung für eine Jahrwoche. Das sind sieben Jahre. Ein faszinierender Siebenjahresplan wird proklamiert. Nach dieser Planung soll in der Welt etwas entstehen, was noch nie dagewesen ist.
  2. Dieser bereits eröffnete Weltbund wird noch besiegelt durch die „Vielen“. Wer die Vielen sind, wird uns durch Daniel angezeigt. Er hat bei dieser Schau Israel im Blickfeld. Israel ist das Siegel des neuen und einmaligen „Weltdokuments“ - Johannes, der die Jahrwoche genauestens zu beschreiben hat, spricht diesbezüglich von der „Reiterin auf dem Tier“. Sie hat die Aufgabe, das Tier zu lenken.

Allerdings wird diese Jahrwoche eine schicksalhafte Teilung in zweimal dreieinhalb Jahre erfahren. Freilich kommt diese Teilung überraschend. Eine Planungsstörung tritt auf. über die wir hier nicht reden können. Angedeutet sei nur, dass durch den Bruch der Jahrwoche die Welteinheit nicht gestört, sondern stark befestigt wird. Der Bruch betrifft die Regierungsumbildung. Das Haupt „aus dem Völkermeer“ wird ersetzt durch das „Haupt aus dem Abgrund“. Diese Haupterneuerung hat für die Welteinheit eine magnetische Wirkung und wird mit folgenden Worten angezeigt: „Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres. Und beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen?“ (Offb 13:3.4). Übersehen wir nicht die Tatsache: Die Endwelt, die in der letzten Jahrwoche offenbar wird, ist von Anfang bis Ende in der absoluten Einheit. Paulus sagt diesbezüglich: „Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, dann .... (1Thes 5:3) Also, erst Welteinheit und Weltfriede, und dann kommt der Gerichtsabschluss.

Paulus, der das religiöse Befinden der Endwelt sonderlich darzustellen hat, zeigt diese Vorgänge so an: „Er überhebt sich über alles, was Gottestdienst und Gottesverehrung heißt. Er setzt sich in den Tempel und gibt sich aus als Gott“ (2Thes 2:4). Beachten wir den sehr wichtigen Hinweis: Der Welt-Haupt-Mann wird auch der Welt-Religions-Mann sein. Politischer und religiöser Spitzenmann. - Über dieses Verhältnis sollte man ernstlich nachdenken. Dieses Nachdenken wird noch geklärt durch die Letztanzeige des Johannes.“ Diese werden streiten wider das Lamm“ (Offb 17:14). Hier ist die total vereinte Welt auf der antichristlichen Spitze.

Beginn der Endwelt

Einhellig zeigen alle biblischen Propheten, dass die Endwelt erst mit der siebzigsten Jahrwoche, d.h. mit dem Offenbarwerden des politischen und religiösen Spitzenmannes beginnt. Diese Endwelt ist restlos einig, und hat keinen Kampf mehr unter sich (mit Ausnahme der Regierungserneuerung), sondern einen wachsenden Kampf mit den derzeitigen Christen und dem wiederkommenden Christus. - Auch die Regierungsumbildung hat nur das Christuszeugnis zur Ursache. Aber gerade im Kampf gegen die Christen und den Christus wird „der ganze Erdkreis“ restlos einig sein. Wenn z.B. die zwei Zeugen getötet werden, dann nimmt die ganze Welt folgende Haltung ein: „Und es werden etliche von den Völkern und Geschlechtern und Sprachen ihre Leichname sehen drei Tage und einen halben, und werden ihre Leichname nicht lassen in Gräber legen. Und die auf Erden wohnen, werden sich freuen über ihnen und wohlleben und Geschenke untereinander senden; denn diese zwei Propheten quälten, die auf Erden wohnten“ (Offb 11:9.10). Jawohl, völlig einmütig und restlos geschlossen wird die Welt die „Quälgeister“ zur Rechenschaft ziehen. Die ganze Welt steht treu zu dem Vorhaben: „Und ihm ward gegeben, zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm ward gegeben, Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht geschrieben sind im Lebensbuch des Lammes“ (Offb 13:7.8) Noch deutlicher kann wohl nicht gesagt werden, dass die Endwelt (in der letzten Jahrwoche) restlos einmütig ist in der antichristlichen Haltung.

So zeigen die biblischen Propheten die Endweltgeschichte auf. Und was machen wir? Sollten wir nicht das klare Zeugnis der alten Propheten naturgetreu weiter bezeugen? Nein, wir fühlen uns verpflichtet, Ergänzungen zu bringen. In der Bibel steht doch auch geschrieben, dass noch schreckliche Weltkriege ausbrechen werden, Nationen sich gegenseitig vernichten werden, kosmische Katastrophen kommen, usw. Jawohl, solches steht geschrieben, aber für welche Zeit?

Widder und Ziegenbock

Nur zwei Katastrophenvorgänge wollen wir hier kurz andeuten, die uns ihre Geschehenszeit anzeigen und mahnen, sie in ihrer Zeit zu belassen. Sie wollen und sollen nicht zeitlich vermengt werden. Daniel spricht in Dan 8 von dem Auftreten und von der katastrophalen Begegnung des Widders mit dem Ziegenbock. Das sind die von uns bereits bewussten zwei, nämlich Ost und West.

Daniel sagt an, dass der Widder, zufolge des vernichtenden Einflusses des Ziegenbocks, untergeht. Wir - wir Neu-Propheten - kommen jetzt dazu und sagen: Die Widder-Welthälfte geht unter. Also, demnächst Untergang mindestens der halben Welt. Nein, so spricht Daniel nicht. Er hat den Auftrag, an dieser Stelle die bewussten Zwei in der Vor-Endwelt aufzuzeigen. Die zwei treten gewaltig auf. Aber wie? Mit ihren ideologischen Machenschaften! Die ideologischen Gegensätze sind so groß, dass ein Ausgleich - Koexistenz nicht möglich ist. Und doch wird ein Ausgleich kommen, indem die eine Seite pleite macht. Die Widder-Seite wird durch die ideologische Ober-Macht der anderen Seite zerschlagen. Höre: Nicht die halbe Welt wird zerschlagen, sondern die halbe Weltideologie. Dieses Zerschlagen geschieht durch den „kalten Krieg“. Ein „heißer Krieg“ würde in der Vor-Endwelt (= heutige Zeit) etwas mehr zerschlagen. Dann wäre auch der Ziegenbock dran. Dass dieses Zerschlagen nicht die halbe Weltvernichtung bedeuten kann, sondern die radikale Überwindung eines Widerstandes (= Widder-Standes), um dann zu einer Welteinheit zu kommen, sehen wir gleich in der weiteren danielischen Darstellung.

Die sieghafte Seite hat die besiegte Seite nicht vernichtet, sondern „ein-gefangen“, denn jetzt beginnt die genau berechnete End-Zeit von zweitausenddreihundert Abende und Morgen (Dan 8:14). Jawohl, nachdem die Widder-Macht abgetan ist, und eine einmütige Ideologie umfassend anerkannt wird, steht der Weltvereinigung nichts mehr im Wege. Dann kann der Siebenjahresplan unter dem Wohlwollen des Welt-Haupt-Mannes beginnen. Der Endweltplan kann nunmehr eröffnet werden. Der Endweltplan hat, wie Daniel sagt, seine "bestimmte Zeit“ mit der weiteren Anzeige: „und mitten im Frieden wird der viele verderben, und wird sich auflehnen wider den Fürsten aller Fürsten“ (Dan 8:25). Wie deutlich zeigt Daniel auch an dieser Stelle, dass „mitten im Frieden“, d. h. mitten in der Jahrwoche, in der die ganze Welt nur hinter dem „Haupt“ steht, der Kampf losgeht gegen die Christen und gegen Christus. - Auch die Widder- und Ziegenbockgeschichte zeigt genauestens die Vor-Endzeit und die Endzeit an. In der Vorendzeit müssen alle Gegensätze überwunden werden, damit die Endzeit in der triumphalen Einheit beginnen kann.

Naturkatastrophen

Ein weiteres Beispiel: In Offb 6 und anderen Stellen ist die Rede von Naturkatastrophen. Sie betreffen die ganze Welt. Die haben wir demnächst zu erwarten. Jawohl, die Naturkatastrophen kommen, aber zu welcher Zeit. In Offb 7 werden die vier Gerichtsengel angezeigt. Auftragsgemäß sind sie „am Tag des Herrn“ (beginnend mit der Jahrwoche) zu ihren Diensten aufmarschiert. Zusätzlich erhalten sie noch folgenden Befehl: „Beschädigt die Erde nicht, noch das Meer, noch die Bäume, bis dass wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen. Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt wurden, hundertvierundvierzigtausend, die versiegelt waren von allen Geschlechtern der Kinder Israel.“ Verstehen wir recht: Die Erweckungsbewegung durch die zwei Zeugen eingeleitet - ist in der ersten Hälfte der Jahrwoche. In der Zeit ist totale Ruhe. Die Gerichtsgeschehnisse beginnen erst nach der Versiegelung der 144 000. Also laufen die Naturkatastrophen erst in der zweiten Hälfte der Jahrwoche an. Zu bedenken ist auch, dass die Gerichtsgeschehnisse, die mitten in der Jahrwoche beginnen, eine göttliche Antwort sind auf die Dracheneingriffe gegen die Erweckten. Das „Tier aus dem Abgrund“ verschuldet sich zuerst an den zwei Zeugen. Darauf werden die Gerichtsengel eine göttliche Antwort zu geben haben. Dann gehen die antichristlichen Verschuldungen schrittweise weiter, wie sin in Offb 13:5.6 beschrieben werden. Auf jede Verschuldung geben die Gottbeauftragten eine Antwort. So werden - Schlag auf Schlag - die sieben Siegel geöffnet und die Zornschalen ausgegossen. Die letzte Verschuldung ist „der Kampf gegen das Lamm“ (Offb 17:14). Dementsprechend sieht die Antwort Gottes aus: Lies Offb 9:15.18! Merken wir uns: Die Naturkatastrophen liegen nicht in der Vor-Endzeit, sondern in der Endzeit, ab Mitte der Jahrwoche.

In der Vor-Endzeit (unsere Zeit) ist das Weltverkörperungsgeschehen geschwind im Gange. Welteinheit wird erstrebt und auch bald erreicht. Und dann folgt die ereignisreiche Endzeit. - Verschleiern wir ja nicht diese antichristlichen Verkörperungsvorgänge mit einer entstellten Prophetie. Diese Verschleierung ist verhängnisvoll.

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84. Der Vereinigungs-Prozess der Welt