Der Vereinigungs-Prozess der Welt

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

84. Der Vereinigungs-Prozess der Welt

Schon seit langer Zeit wird in der gottfernen Welt die totale Vereinigung angestrebt. Wer hinter diesem Bestreben steht, wissen wir: Der Gott dieser Welt. Soll er der absolute Herrscher werden (was auch sein bestimmtes Vorhaben ist), dann muss die ganze Welt ihn nicht nur anerkennen, sondern ihm auch restlos untertänig und dienlich sein.

Diese Durchführung und Voll-Führung ist aber nicht so einfach. Das ist ein „Prozess“ im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Gott dieser Welt ist nun einmal der Durcheinanderwerfer. Das ist sein Wesen. Seine praktische Wirkungsweise ist die Sünde. Was ist Sünde? Trennung! Der Durcheinanderwerfer, der alles trennt (und nur trennt), will die Weltherrschaft haben! Er will sie nicht nur, sondern er muss sie haben. Aber wie? Ist das überhaupt möglich? Weltherrschaft setzt doch Welteinheit voraus, oder schließt sie mindestens ein. Wie soll aber eine Welteinheit zustande kommen, wenn die Welt nur im Hass, Zank, Neid, Streit, Widerwertigkeit lebt. Wahrhaftig, groß Macht und viel List gehört dazu, um die so gegensätzliche Welt zu vereinigen. - Der Durcheinanderwerfer muss schon viel Schlauheit besitzen, um sein revolutionäres Wesen mit einem Friedenswesen maskieren zu können, denn nur durch eine faszinierende Maskierung ist solches möglich. Aber er bringt es fertig! Nach Aussage der prophetischen Wortes bleibe es diesbezüglich nicht beim Bemühen, sondern es kommt zu einem gewissen Beschluss.

Die Menschheitsgeschichte ist hierfür der beste Beweis. Schon Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung hat der Durcheinanderwerfer ein grundlegendes Beispiel der vereinten Welt geliefert. Das war zunächst ein Bei-Spiel, ein Vor-Bild, aber es hat die Entwicklungslinie angezeigt. Das babylonische Weltreich war das erste, das die weltumfassende Einheit darzustellen hatte. Freilich ist hierbei die damalige Welt zu berücksichtigen. Aber man sehe sich die anbahnende Tatsache an: babylonisches Weltreich! Es hatte nicht nur eine Augenblicksbedeutung, sondern war der Beginn einer fortgesetzten Entwicklung in den nachfolgenden Zeiten. Babylon mit dem „Turmbau zu Babel“ wurde nicht nur ständig wiederholt, sondern ist heute schon weiter überholt! Der „Turm bis in den Himmel“ wird laufend fabriziert. Man denke an die gegenwärtigen „Weltraumforschungen“. Dieses Bemühen läuft unaufhaltsam weiter und wird im Endgeschehen sich in besonderer Deutlichkeit erweisen (Offb 17:5). Der Turmbau zu Babel ist rasend, ja sogar blitzartig im Gange.

Durcheinanderwerfertum und Einheitsbemühungen

Im zwanzigsten Jahrhundert ist in den Einheitsbemühungen ein sprunghafter Fortschritt festzustellen. Man sieht zwar noch das Durcheinanderwerferwesen sehr deutlich, aber man sieht auch die unablässige Mühe um die Welteinheit und den Weltfrieden. Gegenwärtig ist die Welt diesem Vorhaben sehr nahegerückt. Nur noch in zwei Teile ist die Welt getrennt. Es geht heute bei den Einheitsbemühungen nicht mehr um das Sich-finden in der Tausendfältigkeit, sondern in der Zweiheit. Wenn die zwei Weltteile sich irgendwie einig werden, dann ist „Friede und Sicherheit“ ganz rasch da. Man nehme doch heute die Tatsache (auch wenn sie sehr zweifelhaft erscheint) so hin: Der Durcheinanderwerfer hat die so unübersehbar zersplitterte Welt bis zu einer Zweiheit zusammengebracht. Das ist tatsächlich ein erstaunliches Gelingen. Freilich nur ein maskiertes Gelingen, aber es ist da! Und nun geht es auf dieser Linie weiter.

Man behalte hinsichtlich des gegenwärtigen Weltgeschehens die zwei Tatsachen im Auge: Durcheinanderwerfertum und Einheitsbemühen. Unsagbare Gegensätze.. Wird man sie überwinden können? Ja! Selbstverständlich kann dieses Einheitbemühen nur in einer hochkünstlichen Täuschung geschehen. Aber dieses Geschehen ist so anziehungswürdig, dass es als durchaus glaubhaft hingenommen wird, ja hingenommen werden muss. Die Menschen der Gegenwart sehen das Geschehen als die Verwirklichung des großen Hoffnungsgutes an, und nehmen solches mit großer Begeisterung auf. - Das prophetische Wort behält recht: „Sie werden glauben der Lüge“ (2Thes 2:11)- Dieser Ausspruch muss verstanden werden. Man wird nicht im Lügenbewusstsein die Wahrheit verdrehen, sondern die Lüge als Wahrheit bezeugen. Die weltumfassende Lüge ist dann die weltbestimmende Wahrheit.

Die weltumfassende Lüge

Welche Dinge sind für das lügenhafte Geschehen als Triebmittel anzusehen? Zweitrangig sind die Diktatorenmachenschaften. Sie tragen selbstverständlich viel dazu bei, sind sogar Vor-Bilder. Aber diese Mache ist immer verabscheuungswürdig gewesen und findet nicht die genügende Zustimmung. Andere Motive treten auf, die immer gewinnender und zwingender werden. Vereinigungsprinzipien sind es, die höchst ideal, sogar ganz göttlich erscheinen. Da nennen wir zunächst den Weltsozialismus, der sich in der notwendigen Wirtschaftshilfe kundtut. Die Entwicklungsländer dürfen nicht mehr ihrem Schicksal überlassen bleiben, weil sie dann die Völkergemeinschaft stören und belasten. Das „Brot für die Welt“ ist heute ein unentbehrliches Mittel, das nicht nur zur Welteinheit drängt, sondern sie auch bewirkt.

Weiter ist der bewusste Internationalismus zu nennen, der ebenfalls von Jahr zu Jahr treibender wird. Die nationalen Grenzen sind schon aus wirtschaftlichen Gründen untragbar. Wo ist heute ein Land, das isoliert leben kann? Die Verbindung unter den Nationen muss eng, und immer enger werden. Eigentlich sollte es nicht mehr Verbindung unter den Nationen heißen, sondern Völkergemeinschaft. Die Ausdrücke national und international sind überlebt und erinnern nur an die früheren Unterdrückungsmachenschaften.

Zu nennen wäre weiter ein in der letzten Zeit sehr dringend gewordenes Triebmittel: Weltsicherheit. Die moderne Kriegstechnik ist verheerend geworden. Untragbar! Diese in die Verzweiflung treibende Weltnot kann nur durch die Welteinheit überwunden werden. Und dann sind die Kriegsdrohungen und Kriegsmittel überflüssig. Wenn die Welteinheit erreicht wird, dann sind die Sputniks nicht nur überflüssig, sondern sie sind eine Menschenschande. Schande, schon weil sie die Wirtschaftsentwicklung so ungeheuer hemmen. Sie verschlingen Milliardensummen und bedrücken den Lebensstandard. Also nicht nur totes Kapital, sondern „Vernichtungs-Kapital“ sind die Sputniks. Weg mit dem Plunder!

Triebmittel Weltreligion

Als ein sehr wichtiges (oder als das wichtigste) Triebmittel muss die Welt-Religion angesehen werden. Gerade auf dem religiösen Gebiet kommen die Menschen sich am nächsten. Man kann wohl sagen, das dasjenige, das der Durcheinanderwerfer für seine Zersplitterungsmachenschaften am besten gebrauchen kann, sein Bestes sein wird, um die Menschen zu binden, denn die Gottverehrung ist doch unter allen Menschen vorhanden. Unter den Heiden oft stärker als unter den sogenannten Christen. Wohl wird da die heidnische Gottverehrung als Götzendienst angesehen. Aber wie ist es diesbezüglich unter den Christen bestellt? Ist da die Götzenverehrung weniger vorhanden? Der „Glaube an Gott“ wird unter den Heiden mindestens so stark betont wie bei den Christen. Darum gehen auch die Christen langsam dazu über, den heidnischen Gott-Glauben echt zu bewerten. Papst Johannes XXIII. hat vor wenigen Monaten (beim Empfang eines nichtchristlichen Religionsträgers) die anerkennenden Worte gesagt: „Alle Menschen suchen das Licht, wenn auch von verschiedenen Seiten.“ - Ob hierbei das Wort Jesu berücksichtigt wurde: „Ich bin das Licht der Welt“, sei dahingestellt. - Auf alle Fälle ist hier der „Glaube an einen Gott“ (oder höheres Wesen) anerkannt. Darum ist es höchste Zeit, dass man die trennenden Religionserkenntnisse und Bekenntnisse beseitigt, und jene hervorhebt, die da binden. Wenn das allgemein anerkannt wird, dann ist die Welt-Religion ein Bindemittel ersten Ranges. Darum los von allem, was von „Gott“ ablenkt. Los auch von den Namen Christus, Mohammed, Buddha usw. Sie trennen von dem einen Gott. Wenn man sie aus traditionellen Gründen noch nennen will, dann in der „Stille“, jedoch nicht in der Öffentlichkeit. Bei dem allgemein anerkannten Namen „Gott" wird eins erreicht: „Auf dass sie alle eins seien.“ Darum hin zu Gott!

Noch mehr Dinge könnten genannt werden, die die Menschen zu binden vermögen: Humanismus, Idealismus, Realismus usw. Auch diese Faktoren werden den Menschen immer lebendiger und bewusster, und gereichen zu Triebmitteln der Menschheitsvereinigung, denn nur in der Einheit beweisen sie, dass sie human (menschlich mild) sind. Nur da können sie ideal und real leben.

So hat der Durcheinanderwerfer sich Dinge angeeignet, mit denen er das Tohuwabohu nicht nur verschleiern, sondern sogar überwinden kann. Ja, er bringt es fertig, seine Untugenden in Tugenden zu verwandeln. Er weiß die negativen Dinge ins Positive umzugestalten, und sie als unentbehrliche Lebensgüter anzupreisen. - Selbstverständlich sind die positiven Dinge ganz göttlicher Art. Er selbst nimmt eine durchaus göttliche Art an: „Engel des Lichts!“ In der Weise ist er befähigt, als „Mittler Gottes“ aufzutreten. Zum Schluss wird es so sein: „Er setzt sich in den Tempel und gibt sich aus als Gott“.

Anzeige des prophetischen Wortes

Wir leben bereits in einer Zeit, in der diese Dinge nicht nur als wahrscheinlich anzusehen sind, sondern sie werden tatsächlich weithin praktiziert. Wir leben nicht mehr in einer völlig zersplitterten Welt, in der alle Lebenselemente nur beißen und reißen, sondern nur noch in einer zweigeteilten Welt, in der alle Dinge zur echten Vereinigung herangezogen werden. - Wohl ist die heutige Zweiteilung noch hitzig, zumal die Zwei mit gleicher Stärke und gleichem Recht sich gegenüberstehen. Aber es ist ein Unterschied, ob eine tausendfach zerrissene Welt zur Einheit kommen soll oder eine zweigeteilte Welt. Hier braucht nur der verbindende Modus vivendi (leidliches Verhältnis) gefunden zu werden, und schon ist die Einheit da. - Wir stehen kurz davor.

Schauem wir uns jetzt für einen Augenblick die Anzeige des prophetischen Wortes an. Eindeutig wird da gesagt, dass die zweigeteilte Welt noch nicht die Endlösung hat, sondern sie in dringender Weise sucht. Ihre Lösung ist die nüchterne Einsicht: „Wir schaffen es nicht“. Diese Einsicht ist auch schon eine gewisse Lösung. Und dann folgt die „Erlösung“, indem die Zwei in eine andere Form übergehen, nämlich in die Zehner-Welt. Diese Zehnerwelt hat ebenfalls nicht gleich eine letzte Lösung, weil die Zehn von zwei Seiten kommen, und vorerst je fünf sind. Aber das prophetische Wort sagt, dass die Zehn nur deswegen zu einer Tätigkeit gerufen werden, damit sie einer Meinung werden und ihre Kraft und Macht dem Tier geben (Offb 17:13). Die Zehn haben die vor-letzte Funktion. Die letzte Funktion hat das „Tier“. - Und dann kommt noch ein buntes Geschehen, sonderlich ab Mitte der Jahrwoche.

Übersehen wir aber nicht die Tatsache, dass die Zehnerwelt (auch die Zweierwelt) alle Voraussetzungen, die zur Einheit führen, in sich hat. Die genannten Dinge sind schon Lebensgrundlage und Lebenselement. Zufolge dieser vorhandenen Einheitsdinge wird dann die „eine Meinung“ möglich sein. - Und dann wird man staunen und lachen und schimpfen, dass man trotz der schon lange vorhandenen Einheitsprinzipien so uneinig sein konnte. Wie waren wir doch töricht, indem wir die zur Einheit führenden Dinge so widerspruchsvoll gesehen und beurteilt haben.

Bundesbesiegelung

Wir lassen uns vom prophetischen Wort auch sagen, wie sich die Dinge vollziehen werden. Nur drei Schriftstellen führen wir an. Zunächst soll Daniel eine Aufklärung geben. Er schaut an der betreffenden Stelle sein Volk Israel, das von dem letzten Weltmachthaber zur Bundesbesiegelung (im Siebenjahresplan) herbeigeholt, und an die Spitze gesetzt wird. Dieses Unternehmen wird sonderlich aus politischen und wirtschaftlichen Gründen erfolgen. Wir lesen die schlichte Anzeige: „Er wird aber Vielen den Bund stärken eine Woche lang“ (Dan 9:27). Was das für ein Vorhaben sein wird, können wir uns heute noch nicht vorstellen. In etwa wird es uns verständlich, wenn wir an die Tatsache denken, dass hier der letzte Weltmachthaber, der bereits der Welt-Haupt-Mann ist, mit den „Vielen den Bund stärkt für eine Jahrwoche“. Israel wird also zur Besiegelung der Weltpolitik und der Weltwirtschaft in den „Sattel“ des Tieres gesetzt. Ab Anfang der Jahrwoche ist Israel der Lenker der Weltgeschicke. - Was ab Mitte der Jahrwoche geschieht, können wir hier nicht behandeln. Da ist aber schon von Daniel ein revolutionärer Ausbruch höchsten Ausmaßes angezeigt, der das Opfer und die heilige Stätte betrifft. Religiöse Hintergründe führen zu diesem Bruch. Höre: Religionsprinzipien verursachen eine Regierungskatastrophe. - Aber nur Regierungskatastrophe.

Offenbarwerden des Boshaften

Die nächste Aufklärung soll uns Paulus geben. Er zeigt das „Offenbarwerden des Boshaften“ und deutet an, dass dieser Weltmann sich an die Spitze all dessen setzt, was „Gottesdienst und Gottesverehrung heißt“ (2Thes 2:4). Paulus hebt das religiöse Verhältnis ganz besonders hervor. Wohlgemerkt, der Weltführer handelt nicht antireligiös, sondern sehr religiös, indem er sich an die Spitze aller Religiosität setzt. Noch mehr, er setzt sich in den Tempel und gibt sich aus als Gott, d.h. als Gottes „Amtmann“, als der Stellvertreter Gottes. - Dass hier nur der Tempel in Jerusalem gemeint sein kann, dürfte jedermann klar sein. Darum hat er die „Vielen“ zur Bundesbesiegelung hinzugezogen. Israel - und wohl auch ein sehr humaner Israelit - machen die Spitze aus. Diese Spitze bleibt als Welt-Spitze bis zur Mitte der Jahrwoche. Und dann kommt ein Spitzen-Wechsel, der die Welteinheit und die Weltmacht nicht stört oder schwächt, sondern äußerst stärkt. Lies Offb 13:3-8! Diese Linie läuft weiter und erhält die äußerste Spitze, wie sie der Seher Johannes anzuzeigen hat:

„Diese werden streiten mit dem Lamm, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren, und der König aller Könige, und mit ihm die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen“ (Offb 17:14). Wie heißt das Prinzip, das den katastrophalen Beschluss herbeiführt? Religion! Höre: Welt-Religions-Beschluss! Dazu noch in der erschreckenden Art: „Kampf wider das Lamm!“ Man überlege, was die sehr religiöse Welt am Ende fertigbringt. Vorher waren noch die anderen Prinzipien stark beteiligt, sonderlich das Wirtschaftsprinzip. Man lese Offb 18. Da ist die „große Babylon“ angezeigt in politischen und wirtschaftlicher Hinsicht. Jetzt, d.h. am Abschluss des Weltgeschehens heißt es: „Diese werden streiten mit dem Lamm.“ Und die Folge? Wahrhaftig, ein Weltvereinigungsprozess, wie er nur im übelsten Sinne verstanden werden kann. Ein Prozess mit den schlimmsten Folgen: Endgültiges Gericht Gottes, Gericht Gottes aber einer Welt, die die Christuserlösung radikal ablehnt, weil sie an die tadellose Selbsterlösung glaubt. Der Vereinigungs-Prozess hat das Gipfelergebnis: „Ihr werdet sein wie Gott."

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85. Das wichtigste Endweltmerkmal